„Zisha, Ihr seid wie immer hungrig wie ein Löwe!“, bemerkte die junge Frau, die seine neueste Shuri war.
„Wir sollten nach oben gehen, damit Ihr vom Essen nicht ermüdet, Zisha!“, ergänzte schnell eine andere. Er seufzte. Diese Shuri waren so wild auf seinen Samen, dass es manchmal schon beinah ermüdend war. Wären die Aufenthalte im Shurihaus nicht so erbaulich gewesen, wäre diese Gier nach einer Schwangerschaft ernüchternd. Doch Varkan wollte nicht über die Intrigen der Frauen nachdenken, wollte nicht in Frage stellen, dass es richtig und gut war, dafür zu sorgen, dass viele Krieger für den Kampf gegen die Dämonen gezeugt wurden und ließ sich, von ihren drei Schleiern bedeckt, abführen wie ein Opferkamel. Dann begegnete er wenigstens nicht Shikan auf der engen Treppe, der noch keine Anstalten machte, sich von den aufgetürmten Leckereien trennen zu lassen.
Ob seine Shuri gelost hatten, wer ihn heute als erste besteigen durfte? Fragte Varkan sich auf der Treppe. Vielleicht sollte er einmal auswählen und sie ein wenig durcheinander bringen, dachte er grinsend. Er sah zurück, hinunter in den nur noch halbvollen Raum voller bunter Kissen, geplünderter Platten mit Leckerein und vereinzelter Shuris, die gerade keinen festen Krieger hatten und hofften, bald würde einem der jüngeren Männer der Sinn nach einer Abwechslung stehen und sie würden ausgewählt, seine Shuris zu ergänzen. Shikan saß noch da unten und trank bedächtig Raszi. Er sah zu ihm hoch. Ihre Blicke trafen sich. Varkan lächelte. Shikans zwei Shuris hatten sich an ihn geschmiegt, eine massierte seine Schultern, eine lag mit dem Kopf auf seinem Schoß und streichelte müßig seine Flanke. Varkans Blick galt jedoch nur dem Dämonenschlächter, nicht den Frauen.
„Kommt Zisha, Ihr müsst angespannt sein nach einer so langen Zeit Enthaltsamkeit…!“, lenkten seine Shuris Varkans Aufmerksamkeit schnell zurück auf sich selbst, bevor er eine ledige Shuri erspähen konnte, die ihm schöne Augen machte. Varkan knurrte. Er hätte lieber eine Entscheidung zischen ihm und Shikan provoziert, bevor sie wieder ins Labyrinth zogen. Unter Gekicher und unterdrücktem Lachen bugsierten ihn die drei Shuri jedoch in ein Zimmerchen, das fast nur aus einem einzigen Lotterlager bestand, welches bunt überdacht und weich gepolstert den kleinen Raum dominierte. Geschickt und routiniert banden sie seinen Gürtel los und legten den Dämonensäbel ehrfürchtig auf das im Zimmer bereit stehende Gestell. Dann entkleideten sie ihn und entledigten sich selbst der überflüssigen Lagen ihrer durchsichtigen Gewänder, sodass nun wirklich ihre Körper durch die dünnen Stoffschleier sinnlich zu erkennen waren. Seine neueste Shuri hatte sich den ganzen Körper mit Henna bemalen lassen, so dass sie sich vor ihm räkelte wie ein lebendig gewordenes Ornament. Seine älteste Shuri ließ lasziv aber unaufdringlich ihre Hüften kreisen, genau die Bewegung, die ihm viel Lust versprach. Seine mittlere Shuri tanzte verträumt ein paar Schritte eines populären Bauchtanzstückes. Varkan lächelte und winkte seine älteste Shuri heran, auch wenn sie am weitesten hinten stand. Er hatte in eineinhalb Jahren mit ihr immer noch kein Kind gezeugt. Das wurde ja langsam peinlich! Enttäuscht aber hoffnungsfroh schmachtend halfen ihr die beiden anderen auf ihn hinauf. Ihr Gewand teilte sich an der richtigen Stelle, als sie sich über ihn kniete und Hände halfen seiner steifen Männlichkeit in ihren Schoß. Varkan schloss die Augen, als er ihre Hitze um sich fühlte und überließ sich ganz ihrem Ziehen und Winden.
Als Varkan das Shurihaus verließ, dämmerte der Morgen. Seine Glieder fühlten sich bleischwer an und er hatte nur einen Wunsch: Im Badehof der Krieger im Brunnen liegen und dann schlafen. Wenn Shuris eins abging, dann der Sinn für Ruhepausen, die über ein kurzes Nickerchen zwischen zwei Begattungsakten hinausging.
