Kathrin Noreikat
Zeiten der Lügen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Kathrin Noreikat Zeiten der Lügen Dieses ebook wurde erstellt bei
Vorwort Vorwort Im Februar 2014 sah ich den Fernsehfilm „Frei“ von Bernd Fischerauer. Dieser inspirierte mich diesen hier vorliegenden Roman zu schreiben. Im Zuge meiner Recherchearbeiten las ich Frederick Forsyths Roman „Die Akte Odessa“. Ebenso las ich zahlreiche Sachbücher zur Thematik des Nationalsozialismus, schaute stundenlang Dokumentationen auf Kultur- und Nachrichtensendern an.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Danksagung
Impressum neobooks
Im Februar 2014 sah ich den Fernsehfilm „Frei“ von Bernd Fischerauer. Dieser inspirierte mich diesen hier vorliegenden Roman zu schreiben. Im Zuge meiner Recherchearbeiten las ich Frederick Forsyths Roman „Die Akte Odessa“. Ebenso las ich zahlreiche Sachbücher zur Thematik des Nationalsozialismus, schaute stundenlang Dokumentationen auf Kultur- und Nachrichtensendern an.
Der Krieg in Europa war zu Ende. Kapitulation. Diese Nachricht hörte SS-Sturmbannführer Viktor Vossler in Berlin, wo er sich seit einem Jahr aufhielt. Er war, nachdem er angeschossen wurde, in das Reichssicherheitshauptamt versetzt worden, das aus mehreren Ämtern bestand. Er arbeitete im Amt I, das für Verwaltung und Finanzen zuständig war.
Das meiste Amtspersonal war allerdings bereits aus der Hauptstadt in die sogenannte Kernfestung Alpen abgezogen worden. Nur ein paar wenige Beamte waren noch vor Ort.
Viktor Vossler hatte die Aufgabe, die letzten Reserven zusammenzuziehen, die Kameraden zu motivieren und den Glauben an den Endsieg zu stärken.
An den Endsieg glaubte jedoch niemand mehr, nur gab das keiner zu.
Am 25. April 1945 begegneten sich die amerikanischen und sowjetischen Truppen bei Torgau an der Elbe. Wenig später marschierten die Russen in Berlin ein und Adolf Hitler beging in seinem Bunker unter der Reichskanzlei Selbstmord.
Der Krieg endete mit der Unterzeichnung der ratifizierten Kapitulationsurkunde am 8./9. Mai durch Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in Berlin-Karlshorst.
Eine Erlösung von all dem Schrecken und Greuel. Doch das würden der Sturmbannführer und seine Kameraden nie laut aussprechen.
Das Kriegsende bedeutete auch einen Neuanfang. Vossler war es bewusst, dass die Welt Deutschland neu ordnen und zur Rechenschaft ziehen würde. Dies hieß auch, dass man ihn jagen, fassen und vor Gericht stellen würde. Der 38-jährige SS-Sturmbannführer müsste sich für seine Taten verantworten, würde verurteilt und im schlimmsten Fall sogar hingerichtet werden.
Obwohl es verboten war, hatte Viktor Vossler den „Feindsender“ BBC gehört, in dem die Amerikaner in regelmäßigen Abständen verkündet hatten: „Wer immer als Mittäter oder Anstifter an Kriegsverbrechen, Massenmord oder Hinrichtung schuldig ist – mag er Offizier, Soldat oder Mitglied der NSDAP sein – die drei alliierten Mächte werden jeden Schuldigen bis in den letzten Winkel der Erde verfolgen und vor seinen Ankläger bringen, auf dass Gerechtigkeit geschehe.“
Viktor Vossler wusste genau, was er getan hatte – tun musste. Er musste es tun, um im System zu überleben, scherte jemand aus, war er sofort degradiert oder gar eliminiert worden.
Er wollte nicht von den Siegermächten vor Gericht gestellt werden, argumentieren und sich rechtfertigen. Ihm würde sowieso keiner glauben. Für die Welt war er ein SS-Sturmbannführer, ein Kriegsverbrecher, ein Schreibtischtäter, der mitgeholfen hatte, Hunderttausende in den Tod zu schicken.
