Sich Sorgen machen, lässt nicht nur älter erscheinen, sondern macht auch älter und verkürzt das Leben.
Viel vermag zu geschehen, um eine der Grundursachen des sich Kümmerns und Abquälens hinanzuhalten, dadurch, dass man dafür sorgt, sich stets in bestem Gesundheitszustand zu befinden. Eine gute Verdauung, ein reines Gewissen und ein fester Schlaf verscheuchen eine Menge Kummer und Sorgen. Diese gedeihen am besten unter unnormalen Bedingungen und können einem Menschen mit kräftigem Körper, einem Menschen, der ein reines, gesundes Leben führt, nichts anhaben.
Willst du einen vollkommen gesunden Körper bekommen, so pflege in dir eine heitere, gesunde, hoffnungsvolle Gemütsstimmung. Liebe, Friede, Freude, Vertrauen, Menschenliebe, Selbstlosigkeit, Zufriedenheit, Heiterkeit, das sind die geistigen Eigenschaften, die vollkommene Gesundheit ergeben, indem sie alle Tätigkeiten des Körpers in Einklang bringen. Und wer nur will, kann diese Eigenschaften in sich hervorbringen.
Wer das Gegenmittel kennt, vermag die Gram- und Sorgengedanken leicht zu verscheuchen, und dieses Gegenmittel steht stets zur Verfügung. Es ist nicht nötig, darum lange in die Apotheke oder zum Arzt zu laufen. Du hast es immer bei dir – fertig und bereit. Du hast nichts anderes zu tun, als Mut, Hoffnung, Frohsinn und Heiterkeit an die Stelle von Niedergeschlagenheit, Mutlosigkeit, Trübsinn und Kummer zu setzen. Gegenteilige Gedanken schließen einander aus. Gib keinem Feinde deines Glücks, deiner Gesundheit, deines Erfolges Raum in deinem Herzen. Treib all diese Vampire aus deinem Bewusstsein aus, ehe sie dir dein Leben zerstören.
Die Immerkranken, die sich einer schlechten Gesundheit „erfreuen“
Wir alle kennen Leute, die sich angewöhnt haben, sich nie ganz wohl zu fühlen. Wenn sie auch noch so herrlich schlafen, den besten Appetit haben und ganz gesund aussehen, jede Frage nach ihrem Befinden erhält im Jammerton dieselbe niederschlagende Antwort: „Oh, es geht mir heute gar nicht gut“; „mir ist sehr elend“; „ich bin recht schwach“; „ich fühle mich krank“; oder: „mein Essen ist mir nicht gut bekommen“; „ich bin mit entsetzlichem Kopfweh aufgewacht und werde heute den ganzen Tag nichts leisten können.“ Das sind die Leute, die sich einer schlechten Gesundheit „erfreuen“. Der einzige ihnen wichtige Gegenstand der Unterhaltung ist ihr eigenes Befinden, und nie werden sie müde, andern all ihre Anzeichen von Krankheit mitzuteilen. Stundenlang reden sie von ihren Verdauungsstörungen und von ihren eigentümlichen Gefühlen in Kopf, Magen oder Rücken und von ihren Stichen irgendwo in ihrem Körper.
Wie wenige Menschen machen sich klar, dass sie sich ihre Leiden größtenteils selbst zugezogen haben; sie haben sich angewöhnt, sich nicht recht wohl zu fühlen. Statt den Versuch zu machen, ein leichtes Unwohlsein zu überwinden, ist es ihnen geradezu ein Genuss, jedem, der nur zuhören will, ihre Gefühle zu schildern. Statt die Neigung zu leichtem Unwohlsein dadurch zu überwinden, dass sie ihre Lungen mit frischer Luft füllen, behandeln sie sich mit Kopfwehtabletten oder sonst einem „unfehlbaren“ Mittel gegen das Übel, an dem sie zu leiden meinen. Erst bemitleiden sie sich selbst und suchen dann auch von andern Mitleid und Teilnahme zu erlangen. Indem sie ständig auf diesen Anzeichen von Krankheit verharren, stärken und kräftigen sie unbewusst diese ersten Spuren durch ein ganzes Heer von Gedanken und Befürchtungen und von Krankheitsbildern, die sie sich ausmalen, bis sie unfähig sind zu jeder Arbeit.
Es gibt Menschen, die Krankheit geradezu an sich ziehen, indem sie immer daran denken und davon reden. Sie sind fest überzeugt, dass sie Grippe oder Lungenentzündung bekommen, wenn einmal ihre Füße nass werden. Trifft sie einmal einige Augenblicke ein Zugwind, so sehen sie die schlimmsten Folgen voraus, jedenfalls einen Schnupfen und rauhen Hals. Husten sie einmal, so sehen sie schon die Schwindsucht herannahen. Sie ist doch in der Familie! Sie halten diese Krankheitsbilder in ihrem Innern fest und vermindern damit alle Widerstandskraft gegen Krankheit und machen ihren Körper nur empfänglicher gegen die Übel, die sie fürchten.
