Julia Yovanna Susanne Brühl - Gebrochenes Eis

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Das Leben eines Hauptkommissars im Hohen Norden Norwegens ist weder immer so ruhig, noch so friedlich wie er es gerne hätte.
Gleich zwei Frauenleichen werden in den umliegenden Wäldern gefunden, die den arme Jørn Johnsen beschäftigen.
Sein ungeregeltes Privatleben hält ihn auf Dauertrab und auch auf dem Revier geht es nicht immer entspannt zu.
Die Lösung dieses Falles fällt ihm schwer – trotz unverhoffter Hilfe. Ein Versprechen, das es zu halten gibt, setzt ihn unter Druck und gerade, als er glaubt einer Lösung nahe zu sein, verschwindet sein Schützling. Es geht plötzlich um mehr, um viel mehr als um die beiden toten Frauen, zwischen deren Tode es irgendeinen Zusammenhang geben muss.

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Julia Brühl
K

leiner Lesehinweis meinem Buch und mir

Dies ist die Fortsetzung meines ersten Kriminalromans Blutige Nordlichter Ich - фото 1

Dies ist die Fortsetzung meines ersten Kriminalromans Blutige Nordlichter Ich - фото 2Dies ist die Fortsetzung meines ersten Kriminalromans Blutige Nordlichter.

Ich habe mich bemüht, die nötigen Informationen aus dem ersten Band in diese Geschichte einfließen zu lassen, sodass auch dieses Buch ein eigenständiger Kriminalroman ist. Es ist also nicht zwingend notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben, um diesen zu verstehen.

Mein Name ist Julia Yovanna Susanne Brühl. Ich kam am 16. Januar 1990 in Starnberg zur Welt und lebe und arbeite im schönen Berchtesgadener Land.

In meinen Büchern bringe ich unter anderem meine Liebe zur nordischen Natur zum Ausdruck, die es mir ganz besonders angetan hat.

Auch wenn ich die Belastbarkeit des armen Jørn Johnsen gern austeste, ist er mir doch bereits in meinem ersten Buch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mit diesem zweiten Fall weitermachen musste. Ich bin zuversichtlich, dass er das gut wegstecken und sich auch dieses Mal mit Leib und Seele dafür einsetzen wird, allen Widrigkeiten, die ich hinterlistiges Wesen ihm auferlege, zu trotzen.

Nun wünsche ich viel Lesevergnügen mit einem besonderen Norwegenkrimi!

Bootstrip

Salz lag in der Luft. Es war intensiv und kribbelte auf den Schleimhäuten. Ein kräftiger Westwind zerfetzte am graublauen Himmel die Wolken und jagte sie in kleinen Wattebäuschen über den Horizont.

Plötzlich zerriss ein gellender Angriffsschrei die bitterkalte Luft. Erschrocken zog sie den Kopf ein, wich zur Seite aus und konnte gerade noch ihr linkes Auge retten. Als sie sich wieder gefangen hatte, wollte sie wütend zurückschlagen, doch der Angreifer hatte ihre viel zu langsame Bewegung vorausgesehen und sich längst außer Reichweite gebracht. Ihr blieb keine Zeit nachzusetzen, denn schon kam die nächste Attacke, dieses Mal von der rechten Seite. Dann griff jemand von hinten an, ja sogar von oben glaubte sie eine Bewegung wahrzunehmen. Sie war jetzt von allen Seiten umzingelt. Schmerzhaft getroffen schrie sie auf und machte Anstalten, den ersten Angreifer mit einem Schlag ihrer Rechten abzuwehren, doch es blieb bei einem Versuch. Etwas Warmes lief ihr linkes Bein hinunter. Als sie sich nach hinten wandte, schnitt etwas in ihren Hals. Panisch kreischte sie auf. Gegen diese Übermacht war sie ohne Chance. In einem letzten, verzweifelten Versuch gab sie frei, was die Angreifer von ihr haben wollten, um mit dem Leben davonzukommen.

Da lichtete sich die Umklammerung der vielen Leiber und mit einer letzten, geschwächten Bewegung tauchte sie nach unten ab. Die Angreifer ignorierten sie und zankten sich lautstark um die Beute.

Als sie sah, wie der Leckerbissen in die Tiefe fiel, entfuhr ihr ein enttäuschter Laut.

Mit einem leisen Klatschen landete der tote Fisch im Wasser. Langsam versank er im dunklen Meerwasser. Er kam nicht weit. Die größte der Möwen, diejenige, die zum ersten Schnabelhieb ausgeholt hatte, setzte ihrem Mittagessen im Sturzflug nach, packte es mit dem messerscharfen Schnabel, warf den Fisch in die Luft und verschlang ihn in Sekundenschnelle.

