>>Na wenn schon, beim nächsten Mal sind es mehr Gäste und darauf trinken wir jetzt noch einen!<<.
Michael bestellte bei Holger noch zwei Bier und dazu zwei Doppelkorn. Mir war schon ganz schlecht von dem vielen Bier, so dass ich erst einmal in Richtung Toilette lief.
Als ich zurückkam, signalisierte mir Michael, dass der Club bald schließen würde, wenn die Zahlen nicht stimmen. Michael mokierte sich regelrecht über den Clubbesitzer, der nur an seine Zahlen denke und eben wenig Initiative zeige, um den Club am Leben zu erhalten.
Während Michael kritische Töne verlauten ließ, schwärmte Holger von etwas Großem, was der Club hergeben sollte.
Die meisten Gäste waren schon gegangen, als wir noch endlose Diskussionen über den Club führten und über alltägliche Dinge, die unser Leben bestimmten, bevor wir gemeinsam gegen zwei Uhr in der Früh den Club verließen.
Auf beiden Beinen schwankend fand ich den Weg irgendwie noch allein nach Hause, als ich mich von Michael und Holger verabschiedet hatte.
Am nächsten Morgen hatte ich eine regelrechte Katerstimmung. Mein Kopf summte noch im Takte dieser fürchterlichen Musik von jenem Club. Ich lief in die Küche und kochte mir einen Pott Kaffee. Durch das Küchenfenster konnte ich vereinzelt Handwerker sehen, die gerade dabei waren, Handwerkszeug aus einem Baucontainer auf die gegenüberliegende Straßenseite zu räumen.
Der Himmel war mit dichten Wolken überzogen, aus denen ab und zu ein paar Schneeflocken rieselten. Das Thermometer am Fenster zeigte um die Null Grad an. Vorsichtig drehte ich am Ventil des Ölofens, so dass Öl in den Behälter floss. Sobald der Boden des Trichters mit Öl bedeckt war, entzündete ich ein Streichholz. Schnell kroch die Flamme am Trichter empor.
Anschließend schloss ich den Deckel am Ofen und stellte das Ventil auf Stufe drei. Es dauerte nicht lange, bis eine gewisse Raumtemperatur im Wohnzimmer erreicht wurde. Völlig entspannt setzte ich mich auf das Sofa und schaute mir noch einmal die Fachpublikationen für unser Eigenheim an. Unter der Rubrik “Konzept Hausbau” fanden sich gleich mehrere Anleitungen hinsichtlich der Eigenleistungen, die in einem möglichen Rahmen lagen.
Auf einem Blatt Papier machte ich mir ein paar Skizzen zu den Angaben, die ich der Fachpublikation entnahm. Hauptsächlich ging es aber darum, wie ich am effektivsten die einzelnen Tätigkeiten kombinieren kann, um Kosten und Zeit zu sparen. Dieser Grundgedanke löste die Art und Weise meiner Vorbereitungen, dabei berücksichtigte ich auch die Bauleistungen durch die Baufirma. Zum Schluss fasste ich noch einmal mein Konzept für die Eigenleistungen zusammen, welches ich Elke beim nächsten Besuch präsentieren wollte.
Noch einmal schaute ich aus dem Küchenfenster, als im selben Augenblick das Telefon klingelte und Elke sich am anderen Ende der Leitung meldete.
>>Clemens ich wollte nur mal hören, ob du auch ohne mich gut zurechtkommst<<.
>>Schatz, ich bin gerade dabei ein schlüssiges Konzept zu erarbeiten, bezüglich unserer Eigenleistungen<<.
>>Es ist ja schön, dass du dir inzwischen auch mal Gedanken über unseren Hausbau machst…<<.
>>Hör mal zu Elke, ich beschäftige mich schon immer mit deinem Wunsch vom Eigenheim, das ist dir bloß noch nicht weiter aufgefallen<<.
>>Na gut Clemens, dann will ich dich nicht weiter stören bei deinen Vorbereitungen<<.
>>Elke du störst überhaupt nicht. Gibt es denn mittlerweile irgendetwas neues zu berichten, oder weswegen hast du gerade angerufen?<<.
>>Die Hausbaufirma hat mit dem Erdaushub auf unserem Grundstück begonnen und Julian findet das alles ganz spannend, wenn der Bagger dort die Erde herausholt<<.
>>Das kann ich mir alles gut vorstellen. Dann ist es ja nicht mehr allzu lang, bis die Arbeiten am Fundament greifen<<.
>>Das soll wohl schon nächste Woche der Fall sein…<<, entgegnete Elke.
