Mali hörte ein Rascheln neben sich. Sie drehte sich zu Damian um. Er hatte sich aufgesetzt und sah sie jetzt fragend an.
„Ähm, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber wie heißt du eigentlich?“
Mali sah ihn erstaunt an, dann aber wurde ihr bewusst, dass sie ihm ihren Namen tatsächlich noch gar nicht verraten hatte. Sie schämte sich augenblicklich dafür. Ständig verlangte sie Antworten, doch sie selbst hatte ihm noch weniger gesagt als er ihr. Dabei war es nur verständlich, dass sie das in all der Aufregung der letzten Stunden komplett vergessen hatte.
„Mali“, murmelte sie leise. „Also eigentlich Amalia, aber jeder nennt mich nur Mali“, fügte sie vollständigkeitshalber noch hinzu.
„Macht es dir was aus, wenn ich dich auch Mali nenne?“, fragte Damian.
„Nein, das macht mir gar nichts aus. Das ist voll ok. Wie gesagt, jeder nennt mich so, auch meine Mutter.“
Damian nickte. Dann schwiegen sie wieder eine Zeit lang.
„Mali?“
„Ja?“
„Du hast vorhin gesagt, dass es schwer ist mir zu vertrauen, weil mein Vater deine Mutter umgebracht hat und so. Du erinnerst dich?“
Mali nickte. Sie wusste nicht worauf Damian hinauswollte.
Die nächste Frage schien ihm schwer zu fallen.
„Meinst du…du könntest mir vertrauen, wenn ich dir die ganze Wahrheit erzähle?“
Mali wunderte sich etwas über die Frage. Doch schließlich nickte sie.
„Ich denke schon, dass ich das könnte, wenn du komplett ehrlich bist.“
Damian nickte ebenfalls. „Ich verspreche es.“
Dann schwieg er wieder eine Weile, bevor er leise zu sprechen begann. Mali verstand ihn kaum, wagte es jedoch nicht ihn zu unterbrechen.
„Das was du gesagt hast, stimmt nicht komplett. Mein Vater hat deine Mutter nicht umgebracht. Das war mein Onkel.“
„Dein Onkel?“, fragte Mali ungläubig. Jetzt hatte sie Damian doch unterbrochen. „Seht ihr euch also alle so ähnlich?“
Damian zuckte mit den Schultern.
„Mein Onkel ist, wie du eigentlich wissen müsstest bei dem Tod deiner Mutter ebenfalls gestorben. Mein Vater, hat dich dann nur herausgeholt. Aber ja es stimmt, er will auch dich umbringen.“
„Warum?“
„Ich weiß es nicht“, meinte Damian ausweichend.
„Damian, du hast versprochen ehrlich zu sein.“
Damian nickte gequält.
„Also gut, er will die komplette Linie deiner Mutter auslöschen, mehr kann ich dir nicht sagen.“ Er schluckte schwer.
„Warum kannst du nicht?“ Malis Stimme war nun nicht mehr als nur noch ein leises Flüstern.
Damian schien mit sich zu ringen. Wahrscheinlich verfluchte er sich selbst dafür ihr versprochen zu haben, ehrlich zu sein, dachte Mali grimmig.
„Ich kann es dir nicht sagen“, auch Damians Stimme war nur noch ein Flüstern. „Ich weiß nicht, ob ich dir genug vertrauen kann, dass du dieses Geheimnis bewahrst. Solange ich mir da nicht sicher bin, kann ich es dir nicht sagen.“
„Du erwartest von mir, dass ich dir voll und ganz vertraue, aber selber vertraust du mir nicht genug, um mir anzuvertrauen, warum dein Vater mich tot sehen möchte? Findest du das nicht auch ein bisschen kindisch?“ Mali versuchte sich ihre Gekränktheit nicht anmerken zu lassen. Sie hatte sich empört aufgesetzt und blickte Damian jetzt von oben an. Er wich ihrem Blick aus.
„Mali, ich weiß, dass ich dich damit verletzt habe. Aber…“
„Was aber?“ Mali war jetzt erst richtig sauer. Was konnte er ihr jetzt noch für eine Erklärung für sein Verhalten liefern, ohne es noch schlimmer zu machen.
„Aber…es tut mir leid.“ Damian sah sie flehend an. Was wollte er? Dass sie ihm vergab?
