John Barry 244hatte lange Jahre behauptet, er habe die Bond-Erkennungsmelodie komponiert. Er setzte dieses Stück immer dann ein, wenn 007 etwas tat, was nur Bond tun kann. Auf „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) trifft das noch nicht zu, wohl aber auf die folgenden Filme.
[no image in epub file]John Barrys Hauseingang wurde in „Skyfall“ (2012) von M betreten.
Das James-Bond-Thema ist besonders häufig im Soundtrack von „Octopussy“ (1983) zu hören, da ein Konkurrenz-Bond-Film mit Sean Connery in die Kinos kommen sollte („Sag niemals nie“). Albert R. Broccoli beauftragte Barry, das Thema so oft wie möglich einzusetzen, um zu unterstreichen, dass es sich um einen offiziellen Film handelte. Die Nachahmer, die keine Rechte an diesem Lied hatten, verloren so ein wichtiges 007-Erkennungsmerkmal.
Bei der Musik zu „Die Welt ist nicht genug“ (1999) griff David Arnold 245vermehrt auf elektronisch erzeugte Rhythmuselemente zurück. Einige seiner Kompositionen sind nicht nur in diesem, sondern auch im Folgefilm „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören: Ein Thema, das die Figur Renard (Robert Carlyle 246) charakterisieren sollte, findet sich 2002 während einer Szene mit dem Antonow-Transportflugzeug als Klavierstück wieder.
Ein weiteres musikalisches Thema aus „Die Welt ist nicht genug“ (1999) wurde von Arnold als „romantisches Bond-Stück“ beschrieben. Es wird streckenweise im Lied „Christmas in Turkey“ benutzt und ist leicht abgewandelt als „Going Down Together“ im Soundtrack von „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) zu hören. 247
Nicht alle Komponisten konnten ihre Lieder frei in mehreren Filmen verwenden, und nicht alle Stücke wurden angenommen. So bei Arnolds Vorgänger Éric Serra 248. Sein Soundtrack zu „GoldenEye“ (1995) wurde nicht nur massiv kritisiert, weil er sich so weit von den bereits existierenden, wegweisenden Soundtracks entfernt hatte, sondern die Produzenten engagierten später sogar John Altman 249, um für die Panzerverfolgungsjagd in St. Petersburg ein neues spannungsgeladenes Actionthema zu schreiben, das die Bond-Melodie enthielt.
Der Original-Track von Serra ist zwar auf dem Soundtrack zum Film unter dem Titel „A Pleasant Drive In St. Petersburg“ enthalten, im Film bekommt man ihn jedoch nicht zu hören.
Sechs Jahre zuvor schrieben Eric Clapton 250und Vic Flick 251eine Version des Titelsongs zu „Lizenz zum Töten“ (1989).
Es soll sich dabei um eine neue Version des James-Bond-Themas gehandelt haben.
Das Stück wurde nicht genommen, und Gladys Knight sang den Titel von Narada Michael Walden 252, Jeffrey Cohen und Walter Afanasieff 253, der später in den Top Ten in Großbritannien war.
„Licence to kill“, das längste Lied in einem Bond-Film, basiert auf dem Hornthema aus „Goldfinger“ (1964) und bescherte den Originalschreibern fürstliche Honorare.
Das Musik-Video zu „Lizenz zum Töten“ (1989) entstand unter der Regie von Daniel Kleinman, der später Maurice Binders Nachfolger wurde und den ersten seiner bisher sechs James-Bond-Vorspänne für den Film „GoldenEye“ (1995) schuf.
Alle Instrumentalstücke aus „Lizenz zum Töten“ (1989) sind Mischungen verschiedener musikalischer Konzepte und nicht, wie oft bei anderen Filmen, Interpretationen des Titelthemas.
Obwohl der letzte Titel des Films „If You Asked Me To“ unter den Top Ten der „Rhythm and Blues Charts“ und ein unbedeutender Pophit für Patti LaBelle 254war, wurde der Song 1992 von Céline Dion 255gecovert und für sie ein viel größerer Hit.
Das Stück „Wedding Party“, das während der Hochzeit von Felix Leiter und Della Churchill erklingt, ist eine Anspielung auf „Jump Up“, einem Stück aus dem ersten James-Bond-Film.
Über die Existenz einer weiteren Hommage streiten sich Experten noch heute. Der Soundtrack von „Licence to Kill“ enthält im Lied „Sanchez is in the Bahamas“ bei 01:26 ein rhythmisches Motiv, sehr ähnlich dem aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), als Bond die Vogelspinne erschlägt.
