Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Nachbemerkung
Impressum neobooks
Cäcilie
Eine Halloween-Novelle
von
Patricia Weiss
Das Buch
Es ist Halloween. Die Nacht des Grauens und der Toten. Laura Peters lädt ihr Team in eine verlassene Nervenheilanstalt ein, um dort einen gruseligen Abend zu verbringen. Die Regeln sind klar, jeder kommt verkleidet, Justin sorgt für die Musik, Freundin Barbara bringt den Champagner mit.
Und vor allem: Keiner entfernt sich von der Gruppe!
Was als ausgelassene Party beginnt, wird jedoch bald zu einem Albtraum. Sie finden Hinweise, dass in früheren Zeiten ein kleines Mädchen ein furchtbares Martyrium in der alten Villa durchleben musste. Und dass ihre Seele bis heute keine Ruhe gefunden zu haben scheint. Doch erst als ein Teammitglied nach dem anderen spurlos verschwindet, merkt Laura, dass etwas Böses in den verfallenen Mauern lauert und alles daran setzt, dass keiner von ihnen die Nacht überleben wird ...
Die Laura-Peters-Serie
Cäcilie - Eine Halloween-Novelle ist der sechste Roman von Patricia Weiss, in dem Laura Peters mit ihrem Team ermittelt.
Das Lager, Böse Obhut, Zweiundsiebzig, Moloch Unsterblich und Monströse Moral sind als Taschenbuch im Internet und als E-Book in allen Online-Shops erhältlich.
Patricia Weiss freut sich auf den Austausch mit ihren Lesern auf der Facebook-Seite Patricia Weiss – Autorin, auf Twitter Tri_Weis, auf Instagram tri_weiss und auf YouTube Patricia Weiss Autorin.
Cäcilie
PATRICIA WEISS
Eine Halloween-Novelle
Cäcilie ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.
Impressum
Texte: © Copyright 2020 by Patricia Weiss
c/o
Relindis Second Hand
Gotenstr. 1
53175 Bonn
patriciaweiss@gmx.net
Covergestaltung und Foto: Patricia Weiss
Model: Daniela Fischer
Lektorat: Katharina Abel
Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlichung: Halloween 2020
„... aber es hätte so gewesen sein können.“
Für meine Oma Katharina.
... die getanzt, gelacht, gefeiert
und unseren Fluch mit Humor getragen hat.
Love life, stay weird.
Dark Factor – das Böse in uns
Je stärker die Persönlichkeitsmerkmale Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus, auch Dunkle Triade genannt, ausgeprägt sind, umso „böser“ ist ein Mensch.
Doch wir können uns jeden Tag erneut für das Gute entscheiden.
Es sind die Entscheidungen, die wir treffen, die uns ausmachen.
Drake Tomlin
Prolog
Bonn in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts
Der Geruch des Todes.
Sie bemerkten ihn sofort. Direkt in dem Augenblick, als sie die Tür aufgestemmt hatten und die prachtvolle Villa betraten. Der Kommissar rückte seinen Hut zurecht und gab den uniformierten Männern ein Zeichen. Zwei sollten das Erdgeschoss durchsuchen, zwei ihn nach oben begleiten.
Er hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, stieg langsam die Treppe hoch und wappnete sich für das, was er vorfinden würde. Die Zeiten waren hart, viele hatten keine Perspektive und sahen keinen Ausweg mehr. Er war daran gewöhnt, Selbstmörder zu finden. Doch die meisten warfen sich vor den Zug oder hängten sich im Wald auf. Und auch wenn ihre Leichen oft in keinem guten Zustand waren, gab es am Fundort wenigstens frische Luft. In geschlossenen Räumen hingegen war der Gestank für ihn fast unerträglich.
Er musste sich regelrecht dazu zwingen, weiterzugehen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er die staunenden Blicke seiner Männer. In solche Prachtvillen kamen sie nicht oft. Die meisten kriminellen Vorfälle fanden in kleinen, schmutzigen Hinterhofwohnungen oder in heruntergekommenen Spelunken statt. In den feineren Kreisen gab es keine Verbrechen.
Jedenfalls keine, die an die Öffentlichkeit drangen.
