Dennoch geht die Weltgesundheitsorganisation WHO weiterhin davon aus, dass die vorliegenden Beweise nicht ausreichen, um eine quantitative Senkung der Grenzwerte zu rechtfertigen.Hochfrequenzstrahlung (HF) in Zusammenhang mit Mobiltelefonnutzung wird auch vom Bundesamt für Strahlenschutz/BfS nicht als Karzinogen der Kategorie 1 eingestuft. |
Zum Thema „Einstufung hochfrequenter elektromagnetischer Felder durch die IARC“ informiert das Bundesamt für Strahlenschutz/BfS (Stand 25.04.2020):
„Nach Einschätzung der IARC gibt es nach gegenwärtigem Kenntnisstand begrenzte Hinweise auf eine krebserregende Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder auf den Menschen. Die Hinweise konnten in den vom BfS im Rahmen seines Deutschen Mobilfunk Forschungsprogramms und danach initiierten Studien nicht bestätigt werden. Das BfS hat daher festgestellt, dass nach dem wissenschaftlichen Kenntnisstand keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch hochfrequente Felder – etwa aus dem Mobilfunk – zu erwarten sind, wenn die Grenzwerte eingehalten werden.“ 3.3.4/3 BfS
Diese Argumentation beruht auf Studien, die lediglich sogenannte thermische (wärmebezogene) – nicht aber biologische EMF-Wirkungen als relevant einschätzen. |
Nicht untersucht, bzw. als relevant erachtet werden biologische Faktoren wie: Veränderung des Herzrhythmus, der Gen-Expression, im Stoffwechsel, in der Entwicklung der Stammzellen, DNA-Schäden, erhöhte Anzahl freier Radikale, Lern- und Gedächtnisdefizite, beeinträchtigte Spermienfunktion und -qualität.
Ein Wissenschaftskrimi – der „Wiener Fälschungsskandal“
Die sogenannte REFLEX-Studie war ein von der E uropäischen Union gefördertes Projekt, das von der Stiftung für Verhalten und Umwelt durchgeführt wurde. Untersucht wurden mögliche Schädigungen des Erbguts durch hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF). Die von 2000 bis 2004 durchgeführte Studie zeigte, dass Mobilfunkstrahlung in isolierten menschlichen Zellen die Gene schädigen könne. 3.3.4/4 REFLEX
Die Studie war über Jahre dem Vorwurf der Fälschung ausgesetzt, das führte zu einem Rechtsstreit vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht Bremen. Auf der Webseite der Interessenvertretung diagnose:funk, die über gesundheits- und umweltschädigende Wirkungen elektromagnetischer Felder informiert, wird die ausgelöste Kontroverse geschildert:
„Die Reflexstudie ist gefälscht – Handystrahlung löst keine Tumore aus!“ – konsterniert lasen wir 2008 im Spiegel, der Süddeutschen, in nahezu der gesamten Presse diese Meldung. Politiker beteten diese Entwarnung beruhigt hoch und runter. Schnell wussten wir aber aus Berichten der beteiligten Wissenschaftler, dass die Studien sauber durchgeführt wurden. Aber die Deutungshoheit hatten damals die Mobilfunkindustrie und Medien, die nicht richtig hingeschaut haben. Dass daraus ein Wissenschaftskrimi wurde, mit Rufmord, Prozessen, Zerstörung von Existenzen, der zwar gleich als Skandal entlarvt, aber erst 2020 juristisch abgeschlossen werden wird, ahnten wir nicht. [...]
