1 ...6 7 8 10 11 12 ...18 Ein paar Minuten später riss Martin seine Augen jedoch wieder überrascht auf, als ein Geräusch ihn weckte. „¡Holà! ¿Alguien en casa?", vernahm er kurz darauf eine nicht unsympathische, ihm jedoch unbekannte Stimme.
„Was?“, brummte er daraufhin verschlafen, bevor er seine Augen öffnete und eine fremde, junge Frau anstarrte, die in der offenen Eingangstür stand und ebenfalls überrascht zurückstarrte.
Erst dann registrierte sein noch lahmes Hirn, dass er noch immer nackt, vor ihr auf dem Fußboden lag und sein schlaffes Glied in der Hand hielt, mit der er es sofort schamhaft bedeckte.
„¡Holà, soy Martin!“, stammelte er verlegen, während er sich so hilflos vorkam, wie ein Käfer, der auf dem Rücken lag.
„Oh, dann bist du wohl der neue Lover von meiner Mutter!“, antwortete die junge, südländisch wirkende Frau im nahezu akzentfreien Deutsch, während ihr Blick unverdrossen auf seinen frisch gestählten Körper ruhte. „Na, da hat sie sich ja mal was Junges und Knackiges geangelt!“, sagte sie bewundernd, bevor sie die Tür hinter sich schloss und auf ihn zu kam. „Kann ich dir vielleicht helfen?“, sah sie ihn fragend an, als sie unmittelbar vor ihm stand.
„Ähm, wie meinst du denn das?“, bemühte er sich freundlich zu bleiben, und nichts Abwertendes in ihre Frage hineinzuinterpretieren. Dabei betrachtete er sie eingehend, wobei ihm nicht nur ihre attraktiven körperlichen Attribute auffielen, sondern auch, dass sie nur wenig jünger sein musste als er selbst, was ihm sofort das Blut schamhaft ins Gesicht trieb.
„Ach, ich dachte nur, es wäre einfacher,“, hielt sie kurz inne, ehe sie zum Bett hinüber ging, „wenn ich dir die hier reiche!“, hielt sie ihm eine seiner Prothesen hin.
„Oh!“, starrte er diese verstohlen an, während er irgendeine Regung in ihrem Gesicht suchte, die ihm verriet, was sie in diesem Moment dachte. „Ähm ja, danke!“, ergriff er schließlich lächelnd seinen künstlichen rechten Unterschenkel und Fuß, da er nichts Außergewöhnliches in ihrem Gesicht entdecken konnte. „Wenn du mir dann auch noch eine der weißen Stulpen dort hinten geben könntest, wäre ich dir sehr dankbar!“, zeigte er zum Nachttisch, bevor er sie fragend ansah. „Doch sag mal, wie heißt du überhaupt?“
„Oh, ach ja, ich heiße Sophia!“, lächelte sie ihn offen an. „Und nicht das du denkst, dass ich hier regelmäßig irgendwelche nackten Lover von meiner Mutter vorfinde!“, lachte sie, ehe sie ernst anfügte: „Nein, eigentlich ist es das erste Mal!“. Dann drehte sie sich um, um die besagten Stulpen zu holen, die wie kleine Rollmützen aussahen. „Warte mal!“, betrachtete sie ihn dann kritisch, als sie wieder auf ihn zu kam. „Ja doch, so müsste es doch eigentlich einfacher für dich sein!“, trat sie überraschend noch näher auf ihn zu, bevor sie vor ihm ein Stück in die Hocke ging. „So, nun bitte nicht erschrecken!“, hakte sie ihn einfach links und rechts in den Achselhöhlen unter und hob ihn hoch in die Luft, so als ob er nichts wiegen würde und setzte ihn dann sanft auf dem Bett ab.
Verblüfft und erneut ein wenig beschämt, sah er sie daraufhin an, wobei er lediglich ein leises: „Aber!“, als Protestbekundung hervorbrachte.
„Oh, kein Problem! Durch die Arbeit im Lager meines Vaters bin ich es gewohnt schwere Lasten zu heben. Auch wenn keine bisher so attraktiv war, wie du“, lächelte sie ihn weiterhin offen an.
„Ja, na dann…?“, versuchte er ebenfalls zu lächeln, wobei ihm ein wenig unwohl zu Mute war. Denn als schwere Last bezeichnet zu werden, und wie ein Paket einfach hochgehoben zu werden, beschämte ihm und kratzte an sein Selbstverständnis als Krüppel. Denn Worte wie Versehrter oder Invalide trafen es nicht im Entferntesten, was er im innersten fühlte.
Denn im innersten sehnte er sich danach, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, der zudem nicht andauernd schief angeschaut oder wie ein hilfloses Kind behandelt wird.
