Melanie Weber-Tilse - Zwischen Auftrag und Liebe

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Victoria Gold, genannt Vicky, hat eigentlich alles, was man sich nur wünschen kann: Sie stammt aus reichem Elternhaus und sieht wunderschön aus. Aber anstatt, wie von ihrem Vater gewünscht, zu studieren, widmet sie sich den Straßenkindern und trainiert sie.
Vincent Parker hat den Auftrag, an Jace Gold – Vickys Bruder – heranzukommen. In der Trainingshalle, wo Vicky die Straßenkinder trainiert, trifft Vincent auf sie. Als Vicky überfallen wird, rettet Vincent ihr das Leben. Für ihn ist das ein absoluter Glücksfall, denn über sie kommt er einfacher an Jace heran.
Was Vincent am Anfang als leichter Auftrag erschien, wird immer schwieriger, je näher er Vicky kommt. Und irgendwann muss er sich entscheiden: Auftrag oder Liebe.
**Das Buch ist in sich abgeschlossen, wer aber die Vorgeschichte von Kathy und Jace kennenlernen möchte, sollte zuerst das Buch «Rette mich Jace!» lesen***

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Daher gab sie einen Termin vor und verabschiedete sich schnell von allen. Sogar Barney, der mit ihr über den Umbau sprechen wollte, vertröstete sie auf morgen.

Sie musste jetzt hier raus. Auf keinen Fall konnte sie noch einmal diesem Vincent gegenüber treten. Er brachte sie durcheinander und das gefiel ihr ganz und gar nicht.

Schnell warf sie ihre Tasche auf den Rücksitz und fuhr vom Parkplatz herunter. Vicky musste ein kleines Stück durch verschiedene Seitenstraßen des Viertels fahren.

Sie bog in eine kleine Gasse ab, die sie irgendwann entdeckt hatte und die eine Abkürzung darstellte. Hart musste sie auf die Bremse treten, als mehrere Personen ihr fast vor das Auto rannten. Sie erkannte den Jungen, dem sie vorhin eine Lektion erteilt hatte, mit zwei älteren Männern. Die Blicke versprachen nichts Gutes und Vicky legte sofort den Rückwärtsgang ein. Doch beim Blick in den Rückspiegel keuchte sie auf. Dort standen auch zwei Männer.

Sie musste eine schnelle Lösung finden. Zwar schloss ihr Auto beim Losfahren automatisch die Türen ab, doch das würde die Typen ganz sicher nicht aufhalten. Die meisten von ihnen hatten Pistolen, Eisenstangen oder Baseballschläger und eine Autoscheibe war schnell kaputt geschlagen.

Sollte sie einfach Gas geben und dann nach Möglichkeit vielleicht jemanden überfahren?

Vicky hatte einige Sekunden zu lange überlegt, denn das Splittern des Beifahrerfensters riss sie aus den Gedanken. Immer noch standen die drei Typen vor ihrem Auto und immer noch war die Angst in ihr zu groß, jemanden zu überfahren.

Also wählte sie eine komplett irrsinnige Lösung. Sie riss am Hebel der Tür und sprang sofort aus dem Wagen, als diese sich öffnete. Da hinter dem Wagen nur noch ein Mann war, und der andere gerade dabei war ins Auto zu kommen, wählte sie diesen Weg. Sie sprintete los, schlug im Vorbeilaufen dem Mann ihre Faust ins Gesicht, sprang seitlich über ihn hinweg und rannte dann weiter.

Zum Glück war das Überraschungsmoment auf ihrer Seite, sonst wäre der Mann nicht so leicht zu überrumpeln gewesen und das hätte sie wertvolle Zeit gekostet. Und noch mehr Glück hatte sie, dass sie immer noch ihre Sportkleidung trug und keine Sandalen, Pumps oder High Heels.

Natürlich könnten die Männer ihr auch einfach in den Rücken schießen, aber sie wusste, dass das für sie viel zu einfach war. Sie wollten Vicky eine Abreibung verpassen und sie nicht umbringen. Und da war es üblich, das mit den Fäusten zu erledigen.

Vicky hatte schon ein gutes Stück zurückgelegt und war kurz davor, die Gasse zu verlassen, als sie unsanft am Arm herumgerissen wurde. Mit voller Wucht krachte sie an die Hauswand und die Luft wurde ihr aus den Lungen gedrückt. Der Schmerz jagte durch ihren Rücken.

Schnell waren die anderen bei ihr und fixierten sie. Hinüber war die ganze Selbstverteidigungs-Ausbildung, denn gegen fünf Angreifer, von denen zwei sie festhielten, kam sie nicht an. Außerdem hatte sie sich noch nicht ganz von dem Aufprall erholt.

Zusätzlich zum Schmerz im Rücken, raste nun einer durch ihre Eingeweide und ließ sie sich nach vorne krümmen.

„Na Schlampe, jetzt spuckst du keine großen Töne mehr.“ Der Junge hatte ihr seine Faust in den Magen gerammt und Vicky stöhnt auf.

