Sauerland 1976
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4 Wochen später
Nachbemerkung
Impressum neobooks
Böse Obhut
Der zweite Fall für Laura Peters
Kriminalroman
von
Patricia Weiss
Das Buch
Auf den Stufen einer Kirche wird ein totes Mädchen gefunden. Die Spritze steckt noch in ihrem Arm, alles sieht nach einer Überdosis aus. Für die Polizei ein klarer Fall, doch der Leiter der Drogenberatungsstelle hat Zweifel und schaltet die Detektei Peters ein.
Ihr zweiter Fall führt Laura und ihr Team in ein Internat im tiefsten Sauerland. Dort finden sie nicht nur Hinweise auf Verstrickungen mit der internationalen Mafia, sondern geraten auch ins Visier eines erbarmungslosen Mörders. Laura muss feststellen, dass das Böse sich in den Reihen vermeintlicher Beschützer verbergen kann und dass jede Rechnung irgendwann beglichen werden muss ...
Die Laura-Peters-Serie
Böse Obhut ist der zweite Roman, in dem Laura Peters mit ihrem Team ermittelt.
Die gesamte Laura-Peters-Reihe mit
Das Lager– Ein Fall für die Detektei Peters,
Zweiundsiebzig – Der dritte Fall für Laura Peters,
Moloch Unsterblich – Der vierte Fall für Laura Peters,
Monströse Moral – Der fünfte Fall für Laura Peters und
Cäcilie: Eine Halloween-Novelle
ist als Taschenbuch im Internet und als E-Book in allen Online-Shops erhältlich.
Mehr Informationen finden Sie auf der Facebook-Seite ‚Patricia Weiss – Autorin‘, auf Twitter ‚@Tri_Weiss‘, auf Instagram ‚@tri_weiss‘ und auf YouTube ‚Patricia Weiss Autorin‘.
Böse Obhut
Der zweite Fall für Laura Peters
Kriminalroman
von
Patricia Weiss
Böse Obhut ist als Taschenbuch und als E-Book erhältlich.
Impressum
Texte: © Copyright by Patricia Weiss
c/o
Relindis Second Hand
Gotenstr. 1
53175 Bonn
patriciaweiss@gmx.net
Covergestaltung und Foto: Patricia Weiss
Lektorat: Katharina Abel
Alle Rechte vorbehalten.
Veröffentlichung: 2016
Für Doro.
Medikamentenversuche
Seit den 50er-Jahren bis in die 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts testeten Pharmafirmen ihre Medikamente in Kinderheimen. Bis heute hat eine zufriedenstellende Aufarbeitung dieses Themas nicht stattgefunden und es wurden auch keine Entschädigungen gezahlt.
Viele der Firmen profitieren noch heute von den Produkten, die sie damals an den Kindern getestet haben.
„Und auch für mich scheint irgendwann die Sonne ..."
Sie saßen an den Tischen vor den Resten ihres Abendessens und sangen seit über einer Stunde ohne Unterbrechung. Die Liedtexte, die Onkel Heini gedichtet hatte, konnten sie im Schlaf herunterbeten. Michael merkte, dass sein Kopf immer leichter wurde. Hoffentlich wurde ihm nicht wieder so schwindelig, dass er vom Stuhl fiel. Unauffällig versuchte er, sich an der Tischplatte festzuhalten. Sein Mund war trocken und sein Hals schmerzte, aber wer mit dem Singen aufhörte, bekam bei einer Privataudienz Onkel Heinis Gürtel zu spüren. Gleich am allerersten Tag war ihm das passiert. Danach hatte er zwei Tage lang kaum sitzen können und die Kameraden hatten sich über ihn lustig gemacht.
„Mein Leben war ein Scherbenhaufen, jetzt bin ich glücklich, in Waldheim zu sein ..."