Bei diesem Gedanken versuchte er erneut, irgendeine Regung in ihren Blick zu erkennen. Doch stellte er überrascht fest, dass dort weder Mitleid noch versteckter Hohn zu erkennen war.
Daraufhin beruhigte er sich langsam wieder und besann sich seiner Situation oder vielmehr auf das Bild, dass er wohl gerade abgeben musste. „Tja, vielleicht sollte ich dann erst einmal das Badezimmer aufsuchen, bevor ich mich anziehe!“, sagte er nachdenklich, da er mit einem Mal den Drang verspürte, den unangenehmen Umstand zu beheben, dass bestimmt noch diverse Körperflüssigkeiten von Sophias Mutter an ihm hafteten und er zudem bestimmt nicht angenehm roch.
„Okay, dann lass ich schon mal das Badewasser ein!“, nickte Sophia zustimmend und wandte sich von ihm ab und dem Badezimmer zu.
Währenddessen war er von dieser doch etwas skurrilen Situation völlig überfordert. So schlüpfte er ungewohnt umständlich in seine künstlichen Gliedmaßen. Dann schüttelte er verlegen und dennoch amüsiert seinen Kopf hin und her, wobei ihm ein ungläubiges Lächeln übers Gesicht huschte. Denn weder Mutter noch Tochter störten sich an seinen Verstümmelungen und nahmen diese wie selbstverständlich hin, so als ob diese völlig normal waren. Zumindest ließen sie sich nichts anmerken, was er so außerhalb der Kliniken nicht kannte.
Jeder, wirklich jeder, den er bisher begegnet war, zuckte zumindest einmal kurz, wenn nicht sogar andauernd und dann auch nicht immer nur innerlich zusammen, wenn sie seine fehlenden Gliedmaßen bemerkten, und das nervte ihn zutiefst. Denn zusätzliches Mitleid von außen brauchte und wollte er nicht noch zusätzlich, denn davon besaß er schon genug.
Dennoch fiel es ihm schwer den Wunsch zu unterdrücken, sich auf der Stelle anzukleiden, um so schnell wie möglich aus Roswitas Wohnung zu verschwinden. Zwar war ihm so viel Nähe und gutgemeinte Aufmerksamkeit schon seit langem nicht mehr zuteilgeworden, dennoch vermisste er gerade seine gewohnte Einsiedelei. Doch dann besann er sich eines Besseren und machte sich auf dem Weg ins Badezimmer.
„Wie jetzt?“, stutzte er als er den Türrahmen des Badezimmers erreicht hatte. Dabei starrte er ungläubig auf Sophia, die in der fast gefüllten Badewanne lag und ihn erwartungsvoll ansah.
„Na ja, ich dachte, wenn ich schon mal da bin, könnte ich dir doch auch gleich den Rücken schrubben!“, lächelte sie kurz verschmitzt. „Na, nun komm schon her und lass dich einfach zu mir hinein gleiten!“, sagte sie dann lasziv, als er einen Moment später noch immer nicht reagiert hatte, wobei sie 2-mal mit der flachen Hand auf den Wannenrand trommelte, ehe sie ihm etwas von dem Badeschaum hinüber pustete.
„Ja, aber?“, stammelte er, während sein Blick an ihrem prachtvollen Busen geheftet blieb, der auf der Wasseroberfläche zu schwimmen schien. „Nun gut!“, murmelnd ging er schließlich zu ihr hin und setzte sich auf den Wannenrand. Verschämt drehte er sich jedoch ein wenig zur Seite, um seine mittlerweile stolze Männlichkeit ihrem Blickfeld zu entziehen.
Dabei betrachtete er sie verstohlen aus den Augenwinkeln heraus. Wobei er feststellte, dass sie wirklich hübsch war und so wie sie vor ihm in der Wanne lag, wirkte sie unheimlich sexy, auch wenn man sie nicht als klassische Schönheit bezeichnen konnte. Denn dazu war sie ein wenig zu stämmig, in Bezug auf ihre Muskulatur. So war ihm jetzt klar, warum sie vorhin kein Problem damit hatte, ihn vom Fußboden aufs Bett zu hieven. Dies muss sie wohl ebenso vom Vater geerbt haben, wie fast alle anderen körperlichen Attribute, mal abgesehen von der Nase und den unergründlichen grünen Augen, die den ihrer Mutter sehr ähnelten.
Bei dem Gedanken an Roswita fühlte er sich auf einmal mies, weshalb er unruhig auf dem Wannenrand hin und her rutsche, während er sich dazu zwang, seinen Blick von ihrem Körper abzuwenden. Stattdessen starrte er hinunter zu den Bodenfliesen, ehe er fragte: „Sophia, sag mal, hast du dir eigentlich mal Gedanken darüber gemacht, wie deine Mutter dies hier finden würde?“.
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