Irgendwie ist heute wieder so ein Tag,
an dem mir alles durch den Kopf geht.
Mein ganzes Leben.
Naja, nicht ganz, an die erste paar Jahre kann ich mich nicht mehr erinnern.
Scheiß Vergesslichkeit; -)
Ein paar absolut glückliche Situationen kommen hoch.
Mit meiner Frau, meinen Kindern und unser Hund.
Ansonsten sehe ich nur Demütigung, Lügen, zu hohe Erwartungen, falsche Eltern und Geschwister, angebliche Freunde, haltlose Versprechen, Telefonterror, Vorwürfe und ... und
TOD!
Ja, der Tod, mein Tod, gehört schon sehr lange zu meinem Leben.
Immer wieder stelle ich mir meine Beerdigung vor,
die ich als Zuschauer von oben betrachte.
Immer wieder dieselbe Szene.
Immer wieder die Hoffnung, dass es real sei.
Immer wieder die Hoffnung, einzuschlafen ohne wach zu werden.
Jepp.
Doch Selbstmord?
Ich weiß nicht.
Ich möchte zwar oft nicht mehr hier sein,
aber Selbstmord ist nicht unbedingt der richtige Weg „Dorthin“.
Selbstmord hört sich so brutal an.
Ich mag keine Gewalt.
Ich mag aber so auch nicht weiter.
Eine Alternative?
Wie wäre es, freiwillig zu dem ersten Team zu gehören, das zum Mars fliegt.
Mehrere Jahre Flugzeit.
Eigentlich keine Chance auf eine Rückkehr.
Ja, könnte ich mal drüber nachdenken.
Oder?
Würde jemand mit kommen?
Es gibt Momente,
in denen fühlt man sich von allen
unverstanden, verarscht,
verlassen, ignoriert.
Es gibt Momente, in denen will man einfach nur weg.
Weg aus dieser Gesellschaft.
Weg von „diesen“ Menschen.
Weg aus diesem Leben.
Weit, weit weg.
Es gibt Momente,
in denen der Verstand keine Kontrolle mehr hat,
in denen die Gefühle überhand nehmen,
in denen Wort fehlen,
in denen alles weh tut,
in denen die Kraft sich völlig entfernt hat.
Oft gibt es diese scheiß Momente,
nicht steuerbar,
nicht kontrollierbar.
Warum muss ich immer Geduld haben,
wenn die, die mir das sagen, keine Geduld mit mir haben?
Warum versuche ich immer noch auf die Frage „Wie gehts Dir“ ehrlich zu antworten,
wenn sich der, der fragt, umdreht und nicht zuhört?
Warum schreibe ich Briefe und E-Mails,
wenn diese doch nur bis zum zweiten Satz gelesen werden?
Warum versuche ich mich an Gesprächen zu beteiligen,
wenn die Worte nicht raus kommen?
Warum glaube ich immer noch an das Gute im Menschen,
wenn ich immer wieder vom Gegenteil überzeugt werde?
Warum ziehe ich mich immer wieder zurück,
wenn ich Nähe brauche?
Warum bin ich noch hier,
wenn ich keinen Sinn mehr sehe?
Habe mich eben mal mit dem Mann im Spiegel unterhalten.
Er machte so einen bedrückten Eindruck.
Ich fragte ihn,
seit wann er eigentlich schon in meinem Spiegel sei,
ich meinte mich daran zu erinnern,
das dort auch einmal jemand gewesen sei,
der fröhlicher und zuversichtlicher war.
ER konnte sich zuerst nicht erinnern.
Dann stellten wir aber fest,
dass zwischendurch doch mal
so ein fröhlicher und zuversichtlicher Kerl da war.
Aber immer nur für recht kurze Zeit.
Immer nur vorübergehend.
Dann dachte der Mann in Spiegel nach
und war sich sicher,
dass das aber jetzt auch schon Jahre her ist.
