Jörn Holtz
Paradies am Teich
Metamour Teil 2
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Inhaltsverzeichnis
Titel Jörn Holtz Paradies am Teich Metamour Teil 2 Dieses ebook wurde erstellt bei
PROLOG
Rendezvous
Gelebte Utopie
Dubios
Der karnivore Geliebte
Apologie
Beltane
Hereinbrechende Gestirne
Bizarrer Habitus
Provokative Reunion
Himmel, Erde und Anderswelt
Pavor
Die Erkenntnis
Das Ende des Festes
Morgendämmerung
Kompensierende Fairness
Drangsal
Zurück in Saint Tropez
Succubus
Chère grand-mère
Die neuen Sommergäste
Ein kleines Universum, in einer großen Petrischale
Jähe Entfaltung
Zwielicht
Futuristik
Martyrium
Zäsur
Offenbarung
Palingenese
EPILOG
Impressum neobooks
„ Der ärgste Feind, ist nicht um uns herum, er ist in uns
und meldet sich dann immer zu Wort,
wenn es still um uns herum wird.
Ihn kannst du nicht bekämpfen,
ihn kannst du nur lernen zu verstehen,
und zu lieben. Lerne wieder zu Lieben!“
Für Frau S.
‚ Wieso?‘, fragte er sich gerade noch, als er mit einem Mal hellwach war. Danach war er nicht mehr in der Lage, auch nur irgendeinen Gedanken zu erfassen, da ein in doppeltem Sinne wahnsinniger Schmerz von seinem rechten Bein ausgehend, den ganzen Körper hinauf strahlte. Wie von Sinnen wälzte er sich daraufhin auf seiner Schlafstätte hin und her, während er seinen rechten Oberschenkel fest umklammert hielt. Doch das Gefühl, als ob man ihm gerade ein glühendes Stück Eisen in die Wade rammte, wollte nicht nachlassen.
‚ Wieso?‘, fragte er sich erneut, als er nach einer gefühlten Ewigkeit völlig verschwitzt und außer Atem auf den Atlantik hinaussah.
Jedoch nach dem Warum, fragte er schon lange nicht mehr. Denn er hatte sehr schmerzhaft lernen müssen, dass wenn man diese Frage zu beharrlich stellt, man aufpassen sollte, was man als Antwort zurückbekommt.
Außerdem wollte er nicht mehr trauern oder sich selbst bemitleiden. Vor allem aber wollte er kein Mitleid mehr in den Blicken der anderen entdecken, wenn sie ihn ansahen. Denn jeder dieser Blicke brannte sich in seine Seele und verfolgte ihn des Nachts in seinen Träumen. Und auch wenn er für jeden dieser Blicke einen Euro bekommen hätte und er aufgrund dessen jetzt wohl ein reicher Mann wäre, könnte er sich dennoch nicht das kaufen, wonach er sich an meisten sehnte, neben all den anderen Dingen, die er damals in nur einer Nacht verloren hatte.
Zwar hatte er gelernt mit den Folgen zu leben, dennoch spürte er seinen Verlust auf Schritt und Tritt.
Aus diesem Grund, sowie aus der Summe der vielen anderen kleineren Befindlichkeiten erwuchs in ihm irgendwann die Erkenntnis: Dass, wenn sich die Dinge nicht mehr ändern lassen, man dennoch die Wahl hat, wie und wo man weiter vegetiert. Und so war er über diverse Umwege hier gelandet.
Hier das ist die Playa de las Arenas, ein Traumstrand vieler Aussteiger, die hier, ebenso wie er, nach dem Sinn des Lebens oder irgendwas anderem suchten. Doch bis auf die Erkenntnis, dass dieser Traumstrand nicht weiß, sondern schwarz ist, war seine Suche bisher erfolglos geblieben, was sich wunderbar in seine Gesamtsituation einfügte.
Dennoch mochte er seine Einsiedelei direkt am Wasser. Denn nur im Wasser fühlte er sich wirklich frei und unbeschwert, da er nur dort alles vergessen konnte, was ihn im Alltag ansonsten behinderte. Außerdem hatte er die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, ein paar Delphine zu treffen, auch wenn alles andere ihm zumeist hoffnungslos erschien.
