Alle Kunden standen geduldig an der Kasse an, aber nur in langsamen Schritt ging es jetzt endlich vorwärts. Ich nahm meine Waren aus dem Korb und legte diese auf das Band.
Die Verkäuferin gab mir das Wechselgeld zurück, als ich ihr zuvor einen Zwanziger gab.
Unmittelbar danach verstaute ich meine Waren in die Einkaufstüte und lief schleunigst wieder nach Hause.
Bei meiner Ankunft stellte ich fest, dass der Klebezettel an der Wohnungstüre fehlte.
Ich öffnete die Türe und bemerkte, dass diese nicht mehr verschlossen war.
Sollte jemand in der Wohnung gewesen sein oder hatte ich einfach vergessen abzuschließen.
Zaghaft trat ich über die Türschwelle, als plötzlich Elke vor mir stand.
>>Clemens, von wo kommst du denn jetzt her?<<.
>>Schatz, ich war nur mal kurz einkaufen<<.
>>Ich meine, warst du heute schon an der Arbeit?<<, fragte Elke neugierig.
>>Weißt du Schatz, das erkläre ich dir später einmal. Aber hast du eventuell den Handwerker gesehen, der vorhin noch in unserer Wohnung war?<<.
>>Der ist vor einer halben Stunde gegangen<<, entgegnete mir Elke.
>>Wie denn, ist jetzt alles fertig?<<.
>>Die Arbeiten in der Küche sind fast fertig, aber Morgen kommt ein Installateur, der im Bad an den Armaturen noch Anschlussarbeiten durchführen muss<<.
>>Da können wir jetzt gleich zu dieser Hausbaufirma fahren<<, brachte ich zufriedenstellend hervor.
An Elkes Gesichtsausdruck konnte ich ablesen, dass sie gereizt und abgespannt wirkte. Sicherlich war es nicht der geeignete Zeitpunkt, um mit Elke über den Vorfall in der Firma zu sprechen. Und selbst wenn ich ihr alles erzählen würde, was bringt das letztendlich, außer neuen Ärger.
Ich lief in die Küche, um die Arbeiten des Handwerkers zu inspizieren. Die Rohre unter der Spüle sind erneuert worden und strahlten in einem neuen Glanz. Jetzt drehte ich den Wasserhahn auf, um zu sehen, ob auch alle Zu- und Abflüsse den Wasserdruck standhielten. Es schien alles in bester Ordnung. Nach einer Weile konnte ich Elke davon überzeugen, dass die Arbeiten in der Küche weitestgehend abgeschlossen sind. Im Anschluss daran packten wir unseren Papierkram zusammen, um bei der Hausbaufirma den Vertrag zu unterschreiben.
Einige dieser Utensilien hatte Elke schon im Auto verstaut, so dass wir nur noch einen Ordner mit privaten Dokumenten mitnehmen mussten.
Die Hausbaufirma hatte ihr Domizil weit außerhalb der Stadt, so dass wir noch einige Kilometer fahren mussten, bevor wir unser Ziel erreichten.
Das Musterhaus jener Firma überschattete durch sein Äußeres nahezu zahlreicher Wohnhäuser in der näheren Umgebung, weil es direkt an einer Straßenkreuzung stand.
Der Hausverkäufer hatte uns bereits erwartet, als dieser uns auf halben Weg entgegenkam. Eine zuvorkommende, freundliche und herzliche Begrüßung überraschte uns.
Ein Dokument zu dem Hausvertrag lag bereits vorgefertigt in zwei Ausführungen auf dem Schreibtisch. Es bedurfte lediglich einer Prüfung der Schriftstücke, was Elke freiwillig übernahm. Sonderbar war im Einzelnen nur die Reihenfolge in der Art und Weise, wie die Gewerke ineinander übergreifen sollten, was aber im Wesentlichen nicht weiter störte, da sich die Hausbaufirma in der Pflicht sah.
Während Elke den Hausvertrag sichtete, suchte ich das Gespräch mit dem Hausverkäufer.
>>Richtig schön sieht ihr Musterhaus aus<<, bemerkte ich beiläufig.
>>Ja da sieht man erst einmal was so ein Haus Wert ist. Wir haben hier vor neun Jahren begonnen, den Grundstein für dieses Haus zu legen. Von da an ging alles Stein auf Stein. Zuerst das Fundament, dann die tragenden Wände, die Fassade, der Dachstuhl und so weiter… Schauen Sie sich ruhig um, aber glauben Sie mir Herr Wagner, ihr Haus wird sicher genauso schön werden, wie unseres<<.
