Wilhelm Koch-Bode - Verlaufsänderungen

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In den Texten stehen Menschen im Mittelpunkt, die in verschiedener Weise mit Problemen zu kämpfen haben – sei es, dass sie durch Ängste in ihren Handlungen blockiert sind, an Beziehungen kranken, Vertrauensbrüche erleben, Gemeinheiten ausgesetzt sind, mit dem Älterwerden hadern oder mit dem Tod konfrontiert werden. Detailliert, oft mit verhalten ironischem Unterton, nehmen die Charaktere (überwiegend psychisch angeschlagen) mit ihren Antrieben und Fesselungen – zum Beispiel Vergeltung, Kontrolle, Eifersucht, Eitelkeit, Ängste – Gestalt an. Dabei werden bestimmte Verhaltensweisen und Ereignisse, in die sie verwickelt sind, karikierend hervorgehoben oder auch satirisch überspitzt. Aus kritischer, dabei wohlwollender Perspektive zeigt der Autor zudem auf, wie Ressourcen genutzt und individuelle Möglichkeiten zweckvoll eingesetzt werden – das kann Therapie, Selbstbehauptung, Realitätssinn oder anderes sein -, um den Ausstieg aus der bisherigen Lebensbahn, die Befreiung von Zwängen und einen Neuanfang zu schaffen.
Personen und Handlungen sind frei erfunden. Übereinstimmungen mit der Wirklichkeit wären zufällig.

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Der plötzliche Herztod hatte Karoline in der Duschkabine des Lofts eines Unbekannten in Berlin-Charlottenburg getroffen, eines - wie Marion angedeutet hatte - mutmaßlichen neuen Intimpartners. Diese Person, die einer virtuellen Kontaktbörse entstamme und die Fleischwerdung des Nicknamens Berliner-Bär-XXL darstelle, sei von Karoline übers Wochenende, die unerlässliche Teilnahme an einem Handballturnier vorspiegelnd, besucht worden. Der Typ hatte sogar die Frechheit besessen, zu Karolines Beisetzung anzureisen und einen großen Kranz mit anhängendem Band - Ciao, Linella. In ewiger Liebe und Trauer! Dein Fred - in Auftrag zu geben, der inmitten des prächtigen floralen Arrangements vorgeherrscht und in der Kirche für Aufsehen gesorgt hatte. Noch vor Beginn der Trauerzeremonie war der Störenfried identifiziert und feindselig gemustert worden. Er hatte wohl gehofft, sich in einer der hinteren Reihen bedeckt halten zu können, war aber beobachtet worden war, als er einen Mercedes-Benz der S-Klasse mit dem Kennzeichen der Hauptstadt einparkte: ein Mittfünfziger, dessen dunkelgrauer, seidig glänzender Anzug - zugegebenermaßen - vorteilhaft geschnitten war, denn er lenkte etwas von der Feistigkeit seines Leibes und der Ausdehnung seines Bauches ab. Der Mann hatte ein gerötetes und schweißglänzendes Gesicht, hängende Tränensäcke, ein weiches Doppelkinn, einen gelbgrauen Kinnbart und eine glänzende Halbglatze mit lackschwarzem Resthaar, das pomadisiert zurückgekämmt war und in dünnen Strähnen auf dem von einem allzu engen Hemdkragen eingeschnürten fleischigen Nacken auflag. Auffallend war die Brille in aktueller Nerd-Optik mit extra breiten, dunklen Bügeln. Wellen aufgebrachten, dabei zwanghaft unterdrückten Geraunes waren durch die Reihen gerollt, bis Lothar, der hünenhafte Co-Trainer von Karolines Handballmannschaft, zu einer befreienden Tat ausholte: steht von der Kirchenbank auf, schreitet zum Sarg, senkt den Kopf grüßend in Richtung der Eingebetteten, wendet sich dem Auditorium zu, lässt seinen Blick durch die Reihen schweifen, hebt lässig die linke Hand, spitzt Daumen und Zeigefinger, leckt die Kuppen an, bückt sich, ergreift die Kranzschleife, lüpft sie ganz langsam bis in Kniehöhe an, zieht eine angewiderte Miene, lässt das Band zu Boden gleiten, schüttelt wegwerfend die Hand, wischt sie in Höhe der Gesäßregion seiner grellroten Trainingshose ab, setzt den Handballschuh auf die Schleife, kickt sie unter den Kranz, verbeugt sich vor der Eingesargten, verneigt sich tief vor Hilal, nickt dem Publikum zu, begibt sich zurück auf seinen Platz, reiht sich wieder ein in die Kette der Vereinsmitglieder, die zu Karolines Ehren alle in Sportkleidung erschienen sind. Ein Aufatmen durchfegt das Kircheninnere wie ein heftiger, kurzer Windstoß. Die störende Botschaft: versteckt; die anstößigen Worte: gelöscht; die wahren Hinterbliebenen: unter sich.