Elke berichtete Punkt für Punkt, was sich derzeit alles auf unserem Grundstück abspielte, dabei schilderte sie auch die wechselnden Witterungsverhältnisse, die die Arbeiten vor Ort zusätzlich erschwerten. Als Elke den Hörer auflegte, überlegte ich mir, was ich mit dem heutigen Tag noch anfangen könnte.
Zuerst schrieb ich wieder einige Bewerbungen an verschiedene Unternehmen in der Region.
Danach holte ich vier Adressaufkleber aus einer Schublade der Schrankwand und bedruckte anschließend die verschiedenen Briefe.
Irgendwie fand ich auch jenen handgeschriebenen Zettel in der Schublade, auf dem die Anschrift einer Person vermerkt war, von der mir Marina vor geraumer Zeit erzählt hatte.
Konnte es sein, dass Marina heute vielleicht bei ihrer Freundin übernachtete oder aber auch nur bei ihr zu Gast ist.
Irgendwie spielte es sich in meinen Hintergedanken ab, dass es wohl die letzte Gelegenheit für mich ist, dass ich Marina unter dieser Anschrift noch antreffen könnte. Außerdem musste ich damit rechnen, dass bald die Arbeiten an unserem Eigenheim greifen und sich dann nicht noch einmal eine Chance bot, Marina noch einmal in der Stadt anzutreffen. Eine Telefonnummer hatte ich nicht und so beschloss ich an diesem Nachmittag jener Anschrift auf dem Zettel einen Besuch abzustatten. Augenblicklich ging ich in den Flur, zog meinen Mantel über und verschwand zur Wohnungstüre nach draußen.
Der Wind wehte mir um die Nase, weswegen ich meinen Mantelkragen hochstellte.
Die tiefhängenden Wolken am Horizont kündigten länger anhaltende Schneefälle voraus.
Zu Fuß lief ich in das Zentrum unserer Stadt, vorbei an dem Augustinerkloster und weiter bis ich schließlich zu jener Adresse gelangte, die mir Marina gab.
Das Wohnhaus unter der Adresse hatte schon seine besten Jahre hinter sich, während an manchen Stellen schon der Putz abbröckelte, hing über dem Eingang eine Innschrift, die aus langer Tradition heraus in den Mörtel gemeißelt wurde. Die Innschrift enthielt eine Widmung, die ich aber nicht mehr lesen konnte und eine Jahreszahl wann das Wohnhaus errichtet wurde.
Unter dem angegebenen Namenszug klingelte ich zweimal kurz hintereinander.
Nach einer Weile öffnete sich oben links im Dachgeschoß ein Fenster und eine junge Frau Anfang zwanzig schaute heraus.
>>Zu wem möchten Sie denn, junger Mann?<<.
>>Hören Sie, mein Name ist Clemens Wagner und ich bin ein Bekannter von Marina<<.
>>Warten Sie!, ich komm gleich runter<<, rief die Stimme von oben.
Das Fenster im Dachgeschoß schloss sich und es dauerte noch einen Moment, dann hörte ich Schritte im Hausflur und eine junge Frau mit brünettem langem Haar stand plötzlich vor mir. So gut es ging erklärte ich ihr kurz mein Anliegen und dass mein Besuch nur obligatorisch sei. Die junge Frau deutete an, dass Marina diese Woche wohl nicht mehr zu ihr kommt und erst in vier Wochen wieder bei ihr zu Hause ist, aber wenn ich jetzt schon einmal hier wäre, dann könnte ich zumindest mit ihr gemeinsam eine Tasse Tee trinken und ein wenig plaudern. Ich willigte schließlich ein und wir liefen gemeinsam die Treppen im Hausflur hinauf.
>>Ich wusste gar nicht, dass Marina noch einen anderen Freund hat, außer Mark<<, entgegnete mir die junge Frau auf dem Weg nach oben.
>>Wissen Sie, ich kannte Marina bevor sie mit Mark zusammen war<<.
>>Ach so, dass wusste ich nicht. Übrigens ich heiße Janine<<.
>>Sehr erfreut, ich heiße Clemens…, Clemens Wagner<<.
Die Dachgeschoßwohnung befand sich in einem desolaten Zustand. An manchen Stellen konnte man zusehen, wie der Putz von der Decke rieselte. Auch die Holzdielen hatten ihre beste Zeit schon hinter sich gelassen. Abgesehen von den baulichen Veränderungen, machte die Wohnung aber eher einen gemütlichen Eindruck.
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