Mandy hatte einen Sandton, keinen Porzellanton. Ich konnte mich also beruhigen, denn ab der Wandlung bekamen alle Vampire einen Porzellanton oder zumindest annähernd einen Porzellanton.
Den liebeskranken Trottel konnte ich also getrost erst Mal ignorieren, denn er hat keine weiteren wichtigen Informationen für mich. Der Idiot konnte trotz der Verwarnung seiner Ehefrau nicht aufhören mich anschmachten. Was sind diese Männer für Idioten, aber genau deshalb ist es mir auch so leicht sie zu manipulieren.
***
>>Du hast sie noch nicht verwandelt? <<
Die Frage schien an Jay gerichtet zu sein. Adele roch nochmal nur um ganz sicher zu gehen, schaute jedoch Charles an.
>>Charles! Sie ist eindeutig menschlich! <<
Charles hasste es von der Viper höchstpersönlich angesprochen zu werden. Sie war wie eine Schlage, die nur darauf wartete, zuschlagen zu können und dafür wartete sie immer auf den richtigen Zeitpunkt. So hatte er keine andere Möglichkeit als sich mit Adele unterhalten zu müssen. Sie war seine Wandlerin und eine andere Möglichkeit sich ihr sonst noch höfflich zu entziehen, um ein Blutvergießen zu vermeiden, kannte er in dieser Situation leider nicht.
Obwohl er sich von ihr abgewandt hatte, musste er ihr antworten. Vielleicht war müssen nicht der richtige Begriff, aber er fand sich noch in irgendeiner Weise ihr gegenüber schuldig, weil er nicht nach den Vampirregeln gehandelt hatte. Am liebsten würde er sie vollkommen ignorieren. Doch er respektierte immer noch die Vampirregeln und diese erlauben es nicht, seine Wandlerin zu ignorieren, bis alle Regeln durch diese beigebracht wurden. Außer der Wandler starb bevor dieser alle Instruktionen weitergeben konnte.
Charles wollte aber nicht weiter unter Adeles Einfluss leben, weshalb er vor 700 Jahren mit Denise verschwand.
Adele aber ließ nicht locker und verfolgte sie alle. Bis er sich schließlich in Münster endgültig für das nächste Jahrhundert niederließ. Nun stand diese Frau schon wieder vor seiner Tür und er musste ihr teilweise gehorchen, wenn auch sehr widerwillig. Das hieß aber nicht, dass er nicht trotzdem die eine oder andere Aussage zum Besten geben konnte.
>>Was möchtest du Adele? Warum passt du nicht auf deinen Ehemann auf, der schon wieder unschuldigen Mädchen nachstellt? Oder willst du, dass er seinen Erstgeborenen von jemand anderem auf die Welt bekommt als von dir? <<
Adele schien äußerlich gefasst zu sein, aber innerlich kochte sie vor Wut. Nur Charles schaffte es ihr Gleichgewicht zu stören. Egal was sein Lächeln bezeugen sollte, er schaffte es immer, dass sie wie ein Schneemann in der Sonne schmilzt. Es war falsch. Selbst in ihren Augen war es ihr deutlich bewusst, dass sie falsch handelte, doch sie konnte trotzdem nicht anders. Er war ihre einzige Sucht. Ihr eigener Untergang.
Achthundert Jahre konnten daran auch nichts ändern. Sie hatte immer noch Gefühle für ihn, schaffte es aber nicht, ihn mit Marisha glücklich zu sehen. Zuerst wurde sie durch Denise ausgetauscht und dann durch Marisha. Das war etwas, was sie nicht verkraftet hatte. Oder vielmehr ihr Ego.
Im Nachhinein musste sie zugeben, dass er nur mit Denise geflohen war, um ihr zu entkommen und beide haben nie mehr als eine freundschaftliche Beziehung zueinander gehabt. Neid und Eifersucht waren aber stärker gewesen. Jetzt war es nur noch verletzter Stolz, der sie aufrecht hielt. Doch das war etwas, was sie selbst nicht erkannte und Stolz mag schön und gut sein, solange es in Maßen vorhanden ist. Es darf aber nicht dazu führen, dass man anderen damit wehtut. Aber auch das verkannte sie. Nach so vielen Lebensjahrhunderten hatte sie noch immer nicht die Lehre des Lebens verstanden. Ob sie jemals dahinterkäme? Das kann nur noch die Zeit sagen, aber lange dauert es schon an.