Solche Menschen sehen sich selbst niemals als das vollkommene Geschöpf, das Gott gewollt hat, das sie seien. Was sie in ihrem Innern vor sich sehen, ist das Abbild eines kranken, schwachen, fehlerhaften Geschöpfes. Sie stellen sich ihren Magen, ihre Leber, ihre Nieren, ihr Herz als krank und in schlechter Verfassung befindlich vor. „Oh! Oh, mein Magen ist ganz schlecht!“ rufen sie. „Ich kann gar nichts mehr vertragen. Alles bekommt mir nicht.“ „Mein Herz macht gar nichts mehr mit, es hämmert und klopft. Ich kann meines Herzens wegen kaum mehr gehen und fast nichts mehr tun.“ „Meine Leber ist einfach fertig, und ich bin durchaus in schlechter Verfassung.“ „Meine Nieren sind angegriffen, mein Rücken tut mir weh, ich wollte, ich wäre tot!“
Dieses entsetzliche sich Vergegenwärtigen und Herabsetzen der hart arbeitenden Organe des Körpers könnte die Gesundheit des bestgeschulten Preisringers untergraben. Willst du dein eigener Freund sein, so musst du auch der Freund der Organe deines Körpers sein, die so eng mit deinem denkenden und wollenden Gehirn, der Hauptstation deines Körpers, zusammenhängen. Du musst an ihre Vollkommenheit, ihre richtige Tätigkeit glauben. Du musst Freunde in ihnen sehen, nicht Feinde, die sich jedem Erfolg hindernd in den Weg stellen. Ersetze diese Bilder von erkrankten Organen mit ihrem Gegenteil, male sie dir gesund und kräftig, und du wirst bald selbst gesund und kräftig sein.
Eine gute Gesundheit ist eines der wichtigsten und wesentlichsten Hilfsmittel, um das zu erlangen, was sich jeder normale Mensch wünscht – Friede, Macht, Reichtum, Glück und Erfolg.
Das Wesentliche, um eine gute Gesundheit zu erlangen, ist, fest davon überzeugt zu sein, gleich wie du von deinem Erfolg im Leben und von deiner Fähigkeit, alles zu besiegen, was sich diesem hindernd in den Weg stellen könnte, fest überzeugt sein musst. Du darfst Zweifel über dein körperliches Wohlbefinden so wenig aufkommen lassen als über deine Fähigkeit, Erfolge zu erringen.
Viele Menschen fangen sofort an zu klagen und sich zu verzärteln, wenn sie nur das geringste Unwohlsein verspüren. Den ganzen Tag über liegen sie auf dem Sofa oder im Lehnstuhl und geben ihrem Leiden die beste Gelegenheit, sich auszubreiten. Das Innere setzt sich in Einklang mit der Körperhaltung; solches Herumliegen macht sich sofort auch in geistiger Beziehung geltend, und der ganze Mensch lässt die Flügel hängen.
Niemand fühlt sich jederzeit auf seiner höchsten Höhe, und es ist notwendig, sich dazu zu erziehen, auch dann in Trab zu bleiben, wenn es einmal nicht ganz angenehm ist.
Hast du eine Arbeit außer Haus, so verfalle nicht in die Gewohnheit, daheim zu bleiben, sobald du nicht recht aufgelegt bist zu gehen. Fasse den Entschluss, dich geistig, sittlich und körperlich stets auf der Höhe zu erhalten und stets bereit zu sein, mit Kraft und Festigkeit die nächstliegende Pflicht zu erfüllen.
Es gehört gar nicht viel Übung dazu, sich zu befähigen, ein leichtes Übelbefinden zu unterdrücken, indem man die entgegengesetzten Gedanken – solche der Gesundheit und des Frohsinns – festhält. Nimm dir fest vor, dir nicht nachzugeben und deine Tagesarbeit – daheim oder auswärts – nach bestem Können zu erfüllen; es ist sehr wahrscheinlich, dass du dich besser fühlen wirst, noch ehe der Tag halb vorbei ist. Dies ist keine leere Behauptung; dies ist eine wissenschaftliche Tatsache.
Der Verfasser kennt die Frau eines Arztes, eine sehr ehrenwerte Dame, die seit Jahren schweren Anfällen von Kopfweh unterworfen ist, die mehrere Tage zu dauern pflegen und sie immer ganz ans Bett fesseln. Sie sagt jedoch, sie könne in ganz wichtigen Fällen, wo es unbedingt notwendig sei, dass sie die Pflichten ihrer Stellung erfülle, jederzeit einen solchen Anfall hinausschieben, zuweilen selbst für mehrere Tage.
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