Er öffnete die erste Tür und die Männer drängten sich hinter ihn, um einen Blick zu erhaschen. Eine Bibliothek mit Hunderten in Leder gebundenen Büchern, ein vornehm geschwungener Schreibtisch, prachtvolle Gemälde, teure Teppiche und kunstvoll gestaltete Vasen.
„Hier ist niemand. Weiter.“
„Ich glaube, der Geruch kommt von dort.“ Einer seiner Männer wies auf die gegenüberliegende Seite. Der Kommissar durchquerte den Flur, atmete noch einmal ein und öffnete die Tür.
Der Gestank, der ihnen entgegenschlug, ließ ihn zurückprallen. Er kniff die Augen zusammen und trat näher. Kämpfte sich geradezu durch den giftigen Nebel, einer Mischung aus Verwesungsgasen, Verzweiflung und Verdammnis. Bis zu einer Operationsliege. Und bis zu dem, was darauf lag und was einmal ein Mann gewesen war. Bevor ihn die vielen Wunden, Fäulnis und Zersetzung bis zur Unkenntlichkeit entstellt hatten.
Davor, auf dem Boden, in einer Lache aus getrocknetem Blut und anderen Körpersäften lag ein Skalpell. Die Klinge schwarz von geronnenem Blut.
„Der ist ermordet worden. Bestimmt wegen des verschwundenen kleinen Mädchens.“
Er hatte gar nicht gemerkt, dass einer der Polizisten neben ihn getreten war. „Die Schlussfolgerungen überlassen Sie mir“, wies er ihn brüsk zurecht.
„Natürlich.“ Der Mann zog erschrocken den Kopf ein und trat einen Schritt zurück.
Der Kommissar presste das Taschentuch fester vor Mund und Nase und beugte sich vor. Nahm den Arm des Toten näher in Augenschein.
An der rechten Hand fehlte der kleine Finger.
Dann hörten sie Rufe aus dem Erdgeschoss.
„Hierher. Im Schlafzimmer!“
Er rannte auf den Flur zurück, froh, diesen Ort des Gemetzels verlassen zu können, und lief die Treppe hinunter.
„Hier hinten!“
Er folgte der Stimme durch die große Eingangshalle, einen Flur entlang bis zu einem Schlafzimmer, das die Ausmaße eines Tanzsaals hatte. Wuchtige Samtvorhänge hielten das Sonnenlicht fern und ein dicker Teppich schluckte das Geräusch seiner Schritte.
Doch nichts konnte den Gestank kompensieren.
„Im Bett.“
Auch hier waren es nur noch die Überreste eines Menschen, der zusammengekrümmt auf der Matratze lag. Sein Körper war als solcher kaum noch zu erkennen und schien durch den Fäulnisprozess fest mit der über ihn gebreiteten Decke zusammengebacken worden zu sein.
„Ekelhaft“, flüsterte der Polizist neben ihm.
Kurz überlegte er, ihn zu tadeln, etwas mit Respekt vor den Toten und Menschenwürde zu sagen, aber dann sah er davon ab.
Das hier hatte keine Ähnlichkeit mit einem Menschen mehr.
„Haben Sie das gesehen?“ Der Polizist wies auf ein schmutziges Skalpell, das zwischen den fast vollständig skelettierten Fingern des Toten steckte.
Zwischen vier skelettierten Fingern.
Der fünfte fehlte.
„Natürlich“, antwortete er knapp. „Ich denke, der Fall ist klar: Mord und anschließende Selbsttötung. Sagt den Kollegen, sie sollen beim Abtransport der Leichen die fehlenden Finger nicht vergessen. Die müssen noch irgendwo hier sein. Wir können im Augenblick nichts mehr ausrichten. Abmarsch.“
Sie sammelten sich in der Eingangshalle und verließen geschlossen die Villa.
Den Schauplatz des Grauens.
Als sie über die Zufahrt zurück zum Tor gingen, atmete der Kommissar tief durch. Versuchte, seine Lungen und seine Seele von der Aura des Verfalls, der Verzweiflung und des Wahnsinns zu reinigen. Genoss die Wärme und das Licht der Sonnenstrahlen.
Und warf keinen Blick zurück.
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