Was wäre, wenn ein neuer Ansatz in der Medizin in der Lage wäre, das Leiden und die Notwendigkeit einer teuren medizinischen Versorgung für nur 10 % der Menschen mit einer chronischen Erkrankung zu lindern? Dieser neue Ansatz würde jährlich 280 Milliarden US-Dollar (10 % mal 2,8 Billionen Dollar) in die US-Wirtschaft zurückbringen. Diese Einsparungen in einem einzigen Jahr würden die jährlichen Budgets der National Institutes of Health (NIH; 37 Milliarden Dollar), der Environmental Protection Agency (EPA; 8,7 Milliarden Dollar), der Food and Drug Administration (FDA; 5,1 Milliarden Dollar) und des US Department of Agriculture (USDA; 151 Milliarden Dollar) zusammen übersteigen.“ [Ü.d.A.] [Quellenhinweise im Originaltext] 3.4.2/1 Naviaux
Anmerkung:Das amerikanische „trillion“ im Originaltext entspricht der deutschen Billion, die amerikanische „billion“ entspricht der deutschen Milliarde.
⇒ Weitere InformationenThe 28th Amendment ProjectProf. Naviaux hat eine Initiative ins Leben gerufen, die sich für eine Verfassungsänderung einsetzt, die das Recht, in einem Umfeld geboren zu werden, das keine chronischen Krankheiten verursacht, formuliert. Die bereitgestellten Grundlagen können auch als „Blaupause“ für andere Nationen verwendet werden. 3.4.2/2 Naviaux |
3.5 Eine Herausforderung, der wir nicht gewachsen sind
Präventionsmaßnahmen basieren auf den Erfahrungswerten aus vergangenen Missständen oder Katastrophen. An Gefahren, die man erlebt hat, kann man sich erinnern und ist dadurch gewarnt. Gute Prävention trägt dazu bei, künftige Katastrophen vorausschauend zu verhindern.
Was aber, wenn menschheitsgeschichtlich neue, katastrophale Missstände auftauchen, für die keine tradierte Erfahrung vorliegt? |
Christian Pfister, Prof. Emeritus für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte am Oeschger Zentrum für Klimaforschung , Universität Bern, Schweiz, beschreibt, dass Menschen durch häufige Erfahrungen von Naturgefahren eingespielte Praktiken zur Risikominimierung in ihre Lebensgewohnheiten integrieren. Sie verfügen dadurch über Praktiken zur Bewältigung von außerordentlichen Lebenslagen und stehen solchen Ereignissen nicht hilflos gegenüber.
„Zeit ist bei der Bewältigung von Katastrophen der alles entscheidende Faktor. Es kommt darauf an, ob das relevante Handlungswissen rasch genug abgerufen werden kann oder ob es erst durch Erinnerungsleistung aktiviert werden muss. Dies ist hauptsächlich abhängig von der Häufigkeit von Katastrophen.“ 3.5/1 Pfister
Die derzeitige Flutkatastrophe [Stand Juli 2021] zeigt, dass Warnungen nicht ernst genommen, bzw. weitregegeben wurden. Die britische Hydrologin Hannah Cloke konstatierte „Monumentales Systemversagen“, so Bernhard Junginger in der Augsburger Allgemeinen:
„Die Professorin der Universität Reading ist eine der Entwicklerinnen des europäischen Hochwasser-Warnsystems, über das die Regierungen Belgiens und Deutschlands bereits vier Tage vor Beginn des Hochwassers an Rhein und Meuse [deutsch: Maas] gewarnt worden seien. 24 Stunden vorher sei den deutschen Stellen dann nahezu präzise vorhergesagt worden, in welchen Gegenden schwere Überflutungen drohten. Genannt worden seien dabei auch jene Gebiete an der Ahr, in denen mehr als 110 Menschen als Folge der Überschwemmungen ihr Leben verloren. „Irgendwo ist diese Warnkette dann gebrochen, so dass die Warnungen nicht bei den Menschen angekommen sind“, sagte Cloke.“ 3.5/2 Augsburger Allgemeine
Am 13. Juli hatte der Deutsche Wetterdienst eine „Amtliche Gefahrenmeldung“ verschickt. Auch das European Flood Awareness System/EFAS warnte am selben Tag vor extremen Überflutungen.
Krise? Welche Krise?
