Damit hatte ich sie auf dem richtigen Nerv getroffen. Sie beharrte auf ihrem Standpunkt, jeder Mensch habe mehrere Leben, so auch ich. Und hier und heute könne nicht mein erstes Leben sein, das könne sie mir beweisen. Sie war bereit den Beweis anzutreten, also verabredeten wir einen Sitzungstermin. Ich hatte mein Ziel erreicht, um meine Neugierde zu befriedigen.
(An dem Ergebnis dieser spiritistischen Seance zweifelte ich im Ganzen, denn die ganze Atmosphäre dieser Sitzung war wie erzwungen, nicht so, wie ich es bei meinem ersten Kontakt empfunden hatte. War bei dieser Sitzung auch ein Störenfried? Vielleicht lag es auch nur an der Lustlosigkeit des Mediums?)
Vermutlich hatte Martina die Atmosphäre auch negativ empfunden, deshalb war sie plötzlich zugänglich um eine Reinkarnation mit mir zu machen. Vermutlich wollte sie meine offensichtliche Unzufriedenheit mit der „Gläser-Sitzung“ wieder gut machen, oder mir zeigen, dass sie bessere Fähigkeiten hatte?
Einige Tage später kamen Martina und Marco zu mir nach Hause. Es war an einem Samstag, spät abends, als wir begannen. Sie erklärte uns einige Verhaltensregeln. Der Raum dürfe nur mit Kerzen schwach beleuchtet und absolut ruhig sein. Mein Lebensgefährte, Darkan, müsse unbedingt schweigen, dürfe auf gar keinen Fall, was immer auch passiere, eingreifen und ich solle ganz entspannt, mit geschlossenen Augen, auf der Couch liegen.
Dann ging es los. Sie sprach in so leisem ruhigem Ton, dass ich das Gefühl hatte, gleich einzuschlafen. Sagte, nun führe sie mich in mein Unterbewusstsein, darin solle ich ganz weit zurückgehen, soweit ich könne. Ich solle mich nur auf mein tiefstes Inneres konzentrieren und ihr sagen, was ich sähe.
„Wasser“ war meine erste zögerliche Antwort. „großes Wasser“.
Was noch? Zögern.
Was noch? „Eine Frau“
Wo ist diese Frau?
„Am Wasser!“
Was macht die Frau?
„Sie steht mit den Füßen im Wasser“
Wie sieht die Frau aus?
„Lange schwarze Haare“
Was hat die Frau an?
„Ein langes schwarzes Kleid“
Und tatsächlich sah ich Wasser – und darin das Spiegelbild dieser Frau vor meinem geistigen Auge.
Sonst nichts?
„Nein“
Wer ist diese Frau
„Ich“
Und warum stehst du an dem Wasser?
„Weiß ich nicht“
Was siehst du sonst noch?
„Einen Weg“
Wohin führt dieser Weg?
„Nach Hause“
Geh diesen Weg und sag mir was du siehst!
„ Felder“
Was ist auf den Feldern?
„Menschen“
Was tun diese Menschen?
„Arbeiten“
Was siehst du noch?
„Männer auf Pferden“
Was machen diese Männer? „Aufpassen“
Was haben diese Männer an? „Uniformen und Hüte“
Wie sehen die Uniformen und Hüte aus? „Grüne Uniformen und dreieckige schwarze Hüte“
Wie sehen die Gesichter der Menschen aus? „ Sie haben keine Gesichter“
Warum nicht? Was siehst du? „Weiße Flecke, keine Gesichter“
Geh weiter! Was siehst du? „Den Weg in den Wald“
Wohin führt dieser Weg? „Nach Hause“
Geh weiter! Was siehst du? „Eine Hütte“
Wem gehört die Hütte? „Mir“
Beschreib mir die Hütte! „Klein, mit einer grünen Tür“
Siehst noch du etwas?
„Die Zahl über der Tür“
Was für eine Zahl? „Eins, fünf, vier, neun“
Öffne die Tür, was siehst du innen? „Mein Lager, Tisch, Mein Webstuhl“
Was machst du mit dem Webstuhl? „Teppiche weben.“
Keinen Ofen zum Kochen? „Nein“
Was isst du denn? „Was die Menschen mir bringen“
Welche Menschen?
„Die von den Feldern“
Siehst du dann ihre Gesichter? „Nein“
Warum nicht?
„Sie stellen den Korb vor meine Tür“
Warum kommen sie nicht rein? „Sie laufen schnell weg“
Warum laufen sie weg?
