Jörg Nitzsche - Das Leben auf der anderen Seite

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Auch ich war damals berauscht von dem Mauerfall, den vielen Meldungen und Enthüllungen über das mir so fremde Land, und der Möglichkeit nun endlich ohne komplizierte Einreiseformalitäten das andere Deutschland kennen zu lernen. Mit meinem roten Ford Fiesta, der in der grauen DDR aussah wie ein buntbemaltes Osterei in einem S/W-Film, habe ich die Chance wahr genommen, die DDR zu einem Zeitpunkt kennen zu lernen, als es noch die DDR war. Wie anders als wir sind die Menschen da drüben in der DDR, hatte ich mich damals oft gefragt. Für mich spielte nicht die Politik die wichtigste Rolle, sondern der Mensch. Wie reagieren sie auf mich, wie emotional sind sie. Ich stolperte dabei über Kuriositäten, die aber in Wahrheit überhaupt nicht so kurios gewesen sind, weil sie in der DDR den Alltag darstellten. Und wegen dieser intensiven Eindrücke begann ich dieses Tagebuch zu schreiben. Ich schrieb meine spontanen und subjektiven Gedanken, meine Gefühle und Vorstellungen über das gerade Erlebte und das mir so fremderscheinende nieder.

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Auf dem Todesstreifen steht eine Aufschrift:

Es ist so bequem, unmündig zu sein.

Habe ich ein Buch, daß für mich Verstand hat,

einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat,

einen Arzt, der für mich Diät beurteilt,

usw.

so brauche ich mich ja nicht selber zu bemühen.

Das ist ein Extrakt von Immanuel Kant - Text über Aufklärung (1724-1804): "...Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte, dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab. Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit ..."

Man muß schon über den tieferen Sinn nachdenken, um sich vorstellen zu können was in dem Schreiber vorgegangen ist als er diesen Text an die Mauer schrieb. Ich gehe wieder zurück zu meiner Scharnhorststraße, und stehe direkt vor Haus-Nr. 6-7. Hier befindet sich die Deutsche Post mit ihrer Betriebsschule der Bezirksdirektion Berlin, die namentlich „N. D. Psurzew“ gewidmet ist. Warum auch immer sie den Namen dieses greisen Minister der damaligen UdSSR an diese Postdirektion vergaben, wenigstens ist Nikolaj Psurzew passender Weise Postminister (Minister des Post- und Fernmeldewesens) der Sowjetunion gewesen. Gut 30 Jahre lang, bis zu seinem 75.Lebensjahr hatte er den Posten inne, 5 Jahre später, 1980, ist er mit 80 Jahren gestorben. Warum schreibe ich das eigentlich. Vielleicht interessiert das einen ja wirklich – irgendwann mal. Ich komme nun an den Hauszeilen vorbei, die hier am Invalidenfriedhof anschließen. Und lese wieder so ein Schmarrn von Honecker:

Alles für das Wohl des Menschen, das Glück des Volkes

für die Interessen der Arbeiterklasse und aller Werktätigen

Da sind die Häuser, die direkt zur Mauer stehen und sie sind tatsächlich bewohnt. Die müssen doch tatsächlich in den Westen schauen können. Was muß das für ein Gefühl gewesen sein, und wieder kommt dieses schaurige Gefühl in mir hoch, welches mich schon eben auf dem Turm überkam. Das ist schon beklemmend nur darüber nachzudenken. Aus dem Heckfenster eines Trabis winkt mir ein Kind zu, auf der anderen Straßenseite laufen zwei Frauen mit einer Vorschulkindergruppe. Die Kinder, denke ich, werden aufwachsen wie wir. Von der DDR werden sie später nichts mehr erzählen können. Ein schöner Anblick, ich erinnere mich noch, wie ich damals in Hamburg-Osdorf in die Grundschule ging. Wir machten auch eine Menge Ausflüge, zum Beispiel in die Harburger Berge oder in die Haseldorfer Marsch. Das waren noch so unbekümmerte Zeiten. Wie schwierig wird doch alles im Alter. Während ich so in Gedanken bin, nehme ich aber trotzdem dieses grau in grau um mich herum wahr. Kinder, die hier auf gewachsen sind kennen nichts anderes. Die mattfarbenen Trabis und die bunten Kinderjacken bringen einen unbedeutenden Kontrast in dieses Alltagsbild. Ah, ich erreiche die Nr. 5. Häh, eine Wäscherei, eigenartig. Da sind ein paar Baracken. Da soll sie wohnen? Ich stehe vor ihrer Toreinfahrt. Mir grummelt der Magen, nicht vor Hunger sondern vor Aufregung. Ich werde die Männer da mal fragen, die gerade von ihrer Pause aufbrechen wollen. Wieso schauen die mich mit so einem verbissenen Gesicht an? Lachen ist nicht. Auf meine Frage kommt prompt berlinerisch "hier wohnt keener". Kopfschütteln als zusätzliche Aussage schlurfen sie retour zu ihrer Arbeit. Kann nicht wahr sein, denke ich. So ein verdammter Mist. Alles Mögliche schießt mir durch den Kopf, vielleicht doch Schamhofstraße, vielleicht nur falsche Richtung? Gleich daneben sind allerdings einige Wohnblocks. Im Anschluß darauf diese schon genannte Ausbildungsstätte der Post. Alles hier ist ein total heruntergekommenes Wohnviertel. Altbau mit Toreinfahrt, d.h., die Toreinfahrt ist ein Durchbruch. Darüber sind ebenfalls Wohnungen. Auch an der Straße sind Eingänge, Namensschilder sind kaum zu entziffern, den Namen Nass kann ich jedenfalls nicht erlesen. Hoffentlich habe ich den Namen wenigstens korrekt verstanden. Vorsichtig taste ich mich durch die winzige Toreinfahrt in das Wohn-Paradies, als könnte mir etwas auf den Schädel krachen. Sieht ja wüst hier aus, ein Modellbahnfreund

