Die arme Frau Liutenant tat wie ihr befohlen.
„Mit sofortiger Wirkung befördere ich Sie in den Rang eines Liutenant Commander! Commander, rühren.“ Sie tat es, wie im Traum. Volz schüttelte ihr die Hand.
„Herzlichen Glückwunsch!“ Mboukos verheulte Gesicht begann zu strahlen, ihr kam es immer noch wie ein komischer Traum vor.
„Sir“, sagte nun Captain Blisset, „sie kommt gerade erst von der Offizierschule und würde gleich mehrere Dienstgrade überspringen!“
„Tatsächlich“, entgegnete Volz amüsiert, „lernen die da doch noch was vernünftiges, außer Rudelbumsen?“ Endlich lachten alle Entspannt, sogar Sophie. Endlich Verstand sie was hier los war und Jan handelte auf Befehl, der war so irre, hätte auch von ihm selbst sein können.
„Natürlich“, führte Jan weiter aus, „hätte ich, wäre dies ein realer Alarm gewesen, genau so gehandelt wie in dieser Simulation. Wie alle, außer die beiden „Schwarzen Schafe“. Da kann ich wohl schlecht uns alle bestrafen, habe keine Lust auf Liegestützen.“ Alle Lachten, noch eine Stufe Entspannter. „Aber, es hätte genauso gut doch ein Angriff gegen unsere Zivilisation sein können, und da waren alle voll auf dem Posten, also sehr gut. Wir hätten trotzdem Informationen sammeln müssen, versuchen Kontakt herzustellen! Sei es drum, wir wissen es nicht, es gibt keine Musterlösung. Kritik schadet nicht. Das bedeutet aber nicht“, er wandte sich wieder Mbouko zu, „dass du ab jetzt jeden meiner Befehle ausdiskutieren sollst“, Jan holte tief Luft, solche Ansprachen kotzten ihn an, „sonst muss ich dich sehr schnell zum Crewman degradieren, dann musst du, von morgens bis abends, die Toiletten reinigen, trotz Reinigungsroboter, mit deiner eigenen Zahnbürste, die du auch zum Zähneputzen benutzen musst, was kontrolliert wird. Und noch schlimmer: auch meine Toilette. Das gilt für alle! Viel Spaß dabei?“
Alle konnten sich nicht mehr halten, auch Mbouko erleichtert, vor Lachen. Es war auch ein gewaltiger Brocken, der von allen abfiel. Jan fiel noch ein, dass er fast Sophie vergessen hätte.
„Und dich“, er deutete auf Sophie, „kleine, Ungehorsame Schwester, kann ich leider nicht befördern. Oder möchtest du gerne Päpstin werden?“
„Das geht nicht…“ Wollte Sophie schon wieder meckern, aber sie sah, dass alle Lachten.
Bin ich die einzige, die seinen abartigen Humor nicht versteht?
„Na wenn“, fuhr Jan fort, „ein paar Megatonnen auf den Petersdom zielen, wird der dir freudig sein Amt überlassen!“ Die Leute konnten sich nicht mehr einkriegen. Sophie kam wieder ein gruseliger Gedanke. Kleine, Ungehorsame Schwester, hat der mich gerade genannt. Genau wie gestern Abend, als er besoffen etwas von seinem Pornotempel lallte. Mein Gott, er kann sich daran noch erinnern. Was wenn er das andere auch mitbekommen hat? Hoffentlich war der schon am Schlafen?
„So, jetzt entspannt Mal, ich bin weg!“ sagte Jan kurz und ging von dannen. Sophie musste sich noch etwas sammeln. Dann zog es auch sie weg.
„Ich muss noch ins Büro.“ Sagte sie und schlich ebenfalls davon. Sie lief in den Gang, Richtung Ring fünf. Sie sah Jan und rief ihm zu.
„Hey, warte mal, ich kann nicht im Stechschritt, zu kurze Beine!“ Jan drehte sich kurz um und wurde langsamer. Sie holte ihn ein.
„Falls du was zu benörgeln hast, Beschwerden gehen an Henson, ist auf seinem Misthaufen gewachsen. Abgesehen davon, wollte ich schon immer gerne mit Atomraketen herumspielen.“ Jan war gut gelaunt.
„Nein, keine Beschwerden, hast du gut gemacht. Aber warum hast du mich nicht informiert?“
„Warum? Das hätte mich um den Spaß gebracht dich Fesseln zu lassen!“ Jan lachte fies.
„Aber halt!“ Jan blieb stehen. „Ich habe doch einen schrecklichen Fehler gemacht!“
„Was?“ rief Sophie, leicht panisch. „Was denn?“
„Ich hätte euch erst in die Arrestzelle werfen lassen sollen, wie geplant. Dann hätte ich persönlich eine ausführliche Leibesvisitation an euch durchführen müssen! Verdacht auf Kollaboration mit dem Feind und so!“ Ein flotter dreier, dachte er noch gierig. Er grinste lüsternd. Sophie kreuzte die Arme vor der Brust.
