„Mir egal. Wie viel Uhr ist es denn?“
Sophie schaute auf ihr HT, ungläubig.
„12:14 Uhr sagte sie, ganz schön spät!“ richtete sie sich vorwurfsvoll an Jan.
„So spät? Da ist mein Dienstliches Mittagsbier schon längst überfällig!“
Jan ging zum Kühlschrank, in der Küche, und holte sich erst mal eine schöne, kalte Pulle. Sophie war schon wieder verärgert.
„Heute ist Samstag, du bist nicht im Dienst!“
„Ich bin immer im Dienst, deshalb muss ich auch immer diesen Scheiß hier saufen!“
Sophie wollte sich schon wieder empören, aber sie dachte nach.
Befehlen kann ich dem sowieso nichts, und wenn würde er es extra machen, um mich zu bestrafen. Mal was anderes versuchen, auch wenn es nichts bringt, wenigstens versuchen…
„Du könntest heute mal aussetzen, mit dem Alkohol, das wäre sehr nett von dir. Außerdem würde ich dann heute Abend mit dir Essen gehen, falls du mich Einladen würdest!“
sagte sie gut gelaunt, aber sicher, dass er sich nicht darauf einlassen würde.
Jan hatte das Feuerzeug schon am Kronkorken angesetzt, dann dachte er wiederum nach.
Ich hatte schon ein paar Mal gedacht, die wollte was und immer war es April, April. Gut Essen gehen, ist bei jeder anderen Frau ein halber Schritt ins Bett, bei der hier wohl nicht, da ist es wirklich nur Essen gehen, zwecks Nahrungsaufnahme. Aber was habe ich zu verlieren?
Jan nahm das Feuerzeug und steckte sich damit erst einmal eine Zigarette an und brachte die Pulle zurück zum Kühlschrank und nahm sich eine Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten.
„Dein Wunsch“, murmelte er, „ist mir Befehl, Göttin! Heute Abend 20:00 Uhr, China Restaurant Schanghai, hab ich ein paar Meter hinter Energie gesehen?“
„Ja, gerne“, entgegnete Sophie leise und überrascht, „sehr nett von dir.“
„Kein Problem und meinetwegen kannst du mich heute Abend auch mit dem HT scannen, dass ich wirklich den ganzen Tag nichts gesoffen habe!“
„Das ist wohl nicht nötig, dass glaube ich dir dann auch so, ist auch privat und ich habe keine Lust dich zu überwachen. Du bist mein Vorgesetzter nicht umgekehrt.“
„Ach ja, ich erinnere mich so vage.“
„Also bis nachher.“ Sagte Sophie, gut gelaunt.
„Bis denn.“ Sagte Jan, ebenfalls gut gelaunt. Sophie ging. Jan überlegte noch etwas, ging ja wieder. Vielleicht habe ich es die letzte Zeit etwas übertrieben? Wohl auf dem Mars schon? Normal hätte jede andere ihre Bewerbung schon zurückgezogen oder hätte sich ausgezogen! Die da klebt immer noch an mir wie eine Klette? Werde es mal etwas ruhiger angehen lassen. Muss wohl auch langsam anfangen wieder Soldat zu spielen, ab Montag oder so….
Der Fernseher schaltete sich ein, unten der rote Schriftzug –bitte auf Kanal 1 gehen- Oberkommando. Jan schaltete Kanal 1 ein. Das Bild von General Henson erschien.
