Martin Cordemann - POLIZEIT-Bericht

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Polizeit, Band 3
Zeitmaschinen gibt es nicht. Aber wenn doch, würde sie auch garantiert jemand dazu benutzen, um Morde und andere Verbrechen zu begehen. Nach «POLZEIT-Detective» und «POLIZEIT-Inspektor» geht es auch hier wieder um ein paar Mördereien, die so ohne Zeitmaschine eigentlich nicht möglich gewesen wären. Und es geht um den «großen Zeitkrieg», der hier ein wenig beleuchtet wird. Das Buch dreht sich also nicht nur um Kriminalfälle, sondern dringt ein bisschen tiefer in «das Polizeit-Universum» ein. Und Detective Inspektor Ethan Cause darf dabei natürlich auch nicht fehlen. «POLZEIT-Bericht» kann nach Band 2 spielen… oder vor Band 1. Oder irgendwo dazwischen. Entscheiden Sie selbst. Ein bisschen philosophisch, ein bisschen verspielt wird den Fragen nachgegangen: Was könnte man mit Zeitmaschinen machen, wenn das nicht blanker Unfug wäre? Ist das überhaupt Unsinn? Und wo hab ich eigentlich geparkt? Ungewöhnliche Krimis, wie man sie sonst wahrscheinlich nur in einer anderen Zeitlinie findet…

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Martin Cordemann

POLIZEIT-Bericht

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Inhaltsverzeichnis

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ZEITBRUCH

ZEITVERTEIDIGUNG

ZEITKRIEG

Der Drei-Phasen-Krieg

Das Ungleichgewicht der Kräfte

Kriegsverhandlungen

Erlösung… oder Endlösung?

Der ewige Krieg

SUIZEIT

Impressum neobooks

ZEITBRUCH

Eines Tages erwachte Bill Smythe mit einer bahnbrechenden Idee. Er wollte den größten Bankraub aller Zeiten durchführen. Und das schloss die Zukunft mit ein. Jede mögliche Zukunft. Oder zumindest ein paar davon. Er war sich nicht sicher, wieviele es gab – oder ob es überhaupt mehr als eine gab. Er hatte mal bei einem Preisausschreiben eine Reise „in die ferne Zukunft“ gewonnen, aber da hatte man nur versucht, ihm Heizdecken anzudrehen. Während die anderen „Gewinner“ noch überlegten, welche Farbe am besten zu ihrem Appartement passte, schlich Bill sich hinaus und machte einen Spazierganz durch eine Zeit in weiter Ferne…

Wie sich herausstellte stimmte es, was die Ferne anging, denn er befand sich mehrere tausend Kilometer von zu Hause entfernt, doch das mit der „fernen Zukunft“ erwies sich als Irrtum um nicht zu sagen Betrug. In der anschließenden Verhandlung, die Bill durch seine Klage angestrengt hatte, wurde durchaus anerkannt, dass ihr Treffen „in der Zukunft“ stattgefunden hatte, nämlich drei Wochen nachdem die Gewinner informiert worden waren, da jedoch von „einer Reise in die ferne Zukunft“ und nicht „in einer fernen Zukunft“ die Rede gewesen war, erkannten die Richter das Marketingkonzept der Heizdecken-Gruppe HDG Inc. nicht an. Außerdem sein von einer „fernen Zukunft“ die Rede gewesen und da konnte man drei Wochen ja wohl kaum als angemessen gelten lassen. Um sich vor weiteren Klagen zu schützen, spendierte man Bill seine ersehnte Reise in die Zukunft, in eine ferne Zukunft, so fern, wie es überhaupt nur ging (Spruch einer Marketingfirma, der die limitierte Reichweite ihrer Zeitmaschinen sowohl ansprach wie auch scheinbar negierte).

Es wurden 10 Millionen Jahre, mehr oder weniger. Es war eine Zeit, in der Reichtum nichts mehr bedeutete, weil jeder ihn hatte, oder keiner. Man lebte, genoss, aß, trank und starb, jedenfalls behauptete das der von TimeCorps Inc. eingesetzte Zeitreiseleiter. Er selbst, so sagte er, machte ab und an einen Abstecher hierher, nur um Mittag zu essen, aber das stellte sich als gelogen heraus. Bill spendierte ihm von seinem Geld aus dem Vergleich ein Mittagsmahl und während es sich der Reiseleiter auf seine Kosten schmecken ließ, machte sich Bill auf den Weg in etwas, das eine Art Bibliothek war, in Wirklichkeit aber nur so eine Art Implantat, das er sich einsetzen ließ und das sich mit Verlassen dieser Zeit in nichts auflösen würde. (Durch ein Missverständnis in einer Zeitmaschinenmanufaktur wurde einmal eine Zeitmaschine aus diesem Material gebaut – mit eher unangenehmen Folgen.)

Bill startete das Implantat – und es stellte sich als weit weniger beeindruckend heraus, als man es sich vorgestellt hätte. Er konnte Fragen stellen oder Fragen eingeben oder ganz einfach auch nur Fragen denken, was er tat. Denn er war hier, um etwas ganz bestimmtes in Erfahrung zu bringen. Schon seit frühester Jugend, so meinte er, sich erinnern zu können, interessierte er sich für dieses Thema und nun endlich hatte er einen Weg gefunden, einen Weg zu finden.

