>>Warum? Es geht doch auch so! <<, antwortete Klara und wollte neben ihm sitzen bleiben.
Denn sie konnte sein merkwürdiges Verhalten nicht verstehen.
>>Nein, es ist besser so! <<, erwiderte Kramer listig, nahm sie mit festem Griff am Arm. Dann hob er sie von ihrem Stuhl hoch und setzte sie ohne ihr Einverständnis, auf seinen Schoß.
Ja, jetzt konnte er ihren Körper endlich spüren.
Nichts mehr konnte ihn nun von seinem Vorhaben abhalten. >>Nein, bitte nicht so! Ich möchte alleine sitzen<<, wehrte Klara seinen festen Griff, mit dem er das Mädchen an sich drückte ab.
Die Angst vor der Ungewissheit was er vorhatte, gab ihr den nötigen Mut dazu.
Plötzlich klopfte es laut an der Tür. Gleichzeitig versuchte jemand die Tür zum Klassenzimmer zu öffnen.
Klara sah sofort, dass sich die Türklinke ruckartig bewegte.
>>Ich glaube da ist jemand an der Tür! <<, sagte sie ängstlich.
Total aufgeschreckt von der eingetretenen Situation, setzte Karlheinz Kramer Klara schnell wieder zur Seite, sprang auf und nahm das Rechtschreibbuch, das vor ihm auf dem Tisch lag, auf. >>Die Tür ist offen! Kommen Sie doch herein! <<, rief er laut völlig daneben in seinen erotischen Gedanken, aufgeregt. Klara sah ängstlich zu was geschah. Dann drückte der Unbekannte erneut kräftig auf die Türklinke.
>>Es geht nicht! <<, rief dann eine feste laute Männerstimme verärgert von draußen.
Sofort hatte Kramer die Stimme erkannt. Es war Schulmeister Lambert. Eilig ging er zur Tür und schloss auf. Als der Schulmeister, das verängstigte Kind sah und bemerkte, dass Kramer sehr aufgeregt war, fragte er misstrauisch:
>>Warum hatten sie sich mit der Schülerin eingeschlossen? << >>Sie wollte mir ausbüxen, das kleine Luder<<, log er leise, so dass es Klara nicht verstehen konnte.
Jetzt hatte sich Karl-Heinz Kramer wieder einigermaßen in seiner geistigen Gewalt.
>>Was wollen sie eigentlich hier noch so spät am Nachmittag, wo Sie doch zu Hause auf ihrer Terrasse sitzen könnten? << fragte er in vorwurfsvollem Ton eines Vorgesetzten, teils spaßig. >>Morgen kommt die neue Schultafel, das wissen sie doch! <<, antwortete Lambert verärgert, angriffslustig.
Was wollte der blöde Arsch von ihm. Nie hatte er sich bisher um seine Freizeit gekümmert. Sogar sonntags musste er strammstehen, wenn Kramer es für notwendig hielt, dachte er.
>>Ach so! Ich verstehe! Sie wollen die alte Tafel heute schon demontieren<<, lenkte Kramer scheinheilig ein, ging auf Klara zu und setzte sich vor sie auf den Schülerschreibtisch.
Während der Schulmeister die Tafel von der Wand entfernte, diktierte er Klara einen belanglosen Absatz aus dem Deutschbuch.
>>Kann ich jetzt gehen! <<, drängelte Klara immer noch verängstigt, nachdem Kramer ihr das kleine Diktat, korrigiert und sie flüchtig auf ihre Fehler aufmerksam gemacht hatte.
>>Holt dich Deine Mutter heute nicht ab? <<, wollte er neugierig wissen bevor er sie gehen ließ.
>>Nein, nein! Sie kommt heut nicht! Wir wohnen ja nicht weit von der Schule, und den Weg nach Hause, gehe ich ja öfter alleine<<, antwortete sie entschuldigend für ihre Mutter und packte ihre Schulbücher eilig zusammen.
>>Danke! Herr Lehrer<<, sagte sie in den Gedanken, doch noch mit ihrer Mutter an den See zu fahren.
Dann sprang sie eilig davon.
>>Sag Deiner Mutter einen schönen Gruß von mir! <<, rief Kramer ihr hinterher und ging zu Schulmeister Fritz Lambert, um ihm bei seiner Arbeit behilflich zu sein.
Nicht weit von der Schule, in der Dorfkirche „Sankt Michael“, arbeitete Klaras Mutter heute Nachmittag am Altarschmuck. >>Ist Klara noch nicht da? <<, fragte Pfarrer Seefeld verwundert, als er aus der Sakristei in die Kirche kam.
