>>Ja, ist schon gut, was gibt es? fragte von Anselm als er bemerkte, dass sein Angstelter vor Aufregung fast kein Wort mehr herausbrachte.
>>Herr Raimann von der Firma Kommunikations-Computer ist da. Er möchte noch so spät in die EDV. Geht das in Ordnung? << ,>>Ja, lassen Sie ihn durch und sagen sie ihm einen schönen Gruß von mir. <<,
>>Danke! Herr Dr. von Anselm<< ,antwortete der Sicherheitsbeamte ehrfürchtig und legte den Telefon-Hörer auf.
Das von Anselm schon vor ihm aufgelegt hatte, bemerkte er in seiner Aufregung nicht.
Dem Raimann sollte er einen Gruß ausrichten. Was hatte der denn mit seinem Chef zu tun? dachte er und ging zu Kai Raimann zurück, der alles durch die verglaste Pforte beobachtet hatte.
>>Ja bitte gehen sie in die EDV, Herr Raimann. Der Chef war selbst am Apparat. Kennen Sie ihn? << ,fragte er neugierig.
Kai hatte andere Sorgen.
>>Ja, ja, gut! <<, antwortete er, während er aufatmend mit schnellen Schritten in Richtung EDV ging.
Hätte der Wachmann seine Tasche kontrolliert, wäre er sofort hinter Schloss und Riegel gekommen.
>>Hallo, sind sie auch noch im Hause<< ,begrüßte ihn die junge Informatikerin, als er die EDV-Anlage betrat.
Die Spätschicht der EDV hatte mit ihrer Arbeit um 20:00 Uhr begonnen. Ihre Aufgabe war es die Datensicherung des Tagesgeschäftes durchzuführen.
>>Wann fahren Sie den Computer herunter? << ,fragte Kai? >>In zehn Minuten<< ,erwiderte sie und gab die Befehle zur Datensicherung in ihrer Tastatur-Konsole ein.
Das Raimann so spät noch in die EDV kam war nichts Besonderes. Nächte lang war er schon da, wenn der Hobel stand. So nannte er die Computer immer, wenn sie nicht funktionierten.
Kai überlegte, wo er wohl das Heroin, das er für Kokain hielt, am sichersten verstecken konnte. Jetzt fiel ihm ein sicherer Platz ein. Ja, das war das sicherste Versteck, dachte er.
Am Mikrocontroler der Schaltungstechnikt selbst. Außer ihm kam niemand an die Stelle, an der, der Mikroprozessor saß. Es war die CPU, der Kopf des Rechners. Dort war das Rauschgift am sichersten deponiert.
Kai schaute abwartend zu der EDV-Angestellten hinüber und zeigte mit dem Daumen nach unten. Sie nickte zustimmend mit dem Kopf und zeigte ebenfalls mit dem Daumen nach unten. Dies war das Zeichen für ihn, dass der Computer heruntergefahren war. Alle wichtigen Daten waren gesichert!
Der Rechner war jetzt offline, und bereit für den Eingriff!
Jetzt ging Kai an den Host. Dort befand sich das Herz des Rechners. Mehrere hochintelligente schnelle Mikroprozessoren arbeiteten an dieser wichtigen Schnittstelle in Nanosekunden miteinander.
Mit der Eingabe eines Geheimcodes an der Masterkonsole, den außer dem EDV-Leiter nur er kannte, gab er den Computer für die anstehenden Wartungsarbeiten frei.
Jetzt kam es auf das Fachwissen von Kai an. Jeder Handgriff musste gut durchdacht sein. Gab er den Code nicht richtig ein, kam es beim Öffnen der Tür zum Innenleben des Computers zu einem akustischen Alarm. Gleichzeitig ging eine Meldung an die Hauptstelle der Frankfurter Polizeidirektion. Innerhalb von wenigen Minuten wäre die ganze EDV von Polizei umstellt gewesen. Und was das für ihn in seiner Situation bedeutet hätte, war kaum auszudenken.
Vorsichtig öffnete er die kleine Tür des Großrechners. Hunderte winzige gelbe Leuchtdioden (Lampen), flackerten ihm jetzt entgegen. Am Blinken der Lampenkombination konnte er nach einer Weile der Beobachtung den Arbeitszustand des Computers genaustens erkennen.
Ja, das Ground-Polling lief zeitlich richtig! dachte er zufrieden. Langsam mit gezielten Handgriffen, klappte er jetzt die einzelnen elektronischen Teile, der Minieinschübe zur Seite. Ein falscher Handgriff und die Anlage ging nicht mehr. Hunderte von Mitarbeiter in der Bank könnten morgen früh ihre Arbeit nicht planmäßig beginnen. Ja1, das war der Nervenkitzel, den er liebte. Er brauchte keine Drogen. Seine Welt waren die Computer. Geheimnisträger war er, und in seiner Fachwelt ein geachteter Mann.
