„Dan ist sehr zufrieden mit deiner Arbeit, was ich so gehört habe!“
Es klang beiläufig, doch Amys große, dunkle Augen beobachteten seine Reaktion genau. Nach kurzem Zögern setzte sie sich neben ihn.
„Oh, vielen Dank!“ Alec schob sich den verbeulten Hut aus der Stirn. „Ich gebe mein Bestes, obwohl ich – ehrlich gesagt – solch harte Arbeit nicht unbedingt gewohnt bin!“
„Warst du denn vorher noch nie auf einer Ranch angestellt?“ Neugierig blinzelte Amy ihn an. Sie fühlte keine Skrupel, ihn so direkt danach zu fragen und er spürte das. Während er sprach, musste sie ihn unentwegt betrachten. Ihr Herz klopfte wie wild. Was löste er nur für Gefühle in ihr aus? Sie waren fremd und neu und doch ganz einzigartig schön. Am liebsten hätte sie den Arm ausgestreckt und ihn berührt, doch sie unterdrückte dieses zwanghafte Bedürfnis und faltete ihre Hände stattdessen in ihrem Schoß.
„Nicht wirklich.“ Alec zuckte die Schultern. „Dafür war ich so ziemlich alles andere: Autowäscher, Zeitungsausträger, Regaleinräumer im Supermarkt…alles, was du dir vorstellen kannst. Irgendwie nichts Vernünftiges und nichts, wofür man hätte etwas Großartiges lernen müssen. Idiotenarbeit eben.“
„Was ist schon etwas Vernünftiges?“ Amy seufzte. „Jeder muss doch für sich selbst herausfinden, was ihm gefällt und was nicht.“
Langsam wandte er den Kopf. Ihr unschuldiges, hübsches Gesicht, das ihn mit solch unerschütterlichem Vertrauen betrachtete, verwirrte ihn. Was wollte sie wirklich von ihm? Nur mit ihm plaudern? Vermutlich. Vielleicht war ihr langweilig. Sie schien ihm so naiv, fast weltfremd und voll überschwänglicher Liebenswürdigkeit zu sein und dabei so unbeschreiblich, hinreißend süß. Wäre sie nur nicht die Tochter seines Arbeitgebers gewesen…
„Na ja…“ Er zögerte. „Vernünftig im Sinne, was die Gesellschaft darunter versteht. Ich war noch nie wie die anderen.“
„Wo kommst du her?“
Sie konnte aber auch hartnäckig sein! Er schmunzelte. „Geboren bin ich in der Nähe von Amarillo, Texas. Aber als meine Eltern starben – da war ich acht – kam ich in ein Heim. Irgendwann bin ich von dort abgehauen, ich glaube, das war mit siebzehn und von da an habe ich mir eben meinen Lebensunterhalt mit allem verdient, was ich gerade tun konnte, bin von hier nach dort gereist, zu Fuß, per Anhalter oder mit dem Bus. Irgendwo landet man immer, wie du siehst!“
Amy hatte ihm schweigend zugehört und als er jetzt den Blick hob, lächelte sie zurückhaltend.
„Und du?“, wollte Alec wissen. „Welche Pläne hast du für deine Zukunft?“
„Ich?“ Sie lachte leise auf. „Eigentlich gar keine. Man macht doch meistens umsonst Pläne und das Leben spielt ganz anders. Ich warte einfach ab, was das Leben mit mir so vorhat.“ Und auf seine verblüffte Miene hin, fügte sie hastig hinzu: „Ich bin nicht dafür geeignet, irgendwann zu studieren oder einen Beruf zu lernen. Bei Jean ist das etwas anderes – sie besitzt Ehrgeiz, unglaublichen Ehrgeiz sogar und sie hat genaue Vorstellungen von dem, was ihr wichtig ist, auch, wenn sie es vielleicht nicht umsetzen kann. Aber ich? Ich weiß nicht. Vielleicht übernehme ich einfach nur die Ranch.“
Alec grinste. „Dann sieh zu, dass du eines Tages Cowgirl wirst! Wir könnten weibliche Verstärkung gebrauchen!“
„Vielleicht. Mal abwarten, was Daddy dazu meint! Ich glaube kaum, dass ich ihn dafür begeistern kann!“
Der junge Mann drückte seine Zigarette im Sand aus. „Dann hoffe ich für dich, dass schon bald ein Märchenprinz vorbeikommt und dich in sein Schloss entführt! Das heißt, eigentlich muss er sich ja von dir auf die Ranch entführen lassen!“
„Oh!“ Amy lächelte geheimnisvoll und gleichzeitig ein wenig unbeholfen. „Den Prinzen kenne ich schon! Er weiß es nur noch nicht!“
Die Überzeugung in ihrer Stimme ließ ihn erstaunt innehalten. Er wollte etwas erwidern, doch Amy sprang bereits auf und lief ohne ein weiteres Wort über den Hof, zum Wohnhaus hinüber. Verwundert ließ sie ihn zurück. Was sie mit dieser Aussage wohl meinte? Er schüttelte den Kopf – ein verrücktes, kleines Mädchen, diese Amy Arkin! Aber süß, einfach bezaubernd. Wenn sie nur ein bisschen älter gewesen wäre, zwei, drei Jahre, dann…er verbot sich den Gedanken rasch, denn sie war es nicht. Sie war ein sechzehnjähriges Kind und er war ein junger, vernünftiger Mann – zumindest glaubte er das von sich. Da verstand es sich von selbst, dass er seine Finger von ihr ließ. Er hatte ohnehin nicht vor, zu lange hierzubleiben. Zu viele Monate an ein und demselben Flecken Erde lagen ihm nicht.
Schade, dachte er. Zu schade, dass ich nicht mehr miterleben werde, wie sie sich entwickelt und was sie nach der Schule wirklich tun wird.
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