„Das…“ Brewster nickte mit offenem Mund. „…wäre durchaus… anders.“ Er dachte darüber nach. Dann zeigte sein Gesicht Zustimmung. „Genau genommen würde das sogar einiges erklären.“
„Die fehlenden Spuren bei den anderen Morden.“
„In der Tat.“ Agent Brewster lächelte, nun langsam begeistert. „In der Tat, das würde vieles bei diesem Fall erklären.“
„Es ist nur eine Theorie“, meinte der Detective bescheiden.
„Aber eine gute. Oder hätten Sie noch eine?“
„Dazu kenne ich den Fall zu wenig. Aber ich nehme an, Sie haben sicher…“ Cause dachte nach. „…auch andere Planeten überprüft?“
„Bitte?“
„Vielleicht schlägt er ja gar nicht nur alle sechs Jahre zu, vielleicht tötet er jedes Jahr sechs Menschen, nur eben nicht hier auf der Erde sondern auf anderen Planeten.“
„Oh, das habe ich überprüft. Die Morde gibt es nur hier auf der Erde.“
„Könnte der Mörder trotzdem in den sechs Jahren dazwischen den Planeten verlassen?“ brachte sich Fect ein. „Vielleicht ist er nur alle sechs Jahre hier und vielleicht hält er die Erde für sein Jagdrevier?“
„Wir haben das erwogen, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass er die ganze Zeit auf der Erde ist, aber nur in einem Rhythmus von sechs Jahren mordet.“ Brewster sah Ethan an. „Oder so, wie Sie es eben beschrieben haben.“
Der Detective nickte. Dann fiel ihm etwas ein.
„Sie sagten eben, Sie hätten eine heiße Spur?“
„Ja.“
„Und deswegen sind Sie hier?“
„Ganz genau.“
„Darf man fragen, was diese Spur ist?“
„Wir haben eine Vermutung, wer der Täter sein könnte.“
„Und der wäre?“
„Wir nehmen an, dass Sie es sind, Detective Cause.“
Ethan sah den Special Agent verblüfft an.
„Hm?“
„Wir halten Sie für den Serienkiller, Detective Cause“, wiederholte Agent Brewster.
„Mich?“
„Und du dachtest, dein Tag könnte nicht interessanter werden“, spöttelte Fect. Dann musterte sie den EBI-Beamten. „Im Ernst?“
„Im Ernst, Captain Fect“, bestätigte der. „Wir haben Spuren von Zeitreiseaktivitäten gefunden, aber eben nicht bei allen Tatorten. Und bei ein paar davon haben wir auch DNA-Spuren gefunden.“ Er deutete auf Ethan. „Und die stammen von ihm.“ Er lächelte. „Bis eben hatten wir keine Idee, wie es hätte sein können, dass der Täter bei manchen Taten eine Zeitmaschine benutzt hat und bei manchen nicht, aber Sie haben uns gerade eine sehr schöne Antwort auf diese Frage präsentiert.“ Er legte den Kopf schief. „Konnten Sie das, weil Sie so clever sind oder weil Sie die Taten auf diese Weise begangen haben?“
„Das möchte ich lieber nicht beantworten.“
„Warum? Weil es Sie belasten würde?“
„Weil es arrogant klingen würde!“ Ethan seufzte. „Sehen Sie, selbst wenn ich Ihr Serienkiller wäre… dann würde ich es erst noch!“
Brewster öffnete den Mund, aber sein Gesichtsausdruck sagte ein deutliches: Häh?
„Sehen Sie, ich war noch nicht an Ihren Tatorten. Ich schätze mal, das ließe sich auch anhand der Logbücher der Zeitmaschinen hier belegen lassen. Wenn Sie mich also jetzt verhaften und wegsperren, würden Sie bestenfalls ein Zeitparadoxon erschaffen, bei dem ich nie zu den Tatorten reise und Sie deshalb nie meine Spuren finden und Sie mich deshalb nie verhaften… Sie wissen ja, wie solche Paradoxa funktionieren.“
Diesmal sagte sein Gesichtsausdruck: Para…was?
