Wer das Möglichste aus seinem Leben herausholen und das Höchste leisten und sich doch bis zum Ende die Kraft, die Frische und die Begeisterungsfähigkeit erhalten will, muss ein geregeltes Leben führen; er muss nach den Regeln der Gesundheit leben und seinen Körper kennen und ihm alles geben, was er braucht, nicht mehr, nicht weniger, um ihn immer in höchster Leistungsfähigkeit zu erhalten. Er muss sich klarmachen, dass es in allem, was er tut, sofort zum Ausdruck kommt, wenn er sich geistig oder körperlich irgendwie herunterkommen lässt. Deine Schwäche, mag ihre Ursache sein, welche sie wolle, wird sich sofort in der verminderten Güte deiner Arbeit zeigen, ob du nun Bücher schreibst oder sie verkaufst, ob du lernst oder lehrst, singst oder malst, schreinerst oder Gräben ziehst.
Die Neuen Gedanken lehren, dass die Stellung, die wir innerlich unserer Arbeit und unserem Lebensziel gegenüber einnehmen, von allerhöchster Bedeutung ist für das, was wir erreichen werden und das, was uns das Leben an Erfolg und wahrem Glück bieten wird.
Gute Arbeit findet immer ihren Lohn.
Gottes Arznei ist Arbeit, die wir lieben. Das Hilfsmittel, das Gott anwendet, damit der Mensch wachse und an geistiger und körperlicher Kraft zunehme, ist Arbeit.
Frische Luft und Sonnenschein
Unser Leben, unsere Lebenskraft atmen wir ein mit der Luft, die uns umgibt; ist diese schlecht und verdorben, so leiden wir entsprechend. Es ist ebenso schädlich, verdorbene Luft zu atmen, als fauliges Wasser zu trinken. In beiden gedeihen gefährliche Keime, und in schlechter Luft findet jede Krankheit ihren besten Boden.
Viele unserer öffentlichen Gebäude, Kirchen, Hörsäle, Theater, und häufig auch unser Heim sind Todesfallen durch schlechte oder ungenügende Lüftung. Das Leben hängt ab vom Sauerstoffgehalt der Luft, und man macht sich selten klar, wie rasch eine größere Menge Menschen die Luft verschlechtert, selbst in großen Räumen. Die Schulbehörden wissen das und verlangen darum ausreichend Luft in den Schulräumen und immer wieder genügende Lüftung.
Sobald ein von Menschen bewohnter Raum von der Verbindung mit der äußeren Luft abgeschnitten ist, beginnt die Luft darin durch die vom menschlichen Körper ausgehauchten giftigen Dünste schlecht zu werden, und der lebensspendende Sauerstoff ist rasch aufgezehrt, wenn er nicht durch beständigen Zuzug von frischer Luft immer wieder ersetzt wird. Die Räume, in denen wir uns aufhalten, sollten darum Tag und Nacht mit der freien Luft in Verbindung stehen.
Reine Luft und kräftige Bewegung im Freien bringen Lebenskraft. Wer immer im Haus lebt und bei geschlossenen Fenstern schläft, dessen Gesundheit und Lebenskraft fangen bald an abzunehmen. Solche Menschen haben weniger Widerstandskraft gegen Krankheit, besonders gegen Krankheit der Atmungsorgane wie Lungenentzündung, Halsentzündung und Schwindsucht. Jedes Haus sollte die Möglichkeit bieten, im Freien zu schlafen.
Viele Menschen fürchten, sich zu erkälten, wenn sie die Fenster öffnen oder an recht kalten Tagen ausgehen, während doch tatsächlich reine, kalte Luft anregend wirkt und Erkältung verhindert.
Genau betrachtet, leben wir im Grunde doch von der Luft. Wir können dreißig oder vierzig Tage und vielleicht noch länger leben, ohne dass der Magen Nahrung erhält, aber wir leben keine zwei Minuten ohne Nahrung für unsere Lungen. Darum ist es von so ungeheurer Wichtigkeit, ihnen die reinste, frischeste Luft zuzuführen.
In vorgebückter Stellung zu arbeiten, wie viele der Menschen, die mit Schreiben beschäftigt sind, schränkt die Ausdehnungsfähigkeit der Lungen so stark ein, dass das Atmen nicht mehr tief und voll genug ist, um die ganze Lunge mit Sauerstoff zu füllen und diesen in genügender Menge dem Blut zuzuführen.
Viele Menschen haben nur ein halbes Leben, weil sie nicht richtig zu atmen verstehen. Sie atmen nicht genügend Sauerstoff ein für das überquellende Leben, das den Menschen in jedem Atom seines Daseins durchströmen sollte.
