1 ...7 8 9 11 12 13 ...16 COOPER: Sir Pudelwohl?
MARIA: Ja, Sir Pudelwohl!
COOPER: (versteht nicht, wen oder was sie meinen könnte)
MARIA: (deutet auf den überdimensionalen Stoffpudel)
COOPER: Was? Der heißt Sir Pudelwohl? Und den konnten Sie sehen?
MARIA: Ja. Aber ich habe ihn extra dorthin gesetzt, damit ich ihn sehen konnte. Obwohl ich nicht gedacht hätte, dass das funktioniert, weil es dafür eigentlich zu dunkel war. Sehr merkwürdig.
COOPER: Das heißt, das Vieh gehört Ihnen?
MARIA: Das Vieh, wie Sie es nennen, ist die größte Ehre, die 'Ein Herz für vier Pfoten' zu verleihen hat.
COOPER: Ein Herz...
MARIA: ...für vier Pfoten, ja, die Zeitschrift, die ich herausgebe. Wie Sie möglicherweise wissen, bin ich die Herausgeberin der bedeutendsten Hundezeitschrift der Welt.
COOPER: Aha.
MARIA: Diesen selbstgefälligen Ton können Sie sich sparen. Wir sind ein bedeutendes Magazin und wir leisten eine wichtige Arbeit.
COOPER: Gehört da das Umbringen von Pudelzüchterinnen dazu?
MARIA: Darauf wollen Sie also hinaus. Welchen Grund ich haben könnte, Gloria Wunder zu ermorden. (lacht kühl) Ich hätte jeden Grund der Welt. Sie war eine furchtbare Frau. Und sie hatte ein furchtbares Ziel. Haben Sie sich mal mit ihrer Arbeit auseinandergesetzt?
COOPER: Pudelzüchtung fällt nicht unbedingt in meinen Fachbereich!
MARIA: Sie war ein Monster. Sie hat den kleinen Dingern ihre Seele genommen. Züchter sind das Letzte!Ein Hund ist ein natürliches Wesen, so wie Sie und ich (deutet auf JOSEF KRIST), wie er (ihr Finger landet bei STEFFI LAMOUR), nein, sie nicht, aber (sieht COOPER an) Sie verstehen, was ich meine. Ein Hund soll so aufwachsen, wie Gott ihn geschaffen hat – und nicht so, wie ihn so ein Miststück in ihrem Labor gezüchtet hat!
COOPER: Sie haben sie gekannt?
MARIA: Nicht persönlich. Ich habe Artikel über sie geschrieben in meiner Zeitung.
COOPER: Sicherlich nichts Schmeichelhaftes.
MARIA: Sie hat mehrfach angedroht, mich zu verklagen.
COOPER: Warum hat sie das nicht gemacht?
MARIA: Sie hates gemacht. Und sie war kurz davor, so einen gerichtlichen Erlass zu erwirken, dass ich mich ihr nicht näher als 30 Meter nähern darf. (sieht über ihre Schulter zu der Toten hinüber) Ich denke dafür ist es jetzt zu spät, oder?
COOPER: Nur, wenn sie in ihrem Testament festgelegt hat, dass Sie auch an der Beerdigung nicht teilnehmen dürfen. Und Sie sind sich heute das erste Mal begegnet?
MARIA: Das erste und wie ich vermute auch letzte Mal! Und Sie? Haben Sie eine gemeinsame Vergangenheit?
COOPER: Oh, natürlich. Ich fliege nur Leute, mit denen ich eine gemeinsame Vergangenheit habe.
MARIA: Mit mir haben Sie keine!
COOPER: Ich glaube, Sie waren noch nicht geboren, als die Ironie erfunden wurde.
MARIA: Danke für das Kompliment.
COOPER: Nun, wie Sie wissen, habe ich mal beim Geheimdienst gearbeitet.
MARIA: Wie aufregend.
COOPER: Ja, sehr aufregend! Jede Menge geheime Missionen, Sie wissen wie das ist. Leute in Krisengebiete hineinfliegen, Geiseln befreien, demokratisch gewählte Staatsoberhäupter in Bananenrepubliken ermorden, damit Amerika dort eine diktatorische Marionettenregierung einsetzen kann, all sowas. Und dann war da natürlich dieser eine Auftrag. Der Präsident sollte ermordet werden und ich sollte es verhindern. Es gab das Gerücht, jemand wollte bei einer Pudelschau eine Bombe in einem der kleinen Hunde verstecken!
MARIA: Oh nein!
COOPER: Oh doch! Ein tödlicher Pudel, der auf den Präsidenten angesetzt war. Ich war rechtzeitig vor Ort, um mir alle Pudel anzusehen. Die natürlichen erwiesen sich sofort als unverdächtig!
