Max schüttelte den Kopf und erklärte, dass er nur nach einem alten Computer gesucht hatte. »Den könnte ich mit meinem Rechner vernetzen und hätte dann viel mehr Rechenpower!«
Unterdessen durchsuchten die Polizisten Brendels Laden, kontrollierten die Aktenordner hinter seinem Schreibtisch, zogen Kisten aus den Regalen, machten sie auf und machten sie wieder zu.
»Brendel soll ein Hehler sein?«, fragte Max. »Er soll geklaute Sachen von Dieben kaufen und weiterverkaufen?«
Kommissar Hansen nickte. »Wenn du es nicht weitererzählst: Wir sind ihm gestern auf die Spur gekommen, als wir zwei Flughafenarbeiter aus dem Frachtzentrum verhaftet haben, die gerade einige Kisten mit Speicherchips beiseite schafften. Mein Kollege Weber verhört die beiden gerade auf dem Präsidium. Vielleicht bekommt er noch etwas aus ihnen heraus.«
Kommissar Hansens Handy klingelte. »Ah, Weber!«, sagte er. »Wie sieht es aus?« Max konnte sehen, wie sich sein Gesicht verfinsterte. Dann beendete Kommissar Hansen das Gespräch und blätterte in der dünnen Akte, die er dabei hatte. »Die beiden Arbeiter behaupten steif und fest, sie hätten die Computerchips auf eigene Rechnung gestohlen!«, sagte er. »Koenig und Jonas, hier, das sind sie.« Max warf einen Blick auf die Bilder des Erkennungsdienstes in der Akte. »Michael Koenig« stand unter dem Bild eines kräftigen Burschen mit Glatze. Und »Carl Jonas« unter dem Foto eines schmalgesichtigen Mannes mit Schnauzbart. Kommissar Hansen klappte die Akte wieder zu und verstaute sie in seiner Jacke. Er zwinkerte Max zu. »Das muss aber unter uns bleiben, denn das sind eigentlich Dienstgeheimnisse.«
»Na klar!« Max zwinkerte zurück. »Detektive unterliegen der Schweigepflicht! Wieso glauben Sie denn, dass die beiden im Auftrag von Mario Brendel gestohlen haben?«
»Weil wir bei ihnen eine Visitenkarte von Brendel gefunden haben!«, sagte Kommissar Hansen. Er sah sich in dem Laden um und entdeckte die großen Kisten, die auch Max aufgefallen waren. Er studierte die Ladezettel: »Lieferung vom 12. März«, las er vor. »Absender Maxwell Corp. in San Francisco - Empfänger Rothenburg Electronics, hier in unserer Stadt.« Er griff zu seinem Handy und rief seinen Kollegen Weber im Präsidium an. »Schau mal nach, ob unter den Sendungen, die im Frachtzentrum des Flughafens gestohlen wurden, auch eine Lieferung von der Maxwell Corp. aus San Francisco war.« Er wartete, dann nickte er und legte auf.
»Und?«, fragte Max.
»Die Lieferung der Maxwell Corporation verschwand aus dem Frachtzentrum am Flughafen, ehe sie von Rothenburg Electronics abgeholt werden konnte. Und genau zu der Zeit, als sie verschwand, hatten auch Koenig und Jonas Dienst.« Er riss das Adresslabel von dem Karton ab und ging zu Mario Brendel. Der Elektronikhändler starrte ihm feindselig entgegen. »Ich verstehe nicht, was Sie mir vorwerfen!«, sagte er. »Ich kaufe Elektronikteile von jedem, der sie mir anbietet. Das ist nicht strafbar. Woher soll ich denn wissen, ob Teile gestohlen sind?«
Hansen legte ihm den Zettel vor. »Was ist mit diesen Teilen?«
»Die habe ich von einem Kunden gekauft«, behauptete Brendel. »Er heisst Rüdiger Mackenroth und behauptete, die Teile günstig von Rothenburg Electronics erworben zu haben.«
»Das kann aber auch nur eine Lüge von Ihnen sein!«, meinte Kommissar Hansen. »Warum geben Sie nicht auf? Wir haben Ihre Komplicen Koenig und Jonas aus dem Frachtzentrum am Flughafen schon verhaftet. Die beiden haben doch für sie gearbeitet, oder?«
»Niemand hat für mich gearbeitet!«, beteuerte Brendel. »Die beiden kenne ich nicht.« Er deutete auf die Aktenordner hinter sich. »Und wenn Sie hier jede Rechnung und jede Quittung einzeln durchsehen: Sie werden kein Geschäft mit einem Michael Koenig oder einem Carl Jonas finden. Dafür kann ich garantieren.«
Max sah Kommissar Hansen aufmerksam an. Stefans Vater kniff ein Auge zu, dann klappte er sein Handy auf und rief seinen Kollegen Weber an. »Sagen Sie Koenig und Jonas, dass wir Brendel festgenommen haben!«, sagte er. »Wir können jetzt beweisen, dass Brendel sie kennt und sie für ihn gearbeitet haben.«
»Was?«, fauchte Brendel. »Was für Beweise wollen Sie denn haben?«
»Na«, meinte Kommissar Hansen zu Max. »Hast du eine Ahnung, wie wir Herrn Brendel beweisen können, dass er Koenig und Jonas kennt?«
»Klar!«, sagte Max.
