1 ...7 8 9 11 12 13 ...21 „Also gut, dann sagen Sie ihr bitte, dass sie den Job hat. Aber meckern und nörgeln Sie bitte noch die ganze Zeit extrem fies, dass wir nehmen müssten was kommt und so weiter!“
„Das können Sie ihr doch selbst sagen, sie hat eine Nachricht für Sie hinterlassen.“ Frau Miller nahm nun von ihrem Schreibtisch ein sehr altmodisches aber neues Stück Papier und las laut vor: „Hallo Jan, bin nach Feierabend mit ein paar Arbeitskolleginnen im Cafe Energie. Kannst ja vorbei kommen, ab ca. 15:35 Uhr. Gruß Sw. Sophie.“
Jetzt hatte Frau Miller Jans blödes Grinsen im Gesicht, kannte ihn ja schon lange genug.
„So so, Jan?“
„Wie viel Uhr haben wir jetzt?“ Fragte Jan Verwirrt.
„Da oben, hinter mir, habe ich extra eine Uhr hinhängen lassen, weil Sie ihr HT ja nie dabei haben!“ Sie zeigte hinter sich. Stimmt, da hang eine große, Altertümlich wirkende Uhr, mit Gigantischem Zifferblatt, 15:41 Uhr.
„Wann soll die sich morgen bei ihnen melden?“
„So von 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr, nur erstmal ein bis zwei Stunden, Vorabgespräch.“
„Gut, sage ich ihr, wenn ich die gleich Absaue!“
„Absauen? Warum?“
„Warum nicht? Zur Begrüßung. Mir ist gerade danach!“
„Ja ja ja, muss eine interessante Woche auf dem Mars gewesen sein?“ Sie grinste weiterhin blöd.
„Wie alt ist die eigentlich?“ fragte Jan beiläufig.
„Wer denn?“ Fragte nun Frau Miller, weiterhin blöd grinsend.
„Die olle Nonne.“ Jan war jetzt etwas muffelig.
„Ach die. Laut Unterlagen einundvierzig.“
„Echt? Ich muss los, bis morgen.“
„Bis morgen dann, in aller Verwirrtheit!“
Das gibt’s doch nicht! Fast mein Alter. Dabei sieht die noch so frisch aus, lebt wohl gesünder als ich?
Jan sah zu, dass er schnell aus dem Büro kam, bevor die gute Frau Miller noch mehr komische Fragen stellte. Wäre die ein zwanzigjähriger Leutnant, hätte er die fünfhundert Liegestützen machen lassen, aber so ging das ja leider nicht. Jan blickte sich um.
Wo ist denn dieses ominöse Cafe. zwanzig Meter vor ihn, sah ihm ein Oberleutnant an. Der brüllte auf einmal, wie auf dem Exerzierplatz:
„Hey, Sie da, wo ist ihr Ausweis, was machen Sie hier?“
Jan zog seinen kleinen Kunststoffausweis aus der Vordertasche seiner Jeans und hielt ihn den Offizier hin. Der Oberleutnant blickte ungläubig auf den Ausweis und sah Jan noch einmal genau, prüfend an. Dann schlug er, Kreidebleich, die Hacken zusammen, ging in Grundstellung und machte Meldung.
„Rühren“, sagte Jan nur trocken, der Oberleutnant rührte sich, „da Sie zufällig hier sind, kennen Sie das Cafe Energie?“
„Jawohl Herr General, Einhundert Meter geradeaus, dann zehn Meter rechts.“ Er zeigte mit der Hand die Richtung.
„Okay, danke, einhundert Liegestützen!“ Sagte Jan freundlich.
„Wie bitte?“ Der Offizier war verwirrt.
„Auf den Scheiß Boden mit dir und einhundert Liegestützen!!“ Brüllte Jan nun seinerseits, sehr Militärisch, Unfreundlich, den Oberleutnant an. Der tat, wie ihm befohlen wurde. Irgendeinen musste er gerade bestrafen. Jan ging in die gezeigte Richtung.
Ah, da ist dieses merkwürdige Cafe. Wo sind die Mädels? Ah, da!
Sophie hatte ihn bereits Entdeckt und winkte, stand auf und ging zu Jan. Sie umarmten sich kurz, Jan flüsterte leise in ihr Ohr.
„Ich mache alles!“ Die Nonne versuchte dies zu ignorieren und stellte ihn den anderen vor.
„Dies ist, äh, Jan, wir kennen uns vom Mars.“ Jan bestellte sich schnell, bei der vorbeilaufenden Kellnerin, sein Heiliges Hopfen und Malz Kaltgetränk.
„Hallo die Damen.“ Er schüttelte jeder einzeln die Hand und setzte sich dann neben Sophie.
Maria, Sozialarbeiterin fragte Jan:
„Wo Arbeitest du denn so? Bist du auch Zivilist?“
„Jetzt bin ich Zivilist, wenn mir danach ist, muss ich auch Mal etwas Soldat spielen.“ Entgegnete Jan gut gelaunt.