In zwei James-Bond-Filmen sind die Titellieder Teil der Handlung: In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) läuft das Titellied im Radio, als James Bond und Sylvia Trench zusammen Picknick machen und in „Leben und sterben lassen“ (1973) tritt die Sängerin B.J. Arnau 256im Fillet of Soul auf und singt „Live and Let Die“.
Durch die Synchronisation kann ein Film erhebliche Veränderungen erfahren, und zwar durch die Stimmen der (deutschen) Synchronsprecher und leichte Veränderungen der Texte.
In „Im Angesicht des Todes“ (1985) wurde „silicon“, von dem der Schurke Max Zorin im englischen Original spricht, in der deutschen Version zu „Silikon“. Mikrochips sind nicht aus Silikon, sondern aus Silizium, und das heißt im Englischen „silicon“. Silikon dagegen heißt auf Englisch „silicone“.
Das Titellied „You Know My Name“ zum Film „Casino Royale“ (2006), das James-Bond-Thema aus „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), „We have all the Time in the World“ aus „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) und „All Time High“ 257aus „Octopussy“ (1983) sind Lieder, in denen nicht der Titel des Films genannt wird. Der Soundtrack zu „Casino Royale“ (2006) wurde am 11.10.2006 von David Arnold fertiggestellt, erschien am 14. November 2006 im Handel und erhielt überwiegend positive Kritiken. Die bekam auch Daniel Craig für seine Darstellung Bonds. Er ist bisher der einzige 007-Darsteller, der für den Preis als bester Hauptdarsteller nominiert wurde.
Der „Casino Royale Sound“ wurde 2007 mit dem BAFTA-Award 258für den besten Ton ausgezeichnet.
Neben den James-Bond-Darstellern auf der Leinwand sind drei zu nennen, die 007 spielten, aber nur zu hören waren: Bob Holness, Michael Jayston und Toby Stephens.
Bob Holness 259lieh Bond 1956 seine Stimme. Es handelte sich um die erste Adaption des Romans „Moonraker“ im „South African Radio“.
Michael Jayston 260lieh dem Agenten 007 seine Stimme für die Radiofassung von „You Only Live Twice“ im Jahre 1990.
Toby Stephens spielte Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002). Im April 2008 strahlte die BBC eine Radioversion von „Dr. No“ aus, in der Stephens 007 sprach, Dr. No wurde von David Suchet 261gesprochen. Als BBC Radio 4 im Jahre 2012 eine Version von „From Russia with Love“ ausstrahlte, sprach Stephens ebenfalls James Bond. 2014 folgte die Radioversion von „On Her Majesty's Secret Service“. Joanna Lumley 262spielt darin Irma Bunt.
[no image in epub file]Toby Stephens - Gustav Graves in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) und James Bond in zahlreichen Hörspielen
Zu guter Letzt soll noch der Synchronsprecher Corey Burton 263erwähnt werden. Er sprach James Bond Jr., den Neffen James Bonds, in der gleichnamigen Zeichentrickserie.
Es gab mehrere Titellieder, die von den Bond-Film-Produzenten als „unpassend“ abgelehnt wurden. Die Band „Blondie“ 264lieferte beispielsweise das Titellied „For Your Eyes Only“; es findet sich auch auf ihrem Album „The Hunt“ (1982), bei James Bond aber ist es nicht zu hören. Und auch die Gruppe „Ace of Base“ 265landete einen Fehlversuch. Ihr Lied „The Goldeneye“ für den Film „GoldenEye“ (1995) wurde nicht akzeptiert. Man ersetzte die Band durch Tina Turner, die ihr eigenes Lied sang. Aus rechtlichen Gründen durfte Ace of Base „The Goldeneye“ nicht auf einem Album veröffentlichen. Sie nannten das Stück in „The juvenile“ um und ersetzten die Textpassage „The Goldeneye“ dadurch. Das Lied wurde 2002 auf dem Album „Da Capo“ veröffentlicht und schaffte es in Deutschland auf Platz 78 der Charts.
Wie sich der Erfolg der Bond-Songs auch heute noch fortsetzt, ist gut daran zu erkennen, welche Musikgrößen sich bei den Klängen aus den Agentenfilmen bedienen. 1998 brachte Robbie Williams (der vor „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) selbst als möglicher Bonddarsteller ins Gespräch gebracht wurde) sein Lied „Millennium“ 266heraus, das auf dem Song „You Only Live Twice“ basiert, und stürmte damit die Charts. Eine Rock-Version von „You Only Live Twice“ wurde schließlich ein Hit für Coldplay auf deren Tour im Jahre 2001. Eine weitere Coverversion kam von Natacha Atlas (*20. März 1964) auf den Markt und ist auf dem Album „The Best of Natacha Atlas“ (2005) zu hören.
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