„Seht euch mal um, ob ihr etwas Auffälliges finden könnt“, sagte Paul und sah sich am Rande des Berges um. Sam und Mia gingen in die entgegengesetzte Richtung. Sie fanden nichts. Keine Merkwürdigkeit, keine Höhlen oder sonst irgendwas, was sie weiterbringen könnte.
Alle drei trafen sich wieder vor den Flammen. Plötzlich fingen die Flammen an zu wandern und umschlossen langsam die Menschen, die davorstanden. Panik brach aus. Die meisten Touristen konnten den Flammen entkommen. Ein paar Wenige wurden grausame Opfer der Flammen. Beim Sprung durch die Flammen, fing ihre Kleidung an zu brennen und sie erlitten schwere Verbrennungen.
Mit einem Mal waren Paul, Sam und Mia von den Flammen umschlossen. Ein Entkommen war nicht möglich. „Was passiert hier?“, fragte Paul voller Angst. „Das ist Mutare“, sagte Mia und sah sich nach einem Fluchtweg um.
Ein paar Touristenführer kamen mit Feuerlöschern und versuchten zu löschen. Doch das Feuer flammte immer wieder neu auf. Langsam begann der Feuerring, in dem sich nur noch Paul, Sam und Mia befanden, zu schrumpfen. Es wurde ihnen allmählich immer heißer und unerträglicher. Ein paar Helfer warfen eine Tür über die Flammen, eine Art Brücke.
Sam, Paul und Mia rannten hinüber und rannten immer weiter. Plötzlich formte sich aus den Flammen eine brennende Person. Mutare rannte hinter ihnen her. Er war deutlich schneller und hatte nicht viel Mühe sie einzuholen.
Mia zog ein paar ihrer Kugeln heraus und warf sie auf den Boden. Wieder blieb Mutare an der Nebelwand hängen. Doch er hatte dazugelernt. Wie eine Zündschnur kroch er links und rechts rasend schnell um die Nebelwand herum und umschloss die drei wieder. Und dieses Mal wurden die Flammen doppelt so hoch.
Es gab wohl kein Entkommen mehr und die Hitze wurde unerträglich. Überall liefen Touristen panisch hin und her.
Plötzlich stieß der Maulwurf durch die Erdoberfläche, gefolgt vom Donnerschlag. Das Fahrzeug fuhr durch die Flammen in den Kreis. Die Tür sprang auf.
„Schnell, rein hier“, rief Albert. Ohne zu zögern sprangen sie, einer nach dem anderen, ins Auto. Paul sprang als letzter rein. Eine Flamme züngelte, wie eine Peitsche in seine Richtung und umschloss seinen Knöchel. Die Flamme, die wie eine Hand aussah, versuchte ihn wieder aus dem Wagen zu ziehen. Paul schrie vor Panik.
Alle versuchten Paul ins Auto zu ziehen. Die Flamme brannte sich langsam durch die Hose. Alle nahmen ihre ganze Kraft zusammen. Mit einem kräftigen Ruck schafften sie es ihn im letzten Moment ins Auto zu ziehen. Die Tür sprang zu. „Los, los, los“, rief Albert. Der Wagen fuhr los. Die Flamme verfolgte sie sofort. Immer wieder schlug sie wie eine Peitsche auf das Auto.
Albert murmelte wieder mit Zischen und Hallen. Plötzlich wurde die Flamme von einer riesigen Schneeflocke verfolgt. Die Schneeflocke umschloss die Flamme, die sich heftig wehrte. Das gab ihnen aber genügend Zeit, um zu entkommen. Außer Sicht der Flamme, stieß der Maulwurf plötzlich vor dem Wagen in die Erde und der Wagen folgte.
Es war geschafft. „Werden wir verfolgt, Sinclair?“ Sinclair sah auf die Bildschirme. „Nein, Sir.“ Alle atmeten erleichtert auf. „Dad, was ist hier los? Es wurden Menschen angegriffen. Das ist noch nie passiert“, fragte Mia völlig durcheinander. „Ich weiß, mein Schatz…, ich weiß.“
Sam untersuchte den Knöchel seines Vaters. „Hast nochmal Glück gehabt, Dad. Brauchst nur ein paar neue Schuhe und ne neue Hose.“ „Und ne frische Unterhose“, murmelte Paul leise vor sich hin. Was machst du eigentlich hier, Dad?“, fragte Mia. „Haben sie ihr Buch vergessen, Paul?“ „Nein, hier ist es“, zog Paul das Buch aus einer Umhängetasche.
Albert kramte sein braunes Buch hervor und zeigte es allen. „Dann ist das wohl dein Buch, Sam“, überreichte er Sam das Buch. „Ich habe eine Nachricht bekommen, dass ich euch nachreisen sollte. Und als ich euch in Bedrängnis sah, ist mir das eingefallen. Nur der Ort, an dem sich der Wortteil befindet ist geschützt vor Zodoriantes.“ „Also, wenn wir falsch liegen, werden wir angegriffen?“, fragte Sam nach. „Normalerweise auch nicht. Das macht mich ja so nachdenklich. Zu meiner Zeit war es zwar nicht weniger gefährlich, aber ich konnte in aller Ruhe nach dem Wort suchen. Wir fahren erstmal wieder nach Hause.
