Hans-Joachim Schmidt - Misshandelt, verraten und verkauft

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Meine Kindheit kann man eigentlich nicht als Kindheit im üblichen Sinne bezeichnen. Misshandlungen, Schikanen, Schläge, Essensentzug und Zwangsarbeit gehörten zu meiner Kindheit, so, wie andere Kinder Spielen gingen. Und wenn das noch nicht genug war prophezeite man mir, und das immer wieder: «Du wirst mal im Knast landen!» Das traurige daran, sie sollten recht behalten, nicht weil ich strafbar war im eigentlichen Sinne, sondern, weil ich mich nicht politischen Normen gegenüber verhielt.

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Hans-Joachim Schmidt

Misshandelt, verraten und verkauft

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Inhaltsverzeichnis Titel HansJoachim Schmidt Misshandelt verraten und - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Hans-Joachim Schmidt Misshandelt, verraten und verkauft Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorwort

Kipsdorf

Fahrradunfall

Neues Heim

Nachbesserung erforderlich

Ohne Namen

Unter Gewalt beschnitten

Metronom

Besuchstage

Neue Erzieher und Lehrer

Neue Unterrichtsmethode

Der Waldlauf

Jochen stirbt

Meine totgesagte Mutter lebt

Mama stirbt

Sturz vom Baum

Letzte Weihnachten

Jugendweihe

Endgültiger Abschied

Ich komme in die Königsheide

Geschafft

Ferienjob

Festnahme

Das erste Mal

Sofia ist schwanger

Sinnloser Tod

Kur

Missverständnis

Sofias Grab

Ein Paket

Zwischenfall

Prüfungen

Unglaubliche Zustände

Anna ist weg

Anfang vom nicht Endenden

Erste Verurteilung

Berndshof

Bitterfeld

Die gefallene Fahne

Meister?

FDGB

Endlich integriert?

Ein guter Freund?

Schwarze Pumpe

Versuchungsabsicht?

Reise in mein neues Leben

Akteneinsicht 2013

Holt mich die Vergangenheit wieder ein?

Nachwort

Impressum neobooks

Vorwort

Eine der höchsten Gaben,

die uns gegeben ist,

ist zuzuhören.

Nur leider machen die wenigsten Gebrauch davon.

Hans-Joachim Schmidt

Liebe verwehrt

Respekt versagt

Vertrauen abgesprochen

„Schwarze Pädagogik“ ist ein negativ wertender Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten. Der Begriff wurde von der Soziologin Katharina Rutschky eingeführt.

Nach Katharina Rutschky zielt Schwarze Pädagogik auf die Installation eines gesellschaftlichen Über-Ichs im Kind, auf die Heranbildung einer grundsätzlichen Triebabwehr in der Psyche des Kindes, die Abhärtung für das spätere Leben und die Instrumentalisierung von Körperteilen und Sinnen zugunsten gesellschaftlich definierter Funktionen. Unausgesprochen diene die Schwarze Pädagogik der Rationalisierung von Sadismus und der Abwehr eigener Gefühle des Erziehers oder der Bezugsperson. Die Schwarze Pädagogik bediene sich dabei der Mittel des Initiationsritus (z. B. Introjektion einer Todesdrohung), der Hinzufügung von Schmerz (auch seelischem), der umfassenden Überwachung des Kindes (Körperkontrolle, strenger Verhaltenskodex, Forderung unbedingten Gehorsams), der Tabuisierung von Berührung, der Versagung grundlegender Bedürfnisse und eines übertriebenen Ordnungsdrills.

Ein Großteil der „Schwarzen Pädagogik“, der praktizierten Erziehung in Heimen, denen ich ausgesetzt war, machte auch nicht vor sexuellen Übergriffen, sexuellen Misshandlungen sowie sogenannter Weißer Folter halt.

Unter dem Begriff „Weiße Folter“ werden Foltermethoden zusammengefasst, die zwar in ihrer Anwendung und ihrer unmittelbaren Wirkung unsichtbar sind, jedoch die Psyche des betroffenen Menschen angreifen und mitunter dauerhaft erheblich schädigen oder sogar zerstören können. Weiße Folter arbeitet nicht mit physischer Gewaltanwendung (z. B. Schlägen und Verstümmelungen), die offenbare Spuren hinterlässt, sondern eben mit Mitteln, die in erster Linie Wirkung auf die Psyche des Opfers haben. Übergänge zur Gewalt gegen den Körper der gefolterten Person sind dabei allerdings mitunter fließend – wie in Katharina Rutschkys Definition von „Schwarzer Pädagogik“.