>>Das will ich hoffen<<, fügte ich hinzu.
>>Da machen Sie sich mal keine Gedanken. Dazu sind wir doch da, Ihnen die Arbeit weitestgehend abzunehmen<<.
>>Nun wir möchten schließlich auch ein paar Eigenleistungen mit einbringen<<.
>>Ich verstehe Sie vollkommen Herr Wagner, dass Sie dadurch sicher einen gewissen finanziellen Vorteil erwirtschaften wollen<<.
>>Sie sagen es…<<.
>>Es freut uns natürlich außerordentlich, dass sie sich für unsere Hausbaufirma entschieden haben. Aber ich verspreche Ihnen, dass wir alles Erdenkliche tun werden, damit ihr Haus in dem Glanz erscheint, wie Sie es sich praktisch gewünscht haben<<.
Der Verkäufer machte noch ein paar interdisziplinäre Anmerkungen, was den Ablauf der einzelnen Gewerke betraf, während Elke ihre Unterschrift unter den Vertrag setzte.
Jetzt bat man uns an einen Tisch, wo Champagnergläser gefüllt wurden.
Wir erhoben feierlich unser Glas und besiegelten so endgültig den Kaufvertrag.
Alles fand in einem feierlichen Rahmen statt und wurde peinlichst genau vermerkt.
Danach war eine gewisse Erleichterung zu spüren und ich merkte wie sich die Anspannung der letzten Tage legte. Den Abend über genossen wir unser gemeinsames Glück und fielen uns in die Arme.
Die Belastungen hinsichtlich der doppelten Haushaltsführung waren in den letzten Wochen nur schwer zu verkraften, weshalb wir uns hier und da etwas einschränken mussten.
Derweil bemühte ich mich, um eine neue Anstellung und schrieb mehrere Bewerbungen an verschiedene Unternehmen in der Region, bekam aber während dieser Zeit nur Absagen.
Schon nach einigen Tagen erhielt ich per Post die eingesandten Bewerbungen zurück, mit der Begründung, man passe nicht in das Profil und außerdem suche man Bewerber aus einem anderen Umfeld. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit meiner derzeitigen Situation abzufinden.
Natürlich war Elke alles andere als begeistert, als ich ihr doch noch die Geschichte über jene Auseinandersetzung mit dem Geschäftsführer schilderte. Letztendlich hinderte das Elke aber nicht daran, den Bau unseres Eigenheims noch einmal zu verschieben, zumal der Auftrag schon unter Dach und Fach war.
Als Elke eines Tages abermalig auf das Dorf zu Silka und Julian fuhr, blieb mir nicht mehr viel Zeit, um mich von Elke zu verabschieden, weil ich an diesem Tag noch einen Termin zu einem Vorstellungsgespräch wahrnehmen wollte.
Nach einem reichhaltigen Frühstück schaffte ich zunächst Ordnung in unseren vier Wänden im Wohnblock. Anschließend zog ich die Cellophan Planen vom Sofa und von der Schrankwand und räumte den restlichen Bauschutt weg.
Die allgemeinen Versorgungslücken der letzten Tage wurden durch die Wohnungsverwaltung endgültig geschlossen. Ein neuer Aushang im Treppenhaus informierte umfassend über die derzeitigen Baumaßnahmen bezüglich unseres Wohnblocks. Somit wurde Wasser und Elektrizität dem privaten Haushalt wieder tagtäglich zur Verfügung gestellt, ohne dass man dabei auf andere Versorgungsträger zurückgreifen musste. Bis auf die Außenfassade, wo immer noch das Baugerüst stand und Bauschutt lag, war jetzt soweit alles im Reinen.
Ich packte meine Bewerbungsmappe in die Aktentasche, zog ein frisches Hemd an und fuhr wieder ins Zentrum unserer Stadt. Aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es erneut Probleme geben könnte, die darauf schließen lassen, was zuletzt vorgefallen war. Nach einem kurzen Intermezzo mit dem Personalleiter jener Firma, stellte ich kurz mein Bewerberprofil vor. Anschließend begann das Frage- und Antwortspiel, dass ich zu meiner Verblüffung einigermaßen beherrschte. Der Personalleiter nahm meine Bewerbung zur Kenntnis, ließ aber offen, ob eine Einstellung in absehbarer Zeit möglich sei.
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