„Sie haben Angst vor mir“
Warum? „Weiß ich nicht“
Weil du böse bist? „Nein“
Warum bringen sie dir Speisen?
„Ich gebe ihnen Teppiche dafür“
Nachdem Martina mich mehrfach mit meinem Namen angesprochen hatte, blinzelte ich in das grelle Deckenlicht. Ich fühlte ich mich völlig zerschlagen, wie nach einem schweren Traum. Alles Erlebte war mir klar in Erinnerung. Kam das aus meinem Unterbewusstsein oder hatte ich einfach nur mitgespielt?
Martina erklärte voller Überzeugung, nun sei also erwiesen, dass ich im Jahre 1549 schon einmal gelebt habe. Sie habe schon die Befürchtung gehabt, ich sei eine böse Hexe gewesen, weil die Menschen Angst vor mir hatten. Aber es habe sich ja dann herausgestellt, dass ich nur eine gute Teppichweberin gewesen sei. Warum die Menschen den Kontakt mit mir gemieden hätten, wisse sie allerdings auch nicht.
Darkan fand den Verlauf der Sitzung etwas gruselig, weil meine Stimme völlig anders geklungen habe, sagte er anschließend. Dazu meinte Marco, das sei normal, denn schließlich wäre ich damals eine andere Person gewesen.
Ich wusste wieder einmal nicht was ich glauben sollte. Zwar fand ich das Erlebnis spannend, aber die innerlichen Zweifel, konnte ich nicht ignorieren. War es wirklich eine „Reise in die Vergangenheit“ die ich durch Martinas Anleitung erlebt hatte? War ich tatsächlich die „Frau in Schwarz“ die sich als „gute Hexe“ mit dem Weben von Teppichen ihren Lebensunterhalt verdient hatte? Im Jahre 1549, irgendwo am Meer? Oder hatte ich mir selbst im Traum eine romantische Vergangenheit zusammen gesponnen?
Die Zweifel konnte ich nicht verdrängen, weil ich mir nicht darüber klar wurde, ob ich tatsächlich in einer Art Trance gewesen oder nur mitgespielt hatte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reinkarnation
(Der Begriff REINKARNATION ist lateinisch und bedeutet WIEDERFLEISCHWERDUNG oder WIEDERVERKÖRPERUNG:
Im Griechischen auch PALINGENESE bezeichnet die Vorstellung, dass die menschliche Seele „abermals“ oder „wiederum“, nach dem Tod in einem anderen Wesen verkörpert wird.
Im Buddismus nennt man es „Exkarnation“, oder vergleichbare Konzepte „Metempsychose“, und auch “Transmigration“, was als „Wiedergeburt“ oder „Seelenwanderung“ bezeichnet wird.
Der Glaube an die Reinkarnation, also „Außerkörperlicher Erfahrung“ ist Bestandteil der Buddistischen und Hinduistischen Weltreligionen.
Im Judentum begegnet man der „Reinkarnation“ vor allem in der jüdischen „MYSTIK“.
Die christlichen Kirchen lehnen die Vorstellung der „Reinkarnation“ ab. Im frühen Christentum waren Reinkarnations-Vorstellungen als platonische Philosophie verbreitet. Die Kirchenväter wandten sich jedoch gegen diese Tendenzen, weil für sie die „Wiederauferstehung“ nur durch die Gnade Gottes vereinbar war.
Auch im Islam lehnen die meisten Vertreter dieses Glaubens den Reinkarnations-Gedanken ab. Jedoch gibt es eine „Gruppe“ die behauptet, die „Auferstehung“ sei das Heraustreten des Geistes aus seinem Körper in einen anderen. Gehorsame, sittsame Geister bekämen schöne „Leiber“, während rebellische Geister, in unsaubere Gestalten, wie Hunde, Affen, Schweine, Schlangen und Skorpione versetzt würden.)
Einige Wochen später nahm ich an einem Wochenend-Seminar für autogenes Training teil.
Ich war so fasziniert von meinem Reinkarnations- Erlebnis, dass ich mich sofort angemeldet hatte, als ich in einer Zeitschrift die Werbung las: Wochenend-Seminar zum Trainer/in für „mentale Motivation.“
Weil in der Anzeige stand, dass mit autogenem Training Gewicht reduziert, und Stress abgebaut werden könne, durch Selbstsuggestion und Ressourcen-Aufbau, war mir sofort klar, dass ich dort mit Trance oder Hypnose-Techniken vertraut werden würde. Ich hielt diese Methoden für eine großartige, neue Sache, und damit stand für mich mein nächster Geschäftszweig fest.
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