Jetzt sah er die zwei freien Einschübe, die noch nicht mit elektronischen Teilen bestückt waren. Er wusste genau! Diese Bestückungsplätze brauchte man nicht mehr. Denn der Rechner war ausgelastet. Wenn notwendig würde man einen zweiten Rechner anhängen.
Außer Kai und der Informatikerin war niemand im EDV-Raum anwesend. Schnell sich noch einmal umschauend, dass die Informatikerin nicht in seiner Nähe war, klappte er seinen Techniker- Koffer auf und holte das Rauschgift hervor.
Die Buchattrappen mit dem gefüllten Heroin passten genau in die zwei freien Einschubplätze im Computer. Bis jetzt war alles nach Plan gelaufen. Langsam und vorsichtig brachte er die elektronischen Teile in seinen Ursprungszustand zurück.
Ein fachmännischer, prüfender Blick über das Lampenfeld zeigte ihm, dass der Rechner wieder korrekt arbeitete.
Vorsichtig schloss er die Tür vom Gehäuse des Rechners. Danach gab er über die Tastatur an der Masterkonsole den Computer den Anwendern frei.
Jetzt waren die Alarmleitungen zur Polizei und Feuerwehr wieder aktiv durchgeschaltet.
>>Fahren wir noch einmal hoch! <<, rief er erleichtert der Informatikerin zu.
Sie nickte ihm zu und gab ihre Befehle über die Tastatur- Konsole in den Computer ein. Nach wenigen Minuten war der Großrechner wieder "online".
2286 Bildschirme und 663 Drucker sowie alle Datenfernleitungen, die über schnelle Modems in die ganze Welt Verbindung hatten, waren wieder angeschaltet. Dies war der Betriebszustand des Computers vor Arbeitsbeginn in der International-Bank. Kai Raimann schaute mit versteinertem Blick über die Schulter der Informatikerin, die jetzt vor ihm vor der Masterkonsole saß.
"Ready", kam die Meldung auf den Bildschirm.
Dieses Kommando bestätigte ihm, das der Großrechner fehlerfrei arbeitete.
>>Herzlichen Glückwunsch Herr Raimann! <<, sagte sie erleichtert, dass der Computer wieder lief und drehte sich um.
Normal war Kai Raimann Freuden strahlend, wenn ihm so ein Eingriff in das Herz des Rechners, ohne Probleme gelang. Doch in seinen Gedanken war er in diesem Augenblick bei seinem Freund, der jetzt tot war.
>>Vierundzwanzig Jahre ist er nur geworden<< ,sagte er leise ungewollt heraus.
Ein paar Tränen liefen ihm an seinen Wangen herunter.
Am liebsten hätte er laut herausgeschrien:
>>Gebt ihm sein Leben zurück und holt euch den heiß ersehnten
Stoff ihre verdammten Schweine! <<,
Er wusste, dass er, dass Geschehene, nicht mehr rückgängig machen konnte.
>>Was haben Sie? Kann ich Ihnen helfen? <<, fragte die Informatikerin ihn ganz erschrocken, als sie sein erblasstes Gesicht und seine Tränen an seinen Wangen sah.
>>Meine Mutter ist vor wenigen Stunden gestorben<< ,log er verbittert, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen. >>Herzliches Beileid<< ,merkte sie mitleidig an und gab ihm verständnisvoll die Hand.
Ja, sein Freund war gestorben! Er konnte ihn nicht beerdigen so wie es normal gewesen wäre. Nein, er musste sich seiner Leiche heute Nacht noch entledigen. Jetzt kam für Kai die Religion ins Spiel. Gab es einen Gott, der dies alles zuließ? dachte er zweifelnd verbittert enttäuscht.
>>Gute Nacht und vielen Dank für ihre Unterstützung<< ,sagte er in Gedanken an das grausam Geschehene kaum hörbar, und verließ schweigend die EDV.
>>Alles Gute Herr Raimann! <<, rief die Frau ihm nach, die sein Verhalten verstehen konnte und Mitleid mit ihm hatte.
Gegen 22:00 Uhr verließ er die Bank. Draußen wurde es langsam dunkel. Als er an der Bank hochschaute, sah er, dass im 43.
Stock im Büro von Dr. von Anselm noch Licht brannte. Nicht selten saß er bis tief in die Nacht in der Bank und telefonierte mit Ländern, bei denen gerade der neue Tag begann. Eigentlich müsste er jetzt nach Hause. Aber er wollte und konnte nicht in seine Wohnung zurück. Viel zu groß war die Angst die ihn ihm hochkroch und der Schmerz, der ihn quälte. So beschloss er noch für eine Stunde in die Disco Bar „Serena“ zu fahren, um alles zu überdenken. Außerdem wollte er das Rauschgift von Editha Serena überprüfen lassen.
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