würde Freudentänze aufführen bei diesem Anblick Arbeiterquartiere der 50er - фото 6

würde Freudentänze aufführen bei diesem Anblick, Arbeiterquartiere der 50er Jahre lassen grüßen. Mein Gott, das ist ja kaum zu fassen, wie die Zeit hier stehen geblieben ist. Ich bin im ersten Hof, der zu drei Seiten mit fünfstöckigem Altbau zugebaut ist. Zur Wäscherei steht eine mannshohe Mauer. Beeindruckt von meiner neuen Umgebung, vergesse ich für einen Momente mein eigentliches Vorhaben. Abgedreht, ich bin hier in einem DDR Freilichtmuseum. In den sechziger Jahren haben wir im Alten Teichweg gewohnt. Erinnert mich auch hier ein bißchen an die Arbeiterwohnungen in Barmbek. Alles ist hier mit einer Patina überzogen, die Briefkästen, die Klingelknöpfe, Schrott aus Metall liegt überall verteilt herum. Wohnt hier vielleicht tatsächlich keiner mehr? Und sie soll ja angeblich gerade hier her gezogen sein. In diese abbruchreifen Häuser? Aber würde sonst hier frisch gewaschene Wäsche im Staub hängen? Wohl nicht. Die Stufen zu den verschiedenen Hauseingängen sind in sich zusammengefallen, entweder nach vorne, nach hinten, oder sie sind seitlich abgesenkt. 1969 bin ich mal mit meiner Oma nach Leipzig gefahren. In dem Haus, in dem wir wohnten, gab es im ganzen Haus nur ein Klo. Ob das hier genauso ist? Hier ist doch seit Jahrzehnten nichts verändert worden, über die Jahre hinweg alles verwittert. Alte Hausschilder versuchen sich durchs Tageslicht zu brechen. An den Fensterrahmen das blanke Holz, hier und da noch etwas Farbkruste. Keine geputzte Scheibe, die ich auf Anhieb entdecke, dafür hängt aber überall Wäsche aus den Fenstern. Hier wohnen wirklich Menschen. Alles wirkt hier wie nach einem Bombenangriff, total unwirklich, hat aber auch seinen Reiz.

Ich versuche mir vorzustellen wie es wohl ist hier zu leben Fünf Stockwerke - фото 7

Ich versuche mir vorzustellen wie es wohl ist hier zu leben. Fünf Stockwerke geht’s hoch. Ebenfalls eingekesselt stehe ich nun im zweiten Hof und schaue ungläubig dem bißchen Tageslicht entgegen welches sich die Mühe macht der ganzen Szenerie einen heimeligen Touch einzuhauchen. Hier bin ich ein Fremder, ein Eindringling, alle bestaunen mich ungläubig. Geradezu ist ein Garagentor geöffnet. Die Garage ist in die Hauswand eingebaut, es geht da leicht abwärts hinein. Dort bastelt einer an seiner MZ, den werde ich mal fragen. Man, ich hätte auch ne Kuh auf der Weide fragen können, denn außer einem völlig beschränkten Blick erfahre ich nichts von ihm. Er winkt ab als würde er vor etwas resignieren. Die Leute wirken hier so, als habe man hier einen Bereich für Bekloppte eingerichtet. Schauen hier alle so behämmert?

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