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Wäre Mandy ein Mensch gewesen, hätte es möglicherweise funktioniert, aber da sie kein Mensch ist, hatte sie bestimmte neue Barrieren in ihrem Kopf gebildet, die sie schützten.
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>> Mandy! Sie hat doch gar nichts gesagt. Das ist sehr unhöflich von dir! << Nun richtete sich Patrick an Adele. >> Verzeihen sie meiner Tochter, sie meinte es nicht so. <<
Mandy schaut ihn erstaunt an. >> Doch das tue ich sehr wohl. Kümmere du dich um deinen eigenen Kram, dann reden wir weiter. Sonst kann ich mit dir noch ein Stündchen über deine eigenen Geheimnisse plaudern. <<
Jetzt blieb er stumm. Außer Patrick hatte nur Jay Mandys Andeutung verstanden. Und Patrick würde tunlichst aufpassen, nichts weiterzusagen, denn es war ihm wichtig, dass sein Plan aufging.
Der Blick, der zwischen Mandy und Jay in diesem Moment ausgetauscht wurde, sprach Bände.
Adele fand das alles mehr als interessant. Diese spezielle Verbundenheit zwischen den beiden ist erstaunlich.
Liebe.
Aber man konnte diese so leicht zerstören. Zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Dosis. Ein so kleiner und winziger Moment und alles konnte zerstört werden. Ein kleiner, aber gezielter Griff um ihren Hals oder ein gezielter Stich ins Bauchinnere oder ins Herz…
Ach, es gab so unendlich viele Möglichkeiten einen Menschen umzubringen. Vielleicht würde sie sich auch damit bemühen die beiden unwiderruflich auseinander zu bringen.
Sie ging und ließ die Szene hinter sich.
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Mandy hatte den kalten Schauer gespürt, der ihr über den Rücken lief. Sie wusste, dass sie diesmal auf Jay hätte hören sollen. Sie wusste es und schaute ihm in die Augen. Er wusste, was sie dachte und fühlte, aber jetzt war es zu spät, um noch etwas zu retten. Sie hatte sich unabsichtlich in eine Gefahr gebracht, die ihr noch gefährlicher werden konnte, als sie bisher gewesen war.
Onyx!
Jay warf ihr einen scharfen Blick und schüttelte seinen Kopf.
Nein!
Mandy schüttelte den Kopf.
Noch nicht. Die Zeit ist noch nicht reif.
Du weiß es besser.
Ich liebe dich.
>> Ich liebe dich auch. <<, bestätigt Mandy Jays Liebeserklärung und schmiegt sich an ihn.
Sei aber vorsichtig, mein kleiner Vamp!
Beide schlossen sich in die Arme und küssten sich innig.
Beiden war es dabei völlig egal, was ihre Eltern dachten oder sagten.
Es ist schließlich die wahre Liebe, die man feiern sollte.
Und man lebt schließlich auch nur einmal.
Egal wie lange man tatsächlich lebt.
Es bleibt nun bei einmal in diesem Leben!
Und es sollte gelebt werden.
Liebe ist das Schlüsselwort.
Geheimnisse haben ihren Preis
Mandy lag auf ihrem Bett. Schon seit Stunden. Öde Stunden. Sie war Zuhause. Ihr Zuhause. Im Rosenweg, nur paar Straßen weiter von Jay entfernt, aber ohne Jay! Schmerzlich allein empfand sie es. Sie wollte sich ausruhen und gleichzeitig bei Jay sein. Aber das ging im Moment nicht. Es gab ein paar Sachen, die sie erst noch tun musste. Verstehen musste.
Wie konnte sich ein Leben so sehr, in so kurzer Zeit verändern? Klar: Sie war nun eine Vampyr brauchte jedoch kein Blut und war trotzdem eine Hexe. Cool, aber erschütternd.
Ihre Eltern stritten sich weiterhin. Sie taten das schon seit zwei Tagen. Mit der Ausnahme, dass es diesmal bei ihnen Zuhause war. Diesmal schien es auch eher um Adele zu gehen. Doch dieser Streit war schon lange hinfällig gewesen und jetzt auch schon wieder unterkühlt.