Im Dezember 2020 fiel das endgültige Urteil: Die Fälschungsbehauptungen gegenüber der REFLEX-Studie dürfen nicht mehr wiederholt werden. Anders gesagt: Die Ergebnisse der REFLEX-Studie von 2004, dass die Mobilfunkstrahlung ein gentoxisches Potential [auf isolierte menschliche Zellen] hat, sind richtig. [...] Das wurde inzwischen direkt und indirekt durch weitere groß angelegte Studien bestätigt, zuletzt durch die NTP-, Ramazzini-, die AUVA-Studienund viele Einzelstudien, bestätigt in vielen Reviews.“ [Ergänzung durch die Autorin; Studien sind im Originaltext verlinkt] 3.3.4/5 diagnose:funk
Nationale und internationale Appelle
Es gibt eine lange Reihe nationaler und internationaler Appelle, initiiert v.a. von Ärzten und Wissenschaftlern, die ein Umdenken im allzu sorglosen Umgang mit EMF forderten und fordern, z. B. Scientists call for Protection from Non-ionizing Electromagnetic Field Exposure. (Stand März 2018: 237 Wissenschaftler aus 41 Nationen hatten unterzeichnet.) Die Wissenschaftler erklärten unmissverständlich:
„Zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Veröffentlichungen haben gezeigt, dass elektromagnetische Felder lebende Organismen bereits bei Werten beeinflussen, die weit unterhalb der meisten internationalen und nationalen Richtlinien liegen“. [Ü.d.A.] 3.3.4/6 International appeal
⇒ Weitere Informationen Lyon, Bordeaux, Marseille: Die Bürgermeister von 11 Großstädten fordern ein Moratorium für 5G Originalartikel (französich) Lyon, Bordeaux, Marseille : les maires de 11 grandes villes demandent un moratoire sur la 5G. 08.10.2020. 3.3.4/7 lejdd Der Große Rat des Kantons Genf fordert Moratorium für die 5G- (und 4G+-)Technologie in der gesamten Schweiz von der Bundesversammlung. Eingereicht: 3.3.2020. 3.3.4/8 diagnose:funkProf. J. C. Lin zur NTP-Studie: Eindeutige Beweise für das Krebsrisiko der Mobilfunkstrahlung. Ein ehemaliges ICNIRP-Mitglied (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protectio n/ ICNIRP), fordert Revision der Mobilfunk-Grenzwerte. 4.9.2018. 3.3.4/9 diagnose:funkDiagnose: Funk„Das Ziel von diagnose:funk ist, über gesundheits- und umweltschädigende Wirkungen elektromagnetischer Felder, wie sie durch Handys, Smartphones, Mobilfunkantennen, WLAN, DECT und weitere Elektrosmogquellen verursacht werden, sowie über die psycho-sozialen Auswirkungen digitaler Medien aufzuklären.“ Zitat aus der Webseite. 3.3.4/10 diagnose:funkKomptenzinitiative„Die Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e.V. ist eine internationale, interdisziplinäre und überparteiliche Fachvereinigung insbesondere von Wissenschaftlern, Ärzten, Juristen und Technikern. Sie engagiert sich für einen zeitgemäßen Gesundheits- und Umweltschutz vor allem auf dem Gebiet des Mobil- und Kommunikationsfunks.“ Zitat aus der Webseite. 3.3.4/11 KompetenzinitiativeWirkungen des Mobil- und KommunikationsfunksEine Schriftenreihe der Kompetenzinitiative zum Schutz von Mensch, Umwelt und Demokratie e . V. Herausgeber: Prof. Dr. rer. nat. Klaus Buchner et al. Heft 11. Elektrohypersensibilität Risiko für Individuum und Gesellschaft . Mit Beiträgen von Franz Adlkofer, Christine Aschermann, Frank Berner, Bernd Irmfrid Budzinski, EUROPAEM Arbeitsgruppe EMF, Karl Hecht, Lebrecht von Klitzing, Wilfried Kühling, Peter Ludwig, Werner Thiede. Saarbrücken, 1. Auflage August 2018. 3.3.4/12 diagnose.funk |
Was erwartet uns in naher Zukunft?
Die 5. Mobilfunkgeneration/5G soll schon bald „das smarte Internet der Dinge“ ermöglichen: wie z. B. autonomes Fahren, digitale Industrie, digitale Landwirtschaft und digitale Logistik. Die flächendeckende Infrastruktur mit vollständiger Abdeckung auch des ländlichen Raums soll durch Millionen neuer 5G-Basisstationen auf der Erde und durch ein Netzwerk aus Kleinsatelliten erreicht werden. Der Satelliten-Schwarm wird die Erde in 1.000 km Höhe umkreisen.
Menschen, Tiere und Pflanzen werden sich somit schon bald global und unausweichlich in einem Strahlenmeer befinden. |
3.4 Die Summenbelastung – ein Menschheitsexperiment
Ein melting pot an StressfaktorenWir haben gesehen, dass sowohl wahrnehmbare wie auch nicht wahrnehmbare Faktoren unsere Gesundheit beeinflussen, bzw. schädigen. Das Ausmaß dieser synergistisch wirkenden Einflüsse wird unterschätzt und führt zu einer unangemessenen Sorglosigkeit. |
Es gibt mehrere Gründe für diese Sorglosigkeit:
Es handelt sich vorwiegend um allmähliche Veränderungen.
Es geht immer um mehrere Faktoren, die systemisch zusammenwirken.
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