Ich hatte mich nicht mal verabschieden können, ein hysterischer Weinkrampf durchbohrte jede Zelle meines Körpers, das Spital rief wieder an – ich sollte die Sachen abholen oder sie werden weggeschmissen – sie brauchen das Bett.
Es war der Zeitpunkt gekommen eine Entscheidung zu treffen, was sollte ich noch in diesem Leben, es gab nichts, WARUM also weiterleben? Ich hatte so viele starke Medikamente von meinem Freund und mischte wie wild die Tabletten in ein Glas Wasser, ich wollte auf Nummer sicher gehen. Auf ein Blatt Papier schrieb ich für meinen Mann und meine zwei besten (und auch einzigen verbliebenen) Freundinnen, ich danke euch für Alles, ich hab euch sehr lieb, bitte versteht mich – es ist einfach zu viel für mich, mehr geht nicht mehr. Ich starrte den Zettel an, versuchte mein Leben Revue passieren zu lassen und sah nur die letzten Jahre, das Leben davor, war wie ausgelöscht. Da klirrte es in der Küche, mein Hund hatte es geschafft das Glas vom Tisch zu stoßen und stand inmitten der Scherben und des Todesgebräues. Er kläffte wie wild um sich, ich geriet völlig in Panik, ihm sollte doch nichts passieren. Er hatte ja auch nur mehr mich und ich hatte ihm, das hatte ich ausgeblendet.
Ich machte weiter, wie in Trance… irgendwie.
Es ist oft ein langer Weg zur Lebensfreude, er hört eigentlich nie auf, weil das Leben ja immer weitergeht. Aber auch einen Berg besteigen wir in Etappen und oben angekommen, geht es auch wieder hinunter und oft haben wir uns unseren Berg nicht bewusst ausgesucht.
Eines ist jedoch ganz sicher, der Weg führt nur durch die eigene Gefühlswelt und zwar durch alle Gefühle – Angst, Wut, Schuld, Scham, totale Verzweiflung, das ist die einzige Chance jemals bei sich anzukommen. Durch Verdrängen, dagegen ankämpfen wird Alles nur noch schlimmer, diese Gefühle fordern immer wieder ihr Recht.
Die ewigen Fragen nach dem WARUM sind die allerschlimmsten, weil es keine Antwort geben kann, nur vorgegaukelte, ablenkende wie ausweichende Lügen, wie „es war besser so oder was hat er sich alles erspart“,….bla, bla, kommen als halbseidene Antworten, also Lügen.
Es ist also vollkommen sinnlos, in so einer Lebenssituation, so zu tun als wäre alles im „grünen Bereich“ und vom echten Standort aus – einen Lotto-Sechser, ein Penthouse, den reichen Traummann mit Yacht usw. zu bestellen – es KANNnicht funktionieren. Was soll dir der Spiegel zeigen, die Lebensgesetze sind nicht in der Lage aus einem alten verwaschenen Jogger, den du nicht akzeptieren willst eine Abendrobe zu schaffen. Möglich ist es aber, den alten Jogger zu akzeptieren und in einem anderen Licht zu sehen, obwohl er immer noch der gleiche alte Jogger ist, den wir ja irgendwann lieb gewonnen haben, der zu uns gehört.
Das ist ein Buch über Lebenslust im eigenen Leben, kein Buch über Lebenskatastrophen, auch nicht meine. Ich wollte mit meiner persönlichen Geschichte nur sagen, dass der Weg unterschiedlich lang sein kann und schon kleine echte Schritte mit echten Gefühlen zu echten Veränderungen führen. Stetig das neue Programm aktivieren, etabliert es sich, wenn eine neue Katastrophe kommt durchatmen, zulassen und dranbleiben.
Egal um welches Problem es sich in eurem Leben handelt, der Anfang für eine Änderung liegt nur in dir, nirgendwo anders, es ist total sinnlos Schuldige und Gründe zu suchen. Selbst wenn es sie gibt oder gab, entscheidest du wie du damit jetzt umgehst.
