Lediglich ein Sprecher versucht, den Hörer auf dem Laufenden zu halten. Der Autor wiederum war nicht gut mit der Materie vertraut; so ist die Rede von Bonds Beretta, während 007 schon längst eine Walther PPK hat, oder von Strangway statt Strangways, obwohl der Name im Filmsound schon mehrfach genannt wurde.
Beim zweiten Hörspiel zum Film wurden die Informationen durch den Sprecher noch weiter reduziert. Ein Durchschauen der Handlung ist für den unerfahrenen Hörer nicht möglich. Der Sprecher bei den Hörspielveröffentlichungen war Norbert Langer 133. Peter Bondy war für die Bearbeitung und Heikedine Körting 134für die Regie der Hörspielbearbeitung zuständig. Beim dritten Hörspiel „Goldfinger“ straffte man die Handlung wie bei den beiden Vorgängern. Besonders Actionszenen, wo nur Explosionen oder Reifenquietschen zu hören waren, beschrieb der Sprecher. Auf Shirley Bassies Ohrwurm „Goldfinger“ wollte man aber nicht ganz verzichten, und so ist ein Teil des Originalvorspann- und Abspannsounds zu hören. Oddjobs Demonstration der tödlichen Melone fehlt ganz, und im Moment, als Oddjob ums Leben kommt, sind die Geräusche für den unwissenden Hörer unmöglich bestimmten Aktionen zuzuordnen.
Zum Kinofilm „Feuerball“ (1965) ist kein Hörspiel erschienen, denn im ersten Teil des Films wird die Handlung von Aktionen dominiert, kaum gesprochen, und der rote Faden wäre für einen Bond-unerfahrenen Hörer nicht zu erkennen. Die zahlreichen Unterwasserpassagen des Films sind für eine Hörspielversion ungeeignet.
Die Firma „Europa“ veröffentlichte als viertes Abenteuer des Agenten überraschenderweise „Diamantenfieber“. Die umfangreichen Textpassagen brachten dieses Hörspiel zu einer Laufzeit von über 70 Minuten. Wieder scheint der Autor mit der Materie nicht vertraut zu sein. Das das automatisch fahrende elektrische Schweißgerät, das in der Pipeline auf James Bond zufährt und ihn in Bedrängnis bringt, wird zu einem Reinigungsgerät. Ferner wird sinnverfälschend davon gesprochen, dass Tiffany Case absichtlich von der Ölbohrinsel gesprungen sei. Im Film erkennt man sofort, dass es sich um eine Ungeschicklichkeit handelte und sie hinunterstürzte. Die Hörspiele dürfen eine bestimmte Laufzeit nicht überschreiten. So wurde die Pre-Title-Sequenz von „Diamantenfieber“ von 4 Minuten 35 Sekunden Laufzeit im Film auf 2 Minuten 33 Sekunden im Hörspiel verkürzt. In „Der Mann mit dem goldenen Colt“ fehlt die Pre-Title-Sequenz komplett, das Hörspiel beginnt mit einer musikalischen Einleitung, die in das Titellied des Films übergeht. Nachdem der Song kurz zu hören ist, werden die ersten Dialoge in „Ms“ Büro geführt.
Der Sprecher erklärt vieles. Der Bond-unerfahrene Hörer bekommt einen besseren Überblick, obwohl der Sprecher Unrichtiges von sich gibt. Er spricht von einer halb gesunkenen Dschunke statt von der Queen Elisabeth 135im Hafen von Hong Kong.
Schon im Hörspiel „Leben und sterben lassen“ sind dem Autor Fehler unterlaufen. Er scheint große Probleme mit den Namen zu haben: Aus Quarrel Jr. wird Skipper, Harold Strutter heißt bei ihm Trotter, und nachdem er Quarrel als diesen identifiziert hat, nennt er ihn Squorrel oder so ähnlich.
Es drängt sich die Vermutung auf, dass man bei der Produktion dieser Hörspiele nicht sehr viel Zeit gehabt hat. Der Sprecher ist an einigen Stellen zu langsam, dafür hört man anschließend den Filmton, der schon läuft, als der Sprecher noch zu hören ist, ein weiteres Mal. Es gibt Tonüberlagerungen und schlechte Schnitte.
Auch die zusätzliche „Spannungsmusik“ wertet das Ganze nicht auf. Und wenn die Stimme vom Tonband wieder von Bonds Beretta spricht, die von Tee Hee verbogen wird, kann der Bond-Fan nur den Kopf schütteln. Ebenso heißt es auf der Kassette, James Bond hätte die Brandbomben auf Kanangas Mohnfeldern gelegt, es war aber Quarrel.
