Da wurde es Albert klar. „Mutare…, er kann sich diese Elemente zu Nutze machen. Wir finden den ersten Teil auf seinem Heimatplaneten“, stellte Albert überrascht fest. „Und dafür hast du nun deine Zeit geopfert, hi, hi, hi. Nun geht.“
Plötzlich verschwand die Mauer, der Vorhang schloss sich und alles war, als wäre nichts geschehen. Alle atmeten erleichtert auf. „Es ist die Welt von Zodoriantes selbst, die wir aufsuchen müssen“, murmelte Albert sichtlich erschöpft.
Wieder zuhause angekommen: Sam war seit zwei Tagen in der Garage und bastelte unentwegt an seinen Drohnen, die er zur Verteidigung zukünftiger Angriffe verwenden möchte.
Mia stand am Fenster und beobachtete ihn. Auch ihre Zuneigung zu Sam wuchs. Sie fasste sich ein Herz und ging zu ihm. Eine Weile stand sie am Eingang der geräumigen Garage und sah Sam fasziniert zu. Sam lötete, schraubte oder fummelte mit winzigen Drähten. Irgendwann bemerkte er Mia. Die Luft knisterte plötzlich, als sie sich in die Augen sahen. Sam lächelte ihr zu. Mia lächelte zurück und kam langsam auf Sam zu.
Da wurde sie plötzlich abgelenkt, von der Masse an elektrischen Spielereien auf dem Tisch. Eine Armada an Flugdrohnen stand in der ganzen Garage verteilt. Ein paar wenige noch in Einzelteilen.
„Wow“, staunte sie. „Willst du es mal sehen?“, fragte Sam. Mia nickte neugierig. Sam nahm eine Fernbedienung zur Hand, die mehr einem kleinen Computer glich. Er drückte ein paar Knöpfe, drehte ein paar Schalter und plötzlich sprangen alle Drohnen gleichzeitig an. Ein Brummen wie hundert Bienenstöcke durchströmte die Umgebung.
Plötzlich hoben alle Drohnen ab und flogen davon. Sam und Mia gingen nach draußen, immer die Drohnen im Auge. Sam drückte ein paar Knöpfe und die Drohnen umkreisten sie wie Geier. „Such dir eine aus“, sagte Sam. „Hm…, die Blaue gefällt mir.“ Ein kurzer Knopfdruck und eine einzelne, blaue Drohne löste sich von der Gruppe und flog im Sturzflug direkt auf die beiden zu. Gekonnt steuerte Sam die Drohne und ließ sie knapp über ihre Köpfe hinweg sausen.
Amüsiert und ängstlich zugleich schrie Mia auf und duckte sich. Dabei hielt sie sich an Sams Arm fest. Die Drohne verschwand wieder zwischen den anderen. „Und nun alle.“ Kaum gesagt, stürzten alle Drohnen auf die beiden zu. Mia schrie und duckte sich. Sam lachte sich halb kaputt. Beide waren sichtlich amüsiert. Nach ein paar weiteren Scheinangriffen wurde Sams Mimik ernster.
„Nun zeige ich dir mal was“, sagte er. Sam drückte den einzigen roten Knopf seiner Fernbedienung und gab noch eine Nummer ein. Plötzlich sauste eine Drohne im Sturzflug auf den entfernten See zu. Mit einem riesigen Knall explodierte sie, als sie die Wasseroberfläche traf. Beide bestaunten die schwarze Rauchwolke, die sich erhob.
Albert und Paul kamen nach draußen geeilt, um nachzusehen, was das war. „Was war das denn?“, fragte Albert. „Das ist unsere Verteidigung, wenn wir das nächste Mal wieder angegriffen werden“, sagte Sam mit breiter Brust. Da sahen Paul und Albert die Drohnen am Himmel. „Gefällt mir“, schmunzelte Albert. Nach wenigen Augenblicken lies Sam die Drohnen wieder heil und sanft landen. Albert wandte sich zu Sam. „Hast du in deiner Kiste schon mal das schwarze Kästchen geöffnet?“ „Nein, was ist da drin?“ „Schaue einfach mal rein. Sei aber vorsichtig.“
Sam war wieder in seinem Zimmer. Neugierig öffnete er die geheimnisvolle Kiste und nahm das schwarze Kästchen heraus. Er betrachtete es von allen Seiten. Es war nichts Auffälliges daran. Nach einer Weile schüttelte er es, warf es auf den Boden und in die Luft, es passierte nichts.
Irgendwann nahm Sam auch das weiße Kästchen heraus und lies das Klavier sich wieder entfalten. Er legte das schwarze Kästchen auf den Flügel und betrachtete es, während des Spielens.
„Ich könnte jetzt eine Cola trinken“, dachte er bloß. Plötzlich schälte sich unter einem weißen Leuchten eine Cola aus dem schwarzen Kästchen. Sam vergaß das Klavier spielen.