Die ganz wilden Krieger bestiegen zu dieser Unstunde im Erdgeschoss des Hauses die ledigen Shuri. Wie sie ihren Lenden noch überhaupt eine Reaktion abrangen, war Varkan schleierhaft. Sein Hauptmann war unter ihnen gewesen, ein Mann, der so viele Shuris hatte, dass er gewiss nicht alle in einer Nacht beglückte und Varkan fragte sich ernsthaft, warum er dann ledige Shuris nahm. Wollte er so sehr beim Knabenzeugen vorn liegen? Varkan seufzte. Eine Shuri, die drei Kinder geboren hatte, wurde aus ihrem Dienst entlassen und konnte geheiratet werden, um ein Leben als ehrbare Frau zu führen. Die Männer rissen sich für gewöhnlich um sie. Ihr Ansehen war umso höher, je mehr Knaben sie geboren hatten und natürlich, umso schöner sie war.
Im Badehof der Krieger saßen schon ein paar müde Nachtschwärmer im flachen Badebecken und ließen sich, vor Erschöpfung immun gegen die Kühle, von Dienern den Rücken schrubben. Varkan entdeckte Shikan, dem am Rand des Bades von einem Diener Öl in die Haut massiert wurde. Auch sein bestes Stück wurde behandelt, doch es war für heute kein Leben mehr in ihm. Dann hatte Shikan seine Sache mit den Shuri ja gründlich gemacht.
Shikan fing erneut seinen Blick auf. Er nickte ihm zu, mehr nicht.
Bald würden sie wieder auf derselben Seite im Labyrinth stehen. Bald. Varkan schlüpfte aus seiner Kleidung und setzte sich in das vom Tag lauwarme Wasser. Der schwarze Stein des Beckens hatte noch immer ein wenig der Tageshitze gespeichert. Das Wasser war angenehm lau. Ein buckliger Diener kam zu ihm, um ihm den Rücken zu waschen. Varkan warf einen Blick auf die verzogene Gestalt und war Rashna dankbar, dass er ihn zum Krieger erwählt hatte. Er schloss die Augen und ließ sich von dem Buckligen aufwarten.
Das Labyrinth der Dämonen
„Krieger, es ist soweit.“ Das Flüstern riss Varkan aus dem Tiefschlaf, so zuverlässig wie ein Eimer Eiswasser. Der Schlafwächter ging zum nächsten Schläfer und berührte auch ihn an der Schulter, sagte dabei den Spruch weiter auf: „Krieger, erwachet.“ Dem jungen Mann, den er berührt hatte, erging es nicht besser als Varkan. Er fuhr hoch und biss die Zähne zusammen. „Nehmt Euren Säbel zur Hand, Krieger. Stählt euer Herz, Krieger und reiht euch auf. Versammelt Euch, Krieger, zum Schutz des Reiches, unüberwindlich, unbarmherzig, immerdar.“ Varkan setzte sich auf der Matte auf und blinzelte ins Abendlicht. Blutigrot schimmerte der Stein des Schlafhauses. Der Schlafwächter, ein alter, knorriger Mann, schritt nun die gegenüberliegende Reihe Schläfer ab. Varkan begann, die Hosen um die Beine zu wickeln und in die Stiefel zu schlüpfen. Er fühlte sich, Dank des Trunkes, den sie letzten Abend alle zu sich genommen hatten, ausgeschlafen, frisch und relativ frei von Nervosität. Seine Gedanken kreisten mehr um praktische Dinge als um die Möglichkeit, verwundet zu werden oder zu sterben. Er band die gewickelten weißen Hosenbeine mit Akribie fest und prüfte, ob die Stiefel über den Stofflagen auch angenehm saßen, dass nichts ihn im Labyrinth ablenken würde. Er schlüpfte in sein dünnes Lederhemd und legte das leichte Kettenhemd darüber an. Dann kam das weite Hemd des Kämpfers, das er ordentlich in den Gürtel steckte. Nicht jeder hatte schon genug gespart, um sich ein Kettenhemd zu leisten und längst nicht jeder sah es als ehrenhaft an, nicht ganz auf Rashnas Segen zu vertrauen, aber Varkan dachte praktischer. Ohne die Schicht aus Ketten und Leder hätte der Pechdämon sehr viel mehr Schaden angerichtet, als er seine Spucke über ihn hustete. Und so manche Dämonenkralle war schon an den winzigen Kettengliedern abgerutscht.
Er erhob sich von seinem Lager und versammelte sich mit den anderen draußen in der Abendsonne, bevor sie gemeinsam zum Gebet gingen. Varkan sah der Routine des Betens freudig entgegen. Die Worte und die Ruhe des Priesters würden den letzten Rest der Nervosität vertreiben, die in seinem Herzen nistete und nur Fokussiertheit und Konzentration zurücklassen.
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