Das Lächeln der Medusa
Das Lächeln der Medusa
Mystery-Thriller
von
Anna-Lena & Thomas Riedel
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar
2. Auflage (überarbeitet)
Covergestaltung:
© 2019 Susann Smith & Thomas Riedel
Coverfoto:
© 2019 depositphoto.com
ImpressumCopyright: © 2019 Anna-Lena & Thomas Riedel Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks
»Die Hoffnung: sie ist in Wahrheit
das Übelste der Übel, weil sie die Qual
der Menschen verlängert.«
Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900)
Kapitel 1
G
espenstisch leckte der helle Lichtkegel einer Taschenlampe über den teuren Perserteppich. Ihm folgte ein undeutlich erkennbares Schemen. Der Schatten huschte mit einer Stablampe in der Hand durch die Wohnhalle des etwas außerhalb Londons gelegenen Hauses. Dunkelheit herrschte in dem weiten Raum, dessen Wände mit teuren Seidentapeten beklebt waren.
Der Schatten bewegte sich wie ein körperloses Wesen. Er war schnell und lautlos. Sicher erreichte er die Verbindungstür, die von der Wohnhalle in das unmittelbar angrenzende Arbeitszimmer führte. Vorsichtig öffnete er die Tür und huschte hinein.
Nur wenige Augenblicke später hatte der nächtliche Eindringling sein Ziel erreicht. Vor ihm stand der mannshohe dunkelgrüne Safe.
Ein zufriedenes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Mannes. Behutsam schob er sich einen Stuhl an den Safe heran und legte seine Stablampe darauf ab.
Aus seiner Jackentasche zog er ein Paar schwarze Handschuhe hervor. Mit einer flinken Bewegung streifte er sie über seine blass wirkenden Hände.
Er lauschte. Im Haus war auch weiterhin alles ruhig. Die Bewohner schliefen.
Inzwischen war es eine Viertelstunde nach Mitternacht.
Der Eindringling war vor dem Safe in die Hocke gegangen. Er griff nach dem Rädchen mit dem man die Zahlenkombination einstellte. Das Drehen des Rades erfolgte mit einer solchen Gewissheit, als handelte es sich um seinen eigenen Safe, und er würde die Kombination selbst dann nennen können, wenn man ihn aus tiefstem Schlaf riss und danach fragte.
Er brauchte nicht allzu lange. Schon zwei Minuten später ließ sich die schwere Stahltür völlig geräuschlos aufziehen. Im oberen Bereich des Safes fanden sich mehrere Banknotenstapel und Aktienpapiere. Doch dafür schien er sich nicht im Geringsten zu interessieren. Was er suchte, befand sich weiter unten. Seine rechte Hand schnellte vor. Gezielt griff er nach dem kleinen schwarzen Attachékoffer. Vorsichtig zog er ihn heraus.
Wieder zeigte der Mann ein zufriedenes Grinsen. Genau wegen dieses Koffers hatte er sich Zugang zu diesem Haus verschafft. Und nun befand sich der Koffer in seinem Besitz. Jetzt hieß es für ihn nur noch das Haus auf demselben Weg zu verlassen, auf dem er zuvor gekommen war. Und natürlich musste das ebenso geräuschlos ablaufen. Schaffte er es, dann war die Sache für ihn bestens gelaufen.
Er reckte sich ein wenig, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte.
Plötzlich flammte im Arbeitszimmer die mehrstrahlige Deckenbeleuchtung auf.
Erschrocken fuhr der Einbrecher auf der Stelle herum. Unwillkürlich entfuhr ein Laut zwischen Stöhnen und Krächzen seinem Mund.
In diesem Augenblick sah er sich dem verschlafen wirkenden Hauseigentümer Percy Henderson gegenüber. Der Mann hatte seinen übergewichtigen und schwammigen Körper in einen dunkelblauen Morgenmantel gehüllt. Seine wenigen grauweißen Haare waren zerzaust und sein milchiges Gesicht wies noch die Abdrücke des Kissens auf, auf dem es eben noch gelegen hatte.
Völlig durcheinander starrte Percy Henderson den ungebetenen Besucher an.
»Edward!«, presste er verwirrt hervor. »Was machst du hier in meinem Haus?« Sein Blick fiel auf den schwarzen Attachékoffer in der rechten Hand des Mannes. »Was hast du vor? Willst du mich bestehlen?«
Edward Donahue traten dicke Schweißperlen auf die Stirn. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass er den Wissenschaftler nicht am Leben lassen konnte. Er würde ihn töten müssen.
Kapitel 2
W
ährend Percy Henderson im Arbeitszimmer seines Hauses auf den nächtlichen Eindringling gestoßen war, rollte sich oben im Schlafzimmer die dickliche Frau des Wissenschaftlers im Bett ruhelos hin und her. Sie schlief schlecht. Ein Albtraum ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Plötzlich schreckte sie aus dem Schlaf hoch.
Verwirrt stellte sie fest, dass ihr Mann nicht neben ihr lag und das Schlafzimmer verlassen hatte.
Vermutlich hat er auch nicht gut geschlafen , dachte sie, und ist in die Küche hinuntergegangen um eine Magentablette einzunehmen .
Sie hatten beide üppig zu Abend gegessen und sie kannte seinen nervösen Reizmagen. Sicher hatte sich das gerächt und ihm wieder Probleme gemacht.
Abigail Henderson erhob sich schlaftrunken. Sie griff nach ihrem dünnen Schlafrock. Gähnend warf sie ihn sich über ihre runden und gut gepolsterten Schultern. Fröstelnd zog sie das dünne Ding vor ihrem mächtigen Busen zusammen. Dann schlüpfte sie in die flauschigen Pantoffeln und verließ das Schlafzimmer, um ihren Mann in der Küche aufzusuchen.
Sie hatte die Hälfte der Treppe zurückgelegt, als sie von unten Stimmen hörte. Dann sah sie Licht. Aber die Stimmen und das Licht kamen nicht wie erwartet aus der Küche, sondern aus dem Arbeitszimmer ihres Mannes.
»Nanu!«, murmelte sie erstaunt vor sich hin. »Mit wem spricht Percy denn da?«
Abigail Henderson hielt einen Moment auf der Treppe inne, um zu lauschen. Aber sie konnte nichts verstehen. Zwar waren die Stimmen deutlich zu hören, doch die Worte so unverständlich, dass sie zu einem monotonen Gebrabbel verschmolzen.
Ohne es zu wollen oder gar darüber nachzudenken, setzte Abigail Henderson ihre nächsten Schritte weitaus vorsichtiger. Sie tat es gerade so, als wollte sie nicht bemerkt werden. Irgendein Gefühl warnte sie. Es sagte ihr, dass dort unten eine unangenehme Überraschung auf sie wartete. Und obwohl sich dieses seltsame Gefühl mit jedem Schritt, den sie machte, noch weiter verstärkte, war sie unfähig kehrt zu machen und wieder nach oben zu verschwinden. Es war ihre Neugierde, die sie antrieb, der Sache auf den Grund zu gehen.
Nach wenigen Schritten stand sie in der Wohn- und Eingangshalle des Hauses. Von hier gelangte sie zu der Tür, die in das Arbeitszimmer ihres Mannes führte. An dieser Stelle waren die Stimmen bereits sehr viel deutlicher zu hören. Sie erkannte eindeutig die Stimme ihres Ehegatten und auch die andere kam ihr bekannt vor. Ja, sie war sich sicher, dass es um die Stimme von Edward Donahue handelte.
Erleichtert atmete sie durch, und ein leiser Seufzer entrang sich ihrer voluminösen Brust.
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