Hätte er es nicht getan, hätte es ein anderer getan.
Er war nicht stolz auf seine Zugehörigkeit und Tätigkeit bei der SS. Doch als die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, gab es für ihn als Architekt nur wenige Möglichkeiten Karriere, zu machen. Also war er in die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei eingetreten und rasch aufgestiegen. Eines Tages nämlich war er auf einer Parteisitzung Heinrich von Strelitz begegnet, der ihn ab da an förderte. Er war zu einem väterlichen Freund geworden, denn mit seinem eigenen Vater hatte Viktor Vossler seit Jahren keinen Kontakt mehr. Sein Aussehen verschaffte ihm Vorteile in der Partei, denn er war groß, 1,86 m, hatte eine durchtrainierte Statur, blondes kurzes Haar und wasserblaue Augen.
Es war SS-Standartenführer Heinrich von Strelitz, der Viktor Vossler Mitte Mai 1945 in seiner Wohnung anrief, die glücklicherweise unbeschadet geblieben war.
„Der Krieg ist aus und die bolschewistischen Schweine werden unser Land übernehmen“, begann von Strelitz das Telefonat.
„Wir lassen uns das nicht gefallen! Wir werden eines Tages unser geliebtes Vaterland zurückerobern und es von der Schmach befreien ...“
„Worauf willst du hinaus?“, unterbrach Viktor ihn, denn von Strelitz hatte eine Vorliebe für langatmige Propagandareden.
„Viktor, mein Freund. Eins musst du wissen: Unsere Kameraden lassen wir nicht im Stich. Wir müssen jetzt erst einmal unsere eigene Haut retten, untertauchen und im Verborgenen Pläne für die Rückeroberung unseres Vaterlandes schmieden. Es ist schon alles für dich veranlasst, mein Bester. Du wirst eine lange Reise machen müssen, aber am Ende bist du in Sicherheit. Wir werden dich sicher nach Argentinien bringen. Vertraue mir und befolge meine Anweisungen. Gravenwald wird bald bei dir vorbeikommen und dir Unterlagen geben. Du wirst mit dem nächsten Zug nach München fahren, dort wird dich ein Kontaktmann in Empfang nehmen ....“
Viktor lauschte gebannt den Erläuterungen des Standartenführers und staunte mal wieder über die Präzision und Detailliebe dieser SS-Organisation. Sein Weg sollte also nach Südamerika gehen.
Es war schon alles vorbereitet. Der Plan B für den Tag X musste nur noch aus der Schublade gezogen und in die Tat umgesetzt werden. Dieser Tag X war nun eingetroffen.
Heinrich von Strelitz riet ihm als erstes, seine schwarze Uniform zu verbrennen.
Anschließend sollte er die Tätowierung an der linken Achselhöhle unkenntlich machen. Viktor Vossler konnte sich noch gut daran erinnern, wie ihm die zwei Buchstaben in die Haut eintätowiert worden waren. Es hatte weh getan, doch damals hatte er die Zähne zusammengebissen, um nicht als Schwächling vor seinen Kameraden dazustehen.
Die Buchstaben waren keine zwei S für die Organisation, sondern A und B, seine Blutgruppe.
Die Tätowierung der Blutgruppe sollte ihm und anderen SS-Angehörigen, falls sie verwundet werden sollten, in einem Krankenhaus eine vorrangige Behandlung garantieren.
Nun konnten diese beiden Buchstaben für ihn keine Rettung mehr sein, sondern ihm eher zum Verhängnis werden.
Viktor Vossler fand eine Flasche Schnaps im Schrank. Obgleich er Alkohol verabscheute und diesen Schnaps nur für Gäste aufbewahrte, trank er einen großen Schluck. Angewidert von dem Geschmack nahm er dann ein Messer zur Hand, reinigte die Klinge mit dem Alkohol und desinfizierte auch seinen Oberarm. Mit dem Messer in der rechten und einem Handspiegel in der linken Hand begann er so gut er konnte die Tätowierung zu entfernen. Mit zwei sichelförmigen Schnitten schnitt er sich das verhängnisvolle Hautstück vom Arm. Sofort begann es zu bluten und er band die Wunde rasch mit einem Tuch ab.
Читать дальше