MARIA: (seufzt erleichtert)
COOPER: Aber da waren ja noch die gezüchteten. War es möglich, einen Pudel zu einer Bombe zu züchten? Stellen Sie es sich vor: Ein harmlos wirkendes, süßes kleines Tier, das jeder streicheln will. Der einfachste Weg, um ganz nah an seine Zielperson heranzukommen. Wenn es einem Züchter gelingen würde, einen Pudel so zu züchten, dass er selbst die Bombe wäre, dass er auf Knopfdruck explodieren würde, dann hätte er die perfekte Waffe für ein Attentat geschaffen. Jeder dieser preisgekrönten Hunde konnte die Bombe sein. Jeder!
MARIA: Und... was haben Sie getan?
COOPER: Ich hab die Hunde aus dem Verkehr gezogen!
MARIA: Ermordet?
COOPER: Nein. Aber der Präsident hätte einem der Hunde einen Preis verleihen sollen. Deshalb hab ich sie alle noch vor seiner Ankunft von der Pudelschau wegbringen lassen.
MARIA: Und... war einer von ihnen eine Bombe?
COOPER: Nein.
MARIA: Dann war alles ganz harmlos.
COOPER: Nein. Denn sie alle gehörten... (macht eine dramatische Pause)
MARIA: (sieht ihn unverwandt an, versteht den Hinweis nicht)
COOPER: (deutet auf die Ermordete) ...der berühmten Pudelzüchterin Gloria Wunder!
MARIA: (bleibt der Mund offen stehen)
COOPER: Das hatte natürlich Konsequenzen. Denn ich hatte ihr ihren großen Traum zerstört. Dass einer ihrer künstlichen Pudel durch die Hand des Präsidenten geadelt wurde. Stattdessen gab es einen Skandal, weil ihre Hunde angeblich in ein Attentat verwickelt sein sollten. Hat ihr nicht gefallen, ganz und gar nicht. Und da sie mit der Familie des Verteidigungsministers befreundet war, hat sie dafür gesorgt, dass ich gefeuert wurde.
MARIA: Ist das wahr?
COOPER: (seufzt) Sie meinen, dass ich Geheimagent bin? Und meine gefährlichen Missionen?
MARIA: Oh. (denkt darüber nach und wechselt schnell zu schnippisch) Wenn Sie die Ermordete noch nie vorher gesehen haben, dann hätten Sie das auch gleich sagen können! (erhebt sich und geht zurück zu ihrem Platz)
COOPER: (zum Publikum) Bevor ich den nächsten Verdächtigen verhöre, machen wir am besten eine kleine Pause. In dieser Zeit werden für Sie alle an der der Bar Getränke serviert. Machen Sie es sich gemütlich, wir setzen den Flug in ein paar Minuten fort.
AUSBLENDE
- PAUSE -
erste Szene
(MARIA KRIST geht auf COOPER zu.)
MARIA: Ich möchte mich beschweren.
COOPER: Na das ist ja mal eine Überraschung.
MARIA: Ach, finden Sie?
COOPER: Um ehrlich zu sein…
MARIA: Bitte, sein Sie nicht ehrlich.
COOPER: Es ist wirklich eine echte Überraschung. Und ich werde es bedauern, nach diesem Flug auf Ihre angenehme Gesellschaft verzichten zu müssen.
MARIA: Ach, vielen Dank. Sie sind so ein Schmeichler. Leider ändert das nichts an den Tatsachen.
COOPER: Es gibt Tatsachen?
MARIA: Ich glaube schon.
COOPER: Ich dachte, es gibt eine Leiche.
MARIA: Sie immer mit Ihrer Leiche. Wissen Sie, was für ein angenehmer Flug das geworden wäre ohne eine Leiche?!
COOPER: Aber es ist die Leiche einer Frau, die Sie nicht gemocht haben.
MARIA: Da haben Sie Recht, vielleicht ist dieser Flug doch nicht so schlecht wie ich dachte.
COOPER: Sehen Sie. Und da wollen Sie sich beschweren.
MARIA: Das will ich.
COOPER: Worüber?
MARIA: Nun, nach Ihrem kleinen Hinweis kann ich mich ja wohl kaum darüber beschweren, dass man hier eine Frau, die ich persönlich sehr abscheulich fand, einfach umgebracht hat.
COOPER: Das stimmt allerdings.
MARIA: Aber ich kann mich darüber beschweren, dass dieser durchaus erfreuliche Tod durchaus unerfreuliche Nebenwirkungen mit sich bringt.
COOPER: Das tut mir wirklich sehr leid.
MARIA: Nun, das ist ja schön und gut, aber ändern tun Sie damit nichts.
COOPER: Was sollte ich denn Ihrer Meinung nach ändern? Hätte ich, nachdem wir den Tod festgestellt haben, sofort umkehren sollen?
MARIA: Das wäre eine Möglichkeit gewesen.
COOPER: Müssen Sie nicht dringend so eine Art Tagung erreichen?
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