Jetzt, nach der Beerdigung, standen Querelen mit Karolines aufgebrachten Brüdern ins Haus, denen die Vorstellung unerträglich war, dass der arbeitslose, dreist in die rechtschaffene und angesehene Familie eingedrungene Fremde am Ende noch erbberechtigt sein und frech vom väterlichen Lebenswerk profitieren könnte. In den rituellen Einklang, der die Trauernden lose zur Schar zusammengefügt hatte und an den sich nach erfolgter Beisetzung noch deren Bewirtung in einer nahen Gaststätte als würdiger Ausklang anschloss, bei der Hilals Abwesenheit allgemein bedauert und die des Charlottenburgers mit Genugtuung bemerkt wurde, hatten sie sich schicklich als Hauptleidtragende eingefügt, vom Wirtshaus aber, zwecks Beratschlagung, wie denn schnellstens der Zugriff auf die Hinterlassenschaft ihrer Schwester zu bewerkstelligen sei, sogleich eine Rechtsanwaltskanzlei aufgesucht. Inzwischen klagten sie auf Herausgabe des väterlichen Erbteils und Karolines sonstigen Nachlass. Zudem standen noch Auseinandersetzungen um das Bauernhaus bevor, bei dem verborgene Schäden, tiefe Risse im Mauerwerk, Absenkungen des Fundamentes und Hausschwamm, sichtbar geworden waren, über die der Verkäufer - offenbar arglistig - hinweggetäuscht hatte. Die geschickt getarnten Baumängel waren Fred, der als Bauunternehmer einen sensiblen Blick dafür hatte, bei seinem ersten Besuch bei Karoline sofort aufgefallen; noch kurz vor ihrem Tod hatte sie daraufhin gegen den Vorbesitzer Klage auf Rücktritt vom Kaufvertrag und Zahlung der entstandenen Kosten angestrengt.

Sterbenskrank, betrogen, getäuscht, verwitwet, verklagt - in dieser Situation erwies sich Marion für Hilal als selbstlose, umsichtige und unermüdlich kämpfende Helferin. Die ledige Frau, von kleiner und hagerer Statur, galt als klug und besonnen. Im Umgang mit anderen wirkte sie eher scheu und spröde und in dieser Befangenheit war die Freundschaft mit Karoline für sie wohl so etwas wie ein Tor zu geselligem Tun, zu Fitness- und Beauty-Themen und zum Mithalten in einem Leben auch außerhalb von Arbeit. Seit vielen Jahren war sie in einer großen Sozietät von Rechtsanwälten, Notaren, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern als Steuerfachwirtin tätig und stand kurz vor der Prüfung zur Steuerberaterin. Ihre Abende und Wochenenden verbrachte sie nun an Hilals Krankenbett, umsorgte ihn, unterhielt ihn, regelte lästige Formalitäten und kümmerte sich um seine finanziellen Angelegenheiten. Freunde und Bekannte fühlten sich bei ihren Krankenbesuchen allerdings bald von Marion ausgebremst, zumal sie stets eilfertig bekundete, dass Hilal dringend der Ruhe und Schonung bedürfe. Einige machten sich daraufhin rar, andere gaben die Kontaktversuche ganz auf; lästernde Bemerkungen machten die Runde, - Marion spiele sich als Hilals Wachhund auf, lasse ihm die Luft zum Atmen nicht, fühle sich als seine Amme, sei zur Glucke mutiert, und so ähnlich ging es weiter.

Nach seiner Entlassung aus der Klinik nahm sie Hilal bei sich auf, war bei Anwalts- und Gerichtsterminen fest an seiner Seite, erlebte mit ihm seine allmähliche Genesung und Wiedererstarkung, erfreute sich mit ihm der triumphalen Siege nach Abschluss der Prozesse - Hilals Bestätigung als Erbe von Dreivierteln dessen, was Karoline hinterlassen hatte, Rückgewähr des Kaufpreises für die marode Immobilie und Schadensersatz - und kam schließlich in den Genuss der Wiederentfaltung des Charmes, der Hilal eigen ist und der ihn so anziehend macht.

