1 ...6 7 8 10 11 12 ...16 WALTHER: (nickt)
COOPER: Okay, ausnahmsweise.
WALTHER: (holt Luft)
COOPER: Aber fassen Sie sich kurz!
WALTHER: Ich habe die Dame, zu dem Zeitpunkt lebte sie noch, und ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich eine Dame war, sie wirkte zwar auf den ersten Blick vielleicht so, aber bei näherer Betrachtungsweise glaube ich schon, dass in diesem Fall Zweifel durchaus angebracht sein mögen, nun, ich habe sie hier in der Maschine getroffen, als ich gerade auf dem Weg zu meinem Platz war, ich sitze weiter hinten, müssen Sie wissen, in der Nähe der Toilette, was hilfreich ist, wenn man wie ich das Fliegen nicht so verträgt, da bin ich an ihr vorbeigegangen und da hat sie mich angesprochen und in eine Diskussion verwickelt.
COOPER: Was genau hat sie gesagt?
WALTHER: 'Guten Tag'.
COOPER: Und was sagten Sie?
WALTHER: Nun, ich war mir nicht sicher, ob ich sie zunächst darauf hinweisen sollte, dass es schon Abend war und das Wünschen eines guten Tages vielleicht zugunsten des Wünschens eines guten Abends angebrachter wäre und dann war ich mir natürlich nicht sicher, ob es überhaupt ein guter Tag gewesen ist, jedenfalls für jeden von uns und ob diese Anrede damit nicht völlig unangebracht sei, ganz besonders bei Mitreisenden, die vielleicht keinen so guten Tag gehabt hatten und eigentlich war ich in der Tat der Ansicht...
COOPER: Washaben Sie ihr geantwortet?
WALTHER: Ich kam gar nicht dazu, weil sich dieser Herr da an mir vorbeigedrängt hat (deutet auf JOSEF KRIST) und so kam diese Diskussion zu einem vorzeitigen Ende.
COOPER: Welche Diskussion?
WALTHER: Nun, nachdem Sie 'Guten Tag' gesagt hatte, war ich mir nicht sicher, ob ich sie zunächst darauf hinweisen sollte, dass es schon Abend war...
COOPER: Oh, dieDiskussion! Gab es ein weiteres derartig brisantes Zusammentreffen zwischen Ihnen beiden oder war das schon der Höhepunkt Ihrer aggressiven verbalen Auseinandersetzungen?
WALTHER: Das war erst der Anfang und natürlich konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, dass wir so abrupt unterbrochen worden waren, bevor ich ihr eine ihrer Behauptung angemessene Antwort gegeben hatte...
COOPER: Mit dieser Behauptung meinen Sie das Guten Tag ?!
WALTHER: Selbstverständlich, denn je länger ich darüber nachdachte, umso ungehaltener wurde ich darüber, dass mir hier von einer Frau, die vielleicht etwas von Pudeln oder anderen niederen Kreaturen versteht, mit Sicherheit aber nichts von Philosophie oder der Bedeutung des richtigen Wortes am richtigen Ort, eine solche Phrase an den Kopf geschleudert worden war, also ging ich nach dem Start zu ihr hin, um sie, in der mir eigenen höflichen...
COOPER: Und langatmigen!
WALTHER: ...Weise zur Rede zu stellen.
COOPER: Gab es Zeugen dafür?
WALTHER: Natürlich gab es die, denn als ich zu ihrem Platz ging und sie aufforderte, noch einmal zu überdenken, was sie gesagt und welche Meinung sie mir hier so einfach und unaufgefordert aufgedrängt, ja, mit welcher Lebenseinstellung sie mich konfrontiert hatte, da reagierte sie auf infame Weise, indem sie mich anschrie und anschrie und immer wieder anschrie.
COOPER: (sieht in die Runde) Hat irgendjemand von Ihnen gehört, was sie geschrieen hat? Als er sich mit ihr angelegt hat.
DR. S: Ja. Sie hat geschrieen: Halt die Klappe du Perverser!
COOPER: Das war alles?
(Die Passagiere nicken einstimmig)
WALTHER: Man hat mich ja schon als vieles bezeichnet...
COOPER: Kann ich mir vorstellen.
WALTHER: ...aber pervers war noch nicht dabei, um ehrlich zu sein, ich wusste gar nicht, was ich darauf erwidern, ja, wie ich darauf reagieren sollte, denn immerhin war es das zweite mal, dass mich diese wildfremde Frau in infamster Weise beleidigt hat und deshalb...
COOPER: ...haben Sie sie kurzerhand umgebracht?! (zum Publikum) Noch bevor ich den Satz zu ende gesprochen hatte, wurde mir klar, dass man dem Professor vieles unterstellen konnte, aber dass er „kurzerhand“ etwas tat, war wohl eher unwahrscheinlich.