„Er ist“, ergänzte Sophie, „Offizier!“
„Tatsächlich“, meinte Maria erstaunt, „siehst gar nicht so aus.“
„Doch, doch“, sagte Jan nun ganz stolz, „bin gerade hier angekommen und habe schon so an die zwanzig Offiziere Sinnlose Tätigkeiten machen lassen. Die hassen mich jetzt, läuft also ganz gut, für den ersten Tag.“ Jan lachte wieder fies, die Mädels auch, außer Sophie.
„Da sei mal froh“, sagte Melanie lachend, „dass du dem ober- Chef hier nicht begegnet bist, der soll total heavy sein.“
„Schläft wahrscheinlich in seiner Uniform!“ Ergänzte Tina, beide ebenfalls Sozialarbeiterinnen.
„Und“, sagte Jan jetzt lachend, „ist Triebgesteuert mit einem komplett- Dachschaden.“ Alle krümmten sich vor Lachen, außer Sophie, die hatte wieder einen knallroten Kopf und war stinksauer.
„Triebgesteuert?“ Fragte Ivana. „Ein Fall für mich.“
„Wieso“, fragte Jan lachend, „was ist dein Fachgebiet?“
„Sexualtherapeutin!“
„Interessant, und was macht ihr da so? Ficken?“
Stille.
Alle sahen Jan an, als hätte der dreimal gehörnte, Leibhaftige, persönlich etwas gesagt.
Dann lachten alle wieder, konnten sich nicht mehr halten. Sophie stupste Jan leicht an.
„Irgendwann musst du ihnen sowieso sagen, dass du der Kommandeur hier bist.“ Flüsterte sie ihn ins Ohr.
„Sag du es doch!“ Nach längerem Gegacker, kriegten sich die Mädels langsam wieder ein. Jetzt kam Sophies dramatischer Auftritt.
„Mädels“, begann Sophie Ernst, „dieser hier“, sie zeigte mit dem Zeigefinger auf Jan, „ist Brigadegeneral Jan Volz, Kommandeur der Ares und des Vorauskommandos!“
Wieder beklemmende Stille. Dann schrieen sie lauter wie bisher, tränen kullerten vor Lachen, sie schlugen mit den Händen auf den Tisch.
„Zeig ihnen deinen Truppenausweis.“ Befahl Sophie Jan.
„In dem Zustand halten die den für eine Fälschung.“ Meinte Jan analytisch.
„Oder Befehle irgendeinem hohen Soldaten irgendwas.“ Jan überlegte.
„Kennen die wohl hier Oberst Roger Myers, Kommandeur des 1. Luftlanderegiments und Chef der Sicherheit?“
„Na klar, ein ganz gemeiner, Rücksichtsloser Offizier.“
„Ein alter Kumpel von mir, ich bin noch gemeiner und Rücksichtsloser.“ Jan lachte wieder, wie immer, fies. Sophie glaubte ihm kein Wort, sie glaubte an das gute im Menschen, selbst bei Jan. „Kannst du mir mal kurz Dein HT leihen?“ Fragte er Sophie.
„Klar, hier.“ Sie gab es Jan. Er ging ein Stück weit weg, so dass ihn niemand hören konnte und sagte auf das HT „Oberst Roger Myers.“ Nach einer weile sah man das Bild eines Mannes, mitte 40, Stoppelhaarschnitt, kantiges Gesicht, knallharter Soldat. Beim HT zeigte das Gerät des angerufenen auch den Namen des Anrufers.
„Na so was“, sagte Myers, „seine Exzellenz ist auch schon eingetrudelt, oder sollte ich besser sagen Schwester Sophie, dass…“
„…Halts Maul“, unterbrach Jan ihn wirsch, „und beweg deinen dummen, unnützen Arsch hier rüber, Cafe Energie!“ Jan legte auf, seine Laune wurde immer besser. Er setzte sich wieder zu den „Damen“.
„Sophie.“ Sagte er zu Sophie.
„Ja.“
„Mir ist schon auf dem Mars aufgefallen, dass du ziemlich oft Gesichtsverfärbungen hast. Wäre es nicht besser einen Arzt zu konsultieren?“
„Nein, es ist nur so, dass ich im Kloster eben keine Abartigen Perversionen gehört habe. Erst seit…, seit…, ja, seit ich dich kenne!“
„Danke, sehr freundlich von dir“, Jan blickte auf, Myers war im Anmarsch, „und gleich lernt Ihr alle noch etwas dazu, Prost!“ Er nahm noch einen ordentlichen Schluck.
„Wir bekommen Besuch!“ Sagte Sophie etwas lauter, an alle gerichtet.
Alle, außer Sophie und Jan, blickten Ängstlich und Verschämt auf den gemeinen und Rücksichtslosen Oberst Myers. Hatten sie zu laut gelacht, oder hatte jemand mitbekommen, das sie sich über den schrecklichen Kommandeur hier lustig machten? Sie hatten Die schlimmsten Befürchtungen. Myers stand nun vor dem Tisch und richtete sich an Jan.
Читать дальше