Leicht schwankend dirigierte Onkel Heini die Lobeshymne auf sein Internat mit dem leeren Bierkrug. Das war an diesem Abend zum dritten Mal das Signal für Fräulein Jakob, in der Küche zu verschwinden und mit einer vollen Flasche zurückzukehren. Vorsichtig schaute Michael sich um. Die meisten Jungen hielten den Blick gesenkt, nur nicht die drei Ältesten, Onkel Heinis Kapos, um später melden zu können, wer nicht richtig mitgesungen hatte. Das Lied ging in die letzte Strophe über:
„Aus der Gosse kamen wir hierher. Onkel Heini, wir danken dir so sehr!"
Michael hasste alle Lieder, aber diese Zeile widerstrebte ihm dermaßen, dass er sie kaum über die Lippen brachte. Hinter sich hörte er ein Poltern. Bloß nicht umdrehen, bloß nicht hinsehen. Immer nur weitersingen. Gleich würde es vorbei sein. Onkel Heini ließ sie immer nur so lange singen, bis einer von ihnen umfiel. Der war dann der Taugenichts, der zur Strafe und Abschreckung für die anderen noch zwei Stunden im dunklen Flur stehen musste.
Onkel Heini hob die Hand zum Zeichen, dass sie ruhig sein sollten. Alle saßen mucksmäuschenstill, keiner durfte sich rühren, mit den Füßen scharren oder auch nur husten. Leicht schwankend erhob er sich und schlurfte zum Ausgang. Als er den Raum verlassen hatte, stand Fräulein Jakob auf und sah nach dem Jungen, der umgefallen war. Aus den Augenwinkeln konnte Michael erkennen, dass es wieder der kleine Milan war, der dort lag. Er war der Jüngste in der Kameradenschar und wurde am häufigsten bestraft. Michael tat er leid, er hätte ihm gerne geholfen, aber das war nicht möglich. Warum machte er auch ständig Fehler und stellte sich so dumm an?
Fräulein Jakob versetzte Milan drei klatschende Ohrfeigen, um ihn aufzuwecken. Als dies nichts half, nahm sie ein Glas Wasser vom Tisch und schüttete es dem Jungen ins Gesicht. Milan stöhnte, dann öffnete er die Augen und blinzelte benommen.
„Steh auf!" Mit kalten Augen sah die Erzieherin auf den Kleinen herab und stieß ihn mit der Fußspitze in die Seite, als er nicht sofort reagierte.
Unsicher rappelte sich Milan auf. Er war kreidebleich, seine Augen wirkten unnatürlich groß in dem schmalen Gesicht.
„In den Flur!"
Milan nickte ergeben, ging mit wackeligen Knien aus dem Raum und stellte sich mit gesenktem Kopf neben der Treppe auf.
„Gassenlauf!"
Ruckartig sah Michael auf. Gassenlauf? Das war schlimm! Unter den Jungen entstand beunruhigtes Gemurmel.
„Ruhe! Oder möchte einer von euch Milan beim Gassenlauf Gesellschaft leisten?"
Schlagartig wurde es still.
„Aufstellung!"
Die Schüler verließen ihre Plätze und stellten sich in zwei Reihen auf. Fräulein Jakob gab den drei Kapos einen Wink. Die flitzten zum Schirmständer neben dem Eingang und holten jeder einen Armvoll Holzstöcke, die sie an die Kameraden verteilten. Dann klopfte sie an die Tür von Onkel Heinis Arbeitszimmer. Es dauerte eine Weile, bis er öffnete und sich schwankend und mit gerötetem Gesicht an den Türrahmen lehnte.
Die Strafe begann.
Die Jungen standen mit erhobenen Stöcken in Reih und Glied, Milan wurde von Fräulein Jakob unsanft nach vorne geschubst. Ein Schluchzen erschütterte den kleinen Körper. Mit eingezogenem Kopf und gekrümmtem Rücken taumelte er vorwärts. Seine Kameraden prügelten mit den Knüppeln heftig auf ihn ein, wer nicht hart genug zuschlug, durfte gleich als Nächster durch die Gasse laufen. Der Kleine stolperte mehrmals und versuchte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen. Doch es gab kein Entkommen.
Auch Michael schlug zu. So fest er konnte.
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