Violett nahm einen Zug von ihrer Zigarette und musterte Eric nachdenklich. »Augenblicklich jedenfalls nicht«, meinte sie und blies den Rauch zur Decke.
»Was zahlt ihr denn?«
»Darüber werden wir uns schon noch einig werden«, erklärte Tamora mit einem zufriedenen Lächeln und ließ die Frage vorerst unbeantwortet.
Violett hatte sich die Kaffeepötte genommen, um Nachschub zu holen.
»Ich werde richtig geile, ansprechende Fetischfilme machen, die alle von den Stühlen reißen«, verkündete Eric inbrünstig, als sie zurück war und ihm frischen Kaffee hinstellte. »Ihr beide werdet also Stars sein? … Du hast doch bestimmt eine Kamera, Mia, oder? Da könnte ich doch gleich ein paar heiße Probeaufnahmen von euch machen.«
Das könnte dir gefallen , schmunzelte Tamora in sich hinein, die sich ihm, wie auch Violett mit ihren Aliasnamen vorgestellt hatte. Ich habe zwar eine gute Spiegelreflexkamera, aber ich denke gar nicht daran, dir die jetzt für diesen Zweck zu geben.
»Das würde dir gefallen!«, fauchte Violett ihn mit funkelnden Augen an und sprach aus, woran ihre Freundin auch gerade gedacht hatte. »Du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes, dass wir uns zum Spaß von dir beim Spielen ablichten lassen, oder? Und zu deinem Vergnügen schon gleich gar nicht! … Übrigens gefällt mir die vertrauliche Anrede nicht. Eric! Ich finde, in einer geschäftlichen Beziehung macht sich das nicht gut.«
»Kein Problem, Miss Chloe«, nahm Eric seinen Vorstoß zurück und wurde sachlich. »Nachdem, was Sie mir erzählt haben, brauchen wir ein Studio, einen Drehbuchautor und Regisseur … und dann noch Darsteller, weiblich, männlich … Ich kann Ihnen da einen guten Freund von mir empfehlen.«
»Wenn er ein Freund von ihm ist, nehmen wir ihn besser nicht«, bemerkte Tamora umgehend zu Violett. »Wir wollen schließlich keinen Film mit dem Titel › Perverse Exzesse im Alkoholrausch ‹ drehen.«
Violett nickte zustimmend. »Seien Sie uns lieber bei der Beschaffung eines geeigneten Studios behilflich … und vielleicht sind Sie ja auch mal einem Autor oder Regisseur über den Weg gelaufen.«
Eric hatte einen weiteren Schluck Kaffee zu sich genommen und rülpste übel. »Entschuldigung, Ladies, … das war nicht die feine Art.« Dann grinste er bis zu den Ohren und prahlte: »Ihre Sache ist bei mir in guten Händen … Kostet mich nur einen Anruf.«
Tamora schob ihm die Handstation zu und sah ihm kopfschüttelnd nach, wie er damit in den Flur wankte. »Ich will ehrlich sein, Vio«, meinte sie nachdenklich. »Bei dem habe ich ein richtig schlechtes Gefühl. Keine Frage, mit solchen Leuten kommen wir mit einem niedrigen Budget aus, aber mal ehrlich, sein Alkoholproblem wird bei anstehenden Dreharbeiten noch zu heftigen Spannungen führen.«
»Ach, komm schon … geben wir ihm eine Chance.« Violett zeigte eine erstaunliche Begeisterung für das Projekt, dass ihr zunächst gar nicht recht gefallen hatte. Aber auf keinen Fall wollte sie sich mit Tamora streiten. Deshalb erstickte sie jede weitere Gegenrede, indem sie ihre Prinzessin mit Küssen eindeckte, während Eric mit dem einmaligen, großspurig angekündigten Anruf nicht auskam.
»Ich bin mir auch gar nicht mehr so sicher, ob ich mich noch als Darstellerin in einem Hardcore-Streifen sehen will«, brachte sie zwischen Violetts Kuss-Salve ein. »Könnte uns vielleicht schaden, wenn wir uns im Escortbereich die ganz großen Fische angeln.«
»Film ist Film!«, grinste Violett sie frech an. »Du wolltest deine Buchidee doch Realität werden lassen. Inwiefern sollte das schaden … wer immer sich darüber echauffieren wollte, der muss den Streifen ja zuvor gesehen haben … Hast du eigentlich eine Ahnung wieviele Filmstars mit Nacktaufnahmen und Pornos angefangen haben?«
»Ich bin ja nicht prüde und habe mich schon wirklich viel getraut, wie du weißt … Aber kannst du dir vorstellen laufend Anweisungen oder Kommentare aus dem Hintergrund zugerufen zu bekommen? Ich weiß ja nicht, wie männliche Darsteller sich ablenken, aber das stelle ich mich echt stressig vor.«
»Das ist ja eine völlig neue Seite an dir, Prinzessin. Ich dachte, du wärst inzwischen sehr viel abgebrühter.« Violett griff ihr frech in den Schritt, worauf Tamora diesmal recht abweisend reagierte.