Dann wäre da noch Adele de Warrene, die plötzlich auch ihr etwas antun könnte. Eigentlich ihr jederzeit hätte etwas Schlimmes antun können. Diese Gefahr, in der sie immer geschwebt hatte, ohne es wirklich zu wissen, war nun präsenter. Das war die Gefahr, die Jay die ganze Zeit über beseitigen wollte.
Diese böse schleimige Schlange! Es gibt manchmal Menschen. Nein, sie ist ja kein Mensch! Eben Personen, die man einfach nicht ausstehen kann. Von Anfang an und da wird auch näheres Kennenlernen nichts daran ändern können! Man kann sich einfach nicht riechen!!! Arghhh!!!
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Mandy
Das nach dem ganzen Tandam mit Adele auch die Heimfahrt anstand, war es auch schon. Am Nachmittag wurde ich einfach in das Auto meiner Eltern reingesetzt und angeschnallt und weggefahren. Kein einziges Wort mehr. Zumindest hat Patrick gewartet bis ich mich von Jay gelöst hatte, um mich ins Auto zu zerren. Nach dem einen Kuss. Ganz urplötzlich als wäre Patrick erst in diesem Augenblick eingefallen, dass seine Tochter wieder nach Hause sollte. Nein, sogar so dringend nach Hause musste, dass er mich einfach vom Mann meines Lebens gezerrt hat. Aber was sollte es schon ändern an der Tatsache, dass ICH, Mandy, wieder nach Hause sollte, ähm, musste.
Jay versicherte mir noch, dass es besser für alle Beteiligten sei, wenn ich jetzt ging. Er wollte natürlich nicht, dass ich wegen ihm Ärger bekam. Es war natürlich wie immer lieb von, sich daran zu erinnern, aber irgendwie merkte ich eine sehr große Veränderung an mir. Alles was bisher genau richtig gewesen war zwischen uns, begann mich zu nerven. Es nervte mich, wie er immer alles verstand. Wie er immer so verständnisvoll sein konnte. Nie die Fassung verlor! Wie schafft man das?
Ok, so ganz stimmte das ja auch nicht, sonst hätte er mich nicht in eine Vampyr verwandelt. Wir alle haben schließlich verborgene Seiten in uns, die wir nur hin und wieder rauslassen…
Und dann diese Stimmungsschwankungen, weil ich ihn plötzlich wieder voll und ganz nachvollziehen konnte. Nur diese Stimmungsschwankungen verstand ich nicht.
Dann wäre da auch noch diese Ruhe an ihm, die liegt wahrscheinlich an allen seinen gelebten Jahrhunderten! Es kann so anstrengend sein mit ihm! So viel Weisheit und dann hat er doch so viel Lust einen zu ärgern, wenn auch nur unbewusst. Mir sollte klar sein, dass er mich eigentlich neckte.
Ich bin schließlich nur siebzehn in diesem Leben. Jedes Mal, wenn ich sterbe, werde ich wiedergeboren! Moment! Werde ich ja nicht mehr! Oder vielleicht doch? Wiedergeboren zu werden ist auch nicht schlecht! Als Hexe hat man solche Vorteile… Aber ich bin jetzt anders. Trotz allem bin ich anders… Heißt das, dass ich jetzt immer noch wiedergeboren werde, wenn ich als Vampyr sterbe? Also versuchen möchte ich es definitiv nicht! Ich hänge an meinem jetzigen Leben, doch irgendwie schon sehr!
Eigentlich ist es aber auch egal. Ich bin unsterblich.
Ich stehe vom Bett auf, weil ich mein Handy aus der Tasche holen möchte, wo auch meine gestrigen Klamotten sind, die irgendjemand netterweise in die Tasche reingepackt hat. Und ach so großes Wunder… Was finde ich da? Eine Blutkonserve! Als hätte ich nicht schon genügend Probleme zu lösen, geschweige denn zu erklären!
Jay musste natürlich eine verdammte Blutkonserve in meine neue Tasche, die er mir geschenkt hat, schmuggeln.
„Nur für den Fall“ stand auf diesem verdammten Klebezettel, den er an der Blutkonserve geklebt hat. Was er wohl mit „Nur für den Fall“ meint, es wäre zumindest schön zu wissen, wenn ein solcher Fall eintreten sollte, nicht?
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