- mit anderen reden
Ergibt sich die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Dritten, so kann dieses eine Möglichkeit darstellen, sich seines Ärgers zu entledigen.
- Kontrolle des Ärgers durch Selbsteinfühlung: Ermittlung von primären Emotionen
zu den hinter dem Ärger liegenden primären Gefühlen gelangen
- Kontrolle des Ärgers durch
tiefes Durchatmen und bis zehn zählen
spezifische Entspannungstechniken, z. B. autogenes Training
Beeinträchtigungen sofort anmelden und nicht anhäufen
Beispiel:
Wenn die Unzuverlässigkeit des Partners hinsichtlich des Einkaufens stört, dann sollte eine Botschaft hierüber möglichst bald erfolgen. Häufen sich hingegen Beeinträchtigungen, so hat das zur Folge, dass der Ärger sich erhöht.
(4) Nicht erfolgreiche Konfrontierende Ich-Botschaft: Das Umschalten
Wenngleich es gute Gründe dafür gibt, dass eine Konfrontierende Ich-Botschaft wirksam ist, so kann sie gleichwohl auch nicht erfolgreich sein. Hierbei lassen sich zwei Sachverhalte unterscheiden:
- Eine Konfrontierende Ich-Botschaft ruft Widerstand hervor.
- Dem unannehmbaren Verhalten liegt ein starkes Bedürfnis zugrunde. Gleichzeitig werden keine Handlungsalternativen zur Bedürfnisbefriedigung wahrgenommen.
An dieser Stelle soll zunächst dem Sachverhalt des Widerstands Aufmerksamkeit geschenkt werden (vgl. u. a. Gordon, „Die neue Beziehungskonferenz“, 2001, 106ff)
Eine Konfrontierende Ich-Botschaft ruft Widerstand hervor
Reagiert eine Person mit Einwänden auf die Konfrontierende Ich-Botschaft, so wird davon gesprochen, dass sie Widerstand zeigt. Hierfür können unterschiedliche Gründe verantwortlich sein („Handbuch für Kursleiterinnen und Kursleiter im Gordon-Familientraining“, Hg. Karlpeter Breuer, V 19):
- Der andere stimmt mit der Häufigkeit des angesprochenen Verhaltens nicht überein, d. h. die Verhaltensbeschreibung wird nicht akzeptiert.
- Das Ausmaß der Schädigung wird nicht akzeptiert.
- Der andere zeigt auch ein nicht akzeptables Verhalten: Die Ich-Botschaft wird als nicht legitim angesehen.
- Obwohl die Ich-Botschaft dem anderen keine Lösung vorschreibt und auch diesen nicht herabsetzt, so drückt sie doch eine negative Bewertung seines Verhaltens aus mit der Folge, dass dieser ggfs. Scham empfindet.
Im Gordon-Modell wird nun der Widerstand so interpretiert, dass der andere aufgrund der Ich-Botschaft ein Problem hat. Wie Sie sich vielleicht noch erinnern, soll auf Probleme von anderen mit Aktivem Zuhören reagiert werden. Und dies wird auch hier empfohlen. Mittels dieser Gesprächsform werden die aufgrund der Konfrontierenden Ich-Botschaft hervorgerufenen Gedanken und negativen Gefühle (Empörung, Scham, Angst, Entsetzen, Schreck, Enttäuschung etc.) widergespiegelt. Zugleich erfolgen weitere Konfrontierende Ich-Botschaften. Wird mit dem Aktiven Zuhören der Erlebnissituation des anderen Rechnung getragen, so soll mit den genannten Ich-Botschaften zugleich die eigene Bedürfnislage berücksichtigt werden.
Betrachten wir noch einmal das Beispiel mit den schmutzigen Schuhen. Das Kind könnte auf die o. a. Konfrontierende Ich-Botschaft der Mutter antworten: „Meine Schuhe sind ja gar nicht so schmutzig.“ Die Mutter reagiert hierauf wie folgt: „Du meinst, ich übertreibe, es stört mich aber trotzdem, wenn auf dem Fußboden Fußabdrücke zu sehen sind, nachdem ich gerade geputzt habe.“
Wie wirkt sich nun das Umschalten auf die Erlebnissituation des anderen aus? Führt die erste Konfrontierende Ich-Botschaft zu einer höheren negativen emotionalen Erregung, so senkt das Aktive Zuhören das Erregungsniveau. Eine nachfolgende Konfrontierende Ich-Botschaft lässt die Emotionen wieder ansteigen und durch Aktives Zuhören wieder senken. Im Verlauf des Umschaltens schwächen sich jedoch die Emotionen zusehends ab, und der andere wird dann fähig, sich mit seinem unannehmbaren Verhalten und möglichen Handlungsalternativen zu seinem bisherigen Verhalten zu beschäftigen. Das Umschalten wird zum Abschluss noch einmal anhand eines Fallbeispiels aus der Paarbeziehung demonstriert:
Die Ehefrau dreht das Fernsehen laut auf. Der Ehemann hat noch Arbeit mit nach Hause gebracht, mit der er sich gerade beschäftigt. Er geht ins Wohnzimmer zu seiner Frau, da er sich gestört fühlt.