‚ Mist, das hatten wir doch alles schon!‘, schreckte Martin aus einem dieser sich seit Jahren endlos wiederholenden Alpträumen hoch, als er von draußen eine ihm unbekannte Stimme hörte.
Wobei ihm bewusst war, dass er an diesem Strandabschnitt nicht allein war. Nur hatte er mittlerweile eine Abneigung gegen diese gemeinen Touristen entwickelt, die vor seiner Höhle immerzu dieselben Geschichten aus irgendeinem billigen Reiseführer vorlasen : ‚Ja, ja dies hier ist die legendäre Schweinebucht, mit dem noch gut erhaltenen Kackfelsen bla, bla, bla…‘ . Als ob eine öffentliche Latrine eine Touristenattraktion sein könnte?
Und tatsächlich hörte er wieder jemanden diese Geschichte erzählen. Nur war die Geschichte dieses Mal viel lebendiger als sonst, so als ob die Erzählerin diese längst vergangene Zeit selbst miterlebt hatte. Doch nein, das konnte nicht sein, denn dazu hörte sich diese Stimme viel zu jung an. Deshalb erhob er sich neugierig von seiner Lagerstätte und schleppte sich zum Ausgang, um zum Strand hinunterzuspähen.
Geblendet von der schon tiefstehenden Sonne, kniff er zunächst einmal blinzelnd die Augen zusammen, dann betrachtete er die Gestalt der drahtigen, mittelalten Blondine im Gegenlicht, welche gerade diese Geschichte sehr anschaulich zwei anderen Personen erzählte, die ebenfalls nicht genau zu erkennen waren. Dabei stellte er ärgerlich fest, dass die Sonne gleich unter gehen würde.
Denn der Sonnenuntergang war eins der schönsten Dinge, was diese Bucht zu bieten hatte. Dies schienen wohl auch die Fremden zu wissen, da diese gerade ihre mitgebrachten Strandmatten ausrollten. Als die Blondine auch noch eine Gitarre vom Rücken nahm und anfing mitgebrachtes Holz aufeinander zu schichten, wurde er noch ungehaltener, da dies seinen Plan für den Abend wohl gänzlich vereitelte. Daher blieb ihn nichts anderes übrig, als im Schatten seiner Höhle zu verharren, wobei er die schmächtige Blondine des Trios beobachtete, die seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Sie schien anders zu sein, als ihre beiden Begleiter und das lag nicht nur an ihrer äußeren Erscheinung. Denn sie trug eine braune Culotte, ein passendes lilafarbenes, nabelfreies Top, ein gleichfarbiges Tuch, dass ihre Haare zusammenhielt sowie eine lange Holzkette, die aus mittelgroßen Kugeln bestand, dessen Ende ein Amulett aus Bernstein schmückte. Was in etwa seiner Vorstellung von den Freaks entsprach, die hier irgendwann einmal gehaust haben mussten.
Nachdem er sie eine Zeitlang beobachtet hatte, war er endgültig davon überzeugt, dass sie von dieser Insel stammen musste, auch wenn sie nahezu akzentfrei Deutsch sprach. Ihre beiden Begleiter hingegen, waren eindeutig deutsche Touristen.
Nachdem die Sonne endgültig im Meer versunken war und die zarte Blondine die Gitarre zur Seite gelegt hatte, erstarrte er überrascht. Denn plötzlich fing sie an sich auszuziehen und das nur knapp zwanzig Meter von ihm entfernt. Gut beleuchtet, durch das helle Licht des nahezu vollen Mondes, konnte er nun deutlich ihren sehnigen Körper erkennen, den sie völlig ungeniert vor ihren Begleitern präsentierte.
Er konnte sein Glück noch gar nicht richtig fassen, da folgte die athletische Brünette ihrem Beispiel und ließ ihr Kleid einfach in den schwarzen Sand hinuntergleiten, was ihm endgültig den Atem verschlug.
Denn auch ihren Körper konnte er nun deutlich im silbrigen Mondlicht erkennen und diesen konnte man auch einfach nicht übersehen, da unter ihrem weiten Sommerkleid ein, für eine Frau ungewöhnlich muskulöser Rücken auftauchte, der wohl nur von jahrelangem exzessivem Training herrühren konnte.
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