im Kreis ohne Ausfahrt.
Depressionen sind eine klasse Krankheit
man kann zuhause bleiben solange man will
man kann machen was man will
beantwortet den Kollegen jeden Tag mal eben so 2 oder 3 Fragen
kann ins Café gehen
kann in der Stadt bummeln und shoppen
kann den ganzen Tag fern sehen
macht mal eben den Garten fertig
darf sich wochenlang mit seine Hobbys beschäftigen
und, und, und
...
geht Euch allen doch sicherlich genauso, ODER?
...
Zumindest gibt mir mein Umfeld das Gefühl als wäre das so.
...
Ach, und alle haben ja sooooo viel Verständnis,
und alle können einen ja sooooo gut verstehen.
...
Und dann, wenn sie vor dem Grab stehen,
können sie es nicht verstehen.
Der hatte doch nur Depressionen
Die hatte er doch gut im Griff.
War doch immer freundlich und lächelte
Was hatte der denn?
Woran ist er eigentlich genau gestorben.
...
Ich hasse die Welt.
Ich hasse mich
Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr!!!
Eigentlich wäre es an der Zeit zu schlafen.
Ich wäre auch so weit.
Aber einige andere mal wieder nicht.
In mir tobt noch jemand, der am liebsten jetzt noch alles zu Klump hauen würde.
Der Tinnitus macht Radau für zwei und die Gedanken erzählen noch Geschichten von früher,
die niemand hören möchte.
Fast normale Nacht also.
Ach ja und kalte Füße hab ich auch.
Gute Nacht.
Seit ziemlich genau 1 Jahr
versuchen meine Psychotherapeutin und ich
herauszufinden was alles mit mir,
in mir los ist.
Herauszufinden was die Ursachen und Gründe
für meine Depression,
mein PTBS und mein Tinnitus sind.
Stückchen für Stückchen haben wir entdeckt.
Daraus ergab sich bald ein Bild,
aber keines was für meine Therapeutin komplett und zufriedenstellend war.
Wahrscheinlich haben wir nun endlich das letzte Puzzleteil dazu gefunden.
Ihre Diagnose heute:
schwere Depression mit PTBS und Tinnitus + (neu)heftiger Burnout.
O.K. nicht unbedingt verwunderlich.
Nichts völlig Überraschendes.
Doch ihre Aussage,
dass ich wahrscheinlich nicht wieder Vollzeit arbeiten werden kann,
war für mich ein kleiner Schock.
Jetzt einige Stunden danach,
eigentlich auch nicht mehr wirklich verwunderlich.
Jetzt heißt es, mein Leben neu zu planen.
Mein Arbeitsleben umzustrukturieren.
Mein verdrängtes ICH endlich befreien
und Platz in meinem Leben zu geben.
Das alles ganz in Ruhe und ohne etwas zu überstürzen.
Die Alternative, die ich sehe, möchte keiner akzeptieren.
Heute ist es das erste Mal seit langem, das ich am Ende des Tunnels einen winzig kleinen Lichtschimmer erahne.
Es keimt, trotz Existenzängste, ein wenig Hoffnung.
Gedanken, Gefühle, Angst, Tag und Nacht.
Die Diagnose und Prognose meiner Therapeutin gestern
war doch irgendwie ein Schock.
Nicht wirklich überraschend.
Trotzdem fühlt es sich an wie eine emotionale Ohrfeige.
Kraftlos, wertlos und nun auch NUTZLOS.
Mich verblüffen Menschen aus meinem Umfeld immer wieder.
Wir waren heute auf einem Geburtstag.
Dort waren einige Menschen, die mich gut kennen.
Die von meiner Depression und Krankschreibung wissen.
Die von den Ursachen wissen.
Menschen,
die mir sagen,
dass sie mich gut verstehen können,
dass ich den Zustand nicht mehr ausgehalten habe.
Menschen,
die vorgeben zu wissen was Depression bedeutet.