Die bekannteste Methode der Weißen Folter ist die sogenannte Isolationshaft, die sowohl in Heimen als auch im Strafvollzug ihre Anwendung fand.

Weitere Methoden der Weißen Folter sind beispielsweise Schlafentzug und langfristiges Stehenlassen in angespannter Haltung (zu nennen ist da speziell die „Fliegerstellung“), als auch ähnlich gelagerte Maßnahmen wie Sportertüchtigungen (Liegestütze, Kniebeuge, Entengang, Klimmzüge) bis zur totalen Erschöpfung.

Besonders in den Gründerjahren der DDR hatte jeder, der Kontakte mit Bürgern aus der Bundesrepublik pflegte, mit Repressalien zu rechnen. Hier wurde kein Unterschied gemacht, ob Kind oder Erwachsener – nur die Methoden der Bestrafung waren unterschiedlich.

Es war noch nicht einmal entscheidend, wie der Kontakt zustande gekommen war, gewollt oder ungewollt, ob er initiiert war oder man durch jemanden denunziert wurde.

Dies war ein probates Mittel, auch mit konstruierten Taten, sich lästiger Mitbürger in der Gesellschaft zu entledigen.

Das heißt, um es klar zu formulieren – Bürger wurden kriminalisiert, um sie zu beugen. Ziel war es zunächst, nicht linientreue Bürger in die der Staatsführung erwünschte Richtung zu bringen. Dies konnte mit den Jahren nicht spurlos an der Weltöffentlichkeit vorbeigehen, und die BRD bot der DDR an, politisch unbequeme Bürger aus den Gefängnissen freizukaufen. Später dann, als man im Politbüro erkannte, dass sich der Freikauf politischer Gefangener als lukrativer Devisenbringer der DDR erwies und somit die marode Kasse der DDR sanieren konnte, sperrte man auch schon einmal völlig willkürlich ein. Wenn anfangs politische Gefangene aus den Gefängnissen zum Devisenbringer wurden, verkaufte man jetzt zunehmend auch unbequeme Bürger direkt von ihrem Arbeitsplatz, ihrem Wohnzimmer oder sogar aus ihrem Schlafzimmer heraus an die BRD. Natürlich wurden – und diese Methode behielt man bei –, Bürger zuvor kriminalisiert. Oft kam es nicht einmal zu einem Gerichtsverfahren gegen den Freigekauften.

Väter, Mütter, Brüder, Schwestern, Onkel, Tanten, Omas, Opas, Söhne und Töchter, gebildet oder ungebildet … keiner war geschützt, jeden hätte es treffen können.

Gerne wurden diese volljährigen Mitbürger als Landesverräter bezeichnet oder auch der Spionagetätigkeit bezichtigt.

Nicht selten hatte dieses, vor allem in den Gründerjahren der ehemaligen DDR, den Tod oder langjährige Haftstrafen zur Folge.

Deren Kinder steckte man, je nach Alter, in sogenannte Spezialheime oder in Jugendwerkhöfe.

Die Folgen daraus waren, je nach Erziehungsvorstellung, oft nicht mehr reparabel.

Noch heute gibt es Menschen, die sagen: Es war doch nicht ALLES schlecht in der DDR. Aber da muss ich mich ernsthaft fragen: „Wo haben die denn gelebt?“

Was bewegt Menschen dazu, derart zu denken oder sich derart zu äußern – hat man denen vielleicht Teile des Gehirns entfernt?

War wirklich alles in der DDR so gut, wie es gern propagiert wurde und immer noch wird?

Lag dieser Trugschluss an der Tatsache, dass alle eine Arbeit hatten und einen billigen Wohnraum?

Das ist ja wohl das Hauptargument der „Ewiggestrigen“.

Durch diese Ideologie – „Jeder hat das Recht auf Arbeit“ – hatte sich doch die DDR selbst in den Bankrott befördert und durch billiges Wohnen dem Abriss der Gebäude Tür und Tor geöffnet. Es war doch alles marode und das, was durch gute Ideen der Bürger der DDR entstand, wurde ins westliche Ausland verramscht. Mitbestimmung, Selbstverwirklichung und dergleichen mehr waren doch tabu im real existierenden Sozialismus der DDR!

Und wer jetzt argumentiert: „Aber das Gesundheitssystem war doch in Ordnung!“, den muss ich leider ebenfalls enttäuschen. Auch das lag mehr als im Argen.

Bis zu meinem 18. Lebensjahr durchlief ich insgesamt acht Heime.

Sie trugen Namen wie „Haus Sonnenschein“, „Kinderheim Schlösschen“, „Pestalozziheim“, „Johannaheim“ oder „Königsheide“ – um nur einige von ihnen zu nennen.

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