1 ...7 8 9 11 12 13 ...21 Der Mann mit der Narbe setze sich auf das Bett direkt neben sie. «Hat sie nie von mir erzählt? Ich bin Johnny.»
«Nein!», sagte sie leise und mit zittriger Stimme. Ihr ganzer Körper bebte vor Angst. Als er ihr nun so nahe war, kroch ein weiterer unheimlicher Schauer ihre Beine hinauf, über ihren Bauch bis zu ihrer Brust und dann an die Kehle. Es schnürte ihren Hals zu. Sie bekam kaum Luft.
«Das enttäuscht mich!», meinte er und es klang auch so. «Wir hatten eine schöne Zeit. Eine sehr schöne Zeit.»
«Ich ... ich weiß es nicht. Ich erinnere mich nicht», stotterte Maja. Sie wollte nichts falsch machen. Sie wollte ihn nicht verärgern. «Vielleicht doch ...»
«Waren es denn so viele nach mir? Außer deinem Vater?»
«Ich ... ich weiß es wirklich nicht», jammerte sie. «Sie redet mit mir nicht über ihre ... früheren Beziehungen.»
«Schade, wirklich schade», murmelte der Mann und strich ihr über die Jeans, direkt an ihrem Oberschenkel. Sie hatte unverändert genau das an, was sie bei ihrer Shopping-Tour getragen hatte.
Für Maja war es wie ein elektrischer Schlag. Seine Berührungen machten ihr Angst. Ihr Hals fühlte sich noch immer so an, als hätte ihr jemand ein Band herumgelegt und würde sie zuschnüren. «Bitte. Ich habe Ihnen nichts getan ...», sagte sie leise. Die siebzehnjährige Frau hatte Angst, panische Angst. Tausende von Gedanken gingen durch ihren Kopf.
«Klara, Maja, spielt das eine Rolle? Ihr seid eins. Mutter und Tochter. Und du bist ihr verdammt ähnlich. Ich will euch.»
«Was ... was haben Sie mit mir vor?», fragte sie ängstlich. Vielleicht wollte sie die Antwort gar nicht wissen.
Er schaute sie grinsend an. «Wir werden viel Spaß haben, Kleines. Ich werde viel Spaß haben. Noch mehr als mit deiner Mutter. Dieser Hure. Die mit diesem Typen verschwunden ist. Diesem Christoph.»
«Er ... er ist mein Stiefvater», meinte Maja mit zittriger Stimme.
«Ja, nicht einmal das hat dieser Typ hinbekommen. Er hat deine Mutter nicht verdient. Zumal sie sich von jemand anderem hat schwängern lassen, bevor sie ... diesen Christoph geheiratet hat.»
Sie schaute ihn irritiert an. Sie wusste nicht, von was er sprach. Ihr war klar, dass Christoph nicht ihr leiblicher Vater war. Und dass es irgendwo natürlich mal einen anderen Mann gegeben haben musste. Aber ihre Mutter nie über ihren leiblichen Vater gesprochen. Sie hatte das Thema immer abgeblockt.
«Du kannst es wiedergutmachen, was deine Mutter verbockt hat», er grinste sie spöttisch an und öffnete dann ihre Fesseln. «Willst du das?»
«Ich ... ich weiß nicht», sie sprach leise. Sie wusste nicht, was er meinte.
«Nun, du hast eh keine andere Wahl. Du gehörst mir. Mir ganz alleine.»
«Bitte!», flehte sie. «Ich habe nichts getan. Lassen Sie mich frei ...» Noch nie in ihrem ganzen Leben war sie so verzweifelt gewesen und hatte dermaßen Angst.
«Wo ist dein Freund hin?», fragte Daniel und setzte sich wieder an seinen Platz.
Die junge Frau seufzte. «Er ist mein Ex.»
«Habe ich verstanden!», meinte er und trank einen Schluck Bier. Das Essen rührte er nicht mehr an. Es war in der Zwischenzeit ohnehin kalt.
«Er ist sauer. Weil ich ihm nicht helfe Jenny rumzubekommen.»
«Jenny.», Daniel winkte nebenbei die Bedienung zu sich. «Deine Freundin, auf die er steht?»
«Ja», nickte sie. «Sie kommt auch gleich.»
«Und er ist nicht mehr da? Was für eine Schande ...»
«Er war sauer und ist einfach gegangen. Dass sie kommt, weiß er gar nicht. Ich habe sie danach angerufen.»
«Wie dumm für ihn», murmelte Daniel. Er bestellte sich noch ein Bier. Immer wieder starrte er auf sein Handy. Die aktuelle Situation beunruhigte ihn. Er war einiges gewohnt und hatte im Leben schon viel durchgemacht. Aber er hasste es, wenn er nicht die Kontrolle hatte oder zumindest das Gefühl etwas tun zu können. Im Moment fühlte er sich wie der Spielball eines Verrückten.