Unter den Menschen, die viel in der frischen Luft leben, besonders in gebirgigen Gegenden mit schwacher Bevölkerung, wo die Luft rein ist, haben alle jungen Leute frische rote Backen. Wir alle wissen, wie rasch diese verschwinden, wenn solche Menschen in die engen Straßen der Großstädte kommen, und wie bald sie dort der Schwindsucht und anderen Krankheiten zum Opfer fallen.
Viele unter uns setzen bei ihrer gewohnten Art zu atmen nur einen recht kleinen Teil der Lunge in Tätigkeit; die Lungenspitzen werden nicht mit Luft gefüllt. Die Folge davon ist, besonders bei Stadtbewohnern, dass sich diese untätig bleibenden Lungenzellen mit Staubteilchen füllen und sich immer in entzündetem Zustand befinden.
Alle Arzneien in den Apotheken und alle Ärzte und Sanatorien in der Welt könnten nicht die Wunder tun, die die Natur in den Millionen von Stadtbewohnern wirkt, die alljährlich aufs Land strömen, um sich zu kräftigen und zu erneuern. Diese blassen, erschöpften, sorgenvollen, nervösen, überreizten Menschen sind wie durch Zauberkraft verwandelt. Statt der bleichen Wangen sind rosige, sonnengebräunte zu schauen; die trüben Augen strahlen in neuem Glanz, die müden, langsamen Schritte werden rasch und spannkräftig, und die zusammengesunkenen Körper richten sich auf.
Ein beinahe ebenso wichtiger Beförderer der Gesundheit wie die frische Luft ist der Sonnenschein. Ein italienisches Sprichwort sagt: „Wohin die Sonne nicht kommt, dahin kommt der Arzt.“ Viele Menschen leben nur ein halbes Leben, weil ihnen dieser Kraftspender fehlt; sie leben in Räumen, in die selten oder nie die Sonne scheint. Was Wunder, dass sie niemals das Prickeln der vollen Gesundheit in den Adern fühlen, denn die Luft, der der Sonnenschein ständig fehlt, ist Gift. Wenn wir uns nur klarmachen, dass die Sonne die Quelle allen Lebens ist, aller Tatkraft, Gehirnkraft, Muskelkraft, aller Leistungsfähigkeit und Gesundheit, dann wären wir nicht zufrieden, wenn es uns irgendwie anders möglich ist, in Kellern oder andern Räumen, wohin selten oder niemals die Sonne scheint, zu leben und zu arbeiten.
Die Alten scheinen die gesundheitsspendende Kraft des Sonnenscheins besser erkannt zu haben als wir; in Rom nahm beinahe jedermann Sonnenbäder, und die Ärzte hielten viel von ihrer Heilkraft.
Die natürlichen Kräfte des Menschen werden mehr als verdoppelt, wenn er sich unter ständigem Einfluss von reiner Luft und Sonnenschein befindet. Wenn wir stark sein wollen an Geist und Körper, dann brauchen wir viel Bewegung, viel frische Luft und viel Sonnenschein.
Zweiter Teil: Leistungsfähigkeit
Leistungsfähigkeit ist der Schlüssel zu einem glücklichen, erfolgreichen Leben, und keine Macht im Himmel und auf Erden, weder ererbte Krankheitsanlage noch widrige Umstände, weder Freund noch Feind können ein normales Wesen abhalten, es in allem Wesentlichen zu der höchstmöglichen Leistungsfähigkeit zu bringen.
Jede Lokomotive, jedes Automobil, überhaupt jede Maschine hat ein gewisses Maß von Ausnutzungsmöglichkeit in sich; der eine wird mit einem Automobil in ein oder zwei Jahren fertig werden, wenn er es stark vernachlässigt. Ein anderer hält sein Automobil in vollkommener Ordnung und handhabt es mit Fertigkeit, und so tut es ihm zehn bis zwölf Jahre lang gute Dienste, und er hat in einem Jahr mehr Nutzen davon, als der andere Mann von dem seinen in zwei oder drei Jahren. Von der Geschicklichkeit im Handhaben der Maschine hängt die Dauer und das Maß ihrer Brauchbarkeit ab.
Mit der menschlichen Maschine ist es genau dasselbe. Jeder normale Mensch tritt ins Leben mit einem gewissen Maß von Fähigkeit, von geistiger Tatkraft. Diese Fähigkeit und diese Tatkraft kann er in verschiedener Weise anwenden. Er kann die Hälfte oder sogar den größten Teil davon in nutzlosen und unnötigen Anstrengungen oder in Faulheit, Vergnügungssucht und Lasterhaftigkeit vergeuden; oder er kann ihre Nutzbarkeit tausendfach vermehren, indem er nach wissenschaftlichen Regeln damit umgeht und mit der kleinstmöglichen Ausgabe von Kraft die größtmögliche Arbeit verrichtet und dadurch, dass er immer richtig lebt, seine menschliche Maschine im allerbesten Stand erhält.
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