Nach einem Jahr heirateten Hilal und Marion. Um die Verbindung zu Karoline für immer aufrechtzuerhalten, legten sie die Trauung bewusst auf ihren Todestag. Abgesehen von Leuten wie dem Berliner mit dem unschicklichen Gebaren und Karolines hyänenartigen Brüdern (die - nebenbei bemerkt - den väterlichen Betrieb binnen weniger Monate völlig heruntergewirtschaftet haben, sodass die Rede vom bevorstehenden Bankrott geht) samt natternhaften Ehefrauen, waren die Gäste der Hochzeitsfeier dieselben wie bei der Trauerfeier. Neu anwesend waren nur Marions Eltern, redliche Rentner vom Lande, die von Hilal sehr angetan sind und ihn herzlich in die kleine Familie aufgenommen haben. Kaufmännisch nüchtern denkend, über ein ausgeprägtes Gespür für Marktchancen verfügend, die unternehmerischen Risiken kühl abwägend, unterstützt Marion Hilal beim Aufbau seines eigenen Betriebes - eines kleinen, nobel eingerichteten Motorrad-Centers mit acht Mitarbeitern, das in Kreisen anspruchsvoller Biker inzwischen als Top-Adresse gilt. Es handelt sich um eine kompetent geführte, leistungsfähige Firma, die sich offenbar auf Erfolgskurs befindet. Marion, gerade einundvierzig, erwartet in Kürze ihr erstes Kind.

Kunstgenuss

Die Briefsendung kam von einer bekannten Berliner Galerie. Er riss den Umschlag auf und zog eine gefalzte Briefkarte heraus, die sich als Einladung zu Vivianes Vernissage erwies. Als er die Karte aufklappte, sprang ihm ihr Bild entgegen: Das schmale, etwas längliche Gesicht mit den grünen Augen, der proportional fast zu klein geratenen Nase und dem breiten Mund mit den vollen Lippen zeigte einen freundlichen, leicht ironischen Ausdruck. Ihr Haar war schwarzbraun getönt und kurz geschnitten, aber nicht so kurz, dass nicht ein paar lockige Strähnen in die Stirn- und Wangenpartie fielen und die eigentlich harten Züge ein wenig milderten. Neben dem Foto waren Vivianes Vita und ihre Ausstellungsbiografie abgedruckt. Das Geburtsdatum war zwar nicht angegeben, aber er wusste, dass sie 62 war. Kunststudium in München, London und New York. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen. Neben der Auflistung war eines ihrer Werke abgebildet: die realistische Darstellung einer unbekleideten, mageren Greisin mit stark gebeugtem Rücken, schlaffen, schürzenartig herabhängenden Hautpartien an Brust und Bauch, dünnen, zerbrechlich wirkenden Armen und Beinen und einem faltigen Gesicht, die sich mühsam an einem Gitterbett abstützte. Die Mimik der alten Frau drückte tiefe Traurigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit aus. Zwar hatte Viviane während des Studiums eine Phase durchgemacht, in der auch sie wilde Abstraktionen produzierte, aber im Grunde war sie immer dem Realismus verpflichtet gewesen. Am liebsten arbeitete sie mit spitzen Farbstiften auf schneeweißem großformatigem Karton. Nach Abschluss des Studiums waren ihre gegenständlichen Darstellungen zunächst stark expressiv gewesen; danach hatte sie sich am Phantastischen Realismus orientiert und verstörende Träume und Halluzinationen verbildlicht, später eine eigene unverkennbare Handschrift im Magischen Realismus entwickelt und sonderbare, beängstigende Scheinwelten geschaffen. Inzwischen hatte sie einen Hyperrealismus ausgeprägt, in dem sie die Wirklichkeit in einer so drastischen Form überspitzte, dass der Betrachter durch die sichtbar gemachten Verwundungen und Schädigungen, Defizite und Leidenssituationen, von denen Menschen und Tiere betroffen sein können, aufgeschreckt und aufgerüttelt wurde. Sie entwarf schockierende Szenarien des Verfalls von Körpern und Orten, des Quälens und des Gequältwerdens von Kreaturen. Im Feuilleton hatte Hövelbrink, der Kritiker, Vivianes Schaffen einmal als schonungslosen Brillenlupenrealismus charakterisiert, in dem der Duktus von mit mikrochirurgischer Präzision gesetzten Farbstiftstrichen an Arbeitsspuren von Skalpell und Pinzette denken lasse.

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