War bestimmt nur eine Aushilfe.
Hat bestimmt mittlerweile einen anderen Spiegel
zugewiesen bekommen.
Gute Nacht, bis morgen.
Warum heißt es eigentlich immer:
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“?
Ist es nicht gerade die Hoffnung,
die irgendwann als Erstes stirbt
und damit Menschen in die Verzweiflung treibt?
Ist es nicht die verloren gegangene Hoffnung,
die Depressionen, Selbstverletzungen, Burn-out, etc. mit verursacht.
Ist es nicht die abhandengekommene Hoffnung,
die Menschen sterben lässt?
Ist es nicht die Hoffnung,
die einem durch Misshandlungen zuerst genommen wird?
Kann mich bitte jemand mal wecken.
Es muss doch alles nur ein Traum sein!
Oder ist es doch die Wirklichkeit?
Was passiert mit mir?
Wer bin ich eigentlich?
Ich weiß es nicht mehr.
Es ist alles so unwirklich,
so unheimlich,
so unrealistisch.
Träume platzen.
Menschen gehen.
Und ich? ... Keine Ahnung.
Manchmal sehe ich mir selbst zu und denke:
• das bin doch nicht ich.
• morgen früh wache ich auf und alles ist gut.
Doch „Nein“, kein Aufwachen, kein Gut, kein ich.
Alles geht kaputt, ... wegen mir.
Ich möchte gehen, ... oder aufwachen.
Ich möchte ich sein.
Ist der Traum das Leben
oder ist das Leben nur ein Traum?
Was ist Realität, was nicht?
Was war Realität und was nicht?
Manchmal ist mir das nicht mehr klar.
Was ist, wenn der Traum platzt?
Wie sieht dann die Realität aus?
Was ist, wenn frühere Realität zum Traumata wird?
Ist dann die frühere Realität nur ein Traum
oder ist es jetzt wieder Realität?
Gibt es eine Grenze zwischen Traum und Realität?
Wenn ja, wo kann ich sie finden.
Ich weiß, dass es schwer ist, wenn man weiß,
dass es zu Ende geht.
Gönne Dir doch bitte die letzten Tage
einfach mal Ruhe.
Lass die Menschen
einfach mal ein paar Tage in Ruhe.
Alle wissen,
dass Du noch viel mehr zu bieten hast,
aber es reicht jetzt wirklich.
Ich bitte Dich inständig.
Ich habe genug abbekommen.
Ich möchte die Welt
nicht mit Dir zusammen verlassen.
Du kannst meinen Namen
auch ruhig von der Liste streichen,
von der Liste die Du dem Jahr 2017 übergeben wirst, von der schwarzen Liste!
Vergiss einfach die schwarze Liste,
schmeiß sie weg.
Lass das neue Jahr selbst entscheiden, unvoreingenommen.
Gib allen Menschen eine reale Chance.
Viele Dank
Fest der vielen Geschenke.
Fest der Enttäuschungen.
Fest des Essens.
Fest der Heuchelei.
Fest des Kitsches.
Fest der ach so tollen Freunde.
Fest der Hektik.
Fest der Tränen.
Fest der Gemeinheiten.
Fest des Einkaufstresses.
Fest des gegenseitigen Übertreffens.
Fest des Besuchens.
Fest des Konsums.
Fest der Kaufleute.
Weihnachten?
Wo ist die Besinnlichkeit?
Wo ist die Ruhe?
Wo ist die Zeit für einander?
Wo ist die wahre Liebe?
Weihnachten?
2016 begann hoffnungsvoll.
Ich habe endlich einen festen Therapieplatz.
Die Option der psychosomatischen Reha wird realistisch.
Die Reha wird beantragt und genehmigt.
Mitte des Jahres ist es soweit.
Sechs Wochen Reha.
Sechs Wochen raus aus allem.
Sechs Wochen Menschen, die mich verstehen.
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