WALTHER: Wenn ich doch nur so spontan wäre. Ach, wenn ich doch nur so spontan wäre!
COOPER: Haben Sie danach noch mal mit ihr gesprochen?
WALTHER: (schüttelt den Kopf)
COOPER: Gut, das war es fürs erste.
WALTHER: (geht wieder auf seinen Platz)
COOPER: (zum Publikum) Tja, wieder mal ein Gespräch, das mir nicht viel gebracht hat. Und wenn ich ehrlich bin: Von dem nächsten erwartete ich auch nicht viel mehr. (zu MARIA) Frau Krist, ich freue mich schon auf unsere Unterhaltung!
sechste Szene
MARIA: Ich warte immer noch auf das Frühstück!
COOPER: Vielleicht haben Sie bemerkt, dass ich im Moment andere Probleme habe.
MARIA: Ach ja, dieser dumme Mord. Pff. Das ist doch Ihre Ausrede für alles. Haben Sie da denn noch immer keine heiße Spur?
COOPER: Ich habe die Tatverdächtigen auf sieben Leute eingrenzen können.
MARIA: Sehr löblich. (rechnet nach) Sie meinen, alle, die hier an Bord sind. (rechnet noch mal nach) Da sind Sie dann ja auch dabei.
COOPER: Ich dachte, es wäre höflich, mich auch mitzuzählen. Rein... statistisch gesehen.
MARIA: Und wer verhört Sie?
COOPER: Warum machen Sie das nicht, wo wir schon mal dabei sind?
MARIA: Gute Idee. (setzt sich auf ihrem Platz zurecht) Nun, wo befanden Sie sich, als die Ermordete auf der Toilette war?
COOPER: Sie war auf der Toilette?
MARIA: Dreimal seit wir gestartet sind.
COOPER: Davon wusste ich nichts. Ich nehme an, ich befand mich zu der Zeit im Cockpit.
MARIA: Aha. Ich erinnere mich, dass die Ermordete sich während des Startvorgangs darüber beklagt hat, dass man ihr etwas angetan habe. Das könnte man als einen ersten Versuch eines Anschlags auf ihr Leben verstehen. Wo befanden Sie sich zu dieser Zeit?
COOPER: Sie meinen, während des Startvorgangs?!
MARIA: Ja.
COOPER: Definitiv im Cockpit.
MARIA: Gibt es dafür Zeugen?
COOPER: Ist die Maschine gestartet oder befinden wir uns noch auf dem Rollfeld?
MARIA: Pff! Haben Sie sich während des Fluges mit ihr unterhalten?
COOPER: Frau Krist, Sie haben bemerkt, dass die Ermordete dreimal auf Toilette war. Haben Sie während des Fluges Ihren Platz verlassen?
MARIA: Nein. Ich habe eine gut trainierte Blase.
COOPER: Dann wissen Sie doch wahrscheinlich sehr gut, ob ich mich während des Fluges mit ihr unterhalten habe oder nicht.
MARIA: Sehr clever, die Person, die Sie verhört als Ihr Alibi zu verwenden.
COOPER: Also?
MARIA: Nein, haben Sie nicht. (ihr fällt etwas ein) Jedenfalls nicht, bevor das Licht ausgeschaltet wurde. (denkt einen Moment darüber nach) Das erscheint mir ein wenig verdächtig. Warum wurde das Licht ausgeschaltet?
COOPER: Weil zwei Passagiere lauthals geschrieen haben: 'Machen Sie das verdammte Licht aus, wir wollen schlafen!'.
MARIA: Aha. Da haben wir doch schon mal zwei Verdächtige. Leute, die wollten, dass es dunkel ist. Die die Dunkelheit brauchten, um ihr grausames Verbrechen zu begehen. Nun, Herr Cooper, wer waren die beiden Passagiere?
COOPER: Einer war die Ermordete...
MARIA: Das hilft uns nicht weiter, es sei denn, sie war suizidgefährdet. Wissen Sie noch, wer die andere Person war?
COOPER: Das waren Sie!
MARIA: Oh.
COOPER: Das macht Sie natürlich verdächtig. Es legt nahe, dass Sie möglicherweise die Dunkelheit brauchten, um Ihr grausames Verbrechen...
MARIA: Machen Sie sich lustig über mich?
COOPER: Nur ein ganz kleines bisschen! So, ich glaube, ich bin an der Reihe. Also Sie haben die Ermordete beobachtet?
MARIA: Bis das Licht ausging. Danach habe ich geschlafen. Bis das Geschrei begann.
COOPER: Sie haben geschlafen? Die ganze Zeit?
MARIA: Nein, nicht die ganze Zeit. Aber viel zu sehen gab es ja nicht. Außer Sir Pudelwohl.
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