Je präsenter eine vergangene Katastrophe als Risikobewusstsein in der Bevölkerung vorhanden ist, desto kompetenter ist der Umgang mit einer auftretenden Gefahr. Dann kann die Zeitspanne zwischen den ersten Hinweisen und dem Eintreten einer Gefahr optimal genutzt werden. Im besten Fall gibt es dazu von behördlicher Seite einen Krisenstab, ein ausgearbeitetes Schutzkonzept, Risikogruppen oder -zonen sind bekannt und Strategien für deren Rettung vorbereitet. Bei neuartigen Gefahren kann weder das individuelle noch das kollektive Gedächtnis auf Erfahrungen zurückgreifen. Die Corona-Pandemie und die Hochwasser der kleinen Flüsse legen derzeit national und international zahlreiche strategische Schwachstellen in der Katastrophenbewältigung offen.
Die Krise des ImmunsystemsWas die Krise des Immunsystems betrifft, liegen menschheitsgeschichtlich auch dazu keine Erfahrungen vor. Die Zunahme chronischer/multisystemischer Erkrankungen wird nicht in angemessenem Ausmaß als bedrohlich wahrgenommen. Die notwendige Gegensteuerung ist unzureichend. |
Außerdem sind wir derzeit so vielen Krisen ausgesetzt – Klimakrise, Corona-Pandemie, Artensterben – dass wir nicht noch von einer weiteren erfahren wollen! Menschen fühlen sich in unsicheren Zeiten überfordert – das Bedürfnis nach Sicherheit, Klarheit und Überschaubarkeit wächst. Diese (verständliche) Haltung lässt die immunologische Krise nun aber leider nicht verschwinden.
„Zwar hat der technologische Wandel die Lebensbedingungen für die allermeisten Menschen enorm verbessert. Gleichzeitig bedroht dieser jedoch die Grundlage dieses Wohlstands, weil es so schwer ist, sich der Konsequenzen bewusst zu werden und heute Entscheidungen zu treffen, die kurzfristig übertrieben und unnötig erscheinen mögen, aber langfristig existenziell sein können.“ 3.5/3 Fratschner
Marcel Fratzscher kommentierte mit diesen Worten in der Wochenzeitschrift Die Zeit unsere mangelnde Weisheit im Umgang mit Katastrophen.
Mit jedem Land, das den westlichen Lebensstil mit der Vielzahl an Reizen und Stressfaktoren übernimmt, wird absehbar auch die Anzahl der NCD-Patienten und der EmKE-Patienten steigen.
Notwendig sind sofortige, beherzte Präventiv- und weitreichende Versorgungs-, bzw. Vorsorge-Maßnahmen und Aufklärung.
Wenn Katastrophen sich schleichend entwickeln, geht es uns wie dem Frosch, der nicht aus dem Kochtopf springt, wenn das Wasser langsam erwähnt wird. Er passt sich an – das ist sein Todesurteil. |
„Diese Katastrophe war vermeidbar“
Ein unabhängiges Expertengremium, das eingesetzt worden war, um den Verlauf der Corona-Pandemie kritisch zu untersuchen, veröffentlichte im Mai 2021 das erarbeitete Gutachten. Das Ergebnis des Berichts war, dass ein „toxischer Cocktail“ aus Zaudern, fehlender Vorbereitung sowie unsachgemäße Reaktionen auf die Krise für das dramatische Ausmaß der Corona-Pandemie verantwortlich war. Bei der Vorstellung des Berichtes sagte die Co-Präsidentin des Gremiums, die Friedensnobelpreisträgerin und ehemalige liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf:
„Es gab eine Spirale von Versagen, Lücken und Verzögerungen bei der Vorbereitung und der Reaktion.“ zitierte die Berliner Zeitung am 13.5.2021. 3.5/4 Berliner Zeitung
„Wir haben in jeder Phase Versäumnisse festgestellt und wir glauben, dass es möglich gewesen wäre, diese Pandemie zu verhindern.“ [...] „Der Februar war ein vergeudeter Monat. Trotz eindeutiger Warnungen glaubten viel zu viele Länder, es würde sie nicht treffen und sie nahmen eine unwirksame, abwartende Haltung ein. Man werde keiner Einzelperson oder einzelnen Nationen die Schuld geben, aber letztlich war die Welt nicht vorbereitet auf die Krise. Man müsse daraus Lehren ziehen, um die Pandemie erfolgreich zu bekämpfen, so die Kommission.“
zitierte Dietrich Karl Mäurer Frau Sirleaf weiter in einem Audio-Beitrag in der Tagesschau am 12.05.2021. 3.5/5 Mäurer Dadurch habe sich die „humanitäre Krise“ entwickelt, die die Experten als „Tschernobyl des 21. Jahrhunderts“ bezeichneten.
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