KERNSCHMELZE
von
JOHN GARDNER
Ins Deutsche übertragen von Anika Klüver und Stephanie Pannen
Die deutsche Ausgabe von JAMES BOND – KERNSCHMELZE
wird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern,
Übersetzung: Anika Klüver und Stephanie Pannen;
verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde;
Lektorat: Katrin Aust und Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik;
Cover Artwork: Michael Gillette. Printausgabe gedruckt von
CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice.
Printed in the Czech Republic.
Titel der Originalausgabe: JAMES BOND – LICENSE RENEWED
German translation copyright © 2014, by Amigo Grafik GbR.
Copyright © Ian Fleming Publications Limited 1981 The moral rights of the author have been asserted. Die Persönlichkeitsrechte des Autors wurden gewahrt.
JAMES BOND and 007 are registered trademarks of Danjaq LLC, used under license by Ian Fleming Publications Limited. All Rights Reseved.
Print ISBN 978-3-86425-433-8 (September 2014) E-Book ISBN 978-3-86425-463-5 (September 2014)
WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.IANFLEMING.COM
John Gardner war ein britischer Spionageroman- und Krimiautor. 1979 erhielt er von Glidrose Publications (heute Ian Fleming Publications) offiziell den Auftrag, Ian Flemings Vermächtnis weiterzuführen und neue James-Bond-Abenteuer zu schreiben. Zwischen 1981 und 1996 schrieb Gardner vierzehn eigene James-Bond-Romane und die Bücher zu zwei James-Bond-Filmen.
Bevor er in den frühen 1960ern eine Karriere als Romanschriftsteller begann, war John Gardner als Zauberkünstler, Offizier der königlichen Marine, Journalist und für kurze Zeit auch als Priester der Anglikanischen Kirche tätig. Gardner erschuf viele beliebte Figuren wie zum Beispiel Boysie Oakes und Herbie Kruger und verfasste insgesamt fünfundfünfzig Romane – darunter zahlreiche Bestseller –, bevor er im August 2007 verstarb.
Weitere Informationen finden sich auf www.john-gardner.comoder der Webseite für Ian Fleming: www.ianfleming.com.
Zum Gedenken an Ian Lancaster Fleming
Ich möchte ganz besonders den Vorstandsmitgliedern von Glidrose Publications Ltd., den Eigentümern des literarischen Urheberrechts für die Figur James Bond, dafür danken, dass sie mich gebeten haben, die recht einschüchternde Aufgabe zu übernehmen, dort weiterzumachen, wo Mr Ian Fleming aufgehört hat, und 007 in die 1980er zu transportieren. Im Speziellen gilt mein Dank Mr Dennis Joss und Mr Peter Janson-Smith und auch H.R.F.K., der als ursprünglicher »Vermittler« fungierte.
Wir sind mittlerweile so sehr an die verblüffenden technischen Spielereien in James-Bond-Abenteuern gewöhnt, dass ich für alle Ungläubigen gerne betonen würde, dass die gesamte »Hardware«, die Mr Bond in dieser Geschichte benutzt, echt ist. Alles, was die Q-Abteilung stellt und Bond bei sich trägt – sogar die Modifikationen an Mr Bonds Saab –, kann man auf gewöhnlichem oder geheimem Wege erwerben. Für die Hilfe auf der Suche nach Einzelheiten bezüglich dieser Ausrüstung bin ich besonders Communication Control Systems Ltd. zu Dank verpflichtet, genauer gesagt der wundervollen Ms Jo Ann O’Neill und dem gefürchteten Sidney.
Was die Erfindungen von Anton Murik, dem Laird von Murcaldy, angeht, werden wir wohl einfach abwarten müssen.
1981
JOHN GARDNER
1. Passagier für Flug 154
2. Gedanken auf einer Straße in Surrey
3. Die Opposition
4. Dossier über einen Laird
5. Der Weg nach Ascot
6. Perlen vor die Säue
7. König Murik
8. Felsgrottenmadonna
9. Alle modernen Annehmlichkeiten
10. Dilly-Dilly
11. Der Steinschleuderersatz
12. Ein Auftrag, Mr Bond
13. Nächtliche Fahrt
14. Hochfrequenz
15. Fortgegangen
16. Ein schicksalhaftes Fest
17. Der Tod steht ihr gut
18. Der Plan
19. Ultimatum
20. Warlock
21. Luftangriff
22. Das Schloss des Warlocks
23. Durch und durch eine Lady
Der Mann, der die Toilettenräume des Flughafens betrat, hatte helles Haar, das ordentlich auf Kragenlänge geschnitten war. Er war stämmig, etwa ein Meter sechzig groß, trug eine verknitterte Jeans, T-Shirt und Turnschuhe. Einem geschulten Beobachter wären besonders die durchdringenden blauen Augen aufgefallen, über denen sich die dünnen geschwungenen Brauen fast über der schmalen Nase berührten.
Das Gesicht des Mannes war im Vergleich zu seinem Körper dünn, und die Haut wirkte im direkten Kontrast zu seiner Haarfarbe recht dunkel. Er trug einen kleinen braunen Koffer bei sich, und als er die Toilettenräume betrat, ging er schnurstracks auf eine der Kabinen zu, wobei er vorsichtig an einer Reinigungskraft im Blaumann vorbeitrat, die ohne große Begeisterung den gefliesten Boden mit einem Gummischrubber wischte.
Sobald er sich in der Kabine befand, schob der Mann den Riegel vor, legte den Koffer auf den Toilettendeckel und öffnete ihn, um einen Spiegel herauszuholen, den er an den Türhaken hängte, bevor er sich daran machte, sich bis auf seine weiße Unterhose auszuziehen.
Bevor er das T-Shirt auszog, schob er die Finger gekonnt unter den Haaransatz an seinen Schläfen und zog die Perücke ab, sodass darunter sein kurz geschorenes eigenes Haar zum Vorschein kam.
Mit einem Finger und einem Daumen packte er das Ende seiner linken Augenbraue und zog ruckartig daran, wie eine Krankenschwester, die ein Pflaster von einer Schnittwunde entfernt. Die schmalen Augenbrauen verschwanden – zusammen mit ein wenig Haut –, zurückblieben ungepflegte dicke schwarze Streifen aus natürlichem Haar.
Der Mann arbeitete wie ein Profi – sorgfältig und schnell, als stünde er unter Zeitdruck. Er holte ein Baumwollkorsett aus dem Koffer, legte es um seine Taille und zog es fest zusammen, wodurch er umgehend eine schmalere Taille bekam und gleichzeitig größer wirkte. Letztere Illusion wurde innerhalb weniger Sekunden noch verstärkt. Der Mann faltete die Jeans und das T-Shirt sorgfältig zusammen, schob seine Socken in die ausgezogenen Turnschuhe und zog ein neues Paar dunkelgrauer Socken sowie eine elegant geschnittene, leichte dunkelgraue Hose und schwarze Slipper an, in die etwas eingebaut war, das Schauspieler als »Erhöhung« bezeichnen. Auf diese Weise wurde er gute fünf Zentimeter größer.
Er verstellte den Spiegel an der Tür, zog ein weißes Seidenhemd an und band sich eine perlgraue Krawatte um, bevor er eine längliche Plastikkiste öffnete, die direkt unter dem Korsett, den Socken, der Hose und dem Hemd im Koffer gelegen hatte und aufbeiden Seiten durch je einen der Schuhe an ihrem Platz gehalten worden war.
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