„Dir ist“, kam Jan ihn zuvor, „eingefallen, dass du immer noch nicht deinen Arschtritt bekommen hast und jetzt willst du um genau diesen betteln, damit….“
„…Halts Maul“, unterbrach Henson ihn schlecht gelaunt, „ich habe schlechte Nachrichten, ganz schlechte, es… was ist das denn, du trinkst Kaffee?“
„Wieso, ist das Verboten oder was? Ich kann dir auch mit Kaffee einen Arschtritt verpassen! Was gibt’s?“
„Umso besser, ein fast klarer Kopf! Also pass auf….“
Die innere Röhre der Ares war so konzipiert, dass es eigentlich mehrere Ringe waren, die verbunden waren und alle einzeln, mit Fusionsreaktoren angetrieben wurden, mit der gleichen Rotationsgeschwindigkeit. Fiel ein Reaktor aus, ging ein Reservereaktor ans Netz, für die Übergangszeit, oder bei Totalausfall eines Ringes, zogen die anderen Einheiten den defekten mit. Ein Totalausfall eines Ringes, entkoppelt von den anderen, würde bedeuten, dass dort die Schwerkraft ausfiel und die Leute umherfliegen würden. Wäre die Schwerkraft wieder da, hätte man sehr viele verletzte und Todesfälle, gerade in Star City, weil dort die Freizeitanlagen waren und es nicht bis oben verbaut war, würden die Leute aus bis zu fünfzig Meter zu Boden fallen, überlebt wohl nur Jans Tigerkatze. Das war Ring fünf, dahinter, neben Jans Büro und Unterkunft war Deck sechs. Dort befand sich auch der „Gefechtsstand“, im Kern war dies ein Oval mit fünfzig Meter im Durchmesser, wo der Captain und die meisten Führungsoffiziere Arbeiteten. Daneben, den ganzen Ring, 360° entlang, waren alle Technischen, Computereinheiten, und alles was für den Betrieb des Raumschiffs Notwendig war zusammen. Im „Gefechtsstand“ lief dann alles zusammen. Der gesamte Ring sechs war als Autarkes System gebaut, nach allen Seiten, auch zu den benachbarten Ringen, mit einer zwei Meter dicken Speziallegierung Gepanzert. Diese, wie auch die Legierung der Außenhaut, war so geheim, dass selbst ich nicht weiß woraus die bestand! Außerdem war Ring sechs als Überlebenseinheit konzipiert, falls das gesamte Schiff auseinander brechen würde, könnte dieser Teil weiter funktionieren, es hatte sogar ein eigenes Antriebssystem und eigene, kleine Waffensysteme. Um diesen Bereich, war die Außenröhre ebenfalls besonders verstärkt, was von Außen so aussah, dass das Raumschiff in der Mitte dicker war, es war aber ein fließender Übergang, wie bei früheren, Aerodynamischen Luftfahrzeugen, es hatte aber bei der Ares nur Ästhetische Gründe, denn Aerodynamik spielte im Weltall keine Rolle, wegen fehlender Luft.
Captain Jeanette Blisset stand im Zentrum des Ovals, vom Gefechtsstand. Um ihr herum waren einige Offiziere an ihren Konsolen beschäftig. An den vier Seiten waren je ein großer Bildschirm angebracht, Vorne und hinten (Bug und Heck) die größten, links (backbord) und rechts (steuerbord) etwas kleinere. Es waren natürlich keine Fenster an Bord, sie waren ja in der inneren „Röhre“, sondern einfach nur Bildschirme, die das Außenbild von Kameras auf die Bildschirme übertrugen, 1:1 in Echtzeit. Captain Blisset schaute auf den Backbordschirm. Ein Phantastischer Ausblick auf die rote Oberfläche des Mars, aus der Umlaufbahn in 24 000 Kilometer höhe. Sie war in Gedanken versunken. Sie hatte ihr gesamtes Leben, voller Disziplin und Entbehrungen voll und ganz den Streitkräften gewidmet. Ein Privatleben gab es für sie nicht, dies war ihr Leben und es wurde belohnt mit dem Kommando über dieses Raumschiff, das dass Schicksal der Menschheit verändern könnte. Für ihre Karriere hatte sie alles gegeben, selbst eine eigene Familie zu Gründen, tat sie nicht, obwohl sie es unbedingt wollte. Aber dies hier war größer wie alles, alles wofür sie in ihrem Leben Arbeitete konzentrierte sich nun auf dieses Schiff. Trotz allem war sie eine Gläubige Katholikin und war froh darüber, dass eine Nonne an der Seite dieses Komischen Kommandeurs war. Bereits am ersten Tag nach ihrer Ankunft hatte sie mit der Nonne gesprochen. Sie verstanden sich gleich auf Anhieb gut und sie hat ihr die Freigabe für den Gefechtsstand gegeben, als linke Hand des Kommandeurs wollte sie dem nicht gleich vergraulen.
„Captain“, unterbrach sie Commander Morris, erster Offizier, in ihren Gedanken, „General Volz hat sich immer noch nicht gemeldet.“
„Aber an Bord ist er, oder wie?“
„Ja Sir, ist bereits am Donnerstag angekommen. Es gibt da wohl ein paar verstörende Gerüchte.“
„Sie meinen das mit den Liegestützen und so? Habe ich auch schon gehört.“
„Und der soll wohl nur in Zivil herum laufen. In einer Bar hat der wohl auch Oberst Myers Liegestützen machen lassen, einfach so, zur Belustigung einiger Anwesenden.“
„Wäre vielleicht ganz gut, wenn die Crew etwas mehr Disziplin eingehämmert bekommt. Ich kann nicht überall sein und Myers kann ich keine Disziplinaren Befehle geben. General Henson soll in dieser Bar auch gewesen sein, wir sollten also nicht zu vorschnell Urteilen, neue Besen kehren manchmal recht ordentlich.“
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