V: Quatsch, hinter uns ist ein alter Mann mit ‘nem Rollator.
G: Der kommt näher, lauf schneller.
V: Nein der ist viel langsamer als wir.
G: Doch, es ist ER, ER will uns einholen und festhalten.
V: Nein, ER kann es gar nicht sein.
G: Doch, ER ist es, gleich hat ER uns eingeholt. Gleich macht ER uns wieder jede Menge Vorwürfe, gleich macht ER uns wieder fertig.
V: Nein Mensch, ER kann es nicht sein ER ist über ein Jahr Tod, begraben, weg.
G: Doch ER ist es.
V: Jetzt halte den Mund ER IST ES NICHT!
G: Gott sei Dank, er ist abgebogen, noch mal davon gekommen.
Mein Herz gibt Höchstleistung. Ich nass geschwitzt. Verstand: Gefühl du Arsch, hast wieder mal ‘nen schönen Spaziergang kaputtgemacht.
Gefühle, Gefühle, Gefühle
heute ist/war wieder alles dabei.
Hass und Vermissen
wie kann man jemanden vermissen, den man hasst?
wie kann man jemanden hassen, den man vermisst?
wie kann man jemanden vermissen, der einem so viel angetan hat?
Angst und Wut
einerseits will ich nichts und niemanden sehen
anderseits habe ich das Gefühl raus zu müssen und meine Wut irgendwo abzulassen
Niedergeschlagen und zufrieden
im Grunde hätte ich fast den ganzen Tag heulen können
beim Bearbeiten meiner Bilder kam aber wieder dieses tolle Zufriedenheitsgefühl für kurze Zeit hoch
Lebensmut und Lebensmüdigkeit
auch diese waren heute wechselweise bei mir
jetzt gerade bin ich irgendwo dazwischen
zwischen „Morgen ist auch noch ein Tag“ und „warum eigentlich?“
Allein und doch nicht
meine beiden treuen Begleiter haben mich heute auch nicht im Stich gelassen
Migräne und Tinnitus haben mir heute wieder mal gezeigt, wie ein Tag mit ihnen sein kann
Und jetzt?
Kraftlos & Müde
Es gibt Menschen,
die nehmen, wenn man ihnen den kleinen Finger reicht,
sofort die ganze Hand und ziehen einen daran wieder runter.
Für einen Moment habe ich eben an meiner Psychotherapeutin gezweifelt.
Sie hat mir erklären wollen, dass auch ich, so was wie „Nein“
zu anderen Menschen sagen darf, wenn ich etwas nicht schaffen kann.
Bisher habe ich immer nur gedacht, dass so etwas nur bestimmte Menschen dürfen,
aber ich nicht dazu gehöre.
Ich habe immer gedacht, ich muss „JA“ sagen oder höchstens mal „gleich“.
Aber meine Therapeutin meinte es ernst.
Ziemlich ernst sogar.
Jetzt lebe ich über ein halbes Jahrhundert und wusste nicht,
dass alle Menschen das Recht haben „Nein“ zu sagen.
Ich habe immer nur gesagt:
• „Klar, mache ich“
• „Leg dahin, hab zwar kaum Zeit, aber irgendwie
schaffe ich das“
• „Ok, mache ich gleich eben schnell
zwischendurch“
• „Jepp, mach ich auch noch“
Wäre das nicht eigentlich die Aufgabe von Eltern,
ihren Kindern bei zu bringen, „Nein“ zu sagen wenn es nicht mehr geht?
Wäre es nicht die Aufgabe der Eltern und der Gesellschafft, auch mal ein „Nein“ zu akzeptieren?
Jetzt stehe ich da wie so ein hilfloser Depp und muss mir das selber klar machen.
Muss mir erklären, dass ich das bisher immer falsch gemacht habe.
Muss mir erklären, dass es nicht an bestimmten Funktionen oder Merkmalen geknüpft ist.
Muss mir erklären, dass das nicht FALSCH ist.
Muss mir erklären, dass mir das sogar guttun würde.
Was ist, wenn ich das nicht verstehe?
Was ist, wenn der Verstand es kapiert,
aber das Gefühl sich mal wieder quer stellt?
...?
Du musst nein sagen lernen.
Du musst Geduld haben.
Du musst dich bewegen.