Die beraubte Möwe verharrte für einen Moment flatternd in der Luft und sah sich verdrießlich um. Ihr Magen knurrte. Die Hiebe der Schnabelspitzen hatten sie einige Federn gekostet und ihr viele kleinere Wunden zugefügt. Sie blickte sich um und sah die anderen davonsegeln. Niemand legte sich freiwillig mit diesem Ungetüm an, das nun selbstzufrieden auf den Wellen wippte.

Die hungrige Möwe zog einen weiten Kreis, gewann so an Höhe und hielt Ausschau nach einem Ersatz, mit dem sie ihren Hunger stillen konnte.

Weit unter ihr erregte etwas ihre Aufmerksamkeit. Sie legte die Flügel an, verringerte ihre Flughöhe und begann, den Punkt zu umkreisen. Vergessen war die Wut über die verlorene Beute und sogar die schmerzhafteste der Wunden. Die weißen Federn zitterten, als sie ein kleines Manöver vollführte, um sich das Objekt von der anderen Seite anzusehen. Derartige Dinge waren ihr schon unzählige Male begegnet. Sie wusste, dass das Gebilde von den Menschen stammte, die sich aus Bäumen solche schwimmenden Untersätze bauten. Meistens waren diese seltsamen Zweibeiner, die sich auf Fischjagd begaben. Vielleicht würde hier etwas für sie abfallen?

Ein heller Schrei riss sie aus ihren Gedanken. Offenbar waren ihre verhassten Artgenossen zu demselben Schluss gelangt. Auch sie umkreisten neugierig das kleine Segelboot, das auf den wilden Wellen des Vefsnfjordes schaukelte. Ärgerlich zischte sie ihnen zu, sie sollten abhauen. Sie wollte nicht schon wieder den Kürzeren ziehen. Doch sie erntete nur höhnisches, mehrstimmiges Gelächter. Zumindest stellte sie mit Erleichterung fest, dass die kräftigste Artgenossin diesmal nicht dabei war.

Unten machte sich eine dunkel gekleidete Gestalt an Bord des verbraucht wirkenden Decks zu schaffen. Trotz seines zerbrechlichen Äußeren spannte sich das Hauptsegel kräftig im Wind und trieb die Freja, so der Name des Bootes, in spielerischer Leichtigkeit vor sich her.

Der Mann hatte sich dem Seil genähert, an dem das Segel befestigt war. Seine kräftigen Fäuste schlossen sich um das Takelwerk und brachten die Armmuskeln unter seinem hochgekrempelten Hemd zum Vorschein. Er zog kräftig am Aufholer. Das Seil straffte sich und der Klüver, das kleinere Segel am Bug des Bootes, glitt geschmeidig nach oben. Beherzt zog er daran, bis ihm kleine Schweißperlen auf die Stirn traten. Als der Klüver gehisst war, verknotete Frejas Helfer das Seil wieder fachmännisch und kehrte an das Ruder zurück.

Das Segelboot nahm weiter Fahrt auf. Das hinzugezogene Segel verlieh Freja den gewünschten zusätzlichen Antrieb und ließ sie noch schneller als zuvor über das Wasser sausen. Fröhlich platschten ihre Planken über das dunkelgrüne Nass.

Der blonde Mann mit den meerblauen Augen teilte Frejas Freude. Das Ruder fest in den Händen, die Gischt im Gesicht, den Wind in den flatternden Haaren war auch er ganz in seinem Element.

Er sah die kleinen gefiederten Gesellen, die ihn beobachtet hatten, kleiner werden und hörte ihre missmutigen Rufe verklingen. Die hatte er abgehängt.

Jørn Johnsen stand breitbeinig mit beiden Händen am Ruder und sog gierig die frische Meeresluft in seine Lungen. Entgegen besseren Wissens wollte er die Rückfahrt noch hinauszögern und verharrte regungslos. Seine Augen glitzerten mit dem Wasser unter seinem Bug um die Wette, zeugten von der Leidenschaft, die ihn durchströmte. Das Gefühl grenzenloser Freiheit versetzte ihn in Höchststimmung und ließ ihn ein heiseres Lachen ausstoßen. Einfach so, auch wenn niemand es hören konnte. Weil er sich gerade seines Lebens freute und diesem Glücksgefühl irgendwie Raum verschaffen musste. Seine Stimme hallte über die Wasseroberfläche, bis sie irgendwo von einer Woge geschluckt wurde.

Meine treue alte Freja und ich, dachte er, wir sind ein ausgezeichnetes Team. Sie ist zwar nur ein kleines Schiffchen und auch nicht mehr die Allerjüngste, doch sie hat bereits einige Male unter Beweis gestellt, was ihre geschmeidigen Planken auszuhalten vermögen.

Endlich war es so weit. Die beiden Uferseiten, die bislang vom Fjord geteilt worden waren, verschmolzen miteinander. Er betrachtete die blasse durchgehende Linie. Als er sich wieder nach vorn wandte, seufzte er. Vor ihm erstreckte sich das offene Europäische Nordmeer.

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