Oft haben wir das Gefühl, wie im Warteraum beim Arzt zu sitzen. Du hast es geschafft hinzugehen, erhoffst dir die Lösung für dein Problem, du wartest eine Ewigkeit, Andere kommen früher als du dran, obwohl sie nach dir gekommen sind, Andere stehen auf und gehen einfach wieder. Endlich kommst du an die Reihe, total entnervt und bringst dein Leiden vor bekommst ein Rezept oder eine Überweisung und marschierst zum nächsten Warteraum des Lebens. Ruf dich selbst und sofort auf, du bist der wichtigste Mensch für dich selbst.
Ich denke, dass es leider wie bei mir, einem großen Leidensdruck bedarf, einer richtig großen Sache oder eben einer Abfolge richtiger großer Sachen, wo die Entscheidung sehr knapp zwischen Leben und Nicht-Leben (im Sinne von keiner Lebenslust, einfach nur funktionieren) steht. Warte also nicht auf die ganz große Sache, beginne jetzt und glaub an dich.
Erwarte bei echt schweren Themen nicht sofort die Megaveränderung, schon ein gefühlter Glücksmoment ist ein Zeichen.
Das positive Denken, dass seit vielen Jahr modern war und ist, beinhaltet auch immer Selbstbetrug, es ist nicht möglich sich alles schön zu denken, da kommt man um das Annehmen nicht herum. Gegenglich ist es sicher nicht hilfreich „für jede Lösung ein Problem“ zu suchen, auch das ist eine Form der Ablenkung.
Meine Schlussworte zum Beginn, es funktioniert für JEDEN.
Glaube von den vielen möglichen Erklärungen die, die für dich passen und lass die anderen einfach sein. Wende die Methoden für dich an, mit denen du dich wohl fühlst, nicht alle auf einmal – mehr ist nicht immer mehr. Nimm dir die Zeit, die sich für dich gut anfühlt, nicht weil irgendwer sagt du musst.
Kritisiere dich nicht, lass deine Gefühle zu – du kannst ihnen niemals entkommen.
Jede Änderung ist in dir und sonst nirgends.
Selbstliebe ist der Grundstein – was für einen Grund könnte es geben, dass du dich selbst nicht liebst? Warum sollte dich ein anderer Mensch oder das Leben lieben, wenn du es nicht tust? Das „Geheimnis“ dieser tief gefühlten Selbstliebe liegt für mich darin, dass man sich selbst zumutet, annimmt – Positives wie Negatives – genauso wie du bist, schonungslos, ehrlich und annehmend. Es geht nicht wenn du Teile von dir (Misserfolg, Übergewicht, Trauer usw.) versuchst zu verdrängen, denn sie gehören zum Ganzen – also zu dir, in dir – und haben ihren Platz.
Das gleiche Geheimnis gilt für Partnerschaften, Freundschaften – wenn du den Anderen so wirklich richtig gern hast, neben Liebe, Sex und was so Alles dazugehört zum (gemeinsamen) Leben, kannst du dich echt öffnen mit Allem was dazugehört und hältst das auch aus, wenn es dein Partner tut? Oder willst du nur die Teile deines Partners, die dir gefallen, jeder von uns kennt dass – man glaubt die Teile die mir nicht gefallen, die werde ich ändern. Sie sind aber auch ein Teil vom Ganzen und sogar meist die, die du in dir selbst verdrängt hast und die dir so immer wieder gespiegelt werden. Denk mal darüber nach und fühle die Erleichterung in dir, wenn du so einen verdrängten Brocken in dir echt annimmst. Fühle wie in dir die Energie wieder fließt, weil du dich getraut hast hinzuschauen und ja zu sagen.
Du kannst dich sicher erinnern, als Kind etwas angestellt zu haben, du hast versucht es zu vertuschen, die Mama hat dich zur Rede gestellt, du hast gesagt – nein ich war es nicht… Erinnere dich, wie du dich gefühlt hast – schrecklich, mit einem Stein im Bauch, unfrei einfach weiter zu spielen, wie bisher. Und irgendwann danach sagst du plötzlich zu Mama, ja ich war es, es tut mir leid – und in der Sekunde fühlst du dich sofort besser. Obwohl es ja bereits geschehen ist und nicht wieder rückgängig zu machen ist, dreht sich die Welt weiter, deine Mama wird dich nicht weniger lieben als vorher. Selbst wenn sie mit dir schimpft, ist das der Teil der aus ihr raus muss, um angenommen zu sein.
Hilft es nicht – schadet es nicht! Meine Omi
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