„Was ist die größte Bank des Universums?“ war seine erste Frage, doch die brachte nicht ganz das Ergebnis, das er sich erhofft hatte. Die Antwort lautete: „Die Bank von Klenndock Sinu, einem 24 Meter großen Kalu, die vor seinem Haus steht und auf der er die Sonnenuntergänge genießt.“ Es folgten Angaben zu Größe und Bauzeit und wieviele Arbeiter dabei sterben mussten, um dem Kalu eine passende Sitzgelegenheit zu bauen.

Bill formulierte seine Frage neu und fand die Geschichte der großen Bankhäuser – die sehr lang und umfangreich war, weil er nach den Geldinstituten des Universums gefragt hatte und das war ja bekanntlich ziemlich groß. Da war die Bank von Umar Su, die nur Kinder beschäftigte, was überraschend gut zu funktionieren schien, weil die mit Freude und ganz ohne Gier an die Sache herangingen. Da war die Bank auf Telurfott, die so viele unterschiedliche Währungen einführte, dass sie allein an den Druckkosten des benötigten Geldes pleite ging. Über die Bank von Dox war nicht viel bekannt, außer, dass sie eins der architektonisch schönsten Gebäuden besessen haben sollte, doch es war scheinbar schwierig, an mehr Informationen heranzukommen. Das B/A/N/K/H/A/U/S umfasste 21 Galaxien und hatte Filialen in 12 weiteren Milchstraßen, verspekulierte sich aber und wurde nun als potentieller Kriegsgegner Nummer 1 für verschiedene Völker angesehen.

Er erfuhr eine Menge Dinge über die verschiedensten Währungen, die es im Laufe der Zeit gegeben hatte und eventuell noch geben würde und das meiste davon stellte sich als ziemlich uninteressant heraus. Schnell schränkte er seine Suchparameter ein und nachdem sich selbst die Banken seiner eigenen Galaxie als zu zahlreich und unübersichtlich herausgestellt hatten, beschränkte er sich auf die der Menschheit.

Wie sich herausstellte, hatte es im Laufe der Geschichte ab und an Änderungen im Bankensektor gegeben. Irgendwann hatte man alle Wertgegenstände abgeschafft, was dazu führte, dass „das Geld“ und damit das Vermögen der Menschen rein virtuell geworden war, digital, Zahlen und Punkte. In dieser Periode der Geschichte waren Banken nicht mehr als größere Lagerräume für Server und es brachte nichts, rein physisch in eine Bank einzubrechen, weil es für jeden Server diverse Backupserver an anderen Orten gab. Es war eine traurige Zeit für Bankräuber – und eine wunderbare Zeit für Hacker, ein Begriff aus einer früheren Zeit, der aus Tradition bis in die Zukunft überleben sollte. Es gab kein elektronisches Sicherheitssystem, das man nicht irgendwie knacken konnte und so wurde es geknackt und noch nie waren mehr Konten und Bankdaten verschoben worden als in dieser Zeit. Als man gemerkt hatte, dass diese Werte keine Werte hatten, gab es wieder ein Umdenken und man führte wieder echte Wertsachen ein. Und man brauchte wieder Banken. Bill lächelte. Das war genau die Periode, nach der er gesucht hatte. Eine Zeit, in der in Banken Werte gelagert wurden, Werte, die man ansehen, anfassen – und stehlen konnte! Die Frage war: Hatte das schonmal jemand gemacht?

Die Antwort war… undursichtig. Es war ein bisschen merkwürdig. Bill hatte schnell herausbekommen, welches das Bankhaus mit den größten Werten, welches „die sicherste Bank im Universum“ war. Alle anderen Geldhäuser interessierten ihn nicht, er wollte das hier, das größte, das beste, das schwierigste. Wenn er seinen Coup durchführen wollte, dann nicht bei irgendeiner Wald- und Wiesenbank auf irgendeinem lächerlichen Asteroiden, er wollte den ganz großen Gewinn. Und er war sich sicher, dass er da nicht der Einzige war. Es war schon immer so gewesen, wenn es eine Bank gab, dann gab es auch jemanden, der sie ausrauben wollte. Dieser Jemand war er, aber er war sich sicher, dass es noch andere gab, geben musste. Er brauchte nicht lange, um sie zu finden. Es war eine auserlesene Truppe an Verbrechern, die sich an der Bank, die sich schlicht DIE BANK nannte, versucht hatten. Versucht, wohlgemerkt. Keiner hatte es geschafft und einige hatten es auch nicht geschafft. Das Sicherheitssystem ließ nicht mit sich scherzen und ab einem bestimmten Level waren die Maßnahmen offenbar tödlich – oder die Verbrecher hatten sehr bizarre Unfälle gehabt, das war jedenfalls die offizielle Ansicht der zuständigen Versicherung. Sie waren bei Nacht in die Bank eingedrungen, bei Tag, bei Vollmond, während einer Invasion der Grool, sogar bei der Taufe des Papst-Sohnes. Niemand hatte es geschafft. Niemand hatte seine Beute aus der Bank herausschaffen können. Sie alle waren verhaftet worden, oder getötet, oder, wie im Fall von O.J. Stark, beides. Es hatte nie…

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