»Nicht jetzt«, knurrte sie mürrisch. »Ich möchte nicht, dass der da zu gaffen anfängt.« Sie deutete in Richtung Flur.
»Dein Vorschlag lautete doch, Edelfetisch zu machen …«, fuhr Violett unbeirrt fort. »Wir können doch Masken tragen … Venezianische zum Beispiel … und Perücken … da erkennt uns keiner.«
Tamora brummte etwas Unverständliches und griff zu Violetts Zigaretten, obwohl sie eigentlich gar nicht rauchte und ihr jedes Mal schwindelig wurde, wenn sie an den Dingern sog. »Sollten wir nicht vielleicht einfach bei dem bleiben, was wir bislang gemacht haben? Davon verstehe ich inzwischen wenigstens etwas.« Ihr Gesichtsausdruck wirkte ein wenig gequält.
»Wird das ein Rückzieher?«, lächelte Violett süffisant. »Es war deine Idee … ich habe mich darauf eingelassen und jetzt ziehen wir das auch durch. Glaub mir, wir werden das großartig hinbekommen. Und uns sieht dabei ja auch kein riesiger, vollbesetzter Kinosaal zu … nur die anderen Darsteller, der Kameramann und der Regisseur.« Sie leerte ihren Kaffeepott. »Wer sich später die Filme ansieht, kann uns doch völlig Schnuppe sein. Hauptsache, es zahlt sich für uns beide aus.« Sie sah ihre Freundin mit großen Augen an. »Wenn das mit dem Filmen nichts wird, dann gründen wir den Escortservice, über den wir gesprochen haben.« Dann forderte sie Tamora förmlich heraus. »Übrigens … als Sklavin machst du dich richtig gut … Du musst vor der Kamera doch nur mit mir … Denk an unsere gemeinsamen Spielchen. Die hätte man doch glatt drehen können … Dazu noch das passende Outfit.« Sie schenkte ihr einen liebevollen und aufmunternden Blick.
»Aber wenn ich mir diesen Eric anschaue, komme ich zur Überzeugung, dass wir besser die Finger davon lassen sollten.«
Dir werde ich helfen , dachte Violett und entschied sich zu einer nicht ernst gemeinten Drohung – aber das konnte Tamora nicht wissen. »Du machst mit und zwar ohne jedes weitere Gezeter«, fauchte sie ihrer Freundin leise ins Ohr, »oder mir rutscht gegenüber Eric gleich raus, wie geil es dich macht, wenn ich dir mit einer Reitgerte den Hintern versohle und dich mit dem Strap-On von hinten nehme!«
»Das wagst du nicht!«, entfuhr es Tamora, wobei sie ihrer Vio einen bitterbösen Blick zuwarf. »Untersteh dich! Das sind Sachen zwischen uns, und die bleiben auch zwischen uns!«
»Und ob ich mich traue! Ist eine meine leichtesten Übungen.« Violett ließ nicht davon ab. Wie zufällig griff sie ihr in die langen blonden Haare. »Als ich dich als meine Sklavin annahm, habe ich dir versprochen dich keiner Gefahr oder ähnlichem auszusetzen … nichts was dir schaden könnte, aber du hast gelobt dich mir zu unterwerfen … ich denke, es ist Zeit dich daran zu erinnern, wem du gehörst!«, zischte sie leise, worauf Tamora sie funkelnd ansah. »Darfst du mich jetzt direkt anschauen?«
Tamora senkte sofort den Blick, schüttelte den Kopf und brachte ein kaum hörbares Nein heraus.
»Du gehst jetzt auf der Stelle ins Schlafzimmer und führst dir den Vibro-Plug ein! Hast du mich verstanden?«, ordnete Violett ernst, aber gespielt an.
»Ja, Herrin«, erwiderte Tamora leise.
»Und dann kommst du zurück und gibst mir den Controller.«
Tamora nickte noch einmal, erhob sich wortlos und verschwand wie befohlen im Schlafzimmer. Eric war noch mit seinen Telefonaten beschäftigt als sie bereits wieder ins Wohnzimmer zurückkam. Sie trat vor Violett und blieb mit leicht gespreizten Beinen, unverfänglich, aber dennoch devot vor ihr stehen.
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