Jörg Greisinger nickte. Er wurde von dem Mann rüde auf den Asphalt geworfen. Erleichtert sah er zu, wie die Männer in den Lieferwagen stiegen und davonfuhren. Fürs Erste hatte er es geschafft. Aber wie ging es jetzt weiter? Er rappelte sich auf und setzte sich auf die Mauer des Nachbargrundstückes. Mit einem Taschentuch wischte er das Blut ab. Dass ihm das nicht wirklich gelang und er dadurch noch erbärmlicher aussah, war ihm egal. Dass er starke Schmerzen hatte, merkte er nicht. Er konzentrierte sich auf das, was die Fremden von ihm verlangten. Es ging um Paul Walter – den Fall, den Scotland Yard bearbeitete und der bis nach Deutschland führte. Die ganze Sache war ihm vor einigen Wochen übertragen worden. Nach anfänglicher Routine hatte er Dinge herausgefunden, die beängstigend waren und die ihm nicht gefielen. Gerne hätte er seinen Vorgesetzten gesprochen und ihm alles mündlich mitgeteilt, aber der war im Urlaub. Er hätte sich dem Stellvertreter anvertrauen können, aber der hatte ihn abgewimmelt. Greisinger setzte alles auf den schriftlichen Bericht, den er ursprünglich morgen abgeben wollte, denn dann würde der Mann sofort seine Meinung ändern und ihn anhören. Der Bericht! Er lag fix und fertig auf seinem Schreibtisch. Das Vorhaben konnte er unter den gegebenen Umständen vergessen. Oder doch nicht? Sollte er trotzdem seinen Job machen? Eine Gruppe Krimineller war dabei, die bevorstehende Bundestagswahl und damit die Wahl des neuen Bundeskanzlers mit Gewalt zu beeinflussen. Dabei gingen diese Leute offenbar sehr geschickt vor. Dass das kaum zu begreifen war, konnte Greisinger verstehen, er glaubte anfangs selbst nicht daran – aber er hatte Beweise, die nur diesen Schluss zuließen. Das durfte er doch nicht zulassen! Je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, wofür er sich entschied: Die Demokratie Deutschlands durfte nicht gefährdet werden, krimineller Gewalt und Drohungen durfte man nicht nachgeben. Er musste Kirsten in Sicherheit bringen, für sich selbst wäre unter den gegebenen Umständen Personenschutz kein Problem. Konnte er wirklich dieses Risiko eingehen? Er mochte seinen Job und hatte sich immer für die richtige Seite eingesetzt – und das sollte auch so bleiben. Mit zitternden Händen rief er Kirsten an, danach musste er dringend mit seinem Chef sprechen – irgendjemand wusste sicher, wo er zu erreichen war. Der würde ihm helfen, die richtigen Schritte zu tun.
Er wählte Kirstens Nummer. Es klingelte lange, was ihn panisch werden ließ. Dann ging sie endlich ran.
„Wie geht es dir, mein Engel?“, preschte Greisinger vor.
„Ich bin…“
„Deiner Kirsten geht es blendend. Aber nur, solange du dich an unsere Abmachung hältst.“ Die Worte des Mannes schockierten Greisinger. „Du machst genau das, was wir von dir verlangen. Und du hältst den Mund.“
„Was habt ihr mit Kirsten gemacht? Wo ist sie? Ich möchte mir ihr sprechen!“
„Du hast keine Forderungen zu stellen, Greisinger! Wenn alles vorbei ist, bekommst du deine Freundin in einem Stück zurück. Wenn nicht, werden wir sie dir scheibchenweise zusenden. Es ist deine Entscheidung, was mit ihr passiert.“
Das Gespräch wurde unterbrochen.
Greisinger weinte und schrie, er war verzweifelt. Was sollte er jetzt tun? Für einen kurzen Moment wurde er wütend und wählte die Nummer seines Vorgesetzten, legte aber sofort wieder auf. Nein, das durfte er nicht tun. Die Männer hatten ihn und Kirsten in der Hand, er musste sich fügen.
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