Plötzlich füllte sich das Zimmer mit unzähligen Gegenständen, eines nach dem anderen. Computer, Sportwagen, Pudding, Ventilator, Schokoriegel, sogar eine ausgestopfte Ziege drängten Sam allmählich zur Tür. Alles, was er kurz dachte, materialisierte sich plötzlich. Es wurde immer mehr. Sam flüchtete, doch die Gegenstände verfolgten ihn, wie eine Lawine. Mittlerweile kroch die Welle die Stufen der Empfangshalle herunter, immer Sam hinterher. Er bekam es mit der Angst. Das Klappern, Scheppern und Schlürfen machte die Anderen aufmerksam.
„Stoppen sie es, Sam“, rief Albert. „Wie?“ „Denken sie, Halt.“ Sam versuchte sich zu konzentrieren. Die Welle stoppte. „Nun denken sie, hinfort.“ Plötzlich war alles verschwunden. Alle atmeten erleichtert auf. „Sam, alles was sie denken, außer lebende Objekte, materialisiert sich, sobald sie das Kästchen ansehen. Und erst der Gedanke „Halt“ stoppt das Ganze. Am besten wir üben das draußen.“
Sam und Albert traten nach draußen vor die Garage. Zur Sicherheit hatte Sam zuvor das Kästchen in ein Tuch gewickelt. Er packte es aus und legte es vor sich auf den Boden. „Und nun schließen sie die Augen, Sam. Denken sie nur an eine Sache, egal was. Halten sie sich immer dieses Bild vor Augen.“ Sam nickte. „Nun öffnen sie die Augen und sehen das Kästchen an.“ Sam sah das Kästchen an. Nichts passierte. Ein flüchtiger Blick Richtung Garage, auf die Drohnen, dann sah er wieder das Kästchen an.
Plötzlich materialisierte sich eine Drohne vor ihnen. „Gut, und jetzt den gleichen Gedanken nochmal, Sam.“ Eine zweite, identische Drohne tauchte auf. Dann eine Dritte, Vierte und Fünfte. „Nun denken sie, „Genug“, Sam. Malen sie in Gedanken das Wort.“ „Und dann?“, fragte Sam. „Nun denken sie nochmal an die Drohne.“ Sam konzentrierte sich, doch die Drohnen vermehrten sich nicht weiter. „Gut gemacht. Du lernst schnell“, freute sich Albert.
Mia trat lächelnd heran. Sam lächelte zurück, dann konzentrierte er sich. Plötzlich materialisierte sich eine goldene Rose. Sam gab Mia die Rose. Ihre Augen funkelten dabei. Albert genoss, was er da sah. „Wann brechen wir auf“, fragte Sam. „Wenn der Zeitpunkt günstig ist“, antwortete Albert. „Wie gelangen wir überhaupt dahin?“, fragte Sam erneut. „Es gibt nur einen Zugang, zu anderen Welten. Einer, der wenigen Wege, die für Normalsterbliche verborgen bleiben, durch einen aktiven Vulkan.“ Sam sah Albert mit großen Augen an. „Ich muss nur noch herausbekommen, welcher Vulkan der Richtige ist. Dafür muss ich das Auge befragen“, ergänzte Albert und atmete mit besorgtem Blick tief durch.
Paul und Albert waren auf dem Weg zum Auge. „Ich möchte sie nun weiter mit dem Auge vertraut machen, Paul. Wir müssen wissen, welchen Vulkan wir brauchen, um zu Mutare zu kommen.“ Vor dem Becken wandte sich Albert zu Paul:
„Was ich ihnen nun sage, darf niemand erfahren.“ „Ich werde es für mich behalten, Albert.“ „Ich habe nicht mehr viel Kraft für das Auge. Deshalb müssen sie für mich hineinsehen.“ „Was sie wollen, Albert. Was muss ich tun?“ „Wie gehabt…, legen sie ihre Hände auf die Wasseroberfläche und konzentrieren sie sich auf den Zugang zu Mutares‘ Reich.“ Paul tat, was Albert sagte und schloss die Augen. Seine Mimik verriet, dass er mittendrin war. Plötzlich schreckte er zurück.
„Was haben sie gesehen, Paul?“, fragte Albert ganz ungeduldig. „Lava, Schwefeldämpfe, Hitze. Ich konnte es aber nicht sehen, welcher Vulkan das war.“ „Okay, versuchen sie es erneut.“
Albert sagte nicht die Wahrheit. Tatsächlich manipulierte er Paul, um zu einem bestimmten Vulkan zu gelangen. Doch Paul und Sam waren noch nicht bereit die Wahrheit zu erfahren. In einem bestimmten Vulkan hatte Albert nämlich ein Geheimnis versteckt, welches er unbedingt mitnehmen musste. Erneut legte Paul seine Hände auf die Wasseroberfläche und konzentrierte sich. Albert beobachtete ungeduldig das Geschehen.
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