Denn er wusste, dass sie heute Mittag nach dem Nachhilfeunterricht, zu ihr kommen wollte.
>>Eigentlich sollte sie schon längst hier sein <<, erwiderte Christine Seifert etwas besorgt.
>>Na ja, sie wird schon noch kommen! <<, meinte Seefeld zuversichtlich und schaute Christine Seifert zu, wie sie den Altar mit bunten Blumen für den Sonntagsgottesdienst schmückte.
Dass Pfarrer Seefeld ein Doppelleben führte, wusste keiner in der kleinen Dorfgemeinde in Neuenburg.
Wenn man ihn sah, wunderte man sich schon, dass gerade er sich dem Zölibat verschrieben hatte.
Er war schließlich ein gutaussehender junger stattlicher Mann von achtundzwanzig Jahren, mit dunkelblonden Haaren, braunen schönen Augen und einer stattlichen Körpergröße von 1,84 Metern. Die jungen Frauen in Neuenburg drehten sich versteckt nach ihm um, wenn er an ihnen vorbei ging und sie freundlich grüßte. Wenn er sein Priestergewand des Öfteren heimlich ablegte, glich er einem gutaussehenden Filmschauspieler in einem herzzerreißenden Liebesfilm.
Sein anziehender Blick und die Gutmütigkeit, die er ausstrahlte, ließen nicht ahnen, was in seinem Gehirn vorging.
Auch das er in regelmäßigen Abständen zu einem jungen homosexuellen Priester fuhr, um seine sexuellen Träume und Wünsche auszuleben, passte nicht in die geistliche Standespflicht in vollkommener Keuschheit zu leben, so wie es das Zölibat ihm vorschrieb.
Seine Liebesbeziehung zu Pfarrer Antonio Meisner hatte schon während dem Theologiestudium in den ersten drei Semestern begonnen.
Bis zur Priesterweihe wird sein für ihn abnormales Verhalten schon vorbei sein, dachte er immer wieder, wenn er dem sexuellen Zwang unterlag.
Erst nachdem er sein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte und er in sexueller Enthaltsamkeit leben sollte, bemerkte er, dass es ein Wunschdenken war von ihm, dem von der Kirche auferlegten Zölibat nachzukommen.
Er fragte sich die letzte Zeit des Öfteren:
„Ist die Religion eine Antwort auf Lebenssinn? Oder ist Religion ein System gelebter Sinnesantwort?“
Und außerdem, Glauben bedeutet nicht Wahrheit!
War es für ihn zu spät aus der katholischen Kirche auszutreten? dachte er zweifelhaft.
Seit einigen Monaten lief seine sexuelle Neigung zunehmend in die Pädophilie-Homosexualität.
Seine für ihn abartigen Gedanken glichen einer geistigen Achterbahn, aus der es ohne fremde Hilfe kein Entrinnen gab.
Ja! Wo konnte er sich jetzt besser verstecken, als hinter dem Schutzschild des Zölibats, dachte er immer wieder, wenn er dem sexuellen Druck nicht standhielt.
Christine Seifert wurde jetzt in der Kirche zunehmend nervös! Klara wollte doch direkt, nachdem die Nachhilfe beendet war, in die Kirche kommen und mit ihr nach Hause gehen.
>>Ich muss nach ihr suchen! <<, sagte sie ganz aufgeregt, nachdem eine weitere Stunde des Wartens vergangen war.
>>Ja, selbstverständlich! Morgen können sie auch noch ihre Arbeit beenden<<, antwortete Pfarrer Heinz Seefeld einsichtig mit gütiger Stimme verständnisvoll.
>>Außerdem fahre ich übermorgen wieder in die Dekanatspfarrei nach Heidelberg<<, erwähnte er nebenbei.
Christine Seifert schaute noch einmal zu ihm, bedankte sich für sein Verständnis, und ging eilends davon.
>>Nehmen sie sich nur Zeit mit der Ausgestaltung der Kirche. Ich komme sehr wahrscheinlich erst am Samstag wieder von meiner Dienstreise zurück! <<, rief er ihr nach, als sie eilig mit schnellen Schritten die kleine Dorfkirche verließ.
Als Christine Seifert, auf die große Uhr der Kirchturmspritze schaute, war es schon 17:45 Uhr.
Das hatte ihre brave Tochter noch nie gemacht, dass sie ohne ihr Einverständnis solange wegblieb!
Da die Schule nicht weit von der Kirche war, entschloss sie sich, als Erstes dort nach Klara zu suchen.
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