Berry WeckerknechtAnders als die der Frech hat!
Tankwart TunkelWas! Den alten Hallodri hast du auch schon wieder getroffen?
Berry WeckerknechtBeim Kalle! Beim Currywurst schlemmen!
Tankwart TunkelNa klar, wo sonst auch? Also willst du jetzt welche?
Berry WeckerknechtAber das Päckchen ist ja orange.
Tankwart TunkelPasst doch zu dir!
Berry WeckerknechtMit einer Heidelbeere drauf!
Tankwart TunkelHat wohl was mit dem Geschmack des Fruchtkaugummis zu tun.
Berry WeckerknechtJa, aber Tunkel, das ist es doch. Bei denen vom Frech war es haargenau andersrum; da war das Päckchen blau.
Tankwart TunkelAch so, du möchtest die mit Orangengeschmack? Hab ich auch.
GeisterhandDer Straßenkehrer war wohl in die Lichtschranke der gläsernen Schiebetür getreten, so dass sie sich nun auftat.
Berry WeckerknechtPasst das blaue Päckchen eigentlich nicht eher zu deinem Outfit?
Tankwart TunkelWie darf ein Tankwart Tunkel denn das nun schon wieder verstehen?
Berry WeckerknechtNix für ungut.
Tankwart TunkelGanz schön traurig alles irgendwie.
Berry WeckerknechtNee, das ist “Mama Loo”.
Tankwart TunkelDoch nicht etwa von den Les Humphries Singers?
Berry WeckerknechtNa klar! Kenn sogar ich!
Tankwart TunkelAh, bevor ich’ s vergesse.
Berry WeckerknechtAlso, falls du noch einen deiner Kaugummis in der Hinterhand hast.
Tankwart TunkelWieso? Hast du‘ s dir doch anders überlegt?
Berry WeckerknechtIch glaube, das ist wirklich nix für mich!
Tankwart TunkelKäme es nicht auf eine Kostprobe an?
Berry WeckerknechtTschau.
Tankwart TunkelNein, warte noch! Bevor ich‘ s vergesse!
Berry WeckerknechtNix da! Ich bin in Eile!
Tankwart TunkelDer Eimer vorm Eingang!
GeisterhandTatsächlich stand vor dem Shop zwischen Kübeln mit Rosen, und anderen Blumen ein dunkelblaues Abfallbehältnis. Nicht dass bei Berry ein Licht aufging, als er das Ding in Visier genommen hatte. Oder vielleicht etwa doch?
Berry WeckerknechtAls ob ich erahne, auf welchen Dampfer du gerade dampfst.
Tankwart TunkelWie es den Tankwart Tunkel freut, dass er auch mal verstanden wird.
Berry WeckerknechtIch glaub, jetzt schlägt‘ s dreizehn! Kann doch nicht dein Ernst sein!
Tankwart TunkelUnd wie!
Berry WeckerknechtFalls es dich interessiert: ich bin ausschließlich für den öffentlichen Abfall zuständig. Und nicht für den privaten.
Tankwart TunkelOh, Straßenkehrer! Mein Abfalleimer ist ja auch öffentlich.
Berry WeckerknechtDa lachen ja die Hühner!
Tankwart TunkelFür meine Kunden schon!
GeisterhandWeckerknecht zog die Augenbrauen hoch, dass es nur so knirschte. Als er den Abfallbehältnis vom Tunkel über die Lade seines Wagens auskippte, purzelte nichts weiter wie Orangenschalen raus.
Berry WeckerknechtDeine Kunden scheinen wohl eine außerordentliche Vorliebe für Orangen zu haben.
Tankwart TunkelKann gar nicht sein! Der Tankwart Tunkel nämlich überhaupt keine Früchte verkauft.
Berry WeckerknechtDas überrascht mich jetzt aber. Ich meine, wo du doch sonst immer so gut sortiert sein willst.
GeisterhandDie Ampel, vor der er doch eben schon einmal stand, und die er doch eigentlich längst schon überquert haben wollte, schaltete just in dem Moment auf Rot, als er sein kleines Auto von dem Gelände der Tankstelle gelenkt hatte. Wieder er der Einzige an der Kreuzung war- Pläsir hin, Pläsir her.
Er strich sich über die Augen, wieder Müdigkeit sich bemerkbar machte. Die Sonne stand tief und blendete, und es schien beinahe so, als ob das Plakat vor der Kirche rot geworden. Dabei war es doch vorhin noch orange? Oder nicht, dass die schon wieder ein neues hingehängt hatten. Auch war die heidelbeerblaue Heidelbeere nicht mehr heidelbeerblau, sondern grün. Am Ende gar eine andere Sorte? So etwas wie Waldmeister vielleicht?