„Wissen Sie, wenn Ihr Verein nicht so arrogant wäre, dann würde es zur Standardprozedur gehören, die Polizeit in alle Serienmörderfälle einzuschalten, um in der Tat nicht mehrere Jahre warten zu müssen, bis man einen neuen Tatort zu sehen bekommt, wodurch man keine 18 Jahre verschwendet und den Täter wieder und wieder zuschlagen lässt, weil man den Fall schlicht und ergreifend nicht knacken kann.“
„Man könnte…“
„Wir ändern die Geschichte nicht, das hat man Ihnen doch hoffentlich bei Ihrem Zeitreiseseminar beigebracht.“
„Nun…“
„ Ich hätte es Ihnen beigebracht.“ Ethan kratzte sich das Kinn. „Also, wie es aussieht, werde ich mir also ein paar Ihrer Tatorte ansehen – sagen wir mal, um sie zu untersuchen, und nicht, weil ich der Serienkiller bin. Das bringt sie dann doch mal nach 18 Jahren und 24 Leichen dazu, uns hier einen kleinen Besuch abzustatten und uns um Amtshilfe zu bitten.“
„Ich bitte Sie nicht um…“
„Sagen wir einfach mal, Sie tun es, um Ihnen noch mehr Peinlichkeiten zu ersparen.“ Ethan erhob sich und ging ans Fenster, um den langweiligen Ausblick zu genießen. Er war so öde, dass er einen wenigstens nicht ablenkte. „Ich würde folgende Vorgehensweise vorschlagen: Sie erzählen mir alles, was ich über den Fall wissen muss, und dann schaue ich, ob ich Ihnen bei Ihren Ermittlungen helfen kann.“
„Indem Sie in die Vergangenheit reisen? Und sich die Tatorte ansehen?“
„Sie haben meine Spuren dort gefunden, also wenn die nicht jemand dort platziert hat, um mich zu belasten, sollte ich dort irgendwann vorstellig werden.“
„Okay“, meinte Brewster langsam. „Und was, wenn Sie doch der Täter sind?“
„Dann… haben Sie mich ja schon gefunden!“
Ethan nahm dem EBI-Agenten gegenüber Platz und sah ihn aufmerksam an. „Also“, begann er freundlich, „nehmen wir mal an, ich wäre nicht der Täter. Was könnten Sie mir dann über den Fall erzählen?“
Special Agent Brewster schenkte dem Polizisten einen zweifelnden Blick. „Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob das der richtige Weg ist.“
„Warum nicht?“
„Weil ich Ihnen, wenn Sie der Täter sind, wertvolle Informationen gebe, wie Sie Ihre Tat verschleiern können.“
„Da wäre ich nicht so sicher.“
„Und warum das nicht?“
„Weil ich die Tat ja, wenn ich es denn wäre, noch nicht begangen habe. Sie dagegen sind aber hier und das, weil Sie Spuren von mir gefunden haben . Nehmen wir also einfach mal an, dass sich die Vergangenheit nicht verändern lässt, weil sie bereits geschehen ist: Wie blöde müsste ich also sein, nach diesem Gespräch heute noch Spuren zu hinterlassen? Der Schaden, wenn Sie so wollen, wäre also mangels bisheriger Ausführung der Tat von mir bereits angerichtet.“
„Das… äh… das…“
„Ich weiß, es ist kompliziert.“ Ethan schlug die Beine übereinander und rieb sich das Kinn. „So gesehen müsste ich sie also absichtlich hinterlassen, damit Sie sie finden können.“
„Aber…“
„Das mit dem Paradox, das sonst entstehen würde, hatte ich ja schon angedeutet. Also weiter im Text. Wenn Sie nur an ausgesuchten Tatorten Spuren gefunden haben, sowohl einer Zeitmaschine als auch von mir, bedeutet das, dass alle anderen Tatorte keine Spuren aufweisen. Sehe ich das richtig?“
„Nuun…“
„Ich fasse das als Ja auf.“ Der Detective legte den Kopf schief. „Dafür, dass Sie hier sind, um Amtshilfe zu ersuchen, sind Sie nicht besonders kooperativ. Sie sind immerhin zu uns gekommen.“
„Um dich zu verhaften, Liebling, um dich zu verhaften.“
Fect klopfte ihm aufmunternd auf den Arm.
„Richtig, das vergesse ich immer.“ Ethan seufzte. „Kommt eben zu selten vor, dass ich auf dieser Seite des Verhörtisches sitze. Aber egal, wo waren wir? Also, der Täter hinterlässt keine Spuren?“
„Nein.“
„Außer meinen Spuren?!“
„Ja.“
„Die nicht daher rühren könnten, dass ich mir die Tatorte angesehen habe?“
„Nuuun…“
„Sehen Sie, falls ich nicht der Täter wäre…“
„ Bin “, korrigierte ihn seine Chefin.
„Bitte?“
„Falls du nicht der Täter bist ! Falls du nicht der Täter wärst , setzt, glaube ich voraus, dass du der Täter bist , während bist ironischerweise sagt, dass du es nicht bist . Glaub ich jedenfalls.“
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