„Ja, ja, Heidnischer Lüstling!“
„Warum nicht? Werde mich erst einmal hinlegen, bin wohl noch müde von Gestern.“
Er grinste wieder, so komisch, zweideutig.
Er weiß es, dachte Sophie, ihr wurde schwindelig. Ablenkung!
„Ich lege mich auch hin, hab die ganze Nacht nicht geschlafen.“
„Dann könnten wir ja zusammen, zum wohle der Umwelt…“
„…Nein“, sagte sie entschieden, „wir müssen aber nach Frau Miller sehen, die hat sich ziemlich erschrocken.“ Sie waren endlich am Büro und traten, nach der Auge/ Daumen Prozedur, ein. Frau Miller saß auf der Sitzecke, mit einer noch halb vollen Flasche Wein, recht aufgelöst.
„Kinders“, sagte sie ermüdet, „wie könnt ihr mich, in meinem Alter, so erschrecken? Zigarette!“ befahl sie Jan und streckte die Hand aus. Jan gab ihr eine, plus Feuer und zündete sich selbst auch eine an.
„Keine Sorge“, meinte er beschwichtigend, „ ich werde ihnen noch eine Stange überlassen, zum Abschied!“
„Sehr schön, da wird sich mein Mann freuen, als militanter Nichtraucher!“
„Diesmal“, sagte Sophie, „ist General Henson schuld, nicht Jan, der hat ihm das befohlen!“
„Wie bitte! Ich hoffe der Hummer von gestern kommt ihm wieder hoch!“
„Wenn ich den das nächste Mal sehe, hebt der ein Meter ab, versprochen, von uns allen drei!“
Jan drückte seine Kippe aus und ging Richtung Ausgang.
„Bis morgen und bis später.“ Sagte er im rausgehen.
„Bis morgen.“ „Bis später“. Sagten die beiden.
„So so, bis später?“ sagte Frau Miller, zu Sophie, als Jan raus war, wieder mit einem blöden grinsen im Gesicht.
Es war später. Jan war schon eine halbe Stunde auf. 19:43 Uhr zeigte sein HT, das auf dem Tisch lag. Er stand auf und ging raus. Es war dunkel. Das Spezialdach, oben zeigte den 1:1 abgebildeten Sternhimmel über der Ares. Überall waren Nachbildungen von alten Straßenlaternen. Der weg war nicht weit, am Energie vorbei, dann noch ein paar Meter, da war es auch schon. Jan ging am Gebäude vorbei, linker Außenbereich. Ein bereits Reservierter Tisch, alles mitsamt Stühlen aus Bambus. Links, die Grenze zum Griechen, war abgetrennt mit einem kleinen Zierfischteich. Zwischen den Tischen waren, Kokosnusspalmen. Leichte, aber uralte Rockmusik kam aus den Boxen, die überall schienen. Trotz der Musik eine exotische Atmosphäre, hatte er sonst, im Energie, gar nicht so wahrgenommen. Gut, lag vielleicht an der Sauferei. Vielleicht doch keine so schlechte Idee, von der kleinen, Ungehorsamen Nonne. Der Bedienung sagte er, dass noch jemand kommt, er bestellte sich aber schon mal eine Cola. Nach einigen Minuten kam die Kellnerin mit einem großen Glas Cola, stellte es auf dem Tisch.
„Verzeihung, Sir“, fragte die Bedienung Ungläubig, „sind Sie Vielleicht General Volz?“
„Leibhaftig!“ Antwortete Jan, schlimmes befürchtend.
„Schwester Sophie lässt ausrichten, dass sie einige Minuten später kommt. Sie hat noch ein dringendes Gespräch.“
„Alles klar, besten Dank.“ Erwiderte Jan erleichtert. Hauptsache die widerspenstige kommt heute Abend noch.
Er steckte sich erst mal eine Denk- Zigarette an. Es waren ungefähr zehn Tische, davon die hälfte besetzt. Nette Gegend. Könnte mich daran gewöhnen, wenn nur dieser blöde Job nicht wäre. Okay, man kann nicht alles haben.
Er schaute sich die Palmen an. Oh, da oben, ein Gecko, das gibt’s doch nicht.
Die Ares war für Langzeitmissionen ausgelegt. Man musste damit rechnen, dass man Monate, vielleicht Jahre keinen bewohnbaren Planeten fand. Selbst wenn man einen Erdähnlichen fand, der aber die dreifache Masse der Erde hätte, würde es nur für einen Kurztrip reichen, dass auch nur unter größten Anstrengungen, man würde sein dreifaches Gewicht mit sich schleppen. Also hatte man Versucht, auf der Ares, alle möglichen Kleinigkeiten zu berücksichtigen, um der Besatzung den Aufenthalt so Angenehm wie möglich zu gestalten.
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