Orison Swett Marden - Die Grundlagen des Erfolgs

Alles vollkommen zu tun, wie es der Fall sein muss, wenn du dir das Vorbild der Tüchtigkeit vor Augen hältst, entwickelt Kraft und Fähigkeit in wunderbarer Weise. Es verbessert die Urteilskraft, denn dann wirst du erst sorgfältig überlegen, ehe du eine Entscheidung triffst, und wirst darum nicht so leicht in deinem Urteil fehlgreifen. Und endlich wirst du dich auch rasch entschließen, denn du wirst wissen, dass das ewige Abwägen, Schwanken und Hinundherüberlegen dem richtigen Urteil und dem Gelingen hindernd im Weg stehen.

Hältst du dir stets das Vorbild vollkommener Tüchtigkeit vor Augen, so bist du stets gefasst und in innerem Gleichgewicht, denn du bist nicht leistungsfähig, wenn du ärgerlich bist oder dich in ein Gefühl der Eifersucht und des Verletztseins verbohrst. Es bedeutet, dass du dich entschlossen hast, keine Feinde der Leistungsfähigkeit und des Erfolges, wie Furcht, Kummer und Sorge, in dir zu dulden, sondern sie für immer zu verbannen. Es bedeutet, dass du dir außerdem auch stets das Vorbild vollkommener Gesundheit vor Augen hältst und nichts tust, was diese untergraben oder schwächen könnte.

Dieses Vorbild bedeutet, dass du dich stets würdig beträgst und freundlich und höflich bist gegen jedermann; dass du nicht über jede Kleinigkeit aus dem Häuschen gerätst, über kleine Widerwärtigkeiten, Fehler deiner Angestellten, unberufene Kritik und eingebildete Beleidigung durch andere; oder, wenn du ein Angestellter bist, wegen jedem Tadel und jeder schlechten Laune deines Arbeitgebers, und dass du auch unter den schwierigsten Verhältnissen niemals die Selbstbeherrschung verlierst. Es erinnert dich beständig daran, dass du niemand und in nichts nachstehen darfst, sondern dich immer und in allem auf der Höhe halten musst.

Dieses täglich vor Augen gehaltene Vorbild vollkommener Tüchtigkeit ist eine wunderbare Hilfe in Zeiten, wo du dich „nicht so recht wohl“ fühlst. Wenn du dich morgens schlaff, müde und schlecht aufgelegt erhebst, dich mutlos, ohne rechtes Streben fühlst, dann sagt es dir: „Lass nicht nach, dir Mühe zu geben und hüte dich wie vor einer ansteckenden Krankheit vor der Versuchung, heute deine Arbeit unordentlich und nachlässig zu verrichten. Lege nichts aus der Hand, woran du nicht dein Bestes gesetzt, dem du nicht den Stempel der Vollkommenheit, das Wahrzeichen deines Wesens, aufgeprägt hast.“

In unserem Zeitalter des schärfsten Wettbewerbs ist es notwendig für jeden, der Erfolg haben will, vorzüglich für den Erfolg ausgestattet zu sein. Er muss nicht nur eine gute allgemeine Bildung haben, sondern muss sich ganz auf ein besonderes Arbeitsgebiet verlegen, in dem er Fachmann wird. Es kommt nicht so sehr darauf an, auf welches Gebiet du dich verlegst, vorausgesetzt, dass du zu der betreffenden Arbeit befähigt bist, sondern darauf, dass du dir überhaupt ein besonders Gebiet erwählst. Der Fehler bei den meisten Menschen, die immer nach einer Stelle suchen, ist der, dass sie nichts Rechtes gelernt haben. In keinem Handwerk, keinem Beruf, keiner Arbeit sind sie Meister; sie sind nicht fähig, irgendetwas wirklich vollkommen zu verrichten. Sie haben einen „Hieb“ von dem und jenem, verstehen aber nichts ganz, und wenn ihnen eine Arbeit angeboten wird, bei der sie wirklich ihren Mann stellen müssten, sind sie genötigt zu sagen: „Ich muss leider danken, ich habe das nicht gelernt, ich könnte den Ansprüchen nicht genügen.“ Wie oft hört man sagen: „Die und die Stelle hätte ich bekommen können, wenn ich Fachmann in der betreffenden Arbeit gewesen wäre; aber die Ausbildung hätte mir zu viel Zeit genommen.“

Junge Leute machen sich selten klar, in welchen Nachteil sie geraten, wenn sie sich nicht richtig für ihren Lebensberuf vorbilden. Zehntausende von Angestellten verdienen nur den vierten Teil von dem, was sie ihren Gaben nach fähig wären zu verdienen, weil sie nicht für ein bestimmtes Fach vorgebildet sind. In vielen Fällen verdienen sie ihr Brot mit ihrer Schwäche statt mit ihrer Stärke, weil sie nicht die Arbeit zu leisten haben, für die sie von der Natur besonders befähigt sind.

Das Unglück bei so vielen ist dann, dass sie sich selbst auch nach ihrer Schwäche und nicht nach ihrer Stärke einschätzen, das heißt, sie schätzen sich ein nach den kleinen Dingen, die sie wirklich vollbringen, und nicht nach dem Großen, das sie zu leisten fähig wären. Da ihnen die Ausbildung fehlt, durch die ihre größeren Kräfte ins Spiel gekommen wären, unterschätzen sie sich selbst und sind blind gegen ihre eigenen wahren Möglichkeiten. Der größte Teil ihrer Fähigkeiten ist durch Unwissenheit und den Mangel an irgendeiner besonderen Fachbildung wie weggeschlossen. Persönliche Ausbildung ist des Menschen Lebenskapital, und niemand kann es sich leisten, seine Laufbahn mit halber Vorbildung zu beginnen, so wenig man ein Geschäft ohne die nötigen Vorbereitungen eröffnen kann. Der bestveranlagte Geschäftsmann hätte keinen Erfolg, wenn er einen Laden in einem halbverfallenen Gebäude eröffnen wollte, ohne genügende Ausstattung und ohne Schaufenster, in denen die ausgestellten Waren die Käufer anlocken.

Fachkenntnisse haben! lautet die Losung des heutigen Tages, oder es ist dir kein Erfolg beschieden. Überall sehen wir Leute mit nicht mehr als Durchschnittsfähigkeiten, aber guter Fachbildung, solche mit viel bedeutenderen Gaben, aber ohne genügende Fachbildung überflügeln. Überall ist Nachfrage nach Fachleuten, nach geschulten Arbeitern. Und je höher dein Streben geht, mein junger Freund, je Größeres du von deiner Zukunft erwartest, eine umso bessere Erziehung und Ausbildung hast du nötig. Wenn du überhaupt den Ehrgeiz hast, in deinem Fach halbwegs an die Spitze zu kommen, so musst du dir die beste Fachbildung erwerben, musst ein wahrer Meister deines Faches sein.

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