«Bist du öfter hier?», fragte die junge Frau. Daniel schätzte sie auf zwanzig Jahre. Vielleicht einundzwanzig.
«Wie heißt du überhaupt?», erwiderte er mit einer Gegenfrage.
«Ich bin die Miri», meinte sie. «Und du?»
«Thomas», log Daniel.
«Cool», erwiderte sie.
Daniel wusste nicht, was daran cool war. Aber er wollte auch nicht den Oberlehrer spielen.
«Jenny! Ich bin hier!», rief Miri plötzlich ziemlich laut.
Daniel blickte zum Eingang. Dort kam eine recht aufreizend gekleidete Blondine. Hochhackige Schuhe, enge Jeans und eine Bluse, die ziemlich viel von ihrer Oberweite präsentierte. Als sie näherkam und ihre Freundin begrüßte, sah Daniel, dass sie zu viel Makeup trug. Zumindest für seinen Geschmack. Lange Nägel zierten ihre Finger und zahlreiche Armreifen schmückten ihr Handgelenk.
«Das ist Thomas», meinte Miri.
Jenny grinste. «Der alte Typ, der Marc empfohlen hat, dass er mir Schwanzbilder schicken soll?»
Die Bezeichnung «alter Typ» stieß Daniel sauer auf. Am liebsten hätte er etwas erwidert.
«Genau der.»
«So alt sieht er gar nicht aus», grinste die Blondine und setzte sich. Es machte die Sache nicht besser.
Ihre Handtasche, die wie ein Designerstück aussehen sollte, aber vermutlich eine billige Fälschung war, legte sie auf den Tisch. Es war nicht so, dass Daniel es beurteilen konnte. Aber teure Damentaschen passten einfach nicht zu ihr. «Was hast du gegen Schwanzbilder?»
«Ist die Frage ernsthaft, Alter?», sie blickte ihn kritisch an.
«Ja, ist sie», meinte Daniel.
«Echt, Alter. Das geht mal gar nicht.»
Ihm ging das Wort «Alter» schon nach dem ersten Mal auf den Geist. Aber er ließ sich nichts anmerken. «Wäre es dir lieber, wenn er dir ein Bild von seinem Porsche schickt?»
«Klar, wenn er einen hätte», grinste sie.
Miri schmunzelte und schaute ihn mit einem süffisanten Blick an. «Hast du denn einen Porsche?»
«Nein. Aber einen Schwanz», meinte Daniel und trank sein Bier aus. «Mädels, lasst uns doch nicht über Prestigeobjekte quatschen. Kommt mit mir nach Hause. Wir machen einen teuren Wein auf, ziehen uns aus und genießen das Leben. Was haltet ihr davon?»
«Wie bist du denn drauf?», fragte die blonde Jenny. «Gott, ist das eine billige Anmache.»
«Ihr könntet ein bisschen knutschen, euch ausziehen, an euch rummachen», meinte Daniel. «Herrgott. Lebt euer Leben. Ihr seid jung. Nutzt die Zeit.»
«Mit so einem wie dir?», fragte Miri. Sie wirkte jedoch keineswegs abgeneigt. Das spürte Daniel sofort. Sie war der Schlüssel. Blondie hingegen war eher kritisch.
«Ihr werdet eines Tages aufstehen, in den Spiegel schauen und merken, es wird Zeit euch an Enkelkindern zu erfreuen. Das wird die neue Schönheit eures Lebens sein», sagte Daniel.
«Du bist schon ein Arschloch, weißt du das?», meinte Jenny.
Daniel nickte. «Wenn einer das weiß, dann ich. Herrje, ich muss damit leben. Und das ist nicht immer einfach.»
Miri grinste. «Man weiß nie wirklich, was bei dir nun ernst gemeint ist und was nicht.»
«Ernst gemeint ist, dass ich nun zu mir nach Hause gehe. Ob ihr mitkommt oder nicht.»
«Wir kommen definitiv nicht mit», sagte Jenny laut und deutlich.
«Oh Mist!», Miri zog den Kopf ein.
«Was?», fragte ihre Freundin.
«Marc kommt wieder. Und er sieht nicht begeistert aus.»
Das war er tatsächlich nicht. Er kam näher, blieb für einen Moment stehen und blickte Miri an. «Toll. Ihr lästert über mich?»
«Was meinst du?», fragte Miri.
Marc zeigte sein Handy. Daniel konnte nicht sehen, was dort stand. Aber es war ein Facebook-Post.
Miri schaute Jenny an. «Ernsthaft?»
«Was steht da?», fragte Daniel. Es nervte ihn.
Miri las vor. «Gehe jetzt ins Giesinger Bräu. Mir den Schwachmaten anschauen, der Marc empfohlen hat mir seinen Mirkopenis als Selfie zu schicken.»
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