Hansen grinste Brendel an. »Dann hören Sie jetzt mal gut zu, Herr Brendel, wenn der Kleine Ihnen hier jetzt erklärt, welchen Fehler Sie gemacht haben.«
Was war Max und Kommissar Hansen aufgefallen?
Lösung:
Der Kommissar hatte die ganze Zeit nur von »Koenig und Jonas« gesprochen, aber Brendel erwähnte, dass er weder »Michael Koenig noch Carl Jonas« kennen würde - woher aber wusste er denn dann ihre Vornamen? Die hatte Max kurz zuvor auf den Fotos in Kommissar Hansens Akte gesehen.
Stefan hatte von manchen der Musiker, von denen Dieter Schiffer Autogramme besaß, noch nie etwas gehört. Schiffer hatte einen kleinen CD-Laden hier am Rand der Altstadt, aber viele seiner Besucher kamen nicht her, um sich das neueste Album irgendeiner Boygroup zu kaufen, sondern um sich Schiffers Autogrammsammlung in dem kleinen fensterlosen Raum hinter dem Geschäft anzusehen.
»Kennst du den?« Betty zeigte auf das Bild eines dicklichen Mannes in einem mit Glitzersteinen besetzten weißen Showanzug. »E- l - v - i« versuchte sie das Autogramm zu entziffern.
»Das ist Elvis Presley!«, stöhnte Stefan. »Den kenne ja sogar ich. Mein Großvater hat noch eine Menge alter Schallplatten von ihm!«
Der kleine Ausstellungsraum hatte nur eine Tür zum Laden, und durch die kam Schiffer jetzt herein. »Feierabend!« Er klatschte in die Hände. »Ich schließe den La...« Er brach ab und starrte auf einen Ausstellungstisch. »Das darf doch nicht wahr sein! Meine Beatles-Sammlung!«
Stefan und Betty sahen sofort, was er meinte: Von den vier Autogrammkarten, die ausgestellt gewesen waren, fehlte eine. Schiffers Stimme überschlug sich fast: »Diese vier Autogramme gehörten zusammen - ich habe sie mir persönlich geholt, als die Beatles auf Tournee hier in Deutschland waren.« Er deutete auf die drei Autogramme von George Harrison, Paul McCartney und Ringo Starr. »Jeder hat mir sein Autogramm persönlich gewidmet: For my friend Dieter Schiffer.«
Die Autogrammkarten steckten in aufstellbaren Plexiglasrahmen. An dem Platz, an dem das Bild von John Lennon gestanden haben musste, lag ein zusammengefalteter Brief.
»Vorsicht!«, sagte Stefan, als Schiffer danach griff. »Da könnten Fingerabdrücke...« Doch Schiffer hatte den Brief schon auseinandergefaltet. Stefan konnte mitlesen: »Wenn Sie das John Lennon-Autogramm wieder haben wollen, halten Sie tausend Euro bereit«, stand da in der Schrift eines Computerdruckers.
Schiffer schluckte. »Was soll das?«
»Das ist doch ein Fall für uns!« Betty präsentierte Schiffer eine Visitenkarte der DREI DETEKTIVE. »Sie haben doch bestimmt schon von uns gehört!«
»Heute Mittag waren alle vier Autogramme noch da!«, sagte Schiffer hektisch. »Um vierzehn Uhr, als ich den Laden geöffnet habe und die Alarmanlage hier hinten im Ausstellungsraum einschaltete, stand das John Lennon-Autogramm noch an seinem Platz.«
Stefan sah sich die beiden Metallschranken am Durchgang zum Plattenladen an. »Das ist Ihre Alarmanlage?«
Dieter Schiffer nickte. »Sie funktioniert genauso wie die Diebstahlsicherungen in Kaufhäusern. Auf jedem Autogramm ist ein Sicherheitsetikett angebracht, das einen Alarm auslöst, sobald man es durch die Sicherheitsschranke dort bewegt.«
»Aber heute Nachmittag wurde kein Alarm ausgelöst?«, vergewisserte sich Betty.
»Nein. Es waren auch nur ein paar Leute im Laden und hier in der Ausstellung.« Schiffer überlegte. »Ludmilla, meine geschiedene Frau!«, sagte er dann etwas kleinlaut. »Sie bekommt noch Geld von mir. Und mein Bruder Kuno. Der ist ständig pleite und versucht sich dauernd Geld von mir zu leihen. Ludmilla war gegen vierzehn Uhr zwanzig hier und ging zehn Minuten später. Sie hat ungefähr fünf Minuten hier hinten in der Ausstellung verbracht, weil ich gerade vorn im Laden einen Kunden bedient habe. Kuno kam dann gegen fünfzehn Uhr und hat versucht, mich anzupumpen. Als ich ihm kein Geld gegeben habe, hat er sich im Laden umgeschaut und ist danach noch kurz hier in den Ausstellungsraum gegangen. Was er hier gemacht hat, habe ich nicht gesehen, weil ich vorn auf ein paar Teenager aufpassen musste. Ihr wisst ja, diese Teenager...«
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