Ehemann:
Wenn Du das Fernsehen so laut machst, dass ich alles im Arbeitszimmer gut verstehe, dann kann ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren, zumal ich schon müde bin. Habe ich die Arbeit bis morgen früh nicht erledigt, dann kann ich einen für die Firma wichtigen Termin nicht wahrnehmen. Ich befürchte dann, einen Verweis zu erhalten, und das beunruhigt mich.
Ehefrau:
Dass Du aber auch immer zu Hause arbeiten musst! Ich bin es leid, immer Rücksicht nehmen zu müssen.
Ehemann:
Du bist stark darüber verärgert, Dich öfters einschränken zu müssen?
Ehefrau:
Du hast nie Zeit für mich, hast immer nur Deine Arbeit im Kopf!
Ehemann:
Du möchtest auch mehr mit mir zusammen sein. Wir können gerne einmal darüber sprechen. Es ist nur so, dass ich jetzt unter Zeitdruck stehe, die Arbeit bis morgen fertig zu haben.
Ehefrau
In Ordnung. Ich bin bereit, mich noch einmal einzuschränken. Aber wir müssen in den nächsten Tagen einmal ein klärendes Gespräch führen.
Ehemann :
Vielen Dank für Dein Verständnis.
Der Prozesscharakter des Umschaltens: Gesamtbetrachtung
Umschalten als Reaktion auf den Widerstand einer anderen Person stellt einen Prozess dar, an dessen Ende die Bereitschaft vorliegen kann, ein unannehmbares Verhalten zu verändern:
- Zu Beginn des Umschaltens hört die geschädigte Person verstärkt aktiv zu. Eine mögliche Erregung des anderen, ausgelöst durch eine vorangehende Ich-Botschaft, wird so allmählich abgebaut.
- Besteht das Umschalten aus einem Wechsel von Aktivem Zuhören und Ich-Botschaften, so wird die schädigende Person durch den Abbau der Erregung in die Lage versetzt, sich vorbehaltloser mit dem Inhalt der Ich-Botschaft auseinanderzusetzen, d. h. sie bekommt Einblick in die Befindlichkeit der geschädigten Person und „lernt“ so, diese besser zu verstehen.
- Gleichzeitig führt eine geringere emotionale Erregung dazu, dass die Aufmerksamkeit auch darauf gelegt wird zu ergründen, wie sich die hinter einem unannehmbaren Verhalten liegenden Bedürfnisse auch anderweitig befriedigen lassen.
- Nennt die schädigende Person Lösungen, so überprüft die geschädigte Person, ob sich die Lösungen mit ihren Bedürfnissen vereinbaren lassen. Sie teilt das Ergebnis dann mittels einer Ich-Botschaft mit.
Es kann sein, dass die schädigende Person keine Verhaltensalternativen benennt, sondern nur fortwährend Widerstand leistet. Es ist dann die Verlockung für die geschädigte Person groß, selbst Lösungen zu benennen. Hiervon wird jedoch abgeraten, da dadurch der Widerstand der schädigenden Person vergrößert werden kann. Stattdessen kann dann festgestellt werden, dass ein Konflikt vorliegt. Im Rahmen eines dann nachfolgenden Konfliktlösungsgesprächs kann auch die geschädigte Person Lösungen präsentieren (siehe den nachfolgenden Abschnitt „Niederlagelose Methode der Konfliktlösung“).
- Wird eine Lösung angenommen, dann wird ein Konflikt vermieden. Ein Konflikt liegt hingegen vor, wenn für die geschädigte Person keine Lösung akzeptabel ist oder wenn die schädigende Person keine Lösungen präsentiert.
Es liegt ein starkes Bedürfnis vor, und gleichzeitig werden keine Handlungsalternativen zur Bedürfnisbefriedigung gesehen.
In einem solchen Fall liegt ein Bedürfniskonflikt vor, d. h. wir haben wechselseitig ein Problem miteinander, und es wird dann empfohlen, die Methode der Niederlagelosen Konfliktlösung anzuwenden. Diese soll nun dargestellt werden. Doch zuvor soll noch einmal ein Vergleich erfolgen zwischen dem zuerst behandelten Sachverhalt, dass eine andere Person ein Problem hat, und dem hier dargestellten, dass ich selber mit dem anderen ein Problem habe (vgl. hierzu Gordon, „Familienkonferenz“, 2000, 120).
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