„Richtet sie auf“, brüllte er die beiden Typen an. Dann explodierte ein Schmerz in ihrem Kiefer, als er ihr grob ins Gesicht schlug. Sie schmeckte den metallenen Geschmack von Blut. Ihre Lippe war aufgeplatzt, hoffentlich aber nicht ihr Kiefer gebrochen.

„Und nun Schlampe werde ich dir zeigen, was es heißt, mich zu demütigen.“

Vicky riss die Augen auf, als sie mitbekam, dass er dabei war, seine Hose zu öffnen. Fuck, er wollte sie doch jetzt nicht hier vergewaltigen?

Die anderen Männer grölten und feuerten ihn an. „Los, zeig der verfickten Schlampe, wo der Hammer hängt.“

Der Typ hatte schon die Hose in den Kniekehlen hängen, als der erste Mann durch die Luft flog. Blitzschnell wurde einer nach dem anderen niedergestreckt und als die zwei Stützen Vicky losließen, sank sie keuchend auf die Knie. Von dort unten sah sie zu, wie Vincent einen nach dem anderen verprügelte.

Zum Schluss packte er sich den Jungen und rammte ihm sein Knie in die Genitalien.

Vincent

V

incent überquerte gerade die Straße, als er das Grölen von einigen Männern hörte. An sich ignorierte er diese Ansammlungen, denn Schlägereien gehörten hier zur Tagesordnung.

Doch etwas ließ ihn innehalten. Als er die Stimme des Jungen erkannte, wurde ihm ganz anders.

„Und nun Schlampe, werde ich dir zeigen, was es heißt, mich zu demütigen.“

Bei diesem Satz ließ er seine Tasche fallen und sprintete los. Er konnte sich nämlich denken, wen derjenige mit Schlampe meinte.

Als er in die Gasse einbog und Vicky sah, wie die Typen sie festhielten, wie der Junge seine Hose runterließ und auch noch angefeuert wurde, brannte eine Sicherung bei ihm durch.

Er packte sich den Ersten und drosch auf ihn ein. Keiner von denen würde Vicky noch einmal anpacken, keiner von denen würde ihr auch nochmal ein Haar krümmen.

Als Letzten packte er sich den Jungen und rammte ihm mit voller Wucht sein Knie in die offen liegenden Weichteile. Der würde Tage nicht mehr pinkeln können und nur noch mit Schmerzen laufen. Am liebsten hätte er ihm allerdings das Genick gebrochen. Ein kleiner Funke Verantwortungsbewusstsein war aber noch vorhanden. Der Junge war minderjährig und Vincent stand eigentlich auf der anderen Seite des Gesetzes. Eigentlich. Leider.

Er riss ihn wieder auf die Beine und schaute ihn fest in die Augen. „Wenn du, oder die anderen, noch einmal Hand an Vicky legt, dann bringe ich euch um. Und nun verpiss dich.“ Der Typ kroch mehr, als das er ging, aber das war Vincent egal.

Schnell kniete er sich zu Vicky hinunter und sah sie besorgt an. „Scheiße, das sieht nicht gut aus.“

„Es geht schon“, keuchte Vicky. „Hilfst du mir bitte hoch?“

Vincent fasste sie vorsichtig unter die Arme und zog sie auf die Füße. Ihr Stöhnen erschreckte ihn. „Wo hast du Schmerzen?“

„Frag lieber, wo ich keine habe“, presste sie hervor. „Aber am schlimmsten sind die im Rücken.“

Vincent erstarrte, denn er wusste, dass Rückenverletzungen sehr gefährlich sein konnten.

„Darf ich?“, fragte er, bevor er vorsichtig ihr Shirt nach oben schob, nachdem sie zustimmend genickt hatte.

Auf dem Rücken bildeten sich schon die ersten Hämatome. Vorsichtig tastete er den Rücken ab und merkte schnell, dass hier keine gravierende Verletzung vorhanden war. Prellungen und Quetschungen taten aber leider auch sehr weh.

„Wo steht dein Auto?“

„Da vorne.“

Vincent sah die Gasse entlang und entdeckte ihren weißen Flitzer.

Langsam ging er mit ihr zum Wagen. Da Scherben auf dem Beifahrersitz lagen, verfrachtete er sie kurzerhand auf den Rücksitz.

„Wo soll ich dich hinbringen? Krankenhaus, nach Hause?“

„Zu dir“, kam prompt ihre Antwort.

Vincent schaute sie verwundert im Rückspiegel an. „Zu mir? Bist du dir sicher?“

„Ja. Ich kann sonst nirgends hin, ohne dass auffliegt, was mit mir geschehen ist. Bitte, Vincent!“

„Ok.“ Er legte den Gang ein und fuhr los.

Vicky

S

ie hatte es kaum glauben können, dass sie nun auf dem Weg zu Vincent waren. Aber Vicky konnte sich unmöglich in dieser Verfassung ihrer Familie zeigen. Ihre Eltern würden sich bestätigt fühlen und ihr sofort den Umgang mit den Straßenkids verbieten und Jace würde es sich nicht nehmen lassen, alle Typen eigenhändig umzubringen.

Beides waren keine Optionen für sie. Nun blieb also nur noch Option Nummer drei: Vincent. Verdammt, vor dem sie vorhin noch aus der Halle regelrecht geflohen war, war nun ihre Lösung.

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