Ich kenne da jemanden, der uns helfen kann“, antwortete Albert. „Und wer soll das sein?“, fragte Mia. Albert zögerte einen kurzen Moment. „Der Herr der Zeit“, sagte er schließlich. Mia lief ein kalter Schauer den Rücken runter.
„Nein, Dad“, sagte sie völlig aufgelöst. „Doch, Mia. Es geht nicht anders.“ „Können wir nicht einfach weitersuchen?“, flehte Mia ihren Vater an. „Hier ist was viel Größeres im Gange. Er muss uns helfen“, sagte Albert etwas besorgt.
„Im Traum sah ich, dass das Wort zwei Hüter auserwählte. Der Blitz fuhr in Paul und Sam gleichzeitig.“ „Den Traum hatte ich auch“, sagte Paul. „Ja, ich auch“, ergänzte Sam. „Wir drei hatten denselben Traum. Man könnte es als Symbolik betrachten. Ich bin quasi als Hüter abgelöst wurden und ihr werdet die neuen Hüter. Allerdings gab es noch nie zwei Hüter zur gleichen Zeit. Auch die Angriffe geschahen viel zu schnell. Und dann sollte ich euch plötzlich nachreisen. Das ist alles irgendwie beunruhigend“, sagte Albert.
„Und wer ist dieser Herr der Zeit?“, fragte Sam. „Wie der Name schon sagt. Allerdings ist das nicht ungefährlich. Mit der Zeit lässt sich nun mal schlecht verhandeln. Er ist mir aber noch etwas schuldig.“, sagte Albert.
Paul hob den Zeigefinger und deutete abwechselnd auf sich und Albert. „Albert, wir müssen an unserer Kommunikation arbeiten.“ Sinclair hingegen genoss die rasante Fahrt und fuhr mit breitem Grinsen wie ein Irrer dem Maulwurf hinterher.
Wieder zuhause angekommen: Völlig erschöpft betraten alle die Eingangshalle. Hektor blieb an der Eingangstür stehen. Albert wandte sich zu ihm.
„Danke, dass du uns begleitet hast, Hektor. Es war zwar nicht nötig aber man weiß ja nie. Beim nächsten Mal könnten wir dich vielleicht gebrauchen.“ „Mache dir kein Kopf, mein Alter“, grinste Hektor und verschwand nach draußen.
Paul beobachtete das Gespräch und ging zu Albert. „Sie müssen mir noch einiges erklären, Albert. Wieso spricht der Wolf? Wieso sind Maulwürfe so groß, wie ein Haus? Und, wieso gibt es hier Papageien, die aussehen, wie eine Taschenlampe? Und, wo zum Geier haben sie diesen futuristischen…Panzer her?“
Albert ging in sich. „Sie haben Recht, Paul. Ich wollte sie nicht gleich überfordern. Nach dem Abendessen setzen wir uns alle zusammen und dann werde ich euch alles sagen, was sie wissen wollen.“
Sam half Mia, ihre Sachen ins Zimmer zu tragen. Er legte ihren Rucksack auf dem Bett ab und beobachtete ihr weiteres treiben. Mia ging zum Fenster. Auf dem Fensterbrett standen drei völlig verwelkte Blumen. Sie steckte ihren Finger in eine Gießkanne und gab in jeden Blumentopf nur einen Tropfen Wasser. Blitzschnell erholten sich die Blumen und erstrahlten in voller Blüte. Eine hatte schwarze Blüten und die zweite hatte goldene Blüten. Die dritte Blume erstrahlte in ständig wechselnden Farben. Alle drei sahen Rosen sehr ähnlich. Sam staunte nicht schlecht.
„Es gibt Parallel-Welten“, sagte sie, während sie eine Vierte auf dieselbe Weise goss. Eine winzig kleine Pflanze in einem ziemlich großen Topf auf dem Fußboden. Kaum fiel der Wassertropfen in den Topf, wuchs eine riesige Ranke aus dem Topf und verteilte sich über die ganze Zimmerdecke. Als sie aufhörte zu wachsen, erblühten an der ganzen Ranke leuchtend-weiße Blüten.
„Parallel-Welten?“, fragte Sam. Mia nickte, während sie sich auszog und plötzlich nur noch in Unterwäsche vor Sam stand. Der bekam plötzlich einen feuerroten Kopf. „Würdest du jetzt bitte mein Zimmer verlassen? Ich möchte ein heißes Bad nehmen.“, fragte sie mit einem frechen Grinsen. Ganz verlegen stolperte Sam aus dem Zimmer. Mia war äußerst amüsiert.
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