Timo Körner - Rückstoß

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Colin entschließt sich eines Tages dazu, den Teil seiner Umwelt, den er direkt erreichen kann, von schlechten Menschen zu befreien und er setzt dies konsequent und direkt um, indem er diese Menschen tötet.
Es sollte sich bald herausstellen, dass Colin nicht nur ein psychisches Problem hat, sondern auch, dass er nicht alleine agiert. Er hat einen Begleiter, der seine Fähigkeiten über Colin ausspielt.
Als Colin eines Tages in die Psychatrie eingewiesen wird, lernt er Nina kennen, die als einzige seinen Begleiter sehen kann.
Colins Handlungen und seine Geschichte erreichen bald eine Dimension, die er sich in seinen Anfängen nicht hätte erträumen lassen.

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Timo Körner

Rückstoß

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Inhaltsverzeichnis Titel Timo Körner Rückstoß Dieses ebook wurde erstellt bei - фото 1

Inhaltsverzeichnis

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Colin

Häuptling

Hack

Den Feind kennen (lernen)

Bahlmann

Rainer und Valentin

Magda

Die Hartzmanns

Stillstand

Licht

Nek

Der Andere

Kodex

Nachtteufel

Tag X

Guppensingen

Strichmännchen

Donnerwetter

Freiheit

Gefährten

Danksagung und Mitwirkende

Impressum neobooks

Colin

Ich bin eigentlich ein ganz netter Mensch, auch wenn man, im Laufe der folgenden Zeilen, etwas anderes vermuten mag.

Mein Name ist Colin, ich war einmal Künstler und verdiente sehr viel Geld mit dem, was andere für Kunst hielten. Ich erschuf aus der Makulatur der Menschheit, wie ich den unmenschlichen Abschaum nannte, den unsere Gesellschaft teilweise hervorbrachte, etwas Neues. Im Grunde war diese Kunst aber nur Mittel zum Zweck.

Meine Kreativität begann eigentlich schon in meiner Kindheit. Ich konnte schon immer gut malen und zeichnen und hatte eine gute räumliche Wahrnehmung. Sodass ich im Kunstunterricht währen meiner Schulzeit auch stets gut abschnitt.

In meiner Schulzeit bemerkte ich auch schon ziemlich rasch, dass ich anders war, als meine Mitschüler. Anders in dem, wie ich alles wahrnahm und welche Schlüsse ich aus meinen Wahrnehmungen zog.

Kinder und Jugendliche können sehr gemein untereinander sein. Ihr Gedankengut spiegelt sich sehr direkt und radikal in ihrem Verhalten und Handeln wider. So auch bei mir. Nur dass ich niemals der agierende Teil war, sondern immer nur der reagierende. Ich hatte nie angefangen, sondern nur auf das reagiert und oder beendet, was jemand anderes begann. Es musste nicht mir widerfahren sein, ich antwortete gern auch mal für andere, die sich selbst nicht wehren konnten. Klingt zuerst einmal gar nicht so anders, nehme ich an, jedoch waren meine Schlüsse, die ich aus dem Verhalten und dem Handeln anderer zog noch viel radikaler, direkter und konsequenter. Ich begann aber erst nach der Schulzeit meine Schlüsse in ein entsprechendes radikales Handeln umzusetzen, weil meine Gedanken während der Zeit in der Schule noch sehr von den Prägungen von Lehrern und manchen Mitschülern im Zaum gehalten wurden.

Ich hatte damals keine richtigen, wahren Freunde. Dazu war ich zu introvertiert. Ich brauchte eigentlich auch keine Freunde, ich hatte meinen Kopf, in dem schon immer ziemlich viel stattfand. Äußere Einflüsse, haben mich meistens nur gestört. Ich versuchte auch immer unauffällig, ja nahezu unsichtbar für andere zu bleiben. So verhinderte ich, ziemlich erfolgreich, dass ich je zu einem Opfer anderer Jugendlicher wurde. Im Laufe der Jahre perfektionierte ich meine Fähigkeiten, alles zu beobachten, was zum Teil Übles um mich herum geschah und stets dabei ungesehen zu bleiben. Ich wusste genau wie ich mich zu welchem Zeitpunkt verhalten und bewegen musste, um für andere nicht sichtbar zu sein. Ähnlich, wie ein Krake, der Körperfarbe und Form verändern konnte, wenn es notwendig war. Nur dass ich kein Krake war und auch Körperfarbe und Form blieben bei mir dieselben. Ich nutzte die kaum vorhandene Beobachtungsgabe und die Unachtsamkeit der anderen Menschen um durch gewisse Verhaltensweisen aus ihrem Blickfeld zu verschwinden. Dabei kam mir zugute, dass ich kein übermäßig großer Mensch war und auch sonst war ich eine relativ unscheinbare Gestalt. Zu meinen dunklen Haaren und meinem recht normalen Körperbau, trug ich auch nie sonderlich teure oder auffällige Kleidung. Teure Kleidung konnte sich meine Familie auch nicht leisten, da sie nicht sehr wohlhabend war. Nichts desto trotz hatte ich durch meine Eltern immer alles, was es zu einem normalen Leben brauchte. Dafür sorgten sie immer, soweit ich mich erinnere.