Der Schreiber dieses Hörspiels schien eine Vorliebe für den Ausdruck „sprach es“ als Ersatz für „sagte“ zu haben und nervt den Zuhörer damit. In „Der Spion, der mich liebte“ bezeichnet der Sprecher Beißer als den „weißen Hai“, statt ihn beim deutschen Filmnamen zu nennen. In der englischsprachigen Originalversion heißt Beißer „Jaws“, und so hieß der Film „Der weiße Hai“ auf Englisch.
„Moonraker“ als Hörspiel - zehn Jahre nach dem Film erschienen - bietet wenig Neues. Zwar nutzte man für den Abspann den Originalsong (komplett), der auch am Ende des Films zu hören ist, doch liefen Film- und Sprecherton wieder asynchron. So ist der Sprecher schon bei der handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Bond und Chang zu hören, als der Ton der in Drax' Labor sterbenden Wissenschaftler eingeblendet wird - eine Szene, die im Film viel früher läuft. Einziger Lichtblick sind die von Norbert Langer gesprochenen Kommentare, die dem Hörer ermöglichen, zumindest dem Plot zu folgen.
Kürzungen und Fehler gab es auch im Hörspiel „In tödlicher Mission“: Es beginnt wieder einmal ohne Pre-Title-Sequenz. Ohne den Film zu kennen, versteht niemand, warum Bond auf seinen Lotus verzichten muss und mit Melinas „Ente“ (2 CV) flüchtet. Weder hängt, wie behauptet, an Bonds Hotelzimmertür ein „Bitte nicht stören“-Schild, bevor er auf Bibi (Lynn-Holly Johnson 136) trifft, noch versteht der Zuhörer, warum die „St. Georges“ gesunken ist. Als später von einer Treibmine die Rede ist, kann man dem Handlungsfaden kaum folgen. Klare Handlungen werden völlig verkehrt dargestellt: Columbo hat sein Tonband (mit dem das Gespräch zwischen Kristatos und Bond mitgeschnitten wird) nicht in der Tasche, und 007 hechtet auch nicht, wie behauptet, absichtlich durch das Klosterfenster, um Kristatos zu fangen. Wer den Film kennt, weiß, dass er während einer Schlägerei hindurchstürzt. Kristatos stirbt im Hörspiel übrigens zweimal (Tonwiederholung).
Ähnliche Probleme treten auch bei „Octopussy“ auf: Das Hörspiel beginnt sofort in der Residenz des Botschafters in Berlin. Es wird behauptet, dass Gobinda 007 mit einem Knüppel niederschlägt (obwohl er es mit der bloßen Handkante tut), Kamal Khan bekommt bei der Tigerjagd angeblich zunächst nichts von James Bonds Flucht mit. Orlows Tod wird verfrüht beschrieben: Er stirbt durch den Kugelhagel seiner eigenen Männer, und auch Kamal findet laut dem Sprecher bereits im Monsun-Palast „kein rühmliches Ende“. Die komplette Passage mit Bonds Kampf gegen Gobinda (dessen Verbleib im Hörspiel ungeklärt bleibt) auf der Außenhaut eines Flugzeugs und Kamals Absturz fehlen gänzlich.
Hörspiel-Übersicht:
Folge 1)
James Bond jagt Dr. No (1988)
Folge 2)
Liebesgrüße aus Moskau (1988)
Folge 3)
Goldfinger (1988)
Folge 4)
Diamantenfieber (1988)
Folge 5)
Man lebt nur zweimal (1988)
Folge 6)
Im Auftrag Ihrer Majestät 137(1988)
Folge 7)
Leben und sterben lassen (1989)
Folge 8)
Der Spion, der mich liebte (1989)
Folge 9)
Der Mann mit dem goldenen Colt (1989)
Folge 10)
Moonraker, streng geheim (1989)
Folge 11)
In tödlicher Mission (1989)
Folge 12)
Octopussy (1989)
Folge 13)
Die Welt ist nicht genug (2 Teile) (2000)
Zum Thema „Bond für die Ohren“ gehört auch der Sound in den Filmen. Ein Paradebeispiel ist „James Bond jagt Dr. No“ (1962). Alle Soundeffekte in diesem Film sind im positiven Sinne übertrieben.
Norman Wanstall 138war der verantwortliche Sounddesigner des ersten Bond-Abenteuers. Er entschied, in diesem damals futuristisch anmutenden Film die Geräusche zu verstärken und zu ergänzen.
Das Ganze wurde als „Steigerung des Produktionswertes“ des Films beschrieben.
Wanstall ließ Stimmen einfügen, die von Menschen im Hintergrund der entsprechenden Szene stammen sollten.
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