Sie verstand was wahre Liebe war. Erkannte sie auch an Charles und Marisha wieder. Nur um dann wieder täglich Jays Gesicht sehen zu müssen und sich mit dem was-wäre-wenn zu konfrontieren? Nein! Sie wollte etwas anderes aus ihrem Leben machen.
Ihre Hochzeit war aus den falschen Gründen erfolgt. Es war eine impulsive Handlung gewesen, entsprungen aus einem Augenblick der Einsamkeit und hatte am Ende nur noch mit einer Zweckverbindung etwas zu tun. Liebe hatte sie nicht gefunden, auch wenn ihr Ehemann sie zunächst zu lieben schien. Liebe hatte Demon Cameron, ihr Ehemann, überhaupt in die Arme von Jeanne gebracht. Immer waren andere Frauen an ihrem Unglück beteiligt! Immer!!! Speziell die Morgen-Frauen! Als hätten sie es sich zur Aufgabe gemacht, sie immer wieder zu demütigen! Ihr das wegzunehmen, was eigentlich ihr gehörte, dachte sich Adele.
Demon und Jeanne hatten bisher kein Kind gezeugt. Sie wusste es, aber sie war sich sicher, dass Charles nicht über deren heimliche Beziehung wusste. Ihm das Ganze auf die Nase zu binden? Nicht ihr Stil. Aber sie selbst wollte ein eigenes Kind haben. Dabei musste es nicht unbedingt von Demon sein…
>> Danke, dass du dich noch um Sittsamkeit bemühst. Vor langer Zeit war das noch umgekehrt. Dann kann ich sicher sein, dass sich Jeanne und Elizabeth hier im Hause befinden? Kleine Mädchen sind immer unter seinem Radar. Du weißt schon… Die Macht der Gewohnheit. Mach dir keine Sorgen Charles, ich gebe Demon dein Ansinnen weiter. <<
>>Wenn sie ihn nicht finden, kontaktieren sie mich bitte. << Patrick reichte ihr seine Visitenkarte. >>Hier. << Als könnte er ihr Held sein. Als könnte er irgendetwas im Leben von Adele erreichen. Als hätte er die erforderlichen Mittel, um jemanden zu finden. Als wäre er ein Privatdetektiv. Aber das alles war er nicht. Er ist nur ein armseliger Mensch mit mehr Geheimnissen als alle Geheimdienste zusammen, besann sich Adele.
Sie nahm die Visitenkarte gar nicht an, sondern hob eine Hand abwehrend in die Luft. >>Ich denke nicht, dass Sie der geeignetste Mensch sind. << Sie betonnte das Wort Mensch in nicht zu überhörender Weise.
>>Aber wenn sie ihn nicht finden, bin ich ihnen gern auch bei anderen Dingen behilflich, wenn sie wissen, was ich meine. << Er machte dabei eine vage Deutung in Richtung seines Geschlechts und versuchte ihr wieder seine Karte einzustecken.
Verlegenheit beschreibt nicht einmal ansatzweise, was diese Personen fühlen mussten. Hatte er möglicherweise getrunken? Oder hatte er einfach nichts im Kopf? Wie kann man nicht über das nachdenken, was man sagt? Überlegten sich alle Anwesenden.
Wie tief konnte Patrick Hochmann Schöne eigentlich noch sinken? Dachte sich Mandy.
Ihm war das Ausmaß seiner Koketterie und Idiotie nicht bewusst.
>> Sie sind kein Privatdetektiv und sonst auch kein anderer, darum habe ich keine Verwendung für SIE! <<
Patrick lief rot an. Er verstand auch nicht was ein „anderer“ ist, aber Adele scherte sich einen Dreck um seine Gefühle. Vor Jahrhunderten wurde auch nicht auf ihre Gefühle Acht gegeben, warum sollte sie es jetzt nicht mit gleicher Münze zurückzahlen?
Adele drehte sich zu Mandy um und schaute ihr in die Augen bevor sie Mental versuchte ihr einen Befehl zu geben.
Du wirst nie wieder Jay oder irgendein Mitglied der Familie ‘Morgen‘ treffen!
>> Tut mir ernsthaft Leid! Deine Manipulationen funktionieren bei mir nicht! <<, antwortete Mandy spöttisch.
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