Du musst einen Ausgleich haben.
Du musst lernen positiv zu denken.
Was MUSS ich sonst noch?
Ich habe heute gelernt,
dass Druck von außen mich nur noch mehr in die Depression zieht.
Aber ist dieses ganze „du musst ...“ nicht auch unheimlicher Druck?
Also werde ich unter Druck gesetzt, um dem Druck entgegenzuwirken?
„Du MUSST Nein sagen, damit der Druck nicht mehr wird“
Hääää????
Irgendwie bricht gerade wieder mal eine Welt für mich zusammen.
Vor 6 Jahren wurde mir bewusst, dass die Welt meiner (Herkunfts-) Familie ziemlich bröckelte.
Jedes Mal wenn ich versuchte einen Riss zu kitten, hat irgendjemand an einer anderen Stelle wieder einen neuen erzeugt, oder versucht mich mit emotionalen „Tritten“ daran zu hindern.
Es hat einige Zeit und Kraft gekostet zu realisieren, dass ich nichts ändern kann,
und das in der Welt noch eine zweite kleinere Welt existierte,
ohne mich.
Die Welt mit mir brach zusammen wie ein Kartenhaus, die Welt ohne mich besteht immer noch, allerdings ohne einen Eingang für mich.
Habe gegen das Aufkommen der Depression gekämpft.
Habe mir eine „neue Welt“ aufgebaut.
Einen Traum erfüllt.
Mitinhaber einer kleinen Firma,
zusammen mit 2 lieben netten Menschen.
Mein Kampf gegen die Depression wurde immer schwieriger und schwerer.
Die Firma und die netten Mitinhaber haben mich immer unterstützt, bis jetzt.
Jetzt, wo ich die meiste Kraft für meinen Kampf benötige,
jetzt wird plötzlich geschäftlich gedacht,
und nicht mehr wirklich menschlich.
Bin jetzt fast 3 Wochen krankgeschrieben.
Und es werden weitere Wochen folgen.
„Nimm Dir alle Zeit, die Du brauchst, damit Du bis Weihnachten wieder fit bist“.
Aus einem kleinen „kannst Du mal eben schauen, wir kommen da nicht so einfach weiter?“
in der ersten Woche, wurden das dann 2 bis 3 Stunden jeden Tag.
Immer wieder: „wäre schön, wenn Du noch eben das machen könntest“
Oder „kannst Du nächste Woche mal eben den Auftrag abarbeiten?“ (4 Tage á 8 Std. angeboten)
Kurz danach eine Nachricht, in der mir erklärt wird, das es den andern beiden jeden Tag bewusst wird, wie sehr ich fehle, sie mir damit aber keinen Druck machen wollen.
O.k., ich bin Programmierer und kann alles auch von zu Hause machen.
Aber ist das ein Grund die ganze Hand zu nehmen, wenn ich den kleinen Finger reiche?
Ist das ein Grund, mir die Chance, meinem Kampf zu gewinnen, zunehmen?
Nein, ich … ich fühle mich nicht unter Druck gesetzt.
Ich fühle mich bereits zerquetscht. :-(
Solange ich funktioniere,
solange ich wie ein Fähnchen in dieselbe Richtung wehe,
solange ich keine eigene Gedanken und Meinungen habe
solange bin ich gut
solange werde ich unterstützt.
In der Familie, in der Firma, in der Gesellschaft.
Und wenn wieder mal jemand seinen Kampf verliert,
sind alle total geschockt,
„ Der war doch sooo stark, die armen Angehörigen.
Wie kann man ihnen so etwas antun?“
I hate my feelings!
Ich hasse meine Gefühle, gerade jetzt wieder.
Dieses Schuldgefühl macht mich noch ganz verrückt.
Oder bin ich das schon?
Es war eigentlich ein ganz guter Tag.
Habe meine Tochter mit ihrem Freund zum Flughafen gebracht.
Was ist daran so schlimm, dass ich jetzt wieder dieses Schuldgefühl habe?
Dieses entsetzlich starke Schuldgefühl.
Auch auf der Fahrt lief alles ruhig.
Ich war ruhig und gelassen.
Wir waren pünktlich am Flughafen.
Also alles perfekt.
Warum kommt dann dieses Gefühl?
Warum?
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