„Ach ja es tut dir leid.“ Mali lachte verächtlich. „Bist du wirklich so naiv zu glauben, dass es das jetzt wiedergutmacht?“
„Nein bin ich nicht.“ Damian senkte den Blick. „Gute Nacht Mali, schlaf gut.“ Er legte sich wieder hin und drehte sich mit dem Rücken zu Mali.
Mali sah ihn nur verdutzt an. Was war das denn bitte schön wieder gewesen. Damian verhielt sich manchmal echt seltsam. Langsam und immer noch verwirrt legte auch sie sich hin. Doch einschlafen konnte sie jetzt nicht mehr so schnell. Dafür schwirrten ihr zu viele Fragen durch den Kopf.
20.07
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Mali beobachtete wie die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Scheunenfenster fielen. Sie musste wohl doch etwas geschlafen haben, denn sie fühlte sich fast fit. So leise wie möglich stand sie auf. Sie würde sich jetzt auf den Weg nach Hause machen, und zwar ohne Damian. Mit einem Blick zu ihm vergewisserte sie sich, dass er immer noch schlief. Sie klopfte sich das Heu aus der Kleidung und stieg dann rückwärts die Leiter hinab. Eine der Stufen knarzte etwas, als Mali darauf trat. Mit angehaltenem Atem sah sie zu Damian. Er regte sich jedoch nicht einen Zentimeter. Sein Atem ging immer noch gleichmäßig.
Mali öffnete das Scheunentor einen Spalt breit. Es gab ein leises Quietschen von sich. Sie atmete die frische Luft ein, die ihr draußen entgegenschlug. Dann machte sie sich auf in die Richtung, aus der sie in der Nacht gekommen waren. Ihr Plan war, dass sie jetzt erstmal in Richtung Stadtmitte laufen würde, bis sie wieder wusste, wo sie eigentlich war.
„Ich würde in die andere Richtung laufen, wenn du nach Hause willst“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter Mali. Sie fuhr erschrocken herum. Damian.
„Was machst du denn hier?“, fauchte Mali. „Ich brauche dich nicht. Ich gehe alleine.“
„Mali, du hast versprochen mir zu vertrauen.“ Damian stand jetzt direkt vor ihr und blickte ihr in die Augen.
„Erstens habe ich es dir nicht versprochen und zweitens war die Bedingung, dass du ehrlich bist, was du nicht warst.“ Mali war sauer. Was dachte der eigentlich, was für Spielchen er mit ihr spielen konnte.
„Wenn das, was ich gestern gesagt habe nicht ehrlich war, dann weiß ich auch nicht“, meinte Damian.
Mali knirschte mit den Zähnen. Sie musste zugeben, dass er Recht hatte. Er war wirklich ehrlich gewesen. Er konnte ja nichts dafür, dass ihr die Wahrheit nicht gefiel.
„Also gut.“ Mali zuckte mit den Schultern. „Aber du leistest keinen Widerspruch und ich entscheide, was wir machen, bis wir wieder aus dem Haus raus sind, auch welchen Weg wir dahin nehmen, ist das klar?“
Damian nickte. „Ja, aber ich würde den anderen Weg…“
Mali schnitt ihm das Wort ab.
„Also dann gehen wir.“
Sie schlug ihren Weg ein. Sie wusste nicht, ob es ihr Trotz oder mangelndes Vertrauen war, sie wollte jedoch auf keinen Fall den Weg gehen, den Damian vorgeschlagen hatte. Zügig liefen sie nebeneinanderher, keiner von beiden sagte ein Wort. Sie beide waren in ihre eigenen Gedanken versunken.
Nach ein paar Minuten kamen sie wieder in die Stadt. Mali erinnerte sich an die dunklen Gassen, die sie gestern Nacht entlang gerannt waren, die unheimlichen Schatten, die durch das diffuse Licht der Straßenlaternen auf die Hauswände geworfen wurden, die alles umfassende Stille. Doch jetzt war alles anders. Die Gassen sahen freundlich aus, nicht mehr bedrohlich. Es herrschte reges Treiben. Es war zwar noch früh am Morgen und doch liefen schon einige Menschen zügig durch die Straßen. Die Stille war dem leisen Gemurmel der Leute gewichen. Die Leute schienen fröhlich.
Mali sah eine kleine Traube Leute dicht beieinanderstehen. Sie redeten miteinander. Scheinbar ging es um Klatsch und Tratsch, so wie die Leute ihre Köpfe zusammensteckten.
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