Diese Menschen sagen mir bei der Verabschiedung mit ach so besorgter Miene:
„Genieße die Zeit“.
Vielen Dank auch.
Hab mich wieder mal verkrochen.
Jedes Wort meiner Lieben tat im Kopf weh.
Dazu die Stimmen aus dem Fernseher,
obwohl ganz leise,
in meinem Kopf das Gefühl zu zerplatzen.
Diese Gefühle stiegen in mir hoch.
Ein Gemisch aus Schuldgefühlen,
Angst und Aggressivität.
In mir schrie es: „raus hier, ich halt‘s nicht aus“.
Hab mich freundlich entschuldigt und verkrochen.
Und wieder habe ich die Menschen verlassen, die ich liebe.
Die Menschen, die mich lieben.
Die Menschen, die ich brauche.
Ich schäme mich, ich hasse mich.
Der Wasserstand ist hoch,
doch die Tränen kommen nicht.
Wieder mal nicht.
Ein neues Wort steht auf meinem Unterarm,
in großen roten Buchstaben.
Diesmal kein Fragewort,
Spür es gar nicht.
Mein Herz rast.
Könnte vor Wut alles hier zusammen schlagen.
Vor Wut über mich.
Wann hört das auf?
Ich kann nicht mehr, bin
Kraftlos und Müde
Da sitzt man nett zusammen.
Jemand fragt, wie es mir geht.
Ich denke, der Mensch meint es ehrlich mit der Frage.
Ich: „Burn-out“.
Er: „Bist Du noch weiter krankgeschrieben?“
Ich: „Jepp, im Moment noch fast bis Weihnachten“
Er: „Ach ja, dann hast Du ja noch Zeit
Dich zu erholen“
Ich: „Das denke ich auch, vor allem wenn ich
demnächst wahrscheinlich nur halbe Tage
arbeiten kann“.
Er: skeptisch fragender Blick
Ich: „Burn-out im Endstadium, werde wohl nie wieder
Vollzeit arbeiten können, sagt meine Therapeutin.“
Den Blick kann ich nicht wirklich deuten, wechselt das Thema.
Ich:
Ich: ,
entscheide mich für stumm sitzen bleiben und Ohren auf Durchzug. Das Gedankenkarussell und die Stimmen der anderen zusammen, gehen nicht.
Ich:
irgendjemand interessiert,
wie es dir geht?
Warum vertraust du immer wieder den Falschen?
Was machst Du hier eigentlich noch?>
Und wieder lassen meine Gedanken
mich nicht in Ruhe.
Hab ihnen mehrfach gesagt, dass es jetzt reicht.
Möchte schlafen.
Haben mich schon den ganzen Tag zu getextet.
Haben mich fertiggemacht.
Fix und fertig.
Ich will schlafen.
Gute Nacht.
...
RUUUHEEE!
Immer noch kämpfe ich mit der Diagnose -Burn-out-.
Immer wieder die Fragen:
„Was nun?“,
„Wie geht es weiter?“,
„Und dann?“
Burn-out, Ich?
Stimmt aber wohl.
Jede Aufgabe ist Stress, kommen zwei oder drei kleine Aufgaben zusammen,
bin ich schon absolut überfordert.
Schieb erst mal alles beiseite und mach etwas völlig anderes,
Sinnloses oder Sinnfreies.
Dann sortiere ich:
nach Farben,
nach „wer könnte es sonst machen“,
nach „was ist, wenn ich es nicht tue“,
nach „wer könnte sauer sein, wenn ich es nicht tue?“
An Zeitaufwand,
bis wann es erledigt sein muss und Nutzen denke ich erst gar nicht.
Gut, jetzt ist das ja alles schon mal sortiert und ich kann mich wieder dem Sinnfreien widmen,
oder mir Glühwein mit Spekulatius gönnen (macht jetzt Sinn).
Fernsehen.
Anderen Gedanken hingeben, die sich stundenlang im Kreis drehen.
Читать дальше