Größte Herausforderung war, den Niveau-Unterschied aufzufangen, ohne die Stiel-Eiche und die Birke zu beschädigen. „Die Bäume wurden geschützt, indem wir das Holzdeck auf Stelzen gebaut und die Fläche nicht einfach aufgefüllt haben. Sogar die massiven Felsen und Steinblöcke stehen auf solchen Stelzen“, berichtet Ben Uhlmann. So ergeben sich spannungsreiche Gartenbilder, wie etwa das der alten Birke mit markanter Felslandschaft und Quellstein-Brunnen. Zusammen mit der Sandfläche wird daraus ein unkonventioneller Spielplatz für ausgiebiges Bauen und Matschen.
Bäume wie ein Ginkgo ( Ginkgo biloba 'Horizontalis') und ein Amberbaum (Liquidambar styraciflua) markieren den Weg durch die verschiedenen Räume, die ineinander übergehen. Dank des milden Seeklimas gedeihen hier auch mediterrane Schönheiten wie etwa ein Mandelbaum (Prunus triloba) . Gut sichtbare Bereiche schmücken sich mit der verschwenderischen Blütenfülle der Stauden, darunter insektenfreundliche Hängepolster-Glockenblumen (Campanula poscharskyana) und Pfingstrosen mit duftenden purpurroten Blüten (Paeonia lactiflora 'Karl Rosenfield'). Weniger sichtbare Bereiche beleben effektive Bodendecker wie die Elfenblume ( Epimedium x perralchicum 'Frohnleiten') – so hält sich der Pflegeaufwand im Familiengarten in Grenzen.
Thun, Kanton Bern, Schweiz
405 m 2
Gartenkultur AG
Gartenkultur AG
Sam Bosshard Fotografie
„Der Familiengarten wirkt großzügig, weil die Räume richtig gegliedert sind.“
(V. L. N. R.) TOBIAS BRÄKER, BEN UHLMANN, RAPHAEL BRÄKER UND BENJAMIN BOSSHARD
PLAN
1Wohnhaus
2Terrasse mit Sitzbank und Hecke
3Pergola mit Schaukel
4Felslandschaft mit Qellstein-Brunnen
5Sitzplatz unter alter Eiche
Inspired by Nature – Landschaften und Gärten
Adieu Tristesse!
Die Wegeführung von der Straße zum Haus führt in weichen Schwüngen in den hinteren Bereich.
Kleine Gärten spannend zu gestalten – das ist wahre Kunst! Dieser Schattengarten mitten in der Großstadt ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie dies mit Raumbildung und einer an die Lichtverhältnisse angepassten Pflanzung gelingen kann.
Das schöne Münchner Stadthaus war vor der Umgestaltung von einem in die Jahre gekommenen Garten umgeben, in dem viel Betonstein verarbeitet war. Das Grundstück erfuhr durch das Planungsbüro Inspired by Nature unter der Federführung von Martin Oelkers eine mutige Umgestaltung. Besondere Herausforderungen dabei: Das grüne Refugium ist nur ca. 260 m 2groß und durch den vorhandenen Baumbestand, vor allem alte Eichen, stark schattiert.
Die Jury war sich einig, dass die Umgestaltung in jeder Beziehung geglückt ist. Das Konzept des Gartens zeigt beispielhaft, wie durch eine Bepflanzung mit sorgfältig ausgewählten Stauden in Kombination mit einer gelungenen Wegeführung – als Bodenbelag wurde bayerischer Granit gewählt – eine harmonische Einheit entsteht. Als sei der Garten schon seit Jahren eingewachsen – so wirkt er auf den Betrachter. Die hohen Eichen liefern nun die passende Kulisse für wintergrüne Stauden und ausgewählte Schattengehölze.
Das vorher etwas düstere Erscheinungsbild des Gartens ist jetzt durch das Spiel von Licht und Schatten freundlich und zeitlos elegant mit edler Note. Ein schöner Ort, um Kraft zu tanken – sei es bei einem Rundgang durch das abwechslungsreiche Grün oder beim Entspannen auf der großzügigen Terrasse vor dem Haus. Ein gelungenes Beispiel für einen stimmungsvoll gestalteten kleinen Garten mit großer Pflanzenvielfalt.
Wolfgang Bohlsen
Lounge statt Garage: So ein einladendes Plätzchen mit Glasdach und Holzdeck kann man aus einer ehemaligen Garage machen.
Die Lichtspiele unter den alten Eichen machen einen Gutteil der Atmosphäre aus.
Nahezu die Hälfte der Beläge musste auf Wurzelbrücken aus verzinktem Stahlgitter zum Schutz der alten Eichen verlegt werden.
Pflanzenreichtum unter alten Eichen: Immergrüne und wintergrüne Schattenstauden und Waldstauden entwickeln sich zu einer dichten, strukturreichen Bepflanzung.
Milde Spätsommersonne fällt durch die Kronen der schlanken, über hundert Jahre alten Eichen auf strukturreiche Staudenbeete, die den geschwungenen Weg begleiten – ein Licht- und Schattenspiel, das sich ständig verändert. „Das Licht im Schattengarten und die Wirkung der verschiedenen Grüntöne – das macht diesen Garten aus“, sagt Gartenarchitekt Martin Oelkers. Der kleine Stadtgarten wirkt wie gewachsen, tatsächlich wurde er aber erst vor zwei Jahren komplett umgebaut. Früher war der Eindruck düster und wenig belebt. Spärlicher Rasen kümmerte vor sich hin, die Beete blieben wegen des hohen Schattendrucks unter den hohen Eichen unansehnlich und karg. Quadratische Betonplatten führten schnurgerade auf das Haus zu, sodass man die kleine Grünfläche mit einem Blick erfasst hatte.
Als das Wohnhaus umgebaut wurde und sich stärker nach außen hin öffnete, war klar: Der Garten muss einladender und wohnlicher werden. Dafür veränderte der Gartenarchitekt nahezu alles. Der Eingang, früher einmal hinter dem Haus, kam an die Seite. Die Wegeführung von der Straße zum Haus, ursprünglich senkrecht bzw. parallel zu den Hauskanten, führt nun in weichen Schwüngen in den hinteren Bereich. „Die Zuwegung teilt das Grundstück jetzt nicht mehr in zwei Hälften. Auf dem geschwungenen Weg kann man durch den Garten ‚wandeln‘, ohne dass es gekünstelt wirkt – es ergibt sich vielmehr wie zufällig“, erklärt Martin Oelkers.
Wie Kuchenstücke reihen sich die Granitstein-Platten aneinander. Sie wurden am Computer vorgeplant, entsprechend im Werk so produziert, nummeriert und dann nach Verlegeplan gesetzt. Nahezu die Hälfte der Beläge musste dabei auf Wurzelbrücken aus verzinktem Stahlgitter zum Schutz der alten Eichen verlegt werden – eine Herausforderung auf dieser kleinen Fläche.
Читать дальше