*

Meine Laufbahn als gutverdienender Künstler, begann erst nach der Schule. Ich stellte wahrlich einige Überlegungen an, ob und welche Ausbildung ich antreten sollte, oder welches Thema oder welche Themenbereiche ich studieren könnte. Es gab aber nichts, was meinem Sinn für Gerechtigkeit und meine extremen Wahrnehmungen gerecht werden würde. So war ich einige Zeit nach der Schule ohne weiterführende Ausbildung und auch ohne Arbeit.

Ich wollte meinen Eltern nicht mehr länger auf der Tasche liegen und so zog ich direkt nach der Schule in meine eigene kleine Mietwohnung. Ich hatte ständig Geldprobleme und fragte mich, ob es wohl vielen Menschen so ging, wie mir. Eigentlich war es mir klar, dass es sehr vielen Menschen so ging, aber immer wieder darüber nachzudenken, spendete mir auch immer wieder etwas Trost.

Ich wohnte aufgrund meiner finanziellen Lage nicht gerade in einem Musterwohnviertel, durch das ich zog, weil mir in meiner kleinen Wohnung regelmäßig die Decke auf den Kopf fiel. Das Stadtviertel war ein sozialer Brennpunkt mit wenig Grün und vielen Plattenbauten, in welchen sich nicht jeder hineintraute, aber ich konnte mich dort unbemerkt, fast unsichtbar hindurch bewegen. Es machte mir immer großen Spaß, andere zu beobachten, während sie sich unbeobachtet fühlten. Erst wenn sich Menschen wirklich unbeobachtet fühlen, kommen die wahren, finsteren, menschlichen Abgründe an den Tag.

Sicherlich macht jeder Mensch im Laufe seines Lebens einmal einen blöden Fehler oder trifft die eine oder andere falsche Entscheidung, aber meine Beobachtungen hatten mich gelehrt, dass es durchaus Menschen gab, die von Grund auf bösartig waren und die bewusst immer und immer wieder die falschen Entscheidungen trafen. Sei es, weil sie sich immer wieder vor anderen profilieren mussten, oder weil es ihnen in irgendeiner Form Vorteile oder gar Profit brachte, oder weil es ihnen ganz einfach Spaß machte, wenn sich andere Individuen durch sie physisch oder psychisch schlecht fühlten.

Im Laufe der Zeit schärften sich meine Sinne und spezialisierten sich immer mehr darauf, Menschen solcher Art schon nach kurzen Momenten zu erkennen.

Mir war nicht klar, warum ich das tat und warum es mich so sehr reizte, aber ich lebte es mit Genuss, wenn sich meine Annahmen bezüglich des Verhaltens bestimmter Menschen mit einer Trefferquote von nahezu einhundert Prozent bestätigten. Dass sich meine Annahmen bestätigten, wusste ich durch Beobachtung und Verfolgung der jeweiligen Personen.

Häuptling

Im Grunde betrieb ich dieses Tarnen, Beobachten und Verfolgen nur als eine Art Training und zum Zeitvertreib, bis zu jenem schicksalhaften Tag an dem ich mal wieder ein „Trainingsobjekt“ mit seinen „Freunden“ beobachtete.

Diese Freunde hatten ihre Köpfe bis zum Anschlag in dem Hintern ihres „Häuptlings“. Er war so ein Kandidat der menschlich verkörperten Bösartigkeit. Vor meinem Miethochhaus fuhr er mit seinem protzigen schwarzen Mercedes vor und stellte ihn auf dem großen Wendeplatz ab. Ich sah diese Typen nicht zum ersten Mal und ich bemerkte schnell, wer der Alpha-Mann war und wie dunkel seine Seele war. Er selbst hatte leicht braune Haut, schwarze Haare und eine sportliche Statur von zirka einen Meter achtzig Größe. Wir hatten gerade Frühsommer, sodass aus seinem weißen T-Shirt seine recht muskulösen Arme herausragten. Auf beiden Unterarmen waren Schriftzüge tätowiert, die ich aber aus dieser Entfernung nicht lesen konnte. Er trug eine goldene Halskette mit starken Gliedern und einem Dollarzeichen als Anhänger. Sah schon etwas lächerlich aus, er war aber trotzdem keine Person, mit der man sich anlegen möchte. Er sprach die Sprache dieses Landes akzentfrei, sodass ich annahm, dass er hier geboren war. Von seinen beiden Lakaien ordnete ich den einen der gleichen Abstammung zu, ebenfalls dunkle Haut und schwarzes Haar, kurz geschoren. Den Zweiten hatte ich auf einen Meter neunzig geschätzt, aber etwas schlanker, nicht so sportlich-kräftig, wie die beiden Braunen. Seine dunkelblonden Haare waren allerdings genau so kurz geschoren, wie bei Häuptling und seinem anderen Lakaien.

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