Berry kniff die Augen zu, gleich mehrfach, die Ampel hatte auf Rotgelb umgeschaltet. Kaum, dass er die Haltestelle an der neuen Moschee erreicht hatte, schwang er sich aus seinem Wagen. Jetzt sollte es schnell gehen. Nein, keinen Zeitverlust mehr, sondern nur noch die Arbeit zu Ende bringen und dann Feierabend. Als unser Straßenkehrer um seinen Wagen herum war, zuckte er zusammen, denn an dem Abfallbehältnis war schon einer, der ausgiebig darin wühlte.
AnmerkungEin dürrer Mann, dessen Erscheinung erbärmlich war, schlicht und ergreifend. Ja, den Eindruck, dass der nur aus Haut und Knochen bestand, konnte man sich nicht entziehen; auch einer wie der Weckerknecht nicht. Die Kleidung schmutzig und zerrissen, die grauen Haare zerzaust und mit Laub und Dreck versehen. Vertieft in seinem Tun, zückte er ein kleines, violettes Blechkästchen hervor, welches mit Beulen versehen war; die Lackierung hingegen mit Rost versetzt
GeisterhandDas alte Firmengebäude, wo das neue Islamische Zentrum Einzug gehalten hatte, befand sich aufgrund eines Hofs, welcher davor, etwas in Rücklage. Und über den Hof kam geradewegs ein Mann auf die Beiden an der Haltestelle zu. Dieser war jedoch niemand Geringerer wie Hasan Ibrahim Rahman, seines Zeichens der neue Imam der neuen Moschee.
Im mittleren Alter war er vielleicht ein paar Ideen zu klein gewachsen. Bekleidet war er mit einem schlichten grauen Anzug und einem karierten Hemd.
Und als er die Haltestelle, wo der Dürre und wo der Straßenkehrer verweilten, erreichte!
GeisterhandHalt!
AnmerkungWas ist denn jetzt schon wieder?
GeisterhandZu dem, was sich an der Haltestelle zwischen den nun Dreien abgespielt hatte, kommen wir später zurück.
AnmerkungNanu?
GeisterhandWe have a Break, mein Lieber.
AnmerkungWieso das denn jetzt?
GeisterhandWeil wir jetzt zunächst auf das eingehen sollten, was sich hinter den Mauern der neuen Moschee abgespielt hatte.
AnmerkungWas für ein Pläsir, nicht wahr?
GeisterhandWoher weißt du das?
A6: Im Islamischen Zentrum
GeisterhandNatürlich hätte es einen faustdicken Grund, warum Hasan Ibrahim Rahman, der neue Imam, die neue Moschee verließ: er war auf dem Weg zum Antiquitätenladen. Natürlich wollen wir auch, wie es überhaupt bis dahin gekommen war, nun schildern.
Erwähnt worden ist ja bereits, dass gerade das erste Freitagsgebet im neuen Domizil stattgefunden hatte.
Und eigentlich ist alles zur Zufriedenheit verlaufen, gerade aus der Sicht des neuen Imams. Erwähnt sollte in jenem Zusammenhang vielleicht noch einmal werden, dass alles noch sehr improvisatorisch war.
So hatte man kurzerhand die ehemalige Lagerhalle des ehemaligen Firmengebäudes zur neuen Moschee umfunktioniert.
Zwar wurde in den Wochen zuvor Wände und Decken gestrichen, auch ein frischer Boden verlegt; doch wirkte die Ausschmückung gerade an den geweißelten Wänden noch äußerst spärlich; um nicht zu sagen, spartanisch.
Wenigstens konnte man vor jenem Freitag noch eine Minbar herbeischaffen. Etwas, was sich bezüglich der ersten Veranstaltung jedoch auf jeden Fall gelohnt hatte, denn war die Moschee recht gut gefüllt. Hauptsächlich von Türken, welche vor allem die verwinkelten, engen Gassen bewohnten und einen nicht unwesentlichen Anteil unserer Vorstadt ausmachten. Nicht zuletzt für sie das neue Islamische Zentrum errichtet worden, was für sie erhebliche Erleichterungen bedeuteten. Denn waren sie bis hierher darauf angewiesen, eine Moschee aufzusuchen, die in einem anderen Stadtteil lag und mehrere Kilometer entfernt war, war dies